Smartphone-Sparte retten: Huawei soll Smartphone-Designs statt Geräte anbieten

Nicolas La Rocco
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Smartphone-Sparte retten: Huawei soll Smartphone-Designs statt Geräte anbieten
Bild: Huawei

Huaweis Smartphone-Sparte kämpft nach wie vor mit dem US-Handelsembargo, das Software wie die Google-Dienste, aber auch Hardware wie Chips von TSMC und 5G-Technologie von Qualcomm betrifft, die Huawei nicht mehr zukaufen darf. Einen Ausweg aus der Misere könnte der Verkauf von Smartphone-Designs statt Smartphones bringen.

Noch unter Trumps Präsidentschaft beschlossen, durfte Huawei zunächst keine Google Mobile Services (GMS) mehr auf den eigenen Smartphones und Tablets anbieten, später folgten deutlich striktere Maßnahmen auch im Bereich Hardware, die Huawei auch im Heimatland China betrafen. Ohne Googles Dienste waren die Smartphones und Tablets zwar außerhalb Chinas deutlich weniger beliebt, für das Heimatland spielte diese Einschränkung aber ohnehin keine Rolle, da Google sich aus China fernhält.

Wenn High-End ohne 5G kommt

Weil seit geraumer Zeit aber auch im Bereich Hardware wichtige Zulieferer nicht mehr mit Huawei Geschäfte machen dürfen, sofern diese US-Technologien nutzen, sind Huawei mittlerweile in vielen Bereichen die Chips und weitere Bauteile für die Produktion ausgegangen. TSMC darf keine High-End-SoCs mehr an HiSilicon liefern und bei Qualcomm, das zwischenzeitlich wieder liefern darf, muss 5G deaktiviert bleiben. Das führt zu kuriosen Entwicklungen wie dem eigentlichen High-End-Smartphone P50, das aber kein 5G beherrscht.

Smartphone-Designs für staatliche PTAC

Um die Smartphone-Sparte zu retten, werde deshalb aktuell hinter den Kulissen erörtert, künftig Smartphone-Designs an Drittanbieter zu verkaufen, anstatt die Smartphones selbst zu vertreiben. An eine dritte Partei abgegeben, könnte diese den Vorhaben nach wieder Zugriff auf alle wichtigen Komponenten erhalten. Wie Bloomberg berichtet, sollen die Designs an eine Xnova getaufte Sparte der China Postal and Telecommunications Appliances Co. (PTAC) lizenziert werden. Innerhalb der landeseigen PTAC werden über die Xnova bereits Nova-Smartphones mit Huawei-Branding vertrieben. PTAC ist eine Einheit der China General Technology Group Holding Co., ein Maschinenhersteller und Importeur, der direkt von der Kommunistischen Partei kontrolliert wird. Designs sollen aber auch an den Telefonausrüster TD Tech Ltd. lizenziert werden, der 2005 von Nokia und – ja, wirklich – Huawei gegründet wurde.

Honor hat wieder Vollzugriff

Das klingt nach einer Zwischenlösung, um nicht den Weg der vollständigen Abspaltung wie bei Honor gehen zu müssen. Honor darf nach dem Verkauf durch Huawei wieder zuvor von den USA beanstandete Komponenten einkaufen, sodass etwa das neue Honor 50 mit GMS und 5G ausgestattet ist. Gerüchte über einen möglichen Verkauf der P- und Mate-Serie an einen externen Partner gab es bereits in der Vergangenheit, Huawei hat aber stets dementiert und wollte die Gerüchte nicht kommentieren.

Was bleibt von Huawei übrig?

Das Lizenzieren von Designs dürfte aber nicht nur das Aussehen der Smartphones betreffen, sondern auch Teile der Konstruktion, deren Baupläne dann aber Drittanbieter als Lizenznehmer für die Fertigung nutzen. Ob auf diesen Smartphones weiterhin „Huawei“ stehen wird, darf angezweifelt werden. Ingenieure bei Huawei sollen gewisse begehrte Geräte bereits so umgestaltet haben, dass die Lizenznehmer ohne größere Anpassungen Chips von Qualcomm und MediaTek statt HiSilicon einsetzen können.

Huawei würde sich mit dem Schritt praktisch zum Anbieter von White-Label-Produkten machen. Damit sind Produkte eines Herstellers gemeint, die nicht unter dessen eigener Marke, sondern als (scheinbares) Produkt eines anderen Herstellers verkauft werden. Gezwungenermaßen schließt sich damit ein Kreis, den Huawei nach dem Nexus 6P (Test) unbedingt offen halten wollte. Huawei war damals in Verhandlungen mit Google, auch den Nachfolger des Nexus 6P zu fertigen, allerdings sollte auf dem Smartphone diesmal Huawei stehen, denn der Konzern wollte nicht erneut nur White-Label-Fertiger ohne größere Markenpräsenz sein. Genau das könnte bald aber wieder der Fall sein.

25 Jahre ComputerBase! Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.