iPhone-Modem: Intels XMM 7560 belastet die 14-nm-Produktion weiter

Nicolas La Rocco
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iPhone-Modem: Intels XMM 7560 belastet die 14-nm-Produktion weiter
Bild: Apple/Intel

Fluch und Segen liegen dieser Tage bei Intel so nah beieinander wie selten zuvor. Mit der gestrigen Vorstellung von iPhone Xs, Xs Max und Xr sichert sich Intel den lang ersehnten exklusiven Milliardenauftrag für Modems. Die Sache hat nur einen Haken: Das XMM 7560 der neuen iPhones kommt aus Intels überlasteter 14-nm-Produktion.

Vorerst keine Konkurrenz mehr: Nachdem Qualcomm Apple als Abnehmer für Modems verloren hat, geht Apples gesamtes Modem-Geschäft der neuen Modelle iPhone Xs, Xs Max und Xr an Intel. Für den Chipriesen ist es ein Milliardenauftrag, der nach ersten Schritten im 2016 vorgestellten iPhone 7 (Plus) sowie dem letztjährigen iPhone 8 (Plus) und iPhone X der Modem-Sparte endgültig zum Durchbruch verhelfen wird.

Im kommenden ersten Geschäftsquartal, in das die neuen iPhone-Modelle erstmals vollständig fallen werden, hat Apple im letzten Jahr 77,3 Millionen Smartphones verkauft. Im gesamten letzten Geschäftsjahr waren es rund 217 Millionen iPhones. Nicht alle verkauften iPhones werden neue Modelle mit Intel-Modem sein, dennoch ist der exklusiv an Intel vergebene Auftrag für Modems ein riesiger Erfolg für das Unternehmen.

XMM 7560 für 1 Gbit/s, DSDS und LAA

iPhone Xs, Xs Max und Xr sind die ersten Apple-Smartphones mit Gigabit-Geschwindigkeit im LTE-Netz. Rein von der Hardware her war dies allerdings auch schon im letzten Jahr bei iPhone-Modellen mit dem Qualcomm-Modem Snapdragon X16 der Fall. Da Intels in anderen iPhone-Varianten verbautes XMM 7480 aber nur bis zu 600 Mbit/s liefert, musste das Qualcomm-Modem künstlich eingeschränkt werden, damit es im Apple-Sortiment keine nach außen hin sichtbaren technischen Unterschiede bei regional abweichenden Geräten gibt. In Qualcomms eigenem Snapdragon 835 ist das X16 deutlich flotter.

Intels im Februar 2017 vorgestelltes aber erst jetzt einsatzbereites XMM 7560 schafft nun hingegen ebenfalls 1 Gbit/s im Downlink, sodass Apple jetzt mit dieser Geschwindigkeit werben kann. Die gestern von Marketing-Chef Phil Schiller als vermeintliche Apple-Erfindung beworbene Dual-SIM-Technologie Dual-SIM/Dual-Standby (DSDS) ist ebenfalls ein Feature des Intel-Modems. Es unterstützt zudem 5 × Carrier Aggregation und die Nutzung von unlizenziertem Spektrum (LAA).

CPUs, Chipsätze und nun auch Modems aus 14-nm-Produktion

Apples milliardenschwerer Auftrag spült zwar Geld in Intels Kassen, macht das Leben des Chipriesen aber nicht unbedingt leichter. Denn im Datenblatt des XMM 7560 steht auch: „Built on Intel’s 14nm process optimized for low power consumption.“ Das bedeutet, dass Intel neben CPUs und Chipsätzen jetzt auch noch Millionen von Modems in 14 nm fertigen muss. Alle aktuellen CPU-Serien sowie die echten 300er-Chipsätze mit Ausnahme des Z270-Aufgusses Z370 sowie das XMM 7560 laufen bein Intel in 14 nm vom Band. Ein Luxusproblem, von dem andere träumen, aber dennoch ein Problem.

Die Verzögerung der 10-nm-Produktion auf Ende 2019 und die daraus resultierenden 14-nm-Kapazitätsprobleme werden durch die Modem-Produktion noch weiter verstärkt. Als Folge daraus wird zum Start der Core-i-9000-Serie mit dünner Verfügbarkeit gerechnet, der Z390-Chipsatz hat Lieferprobleme und „alte“ Z370-Mainboards mit 22-nm-Chips gehen zwangsweise in die zweite Runde. Eines dürfte dabei klar sein: Intel wird zuerst die Produktion von CPUs und Chipsätzen kürzen, bevor man es sich mit Apple verscherzt und die nun erstmals laufende Modem-Sparte wieder zurückfährt.