Samsung: Galaxy S20(+) zoomt fast nur digital, S20 ohne mmWave

Nicolas La Rocco
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Samsung: Galaxy S20(+) zoomt fast nur digital, S20 ohne mmWave

Im Nachgang der Vorstellung der Galaxy-S20-Serie von Samsung sind interessante technische Details ans Licht gekommen, die im Rahmen der Ankündigung noch nicht bekannt waren. Dazu zählt zum Beispiel, dass Galaxy S20 und S20+ nahezu nur einen digitalen statt optischen Zoom nutzen. Dem kleinsten Modell fehlt zudem mmWave.

Samsung bewirbt die Galaxy-S20-Serie (Hands-On) mit bis zu 30-fachem Zoom für das Galaxy S20 und S20+ sowie 100-fachem „Space Zoom“ für das Galaxy S20 Ultra. Beim kleinsten und mittleren Modell sollen die Teleobjektive einen dreifachen hybriden Zoom vorweisen, was für eine Mischung aus optischer sowie digitaler Vergrößerung steht. Beim Galaxy S20 Ultra soll der hybride Zoom bei zehnfacher Vergrößerung liegen.

26 mm versus 28 mm Kleinbildäquivalent

Wie Notebookcheck über die englischsprachige Pressemitteilung zur Ankündigung der Smartphones herausgefunden hat, bieten Galaxy S20 und S20+ aber lediglich eine 1,06-fache optische Vergrößerung, alle weiteren Zoom-Stufen werden rein digital durchgeführt. Die Bezeichnung „Hybrid Zoom“ ist damit rein formal gesehen zwar korrekt, da eine Mischung aus minimalem optischen Zoom und starker digitaler Vergrößerung zum Einsatz kommt, Käufer dürften auf Basis der Werbung aber von einer stärkeren optischen Vergrößerung ausgehen. Auf Samsungs Produktseite zur Galaxy-S20-Serie ist von den genauen technischen Details nichts zu finden.

Erkennen lässt sich die schwache Vergrößerung an der Breite des Sichtfeldes, die die vermeintlichen Teleobjektive abdecken. Das liegt mit 76 Grad bei Galaxy S20 und S20+ nämlich nur minimal unterhalb der 79 Grad des normalen Weitwinkelobjektivs. Wie Notebookcheck vorrechnet, stehen 26 mm Kleinbildäquivalent der Hauptkamera ohne Zoom gerade einmal 28 mm Kleinbildäquivalent beim „Teleobjektiv“ gegenüber.

Das riesige Kameramodul des Galaxy S20 Ultra mit Periskop-Zoom
Das riesige Kameramodul des Galaxy S20 Ultra mit Periskop-Zoom

Anders sieht es beim Galaxy S20 Ultra aus, dessen Teleobjektiv mit 24 Grad Field of View einem Kleinbildäquivalent von etwa 100 mm und damit einer 4- bis 5-fachen optischen Vergrößerung entspricht. Samsung wirbt mit einem zehnfachen hybriden Zoom beim Galaxy S20 Ultra. Hier entspricht die Angabe eher der Erwartung.

8K-Videoaufnahmen nur über das Teleobjektiv

Die Redaktion von Notebookcheck vermutet die bei allen drei Modellen des Galaxy S20 mögliche Funktion der 8K-Videoaufnahmen als Auslöser für das „Chaos“. Denn während das Galaxy S20 Ultra mit der 108-Megapixel-Hauptkamera problemlos über deren Sensor entsprechende 8K-Aufnahmen anfertigen kann, mangelt es der Hauptkamera von Galaxy S20 und S20+ mit 12 Megapixeln an der dafür benötigten Auflösung von mindestens 33 Megapixeln (7.680 × 4.320). Deshalb wird die 8K-Videofunktion beim Galaxy S20 und S20+ über das vermeintliche Teleobjektiv abgewickelt, dessen Sensor 64 Megapixel bietet. Würde hier ein echter optischer Zoom vorliegen, könnten die Videoaufnahmen stets nur mit starker Vergrößerung angefertigt werden.

Galaxy S20 ohne 5G mmWave

Samsungs neue Flaggschiffe verstecken auch bei der Unterstützung des neuen Mobilfunkstandards 5G ein wichtiges Detail tief im Datenblatt: Nur das Galaxy S20+ und Galaxy S20 Ultra unterstützen 5G im Sub-6-GHz-Bereich, wie er unter anderem in Deutschland zunächst zum Einsatz kommt, sowie über mmWave, das zum Beispiel in den USA zuerst ausgebaut wird. Das kleinste Galaxy S20 bietet hingegen ausschließlich Sub-6-GHz. Diese Unterscheidung gilt für das US-Modell mit Snapdragon 865 sowie für die Variante mit Exynos 990.

Der Grund dafür dürften die vergleichsweise kompakten Abmessungen des kleinsten Galaxy S20 sein, da mmWave mehrere Antennenmodule (oftmals bis zu vier) im Gerät voraussetzt, damit ein guter Empfang selbst beim Umgreifen des Smartphones gewährleistet werden kann. 5G mmWave bietet höhere Übertragungsraten als Sub-6-GHz, ist aber nur für vergleichsweise kurze Distanzen ausgelegt und setzt ein dicht gebautes Mobilfunknetz voraus. In den USA wird mmWave vor allem im innerstädtischen Bereich genutzt, während Sub-6-GHz die Fläche etwa auf dem Land abdeckt.