Roccat Burst Core & Pro im Test: In günstig empfehlenswert, in teurer kaum besser

Fabian Vecellio del Monego
41 Kommentare
Roccat Burst Core & Pro im Test: In günstig empfehlenswert, in teurer kaum besser

Mit Burst Core und Burst Pro kombiniert Roccat erfolgreich Fingertip-Grip- und Claw-Grip-Charakteristika mit optischen Schaltern, wenngleich letztere ein ambivalentes Urteil nach sich ziehen. Die Burst Core ist aufgrund des niedrigen Preises dennoch eine Empfehlung, während die Burst Pro stärkerer Konkurrenz gegenübersteht.

Gaming-Mäuse mit Löchern im Gehäuse sind im Jahr 2021 keine Seltenheit mehr. Roccat beteiligte sich bereits mit der Kone Pure Ultra (Test) am Rennen um das niedrigste Gewicht. Die kleine Ergo-Maus kam allerdings völlig ohne Löcher aus. Die beiden symmetrischen Burst-Mäuse haben sie nun, bedecken die Öffnungen aber mit einer dünnen Schicht Kunststoff – im Fall der mit einem UVP von 30 Euro recht günstigen Burst Core blickdicht, während die doppelt so teure Burst Pro über eine durchschimmernde Beleuchtung verfügt.

Die Optik spielt bei der Unterscheidung der beiden Eingabegeräte jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Relevanter sind Änderungen bei Kabel, Gleitfüßen und Sensorik. Im – aufgrund Lieferproblemen seitens Roccat stark verzögerten – Test muss sich nun klären, inwiefern die teurere Pro-Variante ihren Aufpreis wert ist. Der Bereich rund um 60 Euro ist im Genre kabelgebundener Shooter-Mäuse für Fingertip- und Claw-Grip mittlerweile sehr gut bedient, sodass sich die Burst Pro einerseits gegen Glorious' Model O (Test) und andererseits gegen Endgame Gears XM1r sowie XM1 RGB (Test) beweisen muss. Die Burst Core steht derweil deutlich weniger Konkurrenz gegenüber.

Roccat Burst Core
Roccat Burst Pro
Endgame Gear XM1r
Ergonomie: Symmetrisch (Rechtshändig)
Sensor: PixArt PMW-3331
Optisch
PixArt PMW-3381
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
PixArt PAW-3370
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–2,0 mm
Auflösung: 200–8.500 CPI
5 Stufen
100–16.000 CPI
5 Stufen
50–19.000 CPI
4 Stufen
Geschwindigkeit: 7,6 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung: 343 m/s² 490 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Roccat Titan Optical, 100 mio. Klicks Kailh GM 8.0, 80 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 6
Oberseite: 4
Linksseitig: 2
6
Oberseite: 3 Unterseite: 1
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 5 Profile
5 Profile
teilweise programmierbar
Interner Speicher: 1 Profil
Beleuchtung: Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Farbe: RGB, 2 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv
cpi-Indikator
Gehäuse: 120 × 58 × 39 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
122 × 66 × 38 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE (rein)
Variante
122 × 66 × 38 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
Gewicht: 68 Gramm (o. Kabel) 69 Gramm (o. Kabel) 70 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A-Kabel, 1,80 m USB-A-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Preis: ab 30 € / ab 28 € ab 45 € / ab 42 € ab 46 € / ab 50 € / ab 40 € / ab 50 €

Die Aufteilung der beiden Mäuse in eine Standard- und eine Pro-Variante kommt insofern bekannt vor, als dass Roccat ein ähnliches Vorgehen bereits bei der Kain-Serie an den Tag legt: Die beiden ergonomisch für Rechtshänder ausgelegten Mäuse Kain 100 Aimo und Kain 120 Aimo (Test) unterscheiden sich wie auch die beiden Burst-Modelle in erster Linie bei der Sensorik, der Beleuchtung und dem Kabel. Die Kain-Mäuse kosten überdies – zumindest gemäß UVP – je 10 Euro mehr als ihr Burst-Pendant. In der Praxis ist der Preis aber bereits gefallen. Für sämtliche Roccat-Mäuse gilt dabei, dass sie sowohl in Schwarz als auch in Weiß erhältlich sind.

Fingertip-Grip-Chassis für Claw-Grip-Spieler

Roccat selbst bewirbt sowohl Burst Core als auch Burst Pro als außerordentlich ergonomisch. Das mag verblüffen, sind unter diesem Begriff doch eigentlich asymmetrisch geformte Palm-Grip-Mäuse bekannt – also solche, die sich möglichst angenehm und bündig in eine geschlossene Handinnenfläche schmiegen können. Die Burst-Modelle erfüllen eben dieses Kriterium aber nicht: Einerseits, weil sie schlicht symmetrisch sind, und andererseits, weil das horizontal ausladende, aber kurze Heck zumindest rechtsseitig keine anschmiegsame Oberfläche bietet.

Schlimm ist das jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Formgebung der Burst-Mäuse eignet sich ideal für die eigentlich intendierte Zielgruppe, die aus Low-Sense-Shooter-Spielern mit Präferenz für den Fingertip-Grip besteht – wie es bei den zahlreichen neuen, leichten Nagern der letzten Jahre eben gang und gäbe ist. Hervorzuheben ist dabei allerdings, dass sich Burst Core und Burst Pro darüber hinaus besonders für den Claw-Grip eignen, dem breiten Heck sei Dank. Insgesamt erinnert das Gehäuse stark an beispielsweise Endgame Gears XM1r respektive XM1 RGB und SteelSeries' Rival 3 (Test). Ein Unterschied zu ebendiesen findet sich derweil bei den Flanken: Die Burst-Modelle verfügen nicht über plane Hartplastikseiten, sondern über eine gemusterte Textur mit kleinen glänzenden Hexagons.

Eine in der Theorie daraus ableitbare höhere Griffigkeit ist in der Praxis allerdings nicht gegeben – vor allem nicht, wenn Schweiß ins Spiel kommt. Dann bieten Burst Core und Burst Pro auch im Claw-Grip gar weniger Halt als eine XM1 oder Rival 3, wobei im Fingertip-Grip nicht mehr oder weniger Griffsicherheit als bei einer Model O oder Razers Viper Mini (Test) gegeben ist. Die größere Viper 8KHz (Test) bleibt derweil dank griffiger Gummierung erhaben, kostet aber auch deutlich mehr als gar die Burst Pro. Hilfreich ist jedoch, dass beide Seiten der Burst-Modelle über eine leichte Neigung verfügen, sodass die Eingabegeräte auch beim häufigen Anheben recht sicher durch wenige Finger getragen werden können.

Die Unterscheidung fällt über die Gleiteigenschaften

Selbstredend ist dabei auch das mit 68 g respektive 69 g niedrige Gewicht der Burst Core und Burst Pro hilfreich. Zwar gibt es mitunter Mäuse, die bei ähnlichen Maßen noch weniger wiegen, Roccat unterbietet aber das Gros konkurrierender Modelle – wenngleich zumeist unmerklich knapp. Die Balance der Burst-Nager ist derweil ebenso gelungen, ein klein wenig frontlastig sind sie aber beide.

Die weitere Beurteilung der Gleiteigenschaften fordert dann eine klare Differenzierung zwischen beiden Modellen: Die Burst Core verfügt über ein herkömmliches gummiertes Kabel und schwarz lackierte Standard-Mausfüße, während Roccat der Burst Pro ein flexibel umwickeltes Kabel und unbeschichtete PTFE-Füße mit auf den Weg gibt. Der daraus resultierende Gleitfähigkeitsvorteil der teureren Variante ist eindeutig spürbar, wenngleich die Burst Core keinesfalls über per se schlechte Charakteristika verfügt. Nervig ist bloß, dass Formgebung und Verarbeitung der Core-Gleitelemente ein horizontales Gleiten weniger mindern als ein vertikales – vor allem, wenn die Maus frisch aus der Packung kommt und die Füße noch keine Abnutzungserscheinungen aufweisen.

In Relation zur Konkurrenz lässt sich folglich festhalten, dass sich Burst Core und Burst Pro nahtlos in ihr Preissegment einordnen – die günstigere Variante gleitet auf einem Niveau mit einer Rival 3 oder SPC Gears LIX, während Corsairs exakt gleich teure Katar Pro XT (Test) geringfügig besser abschneidet. Die Burst Pro wiederum teilt die guten Gleitfähigkeiten einer Model O(-) oder Viper 8KHz, während XM1r und XM1 RGB wie üblich auf Respektabstand bleiben.

Beleuchtung in einfach und opulent

Beide Mäuse verfügen über eine RGB-Beleuchtung, die Anzahl der verbauten Leuchtdioden unterscheidet sich zwischen Burst Core und Burst Pro jedoch: Erstere verfügt lediglich über ein leuchtendes Mausrad, während bei letzterer LEDs im Mausinneren platziert wurden und aufgrund der transparenten Oberfläche nahezu den gesamten Mausrücken zum dumpfen Leuchten bringen. Die Burst Pro erlaubt dabei eine separate Ansteuerung der beiden Zonen, wobei ein identischer RGB-Wert stets zu gleichen Farben führt: Eine relative Farbtreue ist gegeben. Erfreulich wäre derweil eine optische Indikation der Sensorauflösung gewesen, die bei den meisten Konkurrenzmodellen zur Standardausstattung gehört.

Ambivalente Optomechanik und gute Zusatztasten

Ein maßgeblicher Unterschied zu vielen weiteren Mäusen findet sich bei den Primärtastern. Roccat verbaute bisher zumeist die im Preissegment üblichen Omron D2FC, die auf dem Papier über eine Lebenszeit von 20 bis 50 Millionen Klicks verfügen. Oftmals halten die Schalter aber bei weitem nicht so lange durch, weil Korrosion und Verschmutzung der Metallkontakte irgendwann kein sauberes Signal mehr entstehen lassen, bevor die bei Gaming-Mäusen aggressiv auf wenige Millisekunden eingestellte Entprellzeit überwunden ist. Infolgedessen kann die Maus einen einzelnen getätigten Klick potentiell als Doppelklick registrieren – ein leider immer noch sehr häufiges Problem, dessen sich einige Hersteller aber in den letzten Jahren bewusst wurden und auf verschiedenen Wegen begegnen.

Eine immer häufiger anzutreffende Herangehensweise ist dabei der Einsatz optomechanischer Taster: Wenn anstelle klassischer Metallkontakte eine Lichtschranke geschlossen wird, ist die beschriebene Problemstelle nicht mehr vorhanden. Roccat bot eine solche Lösung erstmals als Titan Optical Switch in beispielsweise der Vulcan 120 Aimo (Test) an. Die Burst-Modelle bieten die Titan Optical nun erstmals in einer Maus. Damit reiht sich Roccat in eine Reihe von Herstellern von Gaming-Mäusen mit optomechanischen Schaltern ein, darunter in erster Linie Razer – auch die Vipern verfügen über eine optische Signalgebung.

Doch während Razers Umsetzung optomechansicher Primärtaster bereits über eineinhalb Jahre reifen konnte und in aktueller Umsetzung auf ganzer Linie überzeugen kann, hinterlassen die linke und die rechte Maustaste von Burst Core und Burst Pro einen zwiegespaltenen Eindruck. Einerseits ist es Roccat – wie zuvor bei den Kain-Mäusen – gelungen, den Hubweg der Schalter minimal zu halten, sodass insbesondere der Pre-Travel sehr gering ausfällt. Andererseits schaffen es Roccats optomechanische Taster nicht so gut, die Taktilität mechanischer Schalter abzubilden: Zwar lösen die Tasten recht direkt aus, sie fühlen sich aber nicht unbedingt direkt an, sondern hinterlassen – gerade im direkten Vergleich zu Razers optomechanischen oder eben klassischen Schaltern – einen dumpfen Eindruck.

Roccat Burst Core
Roccat Burst Pro
Endgame Gear XM1 RGB
Razer Viper 8KHz

Zum dadurch eher schwammigen Klickgefühl kommt vor allem beim vorliegenden Muster der Burst Pro ein akustisches Hallen, wobei die Titan Optical ohnehin schon nicht sonderlich leise klicken. In Kombination führt das letztlich dazu, dass die Schalter zwar direkt und präzise sind, sich aber nicht unbedingt so anfühlen. Das wiederum ist ein mit optomechanischen Tastern häufiger einhergehendes Problem, doch offensichtlich deutlich minderbar, wie Razers Variante beweist. Es bleibt also zu hoffen, dass auch Roccat über die Zeit Verbesserungen vornehmen wird – es ist davon auszugehen, dass die Burst-Mäuse nicht die letzten Roccat-Eingabegeräte mit optischer Signalgebung sein werden.

Uneingeschränkt positiv hervorheben lässt sich bei beiden Burst-Modellen derweil das Mausrad. Es ist deutlich und präzise gerastert, wird aber auch beim schnellen Drehen nicht allzu laut. Hier bietet sich abermals der Vergleich zur XM1 oder aber zu Roccats Kain-Nagern an, deren Mausräder sich ähnlich gut anfühlen und bedienen lassen. Die weitere Ausstattung mit Zusatztasten – auf dem Rücken findet sich ein Knopf zum cpi-Wechsel und linksseitig ist das übliche Paar Daumentasten angebracht – lässt indes ebenfalls keine Kritik zu. Besonders angenehm fällt auf, dass auch an diesen Stellen kein Pre-Travel zu vernehmen ist.