iPad Pro 12,9" mit Mini-LED im Test: Apple bringt Dunkel ins Licht

Nicolas La Rocco
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iPad Pro 12,9" mit Mini-LED im Test: Apple bringt Dunkel ins Licht

Das neue iPad Pro 12,9" ist mit einem imposanten Mini-LED-Display ausgestattet, das für exzellenten Kontrast und sehr hohe Helligkeit sorgt. Die Konkurrenz, wenn man sie so nennen kann, stellt Apple auch mit dem M1-Prozessor aus dem Mac in den Schatten. Leistung satt trifft zudem erstmals in einem Apple-Tablet auf schnelles 5G.

Marktstart und Preise

Das neue iPad Pro kann seit dem 30. April zu Preisen ab 879 Euro in 11 Zoll (WLAN, 128 GB) und ab 1.199 Euro (WLAN, 128 GB) in den Farben Space Grau und Silber bei Apple bestellt werden und sollte in der zweiten Maihälfte ausgeliefert werden. Klickt man sich derzeit durch die Bestellseite für die 11-Zoll-Variante, ist mit einer Auslieferung Anfang bis Mitte Juni zu rechnen. Etwas größere Verzögerungen sind beim iPad Pro 12,9" mit Mini-LED-Display zu erwarten, das erst Ende Juni bis Anfang Juli ausgeliefert werden soll. Das Testgerät mit 5G-Support und 1 TB Speicher liegt bei 2.139 Euro.

Technische Daten im Überblick

Apple iPad Pro (2021, 12,9 Zoll)
Apple iPad Pro (2020, 12,9 Zoll)
Software:
(bei Erscheinen)
iPadOS 14.5.1 iPadOS 13.4
Display: 12,90 Zoll, 2.048 × 2.732
265 ppi, 120 Hz
IPS, HDR
12,90 Zoll, 2.048 × 2.732
265 ppi, 120 Hz
IPS
Bedienung: Touch, Stylus, Gesichtsscanner
SoC: Apple M1
4 × Firestorm, 3,20 GHz
4 × Icestorm, 2,06 GHz
5 nm, 64-Bit
Apple A12Z Bionic
4 × Vortex, 2,49 GHz
4 × Tempest, 1,59 GHz
7 nm, 64-Bit
GPU: Apple Octa-Core
1.278 MHz
Apple Octa-Core
1.340 MHz
RAM:
8.192 MB
LPDDR4X
Variante
16.384 MB
LPDDR4X
6.144 MB
LPDDR4X
Speicher: 128 / 256 / 512 / 1.024 / 2.048 GB 128 / 256 / 512 / 1.024 GB
1. Kamera: 12,0 MP, 2160p
Quad-LED, f/1,80, AF
2. Kamera: 10,0 MP, f/2,40, AF
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 12,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,4
7,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,2
2. Frontkamera: Nein
GSM:
Nein
Variante
GPRS + EDGE
Nein
Variante
GPRS + EDGE
UMTS:
Nein
Variante
DC-HSPA
Nein
Variante
DC-HSPA
LTE:
Nein
Variante
Advanced Pro
Nein
Variante
Advanced Pro
5G:
Nein
Variante
NSA/SA
Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
Bluetooth: 5.0 5.0 LE
Ortung:
Nein
Variante
A-GPS, GLONASS, Galileo, QZSS
Nein
Variante
A-GPS, GLONASS, Galileo, QZSS
Weitere Standards: Thunderbolt 3, Smart Connector, Magnetic Connector USB-C 3.1, Smart Connector, Magnetic Connector
SIM-Karte:
Variante
Nano-SIM, Dual-SIM
Variante
Nano-SIM
Akku: ? (40,88 Wh)
fest verbaut
? (36,71 Wh)
fest verbaut
Größe (B×H×T): 214,9 × 280,6 × 6,40 mm 214,9 × 280,6 × 5,90 mm
Schutzart:
Gewicht: 682 / 684 g 641 / 643 g
Preis: 1.199 € / 1.309 € / 1.529 € / 1.969 € / 2.409 € / 1.369 € / 1.479 € / 1.699 € / 2.139 € / 2.579 € 1.099 € / 1.209 € / 1.429 € / 1.649 € / 1.269 € / 1.379 € / 1.599 € / 1.819 €

Das Design bleibt kompatibel zum Zubehör

Das neue iPad Pro der 5. Generation sieht seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich, macht aber vor allem bei Display und Prozessor einen großen Sprung nach vorne. In den bereits bekannten Größen von 11,0 und 12,9 Zoll führt Apple das Design mit abgerundeten Ecken und abgeflachten Seitenbereichen fort und sorgt dafür, dass bereits erworbenes Zubehör kompatibel bleibt. Während das kleine iPad Pro exakt dieselben Abmessungen wie im Vorjahr aufweist, ist das große iPad Pro 0,5 mm dicker geworden, es bleibt aber dennoch „funktional kompatibel“ zum bisherigen Magic Keyboard. Auch beim Apple Pencil der 2. Generation bleibt alles beim Bekannten, dieser lässt sich erneut oben am Tablet am Magnetic Connector befestigen und wird darüber auch geladen.

Die erste Generation des Magic Keyboard (A1998) ist funktional kompatibel mit dem neuen iPad Pro (12,9", 5. Generation) mit Liquid Retina XDR-Display. Weil dieses neue iPad Pro etwas dicker ist, kann es sein, dass das Magic Keyboard im geschlossenen Zustand nicht genau passt, insbesondere wenn eine Displayschutzfolie angebracht ist.

Apple Support

Apples Verarbeitungsqualität liegt erneut auf höchstem Niveau, an der Teststellung gibt es in diesem Punkt in keinem Bereich etwas auszusetzen. Die Tasten klicken satt, die Anschlüsse sind sauber ausgearbeitet und es passt einfach alles exakt so, wie man es in dieser Preisklasse erwartet. Das rundherum verwendete matte Aluminium sorgt dafür, dass sich Fingerabdrücke auf das Display beschränken. Einzig Apples Zubehör, etwa das Smart Folio oder das auf den Fotos abgebildete Magic Keyboard, ist anfällig für Fingerabdrücke und Staub.

Thunderbolt für 40 Gbit/s und 6K-Displays

Hochkant gehalten sitzen die Lautstärketasten rechts oben, die Power-Taste oben rechts und die neue Thunderbolt-Buchse zentral unten. Thunderbolt-Peripherie lässt sich mit bis zu 40 Gbit/s anbinden, selbige Übertragungsrate gilt für das ebenfalls integrierte USB 4. Externe Monitore werden jetzt mit bis zu 6K-Auflösung unterstützt, allerdings gibt es weiterhin die Einschränkung, dass ein Monitor nicht als direkte Erweiterung des iPad-Pro-Bildschirms verwendet werden kann. Der Inhalt wird lediglich darauf gespiegelt, sofern es sich nicht um eine App mit der Funktion „Zweiter Bildschirm“ handelt.

Erstaunlich gute Lautsprecher

Nach wie vor an denselben Positionen befinden sich auch die insgesamt vier Lautsprecher, von denen im Querformat gehalten jeweils zwei für den linken respektive rechten Kanal zuständig sind. Zwar kommen die Lautsprecher auch mit einer Zertifizierung für Dolby Atmos, echter Raumklang auf dem Niveau eines Heimkinos will am Tablet wenig überraschend aber nicht aufkommen. Dennoch gelingt es Apple, eine sehr gute Klangkulisse mit hoher Lautstärke, geringfügigen Verzerrungen bei Maximalpegel sowie ausgewogenen Höhen, Mitten und Tiefen mit physischen Limitierungen im Bassbereich bei Filmen, Serien und Musik aufzubauen. Das iPad Pro eignet sich dabei durchaus auch als Alternative zu einem von Apples Smart-Lautsprechern wie dem HomePod mini.

Die neue Frontkamera folgt dem Nutzer

Oben im Rahmen respektive links, wenn man das iPad Pro an Apples Zubehör wie dem Magic Keyboard befestigt, sitzt die neue Ultraweitwinkel-Frontkamera mit 122 Grad breitem Sichtfeld und 12 Megapixeln Auflösung. Das größere Sichtfeld nutzt Apple, um digitale Kameraschwenks durchzuführen. „Center Stage“ oder im Deutschen weit weniger interessant „Im Bild behalten“ heißt das neue Feature, das KI-gestützt über die Neural Engine des M1 abgewickelt wird und den Anwender stets im Blickfeld behält, auch wenn dieser sich nach rechts, links, oben oder unten aus dem Bild bewegt.

In FaceTime funktioniert das Feature bereits einwandfrei und auch innerhalb von WebEx hat Apple es bereits demonstriert. Center Stage ist grundsätzlich für Drittanbieter freigegeben und Apple bietet eine API an, damit in den App-Einstellungen festgelegt werden kann, ob die Funktion aktiviert oder deaktiviert sein soll. Center Stage ist nicht in den allgemeinen Kamera-Einstellungen, sondern jeweils in der nutzenden App zu finden.

Das neue Referenz-Display für Tablets

Abseits von Thunderbolt und neuer Frontkamera waren das bisher aber alles Eigenschaften, die man bereits vom vorherigen iPad Pro kennt. Maßgeblich von der 4. Generation iPad Pro setzt sich das neue Modell jedoch über den Bildschirm ab. Dieser misst zwar weiterhin die bekannten 12,9 Zoll und bietet erneut 2.732 × 2.048 Pixel. Und auch Technologien wie ProMotion für bis zu 120 Hz, der große P3-Farbraum, True Tone, die vollständige Laminierung sowie die Antireflex-Beschichtung sind wieder mit an Bord. Doch es ist die neue Mini‑LED Hintergrundbeleuchtung, die bei Apple eine neue Ära der Bildschirm-Qualität einläutet und die Konkurrenz in den Schatten stellt.

10.384 Mini-LEDs verteilt über 2.596 Zonen

War bisher vom normalen iPad über das iPad Air bis zum iPad Pro eine am Rand verlaufende Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung für die Ausleuchtung des Panels zuständig, sind es jetzt 10.384 winzige LEDs verteilt über die gesamte Bildschirmfläche. Diese unterteilt Apple in 2.596 einzeln ansteuerbare Dimmingzonen, sodass vier Mini-LEDs zu einer Zone zusammengefasst werden. „Liquid Retina XDR Display“ nennt Apple das Endergebnis, weil auch das Pro Display XDR lokale Dimmingzonen bietet, dort allerdings nur 576, ohne Mini-LED und zudem verteilt auf deutlich größere 32 Zoll. Die Mini-LED-Dichte eines iPad Pro fällt um ein Vielfaches höher als beim Pro Display XDR aus. Auch Fernseher wie die neue QNED-Serie von LG, die mit 30.000 Mini-LEDs in 2.500 Zonen auf 86 Zoll arbeitet, schlägt das iPad Pro in diesem Punkt deutlich.

Kontrast und Helligkeit sind sehr gut

In der Praxis bedeutet das, dass Schwarz auf einem iPad erstmals tatsächlich als sattes Schwarz dargestellt wird, weil die Hintergrundbeleuchtung in diesen Bildbereichen punktuell vollständig abgeschaltet werden kann. Wird ein 16:9-Film auf dem 4:3-Display abgespielt, sind die Balken beim iPad Pro tatsächlich komplett Schwarz, während sie auf einem zum Vergleich herangezogenen aktuellen iPad Air grau erscheinen. Als ComputerBase zuletzt 2018 ein iPad Pro testen konnte, lag dessen Kontrast­verhältnis noch bei (bereits guten) rund 1.700:1. Beim neuen iPad Pro wirbt Apple hingegen mit 1.000.000:1.

Quelle des im Video gezeigten Local Dimming Tests: Tha_VillaMan

Schwarz fast wie bei einem OLED-Display

Dieser Wert ist nicht zu hoch gegriffen, denn ein Schwarzwert ließ sich ähnlich wie bei OLED-Bildschirmen mit 0,00 cd/m² nicht mehr in den schwarzen Bildbereichen ermitteln. Doch muss man auch insofern realistisch sein, dass nur weiße oder nur schwarze Bilder für den Alltag nicht relevant sind. Deshalb hat ComputerBase auch im direkten Nahbereich eines weißen Ausschnitts auf schwarzem Hintergrund gemessen. Doch selbst dort konnten bei Maximalhelligkeit lediglich 0,042 cd/m² ermittelt werden, was für ein Kontrastverhältnis oberhalb von 25.000:1 sorgt. Im Diagramm wurde der Wert bewusst auf 10.000:1 gestutzt, um die anderen Balken besser sichtbar zu machen.

Das Blooming fällt minimal aus

Während Edge-LED-Hintergrundbeleuchtungen den Nachteil haben, dass sie Schwarz durch die Ausleuchtung des gesamten Panels eher als Grau darstellen, kann es bei lokalen Dimmingzonen zum sogenannten Blooming kommen. Dabei strahlt eine Dimmingzone über ihren eigentlichen physischen Bereich hinter dem Panel hinaus und sorgt für einen Halo-Effekt im dunklen Bildbereich daneben. Auch das iPad Pro bleibt davon nicht vollständig verschont, hat diesen Effekt aber sehr gut im Griff. Im Testvideo ist gut erkennbar, wie der über den Bildschirm fahrende weiße Bildbereich ein leichtes Leuchten um sich herum trägt. Der Effekt wird durch den abgedunkelten Raum und die Aufnahme allerdings verstärkt und ist im Alltag kaum sichtbar. Zumal es sich auch hier mit Weiß auf Schwarz um einen Extremfall handelt, der den Effekt verdeutlichen soll.

Bei HDR-Inhalten kommen Kontrast und Helligkeit sehr gut zur Geltung
Bei HDR-Inhalten kommen Kontrast und Helligkeit sehr gut zur Geltung

In der Praxis überwiegt aber ganz deutlich die um ein Vielfaches besseres Bildqualität der neuen Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung. Die Verbesserung fällt ähnlich eklatant aus wie mit der Ersteinführung des schnelleren ProMotion-Panels. Hat man sich einmal an die neue Darstellung gewöhnt, gibt es kein Zurück mehr zur alten Technologie.

Über 1.000 cd/m² bei HDR-Inhalten

Beim iPad Pro sorgt die neue Hintergrundbeleuchtung zudem für eine deutlich höhere Maximalhelligkeit im HDR-Betrieb. Apple selbst wirbt wie beim vorherigen Modell mit 600 cd/m² im SDR-Betrieb, die ComputerBase bestätigen kann. Durchschnittlich 616 cd/m² erreichte das Testgerät, wobei die Helligkeit in der Mitte etwas höher ausfällt und zum Rand hin um knapp 4 Prozent abfällt. Im HDR-Betrieb wirbt Apple mit 1.000 cd/m², gemessen wurden hingegen sogar 1.070 cd/m². Punktuell kann der Bildschirm kurzzeitig auf bis zu 1.600 cd/m² gehen, wobei im Test Werte um 1.500 cd/m² in einem 10-Prozent-Fenster erreicht wurden. Einzelne Dimmingzonen, die potenziell höhere Werte erreichen, können mit dem Messgerät nicht abgedeckt werden.

Diagramme
Display-Helligkeit max.
  • Automatikmodus 100% APL:
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021) (HDR)
      1.070
      Weißpunkt ca. 6.500 Kelvin
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021)
      616
      Weißpunkt ca. 6.500 Kelvin
    • Apple iPad Pro 11" (2018)
      591
      Weißpunkt: ca. 7.000 Kelvin
    • Apple iPad Air (2020)
      496
      Weißpunkt ca. 6.500 Kelvin
    • Lenovo Tab P11 Pro
      496
      Weißpunkt ca. 7.800 Kelvin
    • Amazon Fire HD 8 (2020)
      470
      Weißpunkt: ca. 6.680 Kelvin
    • Apple iPad (2020)
      464
      Weißpunkt ca. 6.600 Kelvin
    • Huawei MatePad Pro
      454
      Weißpunkt: ca. 8.800 Kelvin
    • Samsung Galaxy Tab S7+
      438
      Weißpunkt: ca. 7.040 Kelvin
    • Lenovo Tab P11
      408
      Weißpunkt ca. 7.300 Kelvin
    • Samsung Galaxy Tab S6
      377
      Weißpunkt: ca. 6.030 Kelvin

Die höhere maximale Helligkeit in Verbindung mit dem hohen Kontrastverhältnis sorgt bei der Wiedergabe von HDR-Videos etwa auf YouTube oder Prime Video für ein völlig neues Erlebnis. Das iPad Pro unterstützt Dolby Vision, HDR10 und HLG. Netflix wollte auf dem neuen Tablet noch nicht laufen, vermutlich bedarf es hier noch eines Updates der App. Schade ist außerdem, dass das Tablet selbst, anders als das iPhone 12 (Test), keine HDR-Videoaufnahmen erstellen kann. Die rückseitige Kamera entspricht der Ausstattung des letzten Jahres und ist nicht für HDR-Videoaufnahmen ausgelegt, obwohl der Bildprozessor des M1-Chips durchaus dazu in der Lage wäre.

Der aktuell beste Tablet-Bildschirm

In Summe stellt das „Liquid Retina XDR Display“ dennoch eine eklatante Verbesserung gegenüber früheren iPad- und selbst iPad-Pro-Bildschirmen dar. Die Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung sorgt für eine signifikante Verbesserung des Kontrastverhältnisses, indem eine hohe Leuchtkraft auf sattes Schwarz und eine hohe Dimmingzonendichte trifft. Über die hohe Zonendichte geht Apple erfolgreich den manchmal bei Fernsehern erkennbaren Nachteil des Leuchtens benachbarter Zonen mit Blooming-Effekt an. Das neue iPad-Pro-Display hat aber nicht nur die Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung zu bieten, es kommt auch wieder mit bereits bekannten Stärken wie ProMotion oder der extrem guten Farbabstimmung. Apple kann sich durchaus auf die Fahnen schreiben, den aktuell besten Bildschirm in einem Tablet anzubieten.

Den mit großem Abstand stärksten Prozessor hat das iPad Pro ebenfalls zu bieten.