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AMD Radeon RX Mobile: 6800M, 6700M & 6600M bringen RDNA 2 ins Notebook

Jan-Frederik Timm
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AMD Radeon RX Mobile: 6800M, 6700M & 6600M bringen RDNA 2 ins Notebook
Bild: AMD

Bereits im Januar zur CES noch für das 1. Halbjahr in Aussicht gestellt, hat AMD zur Computex mobile Grafikkarten auf Basis der RDNA-2-Architektur vorgestellt. Radeon RX 6800M, 6700M und 6600M sollen es mit Nvidias GeForce RTX 3000 Laptop GPUs aufnehmen, die Leistungskrone bleibt aber aller Voraussicht nach im grünen Lager.

Bekannte Bezeichnung, aber anderer Chip

Wie bei Nvidia legt auch die von AMD gewählte Bezeichnung nahe, dass die drei mobilen Grafikkarten von den Desktop-Modellen abgeleitet wurden und die Leistung quasi auf Augenhöhe liegt. Doch nicht nur beim kleinsten Modell, von dem es noch keinen Gaming-PC-Ableger gibt, trügt auch hier der Schein. Beim Topmodell ist die Differenz zwischen Leistung im Gaming-PC und Leistung im Gaming-Notebook wie bei Nvidia dabei am größten.

Radeon RX 6800M =! Radeon RX 6800

Eine mobile Radeon RX 6800M ist deshalb nur innerhalb des Notebook-GPU-Portfolios als schnellste Grafikkarte anzusehen, hinter der Radeon RX 6800 XT, aber auch hinter der Radeon RX 6800 liegt sie weit zurück. Dasselbe gilt bei Nvidia für die GeForce RTX 3080 Laptop GPU, die der GeForce RTX 3080 für Gaming-PCs in Sachen Leistung nicht ebenbürtig ist. Bei beiden Herstellern fängt der Unterschied beim Topmodell schon bei der GPU an.

Radeon RX 6000 Mobile: Spezifikationen

Die Radeon RX 6600M ist eigentlich im Notebook zuhause
Die Radeon RX 6600M ist eigentlich im Notebook zuhause (Bild: AMD)

Radeon RX 6800M: Im Kern eine Radeon RX 6700 XT

So nutzt die Radeon RX 6800M nicht den 80 CUs umfassenden Navi-21-Chip, von dem auf der Radeon RX 6800 XT 72 CUs und auf der Radeon RX 6800 noch 60 aktiv sind, sondern die Navi-22-GPU mit 40 CUs, von denen auch alle aktiv sind. Mit weiterhin aktiven 96 Megabyte Infinity Cache ist die Radeon RX 6800M quasi zur Radeon RX 6700 XT identisch. Weil der mobile Chip allerdings offiziell nur „145 Watt und mehr“ elektrische Leistung aufnehmen darf, während es beim Desktop-Modell 230 Watt sind, wird auch die Leistung der Radeon RX 6700 XT am Ende nicht erreicht: Den Takt in Spielen gibt AMD mit 2.300 MHz an, das Desktop-Modell bietet offiziell 2.425 MHz.

Das erinnert an Nvidia: Auch die GeForce RTX 3080 Laptop GPU erreicht selbst bei maximal erlaubten 150 Watt TGP zuzüglich 15 Watt über Dynamic Boost 2.0 nicht das Niveau der GeForce RTX 3070 für Desktop-PCs mit 220 Watt. Speicher bieten sowohl die Radeon RX 6700 XT als auch die Radeon RX 6800M 12 GB GDDR6 – Angaben zum Takt im Notebook hat AMD noch nicht gemacht.

Radeon RX 6000 und RX 6000M im Vergleich
RX 6900 XT RX 6800 XT RX 6800 RX 6700 XT RX 6800M RX 6700M RX 6600M
Architektur RDNA 2
GPU Navi 21 Navi 22 Navi 23
Prozess TSMC N7P
Chipgröße 519 mm² 336 mm² ?
Transistoren ca. 26,8 Mrd. 17,2 Mrd. ?
Compute-Units 80 72 60 40 36 28
FP32-ALUs 5.120 4.608 3.840 2.560 2.304 1.792 
RT-Beschleunigung Ja
Game-Takt 2.015 MHz 2.015 MHz 1.815 MHz 2.424 MHz 2.300 MHz 2.177 MHz
Maximaler Boost-Takt 2.250 MHz 2.250 MHz 2.105 MHz 2.581 MHz ?
FP32-Leistung 20,6 TFLOPS 18,6 TFLOPS 13,9 TFLOPS 12,4 TFLOPS ?
FP16-Leistung 41,3 TFLOPS 37,1 TFLOPS 27,9 TFLOPS 24,8 TFLOPS ?
Textureinheiten 320 288 240 160 ?
ROPs 128 96 64 ?
Speicher 16 GB GDDR6 12 GB GDDR6 10 GB GDDR6 8 GB GDDR6
Speichergeschwindigkeit 16 Gbps ?
Speicherinterface 256 Bit 192 Bit 160 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite 512 GB/s 384 GB/s ?
Infinity Cache 128 MB 96 MB 80 MB 32 MB
IC-Bandbreite 2,0 TB/s 1,5 TB/s ?
L2-Cache 4 MB 3 MB ?
TBP 300 Watt 250 Watt 230 Watt 145+ Watt 135 Watt 100 Watt
Anbindung PCIe 4.0
DirectX 12 Ultimate Ja

Radeon RX 6700M: 6800M – 10 bis 20 Prozent

Für die mobile Radeon RX 6700M bedient sich AMD derselben Basis, hat die Navi-22-GPU aber auf 36 CUs, 80 MB Infinity Cache und 10 GB GDDR6 beschnitten – also um 10 bis 20 Prozent der Architektur stillgelegt. Mit maximal 135 Watt darf die zweite mobile Grafikkarte im Angebot auch nicht ganz so viel elektrische Leitung aufnehmen. Der kleinere Chip soll damit trotzdem noch 2.300 MHz in Spielen erreichen. Interessant ist, dass AMD bei der Radeon RX 6700M auch den Infinity Cache beschnitten hat, im Desktop gab es bei Grafikkarten mit derselben GPU bisher auch immer denselben Infinity Cache (6900 XT, 6800 XT, 6800: 128 MB).

Radeon RX 6600M: Navi-23-Premiere

Dass bei der Radeon RX 6600M in Anbetracht der Eckdaten eine GPU unterhalb von Navi 22 Verwendung findet, liegt auf der Hand. AMD bestätigt: Navi 23 feiert Premiere. Mit nur noch 28 CUs und insbesondere lediglich 32 MB Infinity Cache wäre der Einschnitt in Navi 22 zu groß geworden. Dem Chip zur Seite stehen immer 8 GB GDDR6. Mit maximal 100 Watt Leistungsaufnahme liegt auch der Takt der kleinen GPU niedriger: 2.177 MHz sollen es in Spielen noch sein. Ob 28 CUs den Vollausbau darstellen, ist nicht bekannt. In Anbetracht des auf 32 CUs beschnittenen Navi 22 bei der Radeon RX 6700M ist es aber sehr wahrscheinlich.

AMD SmartShift ist quasi Nvidia Dynamic Boost 2.0

Bereits vor einem Jahr mit Ryzen 4000U/H „Renoir“ angekündigt, aber quasi nie verfügbar, soll AMDs SmartShift-Technologie auch den neuen mobilen Grafikkarten in kompatiblen Notebooks zu noch mehr Leistung verhelfen. Wie bei Nvidia Dynamic Boost 2.0 machen das bis zu 15 weitere Watt GPU-Leistungsaufnahme möglich, die immer dann zur Verfügung stehen, wenn der Prozessor sie nicht braucht.

Während Nvidias Technologie sowohl in Notebooks mit GeForce RTX 3000 und Intel Core als auch AMD Ryzen zum Einsatz kommen kann, setzt AMD hier vorerst allerdings nur auf das eigene Lager. Asus nutzt die Technologie in den Notebooks ROG Strix G15 und G17 Advantage, um der Radeon RX 6800M maximal 160 Watt (145 + 15 Watt) zuzugestehen. Notebooks mit mobiler GeForce RTX 3000 Laptop GPU setzen in diesem Jahr überwiegend auf den optionalen zusätzlichen TDP-Turbo, es bleibt abzuwarten, ob das bei AMDs neuem Angebot auch so wird. Die Frage, ob SmartShift nur der Radeon RX 6800M zur Verfügung steht, hat AMD im Vorfeld der Veröffentlichung noch nicht beantwortet.

AMD Advantage: Alles aus einer Hand

Um für Kunden die Vorzüge der eigenen Plattform und insbesondere die aus der Kombination der verschiedenen Technologien besser präsentieren zu können, legt der Hersteller mit „AMD Advantage“ ein neues „Design Framework“ auf. AMD-Advantage-Gaming-Notebooks setzen auf mobile Ryzen-CPUs, die neuen mobilen Radeon-GPUs und Technologien wie FreeSync, SmartShift oder auch Smart Access Memory (SAM). Darüber hinaus sollen von zertifizierten Notebooks im Durchschnitt 100 FPS in FHD, mindestens 144 Hertz schnelle Displays, NVMe-SSDs und über zehn Stunden geboten werden.

So schnell sollen die Grafikkarten sein

Gerne hätte die Redaktion schon heute erste eigene Testergebnisse des neuen mobilen Topmodells von AMD präsentiert, ein Muster des ROG Strix G15 wurde aber nicht mehr rechtzeitig zugestellt. So bleibt vorerst lediglich der Blick auf AMDs eigene Benchmarks.

Vorsicht, Hersteller-Benchmarks!

Wie immer sind Herstellerbenchmarks mit großer Vorsicht zu genießen. Sie sind pauschal nicht falsch, aber extrem gut ausgewählt und zeigen oft nur das Allerbeste. Zuletzt hatte vor allem die Spieleauswahl gezeigt, dass man mit wenigen Titeln ein Ergebnis komplett zugunsten eines Herstellers drehen kann, ein zweistelliger Vorsprung wird so auf Wunsch zu einem zweistelligen Rückstand.

Bei Notebook-GPUs kommt anno 2021 erschwerend hinzu, dass die vom OEM gewählte maximale Verlustleistung einen entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit hat, Nvidias GeForce RTX 3000 Laptop GPUs haben das Anfang des Jahres mit großen TDP-Spielräumen gezeigt. AMD wiederum hat sich bisher noch gar nicht zu etwaigen TDP-Bandbreiten geäußert und nur die Obergrenzen genannt.

AMD mit 145+15 gegen Nvidia mit 115+15 Watt

Eine solche 145+15-Watt-Ausbaustufe nutzt AMD dann auch für eigene Benchmarks der Radeon RX 6800M im Vergleich zur GeForce RTX 3080 Laptop GPU, die wiederum aber nur mit 115+15 statt der maximal erlaubten 150+15 Watt betrieben wird. Das Duell geht knapp zugunsten von AMD aus. Dass der Vergleich hinkt, weiß allerdings auch AMD, nicht zuletzt spricht der Hersteller nur von der schnellsten Radeon-Grafik für Notebooks, nicht aber von der schnellsten am Markt – und scheut auch im Vergleich zu Nvidia den Mund zu voll zu nehmen. Wer nur auf die Balken sieht, könnte aber trotzdem die falschen Schlüsse daraus ziehen. Beim Vergleich GeForce RTX 3060 Laptop GPU mit Radeon RX 6600M scheint es da schon besser auszusehen: Der GeForce-Laptop betreibt die GPU mit 90+5 Watt, maximal erlaubt sind für die Radeon RX 6600M 100 Watt.

Unterm Strich sieht AMD die Radeon RX 6800M als perfekte GPU in Gaming-Laptops mit WQHD-Display, im Durchschnitt über die getesteten Spiele waren 120 FPS in dieser Auflösung drin. Die Radeon RX 6700M soll noch gut 100 FPS im Schnitt in dieser Auflösung erreichen, die Radeon RX 6600M hingegen zielt auf Full HD: 100 FPS sollen es hier immer noch im Schnitt sein, aber eben bei deutlich weniger Pixeln.

Erste Notebooks von Asus, MSI, HP und Lenovo

Die Radeon RX 5000M auf Basis von RDNA(1) hat sie sich abseits des MacBook Pro am Markt nicht etablieren können – nur HP und MSI bieten Modelle an. Bei der Radeon RX 6000M soll das anders werden: Neben dem vorläufigen Aushängeschildern Asus ROG Strix G15 und G17 Advantage mit 145 + 15 Watt starker Radeon RX 6800M stellen auch die bereits von RDNA 1 bekannten Hersteller MSI und HP sowie erstmals auch Lenovo Gaming-Notebooks mit mobilen RDNA-2-Grafikkarten vor.

Asus ROG Strix G15/G17 mit Radeon RX 6800M
Asus ROG Strix G15/G17 mit Radeon RX 6800M (Bild: AMD)

HP hatte schon vor Tagen ohne PR-Rummel öffentlich gemacht, dass es neue HP Omen 16 auch mit AMDs neuer mobiler Generation geben wird (laut AMD mit Radeon RX 6600M), von MSI und Lenovo stehen die Ankündigungen noch aus.

AMD will die Partner mit Serien-GPUs vom Typ Radeon RX 6800M und 6600M ab sofort beliefern, die Verfügbarkeit entsprechender Notebooks soll „bald“ gegeben sein. Die Radeon RX 6700M wird von AMD hingegen noch nicht bereitgestellt, auch das solle aber „bald“ der Fall sein.

ComputerBase hat die Informationen von AMD vorab unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.
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