Casio G-Shock GBD-H1000 im Test: Solar-Smartwatch für Läufer liebt die Extreme

Jan Wichmann
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Casio G-Shock GBD-H1000 im Test: Solar-Smartwatch für Läufer liebt die Extreme

tl;dr: Die Casio G-Shock GBD-H1000 liebt den extremen Outdoor-Einsatz. Mit einem schockresistenten Gehäuse, einer Wasserdichtigkeit von 20 bar und einem tollen Display will die Uhr ins Freie. Hier kann sie auch ihren größten Trumpf ausspielen: über eine Solarzelle wird der Akku bei Sonnenlicht geladen.

Casio G Shock GBD-H1000 im Test

Die G-Shock-Serie zählt seit über 35 Jahren zu den womöglich bekanntesten aus dem Hause Casio. Die für den Outdoor-Bereich gedachten Uhren mussten seinerzeit eine Batterielebensdauer von mindestens zehn Jahren, eine Wasserdichtigkeit von 10 bar und eine Stoßfestigkeit aus 10 m Fallhöhe vorweisen. Über die Zeit wandelte sich die Serie und hat nunmehr mit der G-Shock GBD-H1000 einen Smartwatch-Ableger, der das Konzept um eine Vielzahl von Sensoren und GPS ergänzt. Die Uhr ist bereits in vier Farbvarianten erhältlich. Die Preisempfehlung wird seitens Casio mit 399 Euro beziffert. Im Preisvergleich ist die Uhr bereits ab 388 Euro lieferbar.

In vielerlei Hinsicht extrem

Bereits der erste Anblick und noch mehr das erste Anlegen der GBD-H1000 verdeutlichen, wofür die Uhr gemacht ist. Das grobe, schwere und seit Jahren bekannte Design zeigt, dass es sich um eine G-Shock handelt. Mit Abmessungen von 63 × 55 × 20,4 mm (H × B × T) und einem Gewicht von 101 g ist die Uhr angelegt ein Koloss. Das äußerliche Erscheinungsbild ist gerade im Hinblick auf die Höhe von über 2 cm sehr gewöhnungsbedürftig. Der Tragekomfort steht dessen ungeachtet einer herkömmlichen Uhr jedoch in nichts nach. Bei längeren Touren merkt man das hohe Gewicht indes schon.

Auch wenn die GBD-H1000 keine „vollwertige Smartwatch“ ist, ist besonders die Wasserdichtigkeit bis 20 bar Wasserdruck hervorzuheben. Erlauben andere Smartwatches im Höchstfall das Schwimmen, eignet sich die Casio hingegen sogar zum Freitauchen. Zur Stoßfestigkeit macht der Hersteller indes keine genauen Angaben und schildert nur, „dass die Uhr einiges mitmacht, ohne Schaden zu nehmen. Das stoßfeste Gehäuse bietet Schutz bei Aufprall und Erschütterungen“.

Solarunterstützung als Highlight

Im Armbanduhrensegment bereits seit geraumer Zeit vertreten, sind Solarladefunktionen im Smartwatch-Bereich bisher rar gesät und auch nahezu einzig im Outdoor-Bereich zu finden. Auch wenn die GBD-H1000 keine Smartwatch als solches ist, schlägt sie mit dem lichtdurchlässigen Display die richtige Richtung ein. Eine reine Solarladung ist zwar noch nicht beziehungsweise nur sehr schwierig möglich, doch wäre diese (unterstützende) Option für den zukünftigen Smartwatch-Markt überaus denkbar.

In der Realität ist die Solarladefunktion überaus praktisch und richtet sich vorrangig an Nutzer auf längeren Wanderungen oder Outdoor-Touren. Um genügend Energie für eine eintägige Nutzung angespart zu haben, muss die Uhr 9 Minuten im freien, direkten Sonnenlicht (50.000 Lux) oder 14 Stunden bei künstlicher Bürobeleuchtung (500 Lux) verweilen. Um eine Ladung vom Akkustand „Low“ zu „Mid“ durchzuführen, benötigt die G-Shock laut Casio 3 Stunden im freien Sonnenlicht. Um von „Mid“ zu „High“ zu laden, müssen nochmals 26 Stunden veranschlagt werden.

Casio G-Shock GBD-H1000: Display im Freien
Casio G-Shock GBD-H1000: Display im Freien

Aber auch die allgemeine Akkulaufzeit des Probanden ist bemerkenswert. Für Uhrzeitanzeige, Schrittzähler- und Benachrichtigungsfunktion würde eine vollständige Akkuladung laut Casio 12 Monate ausreichen. Im Trainingsmodus, also bei permanent aktiviertem GPS und sekündlicher Herzfrequenzmessung, werden der G-Shock bis zu 14 Stunden Laufzeit attestiert. Im Testalltag erreicht die GBD-H1000 eine Laufzeit von fünf bis sechs Tagen, und das bei permanenter Herzfrequenzüberwachung sowie automatischer Display-Beleuchtung, aber ohne GPS.

Zum übrigen System kann nicht viel gesagt werden. Die unbekannte Hardware genügt, um das triviale System flüssig zu bedienen. Das monochrome, passive Display bietet zwar wenig Komfort, doch ist jener im angestrebten Segment ohnehin eher zweitrangig, da Funktionalität und Laufzeit zählen. Das stromsparende Display lässt sich dafür aus allen Blickwinkeln super ablesen – im direkten Sonnenlicht ist die Ablesbarkeit sogar noch besser.

Bedienung, Funktionsumfang und Vitaldaten

Die G-Shock GBD-H1000 bietet keinen technischen Schnickschnack und muss mittels fünf Knöpfen bedient werden. Das Resultat daraus ist ein Wirrwarr aus Doppelbelegungen, sowohl bei den Knöpfen als auch bei den Anzeigen. Jede Taste hat zwei Funktionen, was noch eine halbwegs gute Handhabung ermöglicht. Allerdings besitzt jede von den insgesamt acht „Hauptanzeigen“ noch weitere Modi zur Anzeige übriger Daten. Spätestens hier bleibt dem Nutzer der Griff zur Bedienungsanleitung nicht erspart, die in Deutsch knapp 60 Seiten (PDF) umfasst. Selbst nach einigen Tagen der Eingewöhnung sollte die Anleitung stets in Reichweite sein.

Casio G-Shock GBD-H1000 im Test: Gehäusehöhe von über 20 mm
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Casio G-Shock GBD-H1000 im Test: Im Größenvergleich zur Apple Watch 4
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Casio G-Shock GBD-H1000 im Test: Am Handgelenk überaus wuchtig
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Nahezu genauso spartanisch ist der Funktionsumfang der Uhr. Sie richtet sich einzig an Läufer, und das wird spätestens bei den Funktionen klar. Bieten Smartwatches eine breite Palette an Trainingmodi und Sportarten an, stehen bei der G-Shock lediglich Intervall-/Tabata- und Lauftraining zur Auswahl. Neben der automatischen Starterkennung verfügt die Uhr außerdem über eine automatische Start/Stopp-Funktion und einige weitere Zusatzfunktionen, darunter eine automatische Rundenerkennung. Anhand des Trainingsziels und -intervalls kann sich der Nutzer zusammen mit der Casio-Move-App beispielsweise automatische Trainingspläne erstellen lassen. Das Intervalltraining ist simpel und weist mittels Ton auf den nächsten Intervallbaustein hin. Zuvor müssen lediglich die Intervalle und Wiederholungen festgelegt werden.

Zwar einfach gehalten, bietet die G-Shock eine Schar von Sensoren. Neben der Ortung mittels GPS, GLONASS und QZSS hat die Uhr zudem ein Barometer, ein Thermometer, einen Herzfrequenz- sowie einen Beschleunigungssensor an Bord. Außerdem verfügt sie über einen Algorithmus zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut.

Für eine Uhr, die losgelöst vom Smartphone agieren soll, schön und gut, wären da nicht die teilweise enormen Abweichungen. Der wohl größte Schnitzer der G-Shock fiel direkt nach den ersten Tragetagen auf. Nach dutzenden getesteten Smartwatches sind mittlerweile grobe Erfahrungswerte zu einem „normalen“ Arbeitstag vorhanden. In Schritten zählt ein durchschnittlicher Tag zumeist zwischen 8.000 und 9.000. Kleinere Abweichungen würden hier zwar nicht unbedingt auffallen, doch analysierte die Casio GBD-H1000 an nahezu allen „normalen“ Tagen etwa 11.000 bis 12.000 Schritte, was stutzig machte. Bei der direkten Schrittanalyse von 1.000 gezählten Schritten bestätigte sich der erste Gedanke – die Uhr misst mit analysierten 1.227 Schritten überaus fehlerhaft Schritte. Eine solch hohe Abweichung deutet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen zu feinfühligen Sensor beziehungsweise dessen Auswertungsalgorithmus hin, sodass Casio hier zwingend via Software-Update nachbessern sollte.

Auch die übrigen Sensoren zeigen sich nicht gerade von ihrer besten Seite. Bei einer Raumtemperatur von 22 °C misst das integrierte Thermometer ganze 30,5 °C. Nach einer Kalibrierung auf Werkseinstellung steigt der Wert sogar auf 31 °C. Einzig ein manuelles Kalibrieren unter direkter Eingabe einer Temperatur schafft Abhilfe. Gleiches Szenario beim Altimeter. Unschön und bei der komplexen Menüführung auch überaus umständlich.

Einzig die optische Herzfrequenzmessung und der digitale Kompass messen zuverlässig und ohne Vorkommnisse. Die Casio G-Shock GBD-H1000 misst die Herzfrequenz in drei Testphasen nahezu identisch mit dem zur Ermittlung eines Referenzwertes herangezogenen Brustgurt Polar H7.

Herzfrequenzmessungen, in s/min
G Shock GBD-H1000 Referenz Abweichung
77 77 0,00 %
115 117 -1,71 %
91 90 +1,11 %

Der GPS-Kompass misst in freier Umgebung mit etwa ±1° Abweichung – ein guter Wert. In geschlossenen Räumen fällt die Abweichung mit gut 60° hingegen wesentlich größer aus. Hier scheint das Signal nicht stark genug zu sein oder Störfaktoren wie etwa Elektrogeräte beeinflussen das Ergebnis. Eine Navigationsfunktion gibt es nicht.

Die Smartphone-App ist nicht der Rede wert

Eine Uhr, die in erster Linie für die autarke Nutzung ohne Smartphone gemacht ist, braucht wahrlich keine hochmoderne App, doch sollte sie zumindest aufschlussreich sein. Die Casio-Move-App wirkt wie schnell zusammengeschustert und bietet dabei nur wenig Mehrwert gegenüber den Anzeigen auf der Uhr selbst. Sämtliche Vitalparameter können ebenfalls auf der Uhr eingesehen werden, und das teils sogar in Diagrammform.

Smartphone-App bringt kaum Mehrwert
Smartphone-App bringt kaum Mehrwert

Die App dient der Erstellung von Trainingsplänen, der Kartensichtung der gelaufenen Strecke und der detaillierteren Ansicht der Parameter. Gerade Letzteres fällt schwer, da die aufgezeigten Diagramme sehr grob gehalten sind und zudem nicht angewählt werden können. So ist beispielsweise das Antippen einer Diagrammspitze nicht möglich. Ebenso bleibt zu erraten, zu welcher Uhrzeit diese war, da die Zeitachse lediglich 0:00, 12:00 und 0:00 zeigt. Alle Zeitstände dazwischen können nur erraten werden.

Anwender, die die App nicht nutzen möchten, können die erfassten Daten auch mit einer externen App (Apple Health, Strava oder Google Fit) verknüpfen.

Fazit

Die Casio G-Shock GBD-H1000 ist ein Exot, der sich vorrangig an Läufer richtet. Die Outdoor-Fähigkeiten wie Wasser- und Stoßfestigkeit beeindrucken, auch das grandiose Display, das insbesondere im Freien mit einer tadellosen Ablesbarkeit – und das sogar bei direktem Sonnenlicht – glänzt, überzeugt. Das unterstützende Laden durch Solarenergie könnte wegbereitend im ganzen Smartwatch-Segment sein und ist zugleich das Aushängeschild der Uhr.

Ein allumfassendes Fazit für ein so spezielles Gadget zu fassen, fällt dennoch schwer. Für Outdoor-Touren, bei denen nicht viel benötigt wird, oder für professionelle Läufer kann die Uhr durchaus Vorteile bringen. Für Smartwatch-Fans, die eben jene als Smartphone-Verlängerung oder -Ersatz am Handgelenk sehen, oder sportbegeisterte Nutzer unterschiedlichster Sportarten ist die GBD-H1000 absolut nichts. Zu rudimentär sind die Mitteilungen, zu rar ist die sportliche Vielfalt.

Allgemein betrachtet bedarf es noch einiger Anpassungen – allen voran die teils ungenauen Sensorwerte, bei denen vor allem die Schrittanalyse vollkommen außerhalb der Toleranz liegt. Obendrein muss sich der Nutzer einige Zeit in die Menüführung einfinden und sollte dabei auf keinen Fall die Bedienungsanleitung zu weit weglegen oder gar entsorgen.

ComputerBase hat die G-Shock GBD-H1000 leihweise von Casio zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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