650-Watt-Netzteile im Test: Corsair RM650x und XPG Core Reactor 650W im Gold-Duell

Nico Schleippmann
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650-Watt-Netzteile im Test: Corsair RM650x und XPG Core Reactor 650W im Gold-Duell

Viele Empfehlungen wurden bereits für Netzteile mit einem Wirkungsgrad nach 80Plus Gold im Preisbereich um 100 Euro ausgesprochen. Optimierungen an Effizienz und Lautstärke sind aber auch im Jahr 2021 noch Stellschrauben für erfolgreiche Weiterentwicklungen, wie sie Corsair RM650x und XPG Core Reactor 650W im Test darstellen.

80Plus Gold mit verbessertem Wirkungsgrad bei Schwachlast

Seit zehn Jahren gibt es schon Netzteile nach dem 80Plus-Gold-Effizienzstandard. Da für diese Zertifizierung erst Auslastungen ab 20 Prozent berücksichtigt werden, kann sie keine Aussage über den Schwachlastbetrieb treffen. Mit dem Aufkommen des Modern Standby und einer darauffolgenden Regulierung seitens der kalifornischen Energiekommission wurde seither aber auch bei ATX-Netzteilen ein größerer Fokus auf den Wirkungsgrad im Teilllastbetrieb gelegt.

Mit dem Corsair RM650x und dem XPG Core Reactor 650W werden in diesem Test zwei sehr ähnliche 650-Watt-Netzteile untersucht. Ein vollmodulares Kabelmanagement findet sich bei beiden Probanden vor, die Technik ähnelt sich stark und die Lautstärke ist überaus niedrig – im Detail gibt es aber doch klare Unterschiede, auf die auf den nachfolgenden Seiten eingegangen wird.

„Netzteilgurus“ aus Amerika und Taiwan

Während Corsair schon eine lange Historie besitzt, handelt es sich bei XPG um eine relativ junge Firma. Als Tochterunternehmen von Adata wird mit den Produktlinien von XPG in erster Linie die E-Sport-Szene angesprochen. Mit Jon Gerow als Produktmanager von Corsair und Alvin Chan als Produktmanager von XPG stehen zwei sehr erfahrene Industriegrößen hinter den Unternehmen. Jon Gerow, auch bekannt als Jonnyguru, hat als Redakteur ehemals auf der gleichnamigen Website Testberichte verfasst. Alvin Chan auf der anderen Seite hat schon für zahlreiche Unternehmen als Entwickler für Netzteile gearbeitet, darunter für Gigabyte (mit der Entwicklung des ersten digitalen Netzteils „Odin GT“), Seventeam – einem Hersteller mit eigener Produktionsstätte in China –, Antec und zuletzt Bitfenix.

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel Netzteil-Tests: Methodik, Aufbau und Equipment separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Der einzige markante Unterschied in den technischen Daten liegt bei der Gehäusetiefe des Netzteils. Während das Core Reactor 650W lediglich 140 mm belegt, sind es beim RM650x 160 mm. Dies erlaubt Corsair die Nutzung eines 140-mm-Lüfters. Demgegenüber sind bei XPG nur 120 mm möglich, was allerdings nicht zwingend als Nachteil gelten muss.

Hersteller Corsair XPG
Modell RM650x Core Reactor 650W
80Plus 80Plus Gold
Lüfter 140 mm 120 mm
Einbautiefe 160 mm 140 mm
AC Eingang Spannung 100–240 V
DC Ausgang +3,3 V 20 A
+5,0 V 20 A
+12 V 54 A 54,1 A
-12,0 V 0,3 A
+5 VSB 3 A
+3,3 V & +5 V ges. 130 W 110 W
+12 V ges. 648 W 650 W
Gesamtleistung 650 W

Beide Hersteller haben auf eine vollständige Implementierung der Schutzschaltungen geachtet, wie es in dieser Preisklasse auch zu erwarten ist.

Dokumentierte Schutzschaltungen
RM650x Core Reactor 650W
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja
Überlastschutz (OPP) ja
Überstromschutz (OCP) ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja

Garantiebedingungen

Mit einem eigenen deutschsprachigen Support und einer Rücknahmestelle innerhalb Deutschlands gestaltet sich die Garantieabwicklung bei Corsair unkompliziert. XPG empfiehlt für eine Inanspruchnahme des Herstellerservices eine Registrierung auf der Website des Mutterkonzerns Adata. Deutschen Kunden verbleibt daneben natürlich auch die Möglichkeit, sich beim Händler zu melden, wobei eine längere Bearbeitungszeit in Kauf genommen werden muss und ein Umtausch nach Ablauf der 24-monatigen Gewährleistungspflicht die Kulanz des Händlers erfordert.

Garantiedauer von zehn Jahren

Mit einer zehnjährigen Garantie wird eine überaus lange Zeitspanne abgedeckt, die für Netzteile der Oberklasse immer häufiger vorzufinden ist. Corsair bietet diese für Netzteile der RM(x)-Serie und aufwärts an.

Lieferumfang und Äußeres

Der Lieferumfang der Netzteile besteht aus den üblichen Beigaben. Corsair hat zusätzlich Kabelbinder spendiert – bei XPG sind hingegen Sticker zum Aufhübschen der Hardware enthalten.

Gegenüber dem RM650 hat Corsair das Gewand erneut in dezentem Umfang angepasst. Anstelle von komplettem Schwarz wählte der Hersteller für das RM650x einen helleren Grauton als Akzentfarbe für den Lüfter. Ein eingelassenes Lüftergitter, wie es das Core Reactor 650W besitzt, musste beim RM650x allerdings gegen eine einfachere, aus dem Gehäuse ausgestanzte Variante weichen. Neben einer Kostenersparnis kann aber auch eine bewusste Designentscheidung der ausschlaggebende Grund gewesen sein, mit der ein neuer Anstrich über ein Rautenmuster erzielt werden konnte.

Den höherwertigen Eindruck macht dennoch das Gehäuse des RM650x, da es aus einem dickeren Blech besteht und über die abgeflachten Kanten außerdem ein interessanteres Erscheinungsbild hervorruft.

Kabelausstattung

Mit zwölf SATA-Anschlüssen verfügt das Core Reactor 650W in der Theorie über sehr viele Erweiterungsmöglichkeiten für das System. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass auf dem Anschluss-Panel lediglich drei Buchsen zur Verfügung stehen, die auf drei SATA-Kabelstränge und einen 4-Pin-Molex-Kabelstrang aufgeteilt werden müssen. Bei allen anderen Steckern verfügen beide Netzteile über dieselbe Anzahl, jedoch trickst XPG mit dem zweiten EPS-Stecker, der lediglich über eine Y-Verzweigung realisiert wurde, sodass gegenüber zwei getrennten Strängen mehr Spannung über das Kabel abfällt. Dieses Prinzip wendet XPG auch auf die PCIe-Leitung an, jedoch wirkt der Hersteller dadurch entgegen, dass dickere 16AWG-Adern für beide Kabelvarianten zum Einsatz kommen.

Kabelausstattung (Länge in cm) RM650x Core Reactor 650W
abnehmbar
24-Pin ATX 1 (60) 1 (63)
4+4-Pin EPS 2 (65) 2 (64 + 15)
6+2-Pin PCIe 4 (60 + 15) 4 (64 + 15)
SATA 7 (52 ‑ 85) 12* (50 ‑ 95)
Molex 4 (45 ‑ 75) 4* (50 ‑ 93)
* Drei Anschlussbuchsen für vier Peripherie-Kabelstränge

Bezüglich des Sleevings verfahren beide Hersteller identisch: ATX-, EPS- und PCIe-Kabelstränge werden ummantelt, während die Peripherieleitungen als Flachbandvariante vorliegen. Bei XPG sind die Sleeve-Leitungen relativ fest gewickelt, wodurch die Flexibilität zusätzlich zum größeren Kupferquerschnitt leidet. Aber auch das RM650x weist keine besonders hohe Flexibilität der Sleeve-Leitungen auf, wenn an den Kabelenden enge Biegeradien gefordert sind. An dieser Stelle wirken sich die in der Ummantelung versteckten Kondensatoren nämlich negativ aus.

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