Cooler Master MM720 im Test: Erbin von Spawn und Xornet ist breit, leicht und gut

Fabian Vecellio del Monego
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Cooler Master MM720 im Test: Erbin von Spawn und Xornet ist breit, leicht und gut

tl;dr: Mit der MM720 haucht Cooler Master der markanten Formgebung der alten Spawn- und Xornet-Modelle dank eines runderneuerten High-End-Innenlebens und exzellenten Gleiteigenschaften neues Leben ein. Rundum perfekt ist die Maus aufgrund einiger kleiner Kritikpunkte jedoch nicht.

Die MM720 mutet auf den ersten Blick ein wenig eigenartig an: Die Maus ist zwar nicht wirklich lang, für ihre geringe Größe aber eben sehr breit – der ausladenden Fingerablage auf der rechten Seite sei Dank. Damit tritt das technisch auf der winzigen Fingertip-Grip-Maus MM710 (Test) basierende Eingabegerät ergonomisch in die Fußstapfen von Cooler Masters Spawn und Xornet, die zuletzt vor rund fünf Jahren aktualisiert wurden. Obendrein gibt es nun auch noch eine RGB-Beleuchtung.

Vergleichbar geformte Mäuse gibt es kaum – zumindest nicht in dieser Gewichtsklasse. Dieser Test wird daher nicht nur die Frage klären, ob die MM720 als solche eine gelungene Maus darstellt, sondern auch darauf eingehen, inwiefern das auffällige Design Vorteile im Vergleich zu anderen kleinen Leichtgewichten bieten kann. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 60 Euro liegt das Eingabegerät zumindest schon einmal bei den Kosten gleichauf mit besagter MM710 und Glorious' Model O- (Test), Roccats Burst Pro oder Razers Viper Mini (Test).

Cooler Master MM720 (Matte Black)
Cooler Master MM710
Ergonomie: Rechtshändig Symmetrisch (Rechtshändig)
Sensor: PixArt PMW-3389
Optisch
Lift-Off-Distance: 2,0 mm
PixArt PMW-3389
Optisch
Auflösung: 100–16.000 CPI
7 Stufen
100–16.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 11,4 m/s
Beschleunigung: 490 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: LK Optical, 70 mio. Klicks Omron, 20 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 6
Oberseite: 3 Unterseite: 1
Linksseitig: 2
6
Oberseite: 4
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme, Angle-Snapping
Interner Speicher: 5 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Variante
Farbe: RGB, 2 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Gehäuse: 106 × 77 × 37 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente
117 × 63 × 38 mm
Hartplastik
Glanzelemente
Gewicht: 49 Gramm (o. Kabel)
53 Gramm (o. Kabel)
Variante
57 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Preis: ab 30 € ab 39 € / ab 39 € / ab 71 € / ab 81 € / 60 $

Ungewöhnliches Gehäuse und Materialien gefallen

Mit einer Länge von 107 mm ist die MM720 eine sehr kurze Maus, mit einer Breite von rund 77 mm ist sie jedoch auch recht breit. Allein daraus lässt sich theoretisch schon eine Eignung für den Fingertip-Grip herleiten, bei dem das Eingabegerät lediglich mit den Fingerspitzen berührt wird. Ein ausladender Rücken ist nicht nötig, weil die Hand ohnehin nicht darauf abgelegt wird, eine hohe Breite kommt großen Händen aber dennoch entgegen. Das mit rund 49 g sehr geringe Gewicht der Maus schmeichelt dem Fingertip-Grip weiter. Tatsächlich gibt es nur eine einzige die Leistungsklasse teilende Maus mit niedrigerer Masse: Zaunkoenigs M1K (Test), die aber massiv an Funktionalität einbüßt und zudem deutlich teurer ist.

Hervorragende Eignung für Fingertip-Grip- und Low-Sense-Spieler

Auch die MM720 ist jedoch bereits so leicht, dass sie beim Umherschieben auf einem Stoffmauspad schon beinahe als „nicht mehr spürbar“ beschrieben werden kann, was auch den sehr gleitfähigen PTFE-Mausfüßen zuzuschreiben ist. Kaum eine Maus belastet die Finger bei dauerhaften, repititiven und weit ausholenden Maus­bewegungen im Fingertip-Grip weniger; Spieler mit Neigung zu niedriger Maus­empfindlichkeit werden also bestens bedient. Das gilt derweil auch für den Claw- oder Palm-Grip, für den sich die Maus ebenfalls eignet, sofern sie mit einer kleinen bis mittleren Hand gehalten wird. Großen Händen ist eine bequeme Handhabung jedoch ausschließlich im Fingertip-Grip erlaubt. Generell ist die Form der MM720 jedoch so außergwöhnlich, dass sie nie pauschal eine sichere Wahl darstellen kann – blind zugreifen sollten Interessenten also nicht.

Doch zurück zur Low-Sense-Bedienung: Eben jene impliziert, dass die Maus häufig angehoben, bewegt und wieder abgesetzt werden muss, da Drehungen in Spielen oftmals 30 oder mehr Zentimeter an Mausbewegung voraussetzen. Folglich ist es wichtig, dass der Nager beim häufig ruckartigen Versetzen nicht aus der Hand rutscht. Bei der MM720 spielt das niedrige Gewicht bereits in die Hände, doch auch die beiden linksseitigen Zusatztasten helfen: Sie stehen so weit aus der eigentlich konkaven Flanke hervor, dass sie einem leicht darunter platzierten Daumen als Griff dienen können.

Schade ist nur, dass Cooler Master bei den Knöpfen ein sehr glattes und glänzendes Material gewählt hat, sodass vor allem bei schwitzigen Händen kaum Haftung gegeben ist. Die Beschaffenheit des eigentlichen Gehäuses weiß derweil zu gefallen: Die matte, aber dennoch nicht raue Oberfläche bietet überraschend viel Haftung, die auch durch Schweiß nur geringfügig beeinträchtigt wird.

Die besondere Form fordert ein klares Bekenntnis

Im Vergleich zur MM710 oder beispielsweise einer Model O- liegt die MM720 also tatsächlich besser in der Hand, wenn diese entsprechend groß ausfällt und der Fingertip- oder Claw-Grip verwendet wird. Die Maus erfordert allerdings eine klare Affinität für ihre besondere Form, sprich die ausladende Fingerauflage an der rechten Flanke: Ist es ein Nutzer gewohnt, sowohl Ring- als auch kleinen Finger parallel gegen die rechte Seitenwand des Chassis zu drücken, kann die Form der MM720 – zumindest anfangs – irritierend sein.

Ähnliches gilt für die Verwendung im Palm-Grip und bei entsprechend kleinen Händen: Wenn die beiden rechten Finger normalerweise nebeneinander auf der rechten Seite der Maus aufliegen, ist eine Umgewöhung zwangsläufig notwendig: Sowohl der obere als auch der untere Teil der Flanke bieten zu wenig Platz für zwei Finger. Passt die Form jedoch zur eigenen Palm-Grip-Haltung, sitzt die MM720 potentiell wie angegossen.

Erstklassige Gleiteigenschaften

Wie bereits erwähnt, setzt Cooler Master abermals auf zwei große Gleitfüße aus unbehandelten, weißen und recht dicken PTFE-Elementen, die zusammen mit dem geringen Gewicht der MM720 eine hervorragend geschmeidig gleitende Maus ergeben. Das flexibel mit Nylon umwickelte Kabel mindert die Gleiteigenschaften darüber hinaus nicht: Es ist so beweglich, dass bei ausreichend Spiel trotz des niedrigen Mausgewichts kein Zug respektive Druck spürbar ist, wenn es beim Umherschieben der MM720 gebogen wird.

RGB-Beleuchtung in zwei Zonen

Auch die MM720 kommt – trotz des Strebens nach minimaler Masse – nicht um eine RGB-Beleuchtung herum. So sind sowohl das Mausrad als auch das stilisierte Cooler-Master-Logo auf dem Mausrücken mit LEDs ausgestattet, wobei letzteres dank der zahlreichen Löcher ein leuchtendes Innenleben erzeugt. Zu beachten ist jedoch, dass die beiden Bereiche per Software bestenfalls nicht zusammen angesprochen werden sollten: Eine Farbhomogenität zwischen den zwei Bereichen ist selten exakt gegeben. So kommt es, dass eine violette Farbeinstellung etwa in einem rosa-violett leuchtenden Mausrad und blau-violetten Schein aus dem Mausrücken resultiert. Es empfiehlt sich folglich, die beiden RGB-Zonen einzeln einzustellen.

Optische Primärtasten und ein leichtgängiges Mausrad

Ein maßgeblicher Unterschied zur MM710 – und nach wie vor zu vielen weiteren High-End-Mäusen – findet sich bei den Primärtastern. Cooler Master verbaute bisher altbekannte Omron D2FC, die auf dem Papier über eine Lebenszeit von 20 bis 50 Millionen Klicks verfügen. In den meisten Eingabegeräten halten die Schalter aber bei weitem nicht so lange durch, weil Korrosion und Verschmutzung der Metallkontakte irgendwann kein sauberers Signal mehr entstehen lassen, bevor die bei Gaming-Mäusen aggressiv auf wenige Millisekunden eingestellte Entprellzeit überwunden ist. Infolgedessen kann die Maus einen einzelnen getätigten Klick potentiell als Doppelklick registrieren – ein leider immer noch sehr häufiges Problem, dessen sich einige Hersteller aber in den letzten Jahren bewusst wurden und auf verschienden Wegen begegnen.

Mit optischer Signalgebung gegen Doppelklicks

Theoretisch ließe sich das Problem durch längeres Entprellen einfach lösen, doch dann steigt zwangsläufig auch die Latenz auf das Niveau normaler Office-Mäuse. Eine besonders niedrige Entprellzeit ist also notwendig, um Verzögerungen möglichst gering zu halten – die Entscheidung zwischen Schnelligkeit und Langlebigkeit folglich eine Gratwanderung. Die MM720 begegnet dem Dilemma mit optischen Tastern, die sich bisher beispielsweise schon bei Razer bewähren konnten und gemäß ihrer Konstruktionsweise keine – sprich nur eine verschwindend minimale – Entprellzeit benötigen. Die von Cooler Master verbauten LK Optical stammen von Bloody und finden sich wie üblich ausschließlich bei linker und rechter Maustaste.

Ein konkreter Geschwindigkeitsvorteil ist dabei im Rahmen menschlicher Wahrnehmung allerdings nur dann wahrnehmbar, wenn die Taster zusätzlich per Software noch direkter eingestellt werden und dann weiterhin ganz penibel auf eine Reaktion geachtet wird. Die meisten High-End-Gaming-Mäuse liegen in der direkten Nähe; ein Gaming-Vorteil ist außerhalb des Profi-E-Sports nur zu erahnen – diesbzeüglich bleibt die Erkenntnis in Relation zu anderen optomechanischen Tasten also unverändert. Eben Gleiches gilt jedoch für die Langlebigkeit respektive den Schutz vor ungewollten Doppelklicks: Nach wie vor bietet optische Signalgebung hier einen potentiell spürbaren Mehrwert, der die MM720 von vielen anderen Mäusen abgrenzen kann.

Cooler Master MM720

Haptisch gehen die Primärtaster indes in Ordnung. Sowohl Pre- als auch Post-Travel sind vorhanden, fallen aber nicht allzu hoch aus und stören kaum bis gar nicht. Konkret bedeutet das: Die Tastenabeckungen liegen ausreichend direkt und stabil auf den eigentlichen Schaltern auf, um den Eindruck einer präzisen Signalgebung zu geben. Die Taster klicken sich zudem gefühlt ein klein wenig schärfer und taktiler als Razers optomechanische Tasten, letztere bieten aber – zumindest in Vipern – weniger Pre-Travel. An das Niveau einer XM1 RGB (Test) oder Kain 120 Aimo (Test) reicht Cooler Masters Lösung damit jedoch nicht heran.

Ein zu schwach gerastertes Rad und Zusatztasten-Standardkost

Kritisieren lässt sich darüber hinaus das Mausrad: Es ist so leichtgängig, dass Mausrad-Klicks in hektischen Situationen kaum möglich sind, ohne das Rad zumindest ein wenig zu drehen. Eine schwergängigere Rasterung wäre hier die deutlich bessere Wahl gewesen. Die Lautsärke bleibt derweil auch beim schnellen Drehen einigermaßen unauffällig und stört nicht. Zu den übrigen drei Zusatztasten – zwei an der linken Flanke und eine auf der Unterseite – gibt es indessen wenig zu sagen: Sie sind vorhanden und funktionieren.