Bungies Firmenkultur: Angestellte üben Kritik und haben Hoffnung

Max Doll
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Bungies Firmenkultur: Angestellte üben Kritik und haben Hoffnung
Bild: Bungie

Sexismus, Rassismus, Diskriminierung und massive Überstunden sind trotz anderslautender öffentlicher Äußerungen auch bei Bungie toleriert worden. Besonders problematisch war die Situation bei dem für die Geschichte von Destiny zuständigen Team, legt ein umfangreicher Bericht von IGN dar – der aber auch Hoffnung macht.

Dass Bungie als Unternehmen eine Politik verfolgt, die intern als „keine Toleranz für Arschlöcher“ übersetzt wird, entspricht laut dem Bericht nicht den Tatsachen. Von 26 aktuellen und ehemaligen Angestellten, die mit IGN gesprochen haben, konnte jeder mindestens einen Mitarbeiter aus dem Unternehmen benennen, der trotz Fehlverhaltens aufgrund ihrer langen Karriere bei Bungie und ihrer erfolgreichen Arbeit mit allem durchgekommen seien, entweder weil sie von Vorgesetzten oder der Personalabteilung geschützt würden.

Die Befragten berichteten von insgesamt sehr unterschiedlichen Erlebnissen bei Bungie. Unverhohlener Sexismus, systemisch bedingte Ungleichheit etwa in der Bezahlung, Fehlverhalten der Personalabteilung, die keinerlei Hilfe sei und im Gegenteil Täter aktiv schütze, oder Schwierigkeiten, auf Probleme aufmerksam zu machen. Gerade der Personalabteilung werde deshalb besonders stark misstraut, schreibt IGN, sie schütze sehr offenkundig das Unternehmen, nicht die Mitarbeiter. Besonders stark betroffen scheint das Team, das die Geschichten für Destiny schreibt. Berichtet wird dort von besonders starkem Crunch, der massiven Mehrarbeit, aufgrund schlechter Abläufe bedingt durch Vorgesetzte, die zudem durch aggressives, unangebrachtes und erratisches Verhalten auffielen.

Anders als Activision

Die Angestellten von Bungie erzählen allerdings nicht die gleiche Geschichte wie diejenigen bei Activision Blizzard. Vergleichbares zur „Cosby Suite“ findet sich nicht, während Bungie-CEO Pete Parsons in einer Stellungnahme zum IGN-Bericht die richtigen Töne anschlägt. Darin wird unter anderem betont, dass in den vergangenen Jahren konkrete Schritte unternommen wurden, um die ausgegebene Firmenpolitik umzusetzen, etwa durch die, wenn auch intransparente Entlassung von negativ aufgefallenen Mitarbeitern, interne Prüfungen von Systemen zur Beförderung und Einstellung von Personal, sowie Metriken, um den Erfolg von Maßnahmen zu messen.

Dass Bungie ernsthaft an Verbesserungen interessiert ist, bestätigen die Quellen von IGN. Sie hätten das Gefühl, dass sich Bungie tatsächlich auf den Weg mache, eine bessere und inklusive Firmenkultur zu schaffen, auch wenn dieser Weg noch ein langer sei. Dem Management werden gute Absichten unterstellt, ihnen sei nur nicht klar, wie genau sie diese zielführend umsetzen könnten. Die Stimmung unter den Befragten wird als optimistisch beschrieben. Hoffnung machen noch unangekündigte Projekte, über deren Teams begeistert gesprochen wurde. Sie würden eine neue Art von Kultur bei Bungie repräsentieren, in denen Teams kulturell diverser seien und eine positive Arbeitskultur hervorbringen würden. Laut dem Bericht treten sie damit den Beweis an, dass Bungie willens und in der Lage ist, die nach außen vertretenen Werte tatsächlich Realität werden zu lassen.