CES 2020

Radeon RX 5600 XT: AMD will mit Navi 10 und 6 GB die 1660 Super klar schlagen

Wolfgang Andermahr
333 Kommentare
Radeon RX 5600 XT: AMD will mit Navi 10 und 6 GB die 1660 Super klar schlagen
Bild: AMD

AMDs neue RDNA-Architektur gibt es bisher auf der Radeon RX 5700 (XT) und auf der Radeon RX 5500 XT. Zwischen beiden klafft allerdings eine große Lücke, die die auf der CES jetzt vorgestellte Radeon RX 5600 XT schließen soll. Laut AMD arbeitet sie schneller als die GeForce GTX 1660 Super, ist zum Start aber auch teurer.

Mit Navi 10, nicht Navi 12

Nachdem sich die Gerüchteküche in den letzten Wochen fast schon sicher gewesen ist, dass die Radeon RX 5600 XT auf einer neuen GPU namens Navi 12 basiert, die Navi 10 allerdings sehr ähnlich gesehen hätte, hat AMD diese Gerüchte jetzt als falsch enttarnt: Auch die neue Grafikkarte nutzt einen zum Teil deaktivierten Navi 10, wie er auch bei der Radeon RX 5700 (XT) zum Einsatz kommt. Der GPU werden in diesem Fall aber noch stärkere Fesseln angelegt.

Der Speicher macht den größten Unterschied

Das gilt allerdings nicht für die Konfiguration der Recheneinheiten, denn mit 36 Compute Units und damit 2.304 ALUs sind genauso viele Shadereinheiten wie auf der Radeon RX 5700 aktiviert. Laut AMD ist die Ausbeute („Yield“) von Navi 10 und damit der 7-nm-Fertigung bei TSMC so gut, dass stärker deaktivierte Chips quasi nicht notwendig sind. Eingebremst wird die GPU der Radeon RX 5600 XT allerdings durch den Takt, den AMD mit 1.375 MHz in der Basis und mit bis zu 1.560 MHz beim Turbo angibt – vom Turbo ausgehend ist die Rechenleistung also zehn Prozent geringer als bei der Radeon RX 5700.

Damit wäre die Radeon RX 5600 XT aber noch viel zu nahe an den Top-Modellen dran. Um einen größeren Unterschied zu erzeugen, setzt AMD die Schere beim Speicherinterface an. Anstatt acht 32-Bit-Controllern sind nur noch deren sechs aktiv, das Speicherinterface wird also von 256 Bit auf 192 Bit gekürzt. Zugleich ist der Speichertakt von 7.000 MHz auf 6.000 MHz des Typs GDDR6 reduziert, sodass die Speicherbandbreite mit 288 GB pro Sekunde gleich 36 Prozent niedriger liegt.

Die Radeon RX 5600 XT wird es ausschließlich mit 6 GB geben

Das hat aber auch zur Folge, dass ein 8 GB großer Speicher nicht mehr möglich ist. Die Radeon RX 5600 XT bietet daher nur 6 GB, was insofern nicht ins Bild passt, als dass es die Radeon RX 5500 XT auch mit 8 GB gibt und dieses Volumen schon seit Jahren von AMD zumindest als Option in der Klasse quasi als gesetzt galt. Technisch wären auch 12 GB möglich, allerdings wären dann AMDs Top-Produkte mit 8 GB im Nachteil und die Materialkosten würden steigen. AMD hielt die Kombination aus 6 GB und 192 Bit am Ende offensichtlich für sinnvoller als 8 GB bei 128 Bit, denn das würde noch einmal deutlich Leistung kosten.

AMD Radeon RX 5600 XT: Für Full HD gedacht
AMD Radeon RX 5600 XT: Für Full HD gedacht (Bild: AMD)

Leistung knapp unterhalb einer RX Vega 64

Apropos Leistung: AMD liefert zur Vorstellung noch keinen Vergleich zur Radeon RX 5500 XT oder zur Radeon RX 5700, allerdings zum schnellsten Polaris-Ableger, der Radeon RX 590, den die neue Grafikkarte um 42 Prozent schlagen soll – bei einer 33 Prozent geringeren Leistungsaufnahme. Die GeForce GTX 1660 Ti soll je nach Titel zwischen 5 und 33 Prozent geschlagen werden (Im Durchschnitt 20 Prozent in AAA- und 10 Prozent in Multiplayer-Spielen), eine von Haus aus übertaktete GeForce GTX 1660 Super zwischen 5 und 15 Prozent.

Vergleicht man die von AMD angegebenen Abstände mit den Grafikkarten-Benchmarks von ComputerBase, sollte die Radeon RX 5600 XT minimal unter dem Niveau einer Radeon RX Vega 64 sowie einer GeForce RTX 2060 und über einer Radeon RX Vega 56 landen – damit wäre die Grafikkarte gar nicht so viel langsamer als die Radeon RX 5700, was sich aber erst noch beweisen muss. AMD bezeichnet die Radeon RX 5600 XT als „Ultimative 1080p Grafikkarte“.

AMD nennt 150 Watt als Leistungsaufnahme für die Radeon RX 5600 XT, was 35 Watt weniger als bei der Radeon RX 5700 und nur 20 Watt mehr als bei der Radeon RX 5500 XT wäre und zugleich eine sehr gute Energieeffizienz bedeuten würde. Hier kann AMD den Vorteil der breiten GPU bei zugleich relativ niedrigen Taktraten ausnutzen. Die Stromversorgung soll einfacher ausfallen, um geringere Kosten zu ermöglichen und der Radeon RX 5700 nicht gefährlich werden zu können.

Ab dem 21. Januar als Custom Design im Handel

Ab dem 21. Januar soll es die Radeon RX 5600 XT laut AMD im Handel zu kaufen geben. Alle Boardpartner sollen (teils mit mehreren Modellen) dabei sein. Wie schon bei der Radeon RX 5500 XT wird es kein Referenzdesign geben. Preislich orientiert sich die neue Grafikkarte mit 279 US-Dollar UVP vor Steuern derzeit am oberen Ende der Skala, auf der sie im Vergleich zu den anderen Navi-Grafikkarten liegen sollte. Gegenüber der weitläufig ab 230 Euro verfügbaren GeForce GTX 1660 Super ist sie damit nicht nur schneller, sondern zum Start auch teurer.

Eine etwas andere Radeon RX 5600 XT für OEMs und Notebooks

Mit der Radeon RX 5600 XT möchte AMD dem Dauerkonkurrenten Nvidia Marktanteile im Grafikkarten-Segment abknöpfen. Deswegen gibt es von der Grafikkarte neben der Desktop-Version auch eine für den OEM-Markt und auch eine für Notebooks, die allerdings etwas anders als der Desktop-Ableger konfiguriert sind. So wird die OEM-Variante zwar über dieselben Taktraten, aber nur 32 aktivierte CUs (2.048 Shader) verfügen. Die mobile Variante bleibt dagegen bei 36 CUs , der Takt wird aber aus Effizienzgründen noch geringer sein – ab 60 Watt wird die mobile Radeon RX 5600M starten. Ab dem ersten Halbjahr soll sie zusammen mit der RX 5700M in Notebooks verfügbar sein.

AMD Radeon RX 5500 XT AMD Radeon RX 5600 XT AMD Radeon RX 5700
Chip: Navi 14 Navi 10
Transistoren: ca. 6,4 Mrd. ca. 10,3 Mrd.
Fertigung: TSMC 7 nm
Shader-Einheiten: 1.408 2.304
Basis-Chiptakt: 1.607 MHz 1.375 MHz 1.465 MHz
Maximaler Chiptakt: 1.845 MHz 1.560 MHz 1.705 MHz
TFLOPs (FP32): 5,2 TFLOPs 7,2 TFLOPs 7,9 TFLOPs
TFLOPs (FP16): 10,4 TFLOPs 14,4 TFLOPs 15,7 TFLOPs
KI-Kerne: Keine
TFLOPs (FP16) mit KI: Nein
Raytracing: Nein
ROPs: 32 64
Pixelfüllrate: 45 GPix/s 100 GPix/s 109 GPix/s
TMUs: 88 144
Texelfüllrate: 162 GTex/s 225 GTex/s 246 GTex/s
DirectX (Feature-Level): 12_1
Speichergröße: 8 GB GDDR6 6 GB GDDR6 8 GB GDDR6
Speichertakt: 7.000 MHz
Speicherinterface: 128 Bit 192 Bit 256 Bit
Speicherbandbreite: 224 GB/s 336 GB/s 448 GB/s
Leistungsaufnahme Typisch/Maximal: 130 Watt 150 Watt 185 Watt

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von AMD unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

CES 2020 (7.–10. Januar 2020): ComputerBase war vor Ort!
  • Lenovo Legion Y740is: Dünnes Gaming-Notebook kommt mit externer GPU
  • Shure Aonic 215: Erste True-Wireless-In-Ears mit abnehmbarem Funkteil
  • Samsung Galaxy Book S: Notebook mit Snapdragon 8cx und einem Tag Laufzeit
  • +139 weitere News
Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!