PassMark und Mindfactory: Neue Zahlen zum „Marktanteil“ von AMD & Intel

Update Michael Günsch
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PassMark und Mindfactory: Neue Zahlen zum „Marktanteil“ von AMD & Intel
Bild: geralt | CC0 1.0

Laut der jüngsten Aktualisierung der Statistik des Benchmark-Anbieters PassMark nähert sich AMD wieder einem Viertel „Marktanteil“ bei Prozessoren an – der höchste Wert seit rund 5 Jahren. Eine aktuelle Tendenz beim Absatz im Endkundenhandel mit weitaus höherem AMD-Anteil liefern neue Zahlen von Mindfactory.

PassMark: Höchster AMD-Anteil seit 5 Jahren

Die Firma PassMark sammelt in seiner Online-Datenbank Benchmark-Ergebnisse für Prozessoren und führt dabei Statistiken zum Anteil des jeweiligen CPU-Herstellers unter den Probanden. Die Anteile der CPU-Hersteller AMD und Intel werden in einer Grafik zusammengefasst, die bis ins Jahr 2004 zurückreicht. Neu ist der Eintrag zum gerade begonnenen dritten Quartal 2019, demzufolge AMD auf 24,4 Prozent Anteil kommt. Dies ist der höchste Wert für diesen Hersteller seit dem zweiten Quartal 2014. Für Intel bedeuten die verbliebenen 75,6 Prozent entsprechend den niedrigsten Anteil in diesem Zeitraum. Nach Angaben von PassMark basieren die Statistiken auf „tausenden“ Ergebnissen aus den Benchmarks (CPU Mark) des Entwicklers, würden täglich aktualisiert und sollen über eine Million Resultate umfassen.

Anteil der getesteten CPUs bei PassMark
Anteil der getesteten CPUs bei PassMark (Bild: PassMark)

Auch wenn sich die PassMark-Statistik auf eben jenen Benchmark beschränkt und keineswegs mit den echten Marktanteilen von AMD und Intel nach Absatz und Umsatz gleichzusetzen ist, liefert sie eine Tendenz für die Marktentwicklung.

Die jüngsten Zahlen von Marktforschern

Dass AMD seit Einführung der Zen-Architektur und den Produktfamilien Ryzen (Desktop/Notebook) und Epyc (Server) relativ kontinuierlich Marktanteile von Intel erobert, bestätigen auch Zahlen von Marktforschern. Mercury Research hatte zum Beispiel im November 2018 berichtet, dass AMD im Gesamtmarkt mit x86-Prozessoren wieder die Marke von zehn Prozent Marktanteil geknackt hatte. Im Februar 2019 ließ Mercury Research konkrete Zahlen für das vierte Quartal 2018 folgen, laut denen sich AMD auf 15,8 Prozent Marktanteil bei Desktop-PCs, 12,1 Prozent bei Notebooks und 3,2 Prozent bei Servern steigern konnte. Die jüngsten Statistiken der Firma zum ersten Quartal 2019 besagen eine weitere Steigerung auf nun 17,1 Prozent bei Desktop-PCs und 13,3 Prozent bei Notebooks, allerdings einen leichten Rückgang bei Servern auf 2,9 Prozent.

Marktanteile von AMD-Prozessoren
Q4 2017 Q1 2018 Q4 2018 Q1 2019 Δ Quartal Δ Jahr
Desktop 12,0 % 12,2 % 15,8 % 17,1 % +1,3 PP +4,9 PP
Notebook (exkl. IoT) 6,9 % 8,0 % 12,1 % 13,1 % +1,0 PP +5,1 PP
Server (exkl. IoT) 0,8 % 1,0 % 3,2 % 2,9 % –0,3 PP +1,9 PP
PP = Prozentpunkte, Daten von Mercury Research

Tendenzen im Online-Handel und bei Steam

Im Endkundenhandel könnte AMDs Anteil an Desktop-Prozessoren derweil noch weitaus höher sein. Die vom reddit-User ingebor in regelmäßigen Abständen erstellten Statistiken auf Basis der öffentlichen Verkaufszahlen des deutschen Online-Händlers Mindfactory wurden jüngst aktualisiert. Im Juni 2019 wurden demnach 69 Prozent AMD-CPUs und 31 Prozent Intel-CPUs bei Mindfactory verkauft. Beim Umsatz ist der Vorsprung deutlich geringer: Hier stehen 53 Prozent der Einnahmen mit AMD-CPUs den 47 Prozent mit Intel-CPUs gegenüber. Dies liegt an einem hohen Anteil hochpreisiger Intel-Modelle wie dem Core i9-9900K, der aktuell rund 480 Euro kostet. Während die dort umsatzstärksten AMD-Prozessoren Ryzen 7 2700X (rund 270 Euro) und Ryzen 5 2600 (rund 125 Euro) deutlich günstiger sind.

Marktanteile von AMD und Intel nach Absatz bei Mindfactory im Juni 2019
Marktanteile von AMD und Intel nach Absatz bei Mindfactory im Juni 2019 (Bild: ingebor (reddit))
Marktanteile von AMD und Intel nach Umsatz bei Mindfactory im Juni 2019
Marktanteile von AMD und Intel nach Umsatz bei Mindfactory im Juni 2019 (Bild: ingebor (reddit))

Wie bei den Zahlen von PassMark sind die Anteile nicht als allgemeingültig zu betrachten, liefern aber eine Tendenz. Dass AMDs Anteil im gesamten Desktop-Geschäft aufgrund eines deutlich geringeren Anteils in Komplettsystemen von OEMs weitaus niedriger ausfällt, besagen nicht nur Marktforscher, sondern auch die Spieleplattform Steam. Die monatlich stattfindende „Steam-Hard- & Softwareumfrage“ auf Basis von Usern bereitgestellter Systeminformationen nennt für den Juni 2019 einen Anteil von 82,1 Prozent Intel-CPUs und nur 17,9 Prozent AMD-Prozessoren. Die Anteile liegen damit sehr nahe an den jüngsten Zahlen von Mercury Research. Gegenüber den letzten drei Monaten ist bei Steam allerdings ein leichter Rückgang der AMD-Anteile zu beobachten.

Mit Zen 2 könnte AMD weiter zulegen

In wenigen Tagen wird AMD die CPUs der Familie Ryzen 3000 mit Zen-2-Architektur in den Markt entlassen. Mit nochmals mehr Kernen und deutlich gestiegener Leistung pro Takt sollen diese den Druck auf Intel nochmals erhöhen und könnten AMD weitere Anteile im Desktop-Markt sichern. In diesem Quartal erscheint auch die neue Generation der Epyc-CPUs, mit der AMD Intels Dominanz im Server-Markt schmälern will.

Update

PassMark hat heute die „Marktanteile“ von AMD und Intel in der Benchmark-Datenbank des Unternehmens aktualisiert. Gut eine Woche nach dem Verkaufsstart von Ryzen 3000 (Zen 2) hat AMD bereits deutlich zugelegt und kommt auf 29,5 Prozent, während Intels Anteil auf 70,5 Prozent schrumpft. Der Anteil der AMD-CPUs hat damit dort den höchsten Wert seit über acht Jahren erreicht. Von der Bestmarke mit 48,4 Prozent im ersten Quartal 2006 ist AMD aber noch sehr weit entfernt.

Anteil der getesteten CPUs bei PassMark (Update)
Anteil der getesteten CPUs bei PassMark (Update) (Bild: PassMark)
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