12 True-Wireless-Kopfhörer im Test: Razer Hammerhead

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Frank Hüber
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Speziell fürs Spielen und für die Videowiedergabe hat Razer einen Gaming-Mode integriert, der die Latenz der Kopfhörer so weit senken soll, dass auch diese beiden Einsatzbereiche ohne störende Verzögerung mit den Kopfhörern genutzt werden können. aptX oder gar aptX LL bieten die Razer Hammerhead dabei nicht, sondern der Hersteller setzt auf eine eigene Lösung. Der Gaming-Mode für Low Latency wird durch dreimaliges Drücken auf einen Ohrhörer und mindestens zweisekündiges Gedrückhalten nach dem letzten Tippen aktiviert beziehungsweise deaktiviert. Razer nutzt Ansagen über die Ohrhörer, um dies zu signalisieren – wie auch beim Ein- und Ausschalten und Koppeln.

Das Ladecase ist ausgesprochen klein und wird über USB-C aufgeladen. Dennoch lädt es die Hammerhead rund vier Mal vollständig auf, was aber auch daran liegt, dass die Akkulaufzeit der Ohrhörer nur 3 bis 4 Stunden beträgt. Mit dem Ladecase werden knapp 16 Stunden erzielt. Razer packt den Kopfhörern zudem eine Handschlaufe bei, die am Ladecase befestigt werden kann. Zudem liegt den Earbuds ein Paar Silikon-Aufsätze bei, die über den in der Ohrmuschel liegenden Teil gezogen werden und den Halt im Ohr verbessern sollen. Die Earbuds selbst sind nach IPX4 gegen Schweiß und Regen geschützt.

Wird das Ladecase geöffnet, werden die Earbuds in den Verbindungsmodus versetzt und können mit dem Smartphone gekoppelt werden. Razer bietet für die Hammerhead eine App an, über die sich die Firmware aktualisieren lässt. Die übrigen Möglichkeiten sind jedoch sehr eingeschränkt. Der Equalizer erlaubt nur einen Bass- oder Höhen-Boost und neben einem Tutorial kann der Nutzer sonst lediglich die Ansagesprache umstellen. Schon den Gaming-Mode kann man über die App nicht ein- oder ausschalten. Ihr Nutzen ist im Alltag somit sehr gering.

Razer Hammerhead-App

In Verbindung mit iOS-Geräten können die Razer Hammerhead auf den besseren Audio-Codec AAC zurückgreifen. aptX wird wie bereits erwähnt unter Android jedoch nicht unterstützt, weshalb hier nur der verlustbehaftete SBC bleibt.

Keine Steuerung der Lautstärke

Die Steuerung der Hammerhead erfolgt über Touch-Flächen auf beiden Ohrhörern, wobei Razer zum Starten und Pausieren der Wiedergabe nicht auf ein einfaches Tippen, sondern auf ein etwas längeres Drücken von 1 bis 2 Sekunden setzt. Es bedarf durchaus einiger Versuche, bis man die richtige Zeitspanne trifft. Ein noch längeres Drücken aktiviert den Sprachassistenten des Smartphones oder schaltet den Ohrhörer ein. Ein doppeltes Tippen springt einen Track vor, ein dreifaches Tippen einen Track zurück. Der Vorteil dieser Steuerung ist eindeutig, dass sie völlig unabhängig vom rechten oder linken Ohrhörer ist und auf beiden Ohrhörern jede Aktion durchgeführt werden kann. Wer nur einen der beiden Eardbuds nutzt, wird so nicht eingeschränkt, denn grundsätzlich kann jeder der beiden Earbuds auch alleine genutzt werden.

Die Lautstärke der Musikwiedergabe lässt sich über die Earbuds nicht anpassen, dies muss immer über das Smartphone erfolgen und lässt sich in der App auch nicht anpassen. Ein Umstand, der je nach Einsatzzweck im Alltag durchaus negativ ins Gewicht fallen kann.

Bester Tragekomfort

Als Earbuds haben die Razer Hammerhead einen sehr angenehmen Sitz gerade für alle, denen echte In-Ear-Kopfhörer zu sehr drücken. Beim Tester boten die Earbuds, die sich lediglich durch die Silikonhülle etwas anpassen lassen, einen sehr guten Sitz und mit der Silikonhülle einen sehr guten Halt, der abseits von Sport zu keiner Zeit das Gefühl vermittelte, die Ohrhörer würden herausfallen. Auch bei schnellen Bewegungen halten die Hammerhead ihre Position im Ohr und rutschen nicht etwa hin und her. Ohne die Silikonhüllen wackeln sie (beim Tester) hingegen ein wenig im Ohr. Für den Einsatz beim Sport sind sie je nach Sportart somit bedingt geeignet und halten hierbei in Verbindung mit dem Silikon-Einsatz jedoch minimal besser als die Apple AirPods und die Huawei Freebuds 3.

Tragekomfort der Razer Hammerhead
Tragekomfort der Razer Hammerhead

In Verbindung mit dem geringen Gewicht lassen sich die Razer Hammerhead so problemlos den ganzen Tag tragen, ohne für ein Druckgefühl zu sorgen. Da die Abdichtung des Ohrs geringer als bei den klassischen In-Ear-Hörern ist, nimmt man die Umwelt dabei weiterhin wahr.

Neutraler, guter Klang

Für den Sound sorgt ein dynamischer 13-mm-Treiber mit einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz. Die Impedanz liegt bei 32 Ohm und den Kennschalldruck gibt Razer mit 91 dB bei einer Frequenz von 1 kHz an. Ein omnidirektionales Mikrofon ermöglicht die Telefonie direkt über die Ohrhörer. Es deckt einen Frequenzgang von 300 Hz bis 5 kHz ab.

Der Klang der Razer Hammerhead fällt, anders als man es von einer Gaming-Marke erwarten würde, erfreulich neutral aus und versucht nicht mit einem übertriebenen Bass zu punkten. Bei niedriger Lautstärke geht tiefer Bass allerdings fast vollständig verloren. Er kommt erst bei mittlerer bis hoher Lautstärke gut zur Geltung. Den Höhen fehlt es jedoch etwas an Prägnanz und Klarheit. Auch bei höherer Lautstärke wirken sie immer etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt und von dem Bass und den Mitten verdrängt.

Der Gaming-Mode für niedrige Latenzen

Der Gaming-Mode der Razer Hammerhead soll die Latenz auf 60 ms senken. Eine Übertragung mit SBC, was Razer unter Android ausschließlich unterstützt, hat eine Verzögerung von bis zu 200 ms. Wird aptX genutzt, was die Hammerhead nicht unterstützen, kann sich die Verzögerung theoretisch halbieren. Mit aptX LL (Low Latency) würde die Übertragungslatenz bestenfalls nur 33 ms betragen. Theoretisch hätte Razer somit auch auf aptX LL setzen können, was jedoch den Nachteil hat, dass beide Enden, also sowohl Smartphone als auch Earbuds, Qualcomm-Technik nutzen müssen. Razers Lösung ist hingegen völlig Hersteller- und Smartphone-unabhängig.

In der Praxis lässt sich durch die Aktivierung des Game-Modes tatsächlich eine geringere Latenz wahrnehmen, die vor allem dann auffällt, wenn explizit darauf geachtet wird. Wer die Hammerhead jedoch für die Videowiedergabe oder zum Spielen einsetzen möchte, der sollte für diese Anwendungen auf den Game-Mode zurückgreifen.