Samsung Galaxy Book S im Test: ARM drin bedeutet nicht arm dran

Nicolas La Rocco
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Samsung Galaxy Book S im Test: ARM drin bedeutet nicht arm dran

tl;dr: Samsung kehrt mit dem Galaxy Book S zurück auf den deutschen Notebook-Markt. Die dritte Generation Notebook-SoC von Qualcomm ist mit dem Snapdragon 8cx erstmals explizit für diese Produktklasse entwickelt worden. Im Test überzeugt die Hardware auf fast ganzer Linie, Windows 10 on ARM hat aber Potenzial nach oben.

Während in der Gerüchteküche über MacBooks mit ARM-Prozessoren für das kommende Jahr spekuliert wird, sind Qualcomm und Partner bereits bei der dritten Generation entsprechend ausgestatteter Notebooks angekommen. Qualcomm spricht bei der neuen Kategorie von „Windows on Snapdragon“ oder „Always Connected PC“, andere nennen sie „Windows 10 on ARM“. Nachdem in den ersten Geräten noch mehr oder weniger umfunktionierte Smartphone-SoCs zum Einsatz kamen, steht mit dem Qualcomm Snapdragon 8cx die erste explizit für Notebooks entwickelte Plattform zur Verfügung. Zum Einsatz kommt sie unter anderem im jüngst für den deutschen Markt freigegebenen Samsung Galaxy Book S mit Windows 10 on ARM. Bei Microsoft ist der Snapdragon 8cx in abgewandelter Form als „eigener“ SQ1 im Surface Pro X vertreten.

Verfügbarkeit und Preis

Das Galaxy Book S steht im Hause Samsung nach Jahren der Abstinenz für die Rückkehr auf den deutschen Notebook-Markt. Im August 2019 parallel zum Galaxy Note 10 und Note 10+ (Test) vorgestellt, hätte es nach ursprünglicher Planung zu Beginn des vierten Quartals 2019 in Deutschland auf den Markt kommen sollen. Doch aus dem Start im Oktober wurde nichts, sodass zur CES im Januar dieses Jahres der März als neuer Termin anvisiert wurde. Seit dem 17. März ist das Galaxy Book S im Onlineshop von Samsung verfügbar, Testgeräte für die Presse gibt es aber erst seit wenigen Tagen vom Hersteller.

Samsung bietet das Galaxy Book S in einer einzigen Konfiguration mit Qualcomm Snapdragon 8cx, 8 GB RAM und 256 GB erweiterbarem Speicher für 1.099 Euro an. Auswahl besteht lediglich bei den Farben: Mercury Grey (Testgerät) und Earthy Gold.

Technische Daten im Überblick

Samsung Galaxy Book S (SM-W767NZAADBT)
CPU Qualcomm Snapdragon 8cx
GPU Qualcomm Adreno 680
RAM 8 GB LPDDR4X (verlötet)
SSD 256 GB UFS 3.0 (Samsung KLUEG8UHDB-C2D1)
Display 13,3 Zoll, 1.920 × 1.080 Pixel, Touch, Glas
Anschlüsse 2 × USB 3.2 Gen 2 Typ C, 1 × 3,5-mm-Klinke, 1 × microSD, 1 × Nano-SIM
Konnektivität Wi-Fi 5, LTE, 3G, Bluetooth 5.0 LE, GPS, Glonass, BeiDou, Galileo
Webcam 0,9 MP, 720p
Akku 42 Wh
Abmessungen (B × T × H) 305,2 × 203,2 × 6,2–11,8 mm
Gewicht 961 g
Farben Mercury Grey, Earthy Gold
Betriebssystem Windows 10 Home (ARM)
Preis (UVP) 1.099 Euro

Galaxy Book S tritt im Halbfliegengewicht an

Mit gerade einmal 961 g zählt das Galaxy Book S zu den mit Abstand leichtesten 13-Zoll-Notebooks am Markt. Der Redakteur nutzt seit mehreren Jahren ein Dell XPS 13 für Messen und andere Events, doch das Galaxy Book S spielt in puncto Gewicht und Abmessungen in einer völlig anderen Liga. Im Direktvergleich fühlt sich das eigentlich kompakte Ultrabook plötzlich deutlich klobiger an, wenngleich es das natürlich nicht ist.

Dass das Galaxy Book S nur 6,2 bis 11,8 mm dünn ist, liegt am Design, das mehr einem Smartphone als einem Notebook entspricht. Der Snapdragon 8cx wird rein passiv gekühlt; Kühlblöcke und Heatpipes, Lüfter oder Luftschlitze braucht es deshalb nicht. Das Gehäuse ist wie bei einem Smartphone in sich geschlossen. Unerreichbar ist die Hardware vermutlich nicht, doch ist weder über die Unterseite noch über die Tastatur ein direkter Zugang erkennbar. Dass Chassis und Boden aus zwei Bauteilen bestehen, zeigt eine rundherum verlaufende Unterbrechung beider Komponenten. Schrauben verstecken sich potenziell unter den gummierten Standfüßen des Notebooks. Für den Test wurde aber auf das womöglich irreparable Auseinandernehmen verzichtet.

Zweimal USB Typ C müssen reichen

Das Aluminiumgehäuse ist auch deshalb so dünn, weil Anwender auf allerlei Anschlüsse verzichten müssen. Lediglich zweimal USB 3.1 Gen 2 Typ C (10 Gbit/s) und einen Kopfhöreranschluss bietet das Galaxy Book S. An der Unterseite findet sich zudem der Einschub für eine Nano-SIM- und eine microSD-Speicherkarte – auch das erinnert an Smartphones. Wer mehr Anschlüsse benötigt, erhält mit dem EE-P3200 den passenden Multiport-Adapter für 50 Euro, der HDMI (bis zu 4K/30 Hz) als Alternate Mode für USB sowie jeweils einmal USB Typ A und C stellt. Im Lieferumfang des Notebooks ist ein Adapter von USB Typ C auf A enthalten, um zum Beispiel eine Maus anzuschließen.

Überraschend gute Lautsprecher

Erstaunlich laut und klar spielen die zwei versteckten Lautsprecher auf, für die sich Samsung bei der vor ein paar Jahren zugekauften Harman-Marke AKG bedient. Die Lautsprecher sitzen links und rechts an der Unterseite. Selten hat der Sound eines kompakten Notebooks mit vermeintlich schwachen Lautsprechern so gut geklungen.

Aufgeklappt wird das Galaxy Book S über eine rund 8 cm breite Kerbe im vorderen Bereich des Chassis, die eigentlich dabei helfen soll, den Deckel leichter zu greifen. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut, da Samsung eine leicht nach innen versetzte Glasabdeckung für das Display nutzt, sodass Anwender beim Griff zur Kerbe die Metall- und die Glaskante spüren und greifen. Das eher schwergängige Scharnier sorgt dafür, dass sich beim Aufklappen ungewollt das gesamte Gehäuse anhebt.

13,3 Zoll mit Touch-Unterstützung

Der Bildschirm hat nicht nur aus Designgründen eine Glasabdeckung, sondern verbindet damit eine Touch-Unterstützung. Als Tablet lässt sich das Galaxy Book S nicht verwenden, da das Scharnier maximal einen Öffnungswinkel von 135 Grad erlaubt. Für die Nutzung als Notebook auf dem Tisch oder Schoß ist das jedoch ausreichend.

Diagramme
Maximale Helligkeit
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      470
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      452
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx)
      375
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      325
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      303
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      292

Reflexionen lassen sich mit einer Glasabdeckung nicht vermeiden. Das 13,3 Zoll große Panel mit 1.920 × 1.080 Pixeln versucht dem Effekt mit einer Helligkeit von durchschnittlich 375 cd/m² entgegenzuwirken. Besser hätte das mit Werten oberhalb von 400 cd/m² geklappt, die beim Galaxy Book S nur in der Mitte des Bildschirms erreicht werden. Nach unten und oben sowie zu beiden Seiten fallen die Werte auf 357 cd/m² ab. Die Homogenität der Ausleuchtung liegt im Durchschnitt bei 92 Prozent. Beim statischen Kontrast werden sehr gute 1.668:1 erreicht. An der Farbdarstellung sowie dem voreingestellten Weißpunkt von 6.900 Kelvin gibt es nichts auszusetzen. Interessantes Detail: Das Panel stammt nicht von Samsung, sondern vom chinesischen Unternehmen BOE.

Flache Tastatur mit gutem Tippgefühl

Die Tastatur versprüht mit ihren flachen und relativ tief im Gehäuse versenkten Tasten schlichte Eleganz. Das gewählte Grau geht eins zu eins mit dem Gehäuse einher, was den Eindruck einer zusammenhängenden Fläche verstärkt. Das Layout fällt klassisch aus, denn auf ungewöhnlich platzierte Tasten verzichtet Samsung. Die rechte Eingabetaste ist mit doppelter Höhe so groß wie bei einer Desktop-Tastatur gestaltet und treffsicher beim Blindschreiben zu finden. Bei den Pfeiltasten verzichtet der Hersteller auf die umgedrehte T-Anordnung und zieht die Tasten für „links“ und „rechts“ auf volle statt halber Höhe.

Das Schreibgefühl fällt beim Galaxy Book S sehr gut aus. Der Hub ist lang genug, um ausreichend Feedback beim Tippen zu produzieren und gleichzeitig den Anschlag etwas abzufedern, um lautes Klackern zu unterbinden. Alle Tasten sitzen präzise im Gehäuse und „schwimmen“ nicht, wenn man versucht, sie hin und her zu wackeln. Beim Anschlag sinkt die Taste gleichmäßig über die gesamte Fläche nach unten. Im Redaktionsalltag mit dem Galaxy Book S stellte das Schreiben längerer Artikel keine Hürde dar. Zwar bedarf es stets einer gewissen Eingewöhnungsphase, bis das Niveau einer vertrauten Desktop-Tastatur erreicht wird, Fehleingaben waren aber eher die Ausnahme.

Schneller Fingerabdrucksensor

Gut gelöst hat Samsung den in den Powerbutton integrierten Fingerabdrucksensor, der durch kurzes Auflegen Windows 10 entsperrt. Obwohl die Taste klein erscheint, kam es kein einziges Mal zur fehlerhaften oder verzögerten Erkennung. Durch einen erhöhten Widerstand verhindert der Hersteller zudem, dass die Taste aus Versehen betätigt wird, wenn das Gerät nur entsperrt werden soll. Das 11,5 × 6,1 cm große Touchpad ist aus Glas gefertigt und weist sehr gute Gleiteigenschaften auf. Hinsichtlich der unterstützten Gesten wird das gesamte Windows-10-Portfolio mit bis zu vier Fingern abgedeckt.

Schwache Tastaturbeleuchtung

Weniger gut gelöst hat Samsung die Tastaturbeleuchtung, die deutlich zu schwach ausfällt, obwohl mit drei Helligkeitsstufen ungewöhnlich viele zur Auswahl stehen. Bei Tageslicht ist die Beleuchtung selbst auf der höchsten Stufe nur mit Argusaugen auszumachen. In abgedunkelten Räumen muss mindestens die zweite Stufe, besser gleich die höchste gewählt werden, um überhaupt einen Unterschied festzustellen.