Frisches Geld: Intel bringt Automotive-Sparte Mobileye an die Börse

Volker Rißka
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Frisches Geld: Intel bringt Automotive-Sparte Mobileye an die Börse
Bild: Mobileye

Das aufstrebende Juwel in Intels Portfolio soll zum Teil seinen eigenen Weg gehen dürfen: die Automotive-Sparte Mobileye geht an die Börse. Intel wird dabei zwar die Kontrolle behalten, von jetzt zu 100 Prozent Besitz dürften in Zukunft aber zumindest ein Teil in öffentliche Hand übergehen.

Mobileye war schon einmal an der Börse, seit dem Jahr 2014. Im Jahr 2017 wurde das Unternehmen aber von Intel übernommen und ging komplett darin auf. Jetzt vollzieht Intel eine Kehrtwende und will Mobileye eigenständiger wachsen lassen. Dabei gleicht das Schema dem, das EMC vor 15 Jahren mit VMware gemacht hat: Auch VMware wurde Luft mit einer eigenen IPO gegeben und brachte EMC frisches Geld, der CEO ab 2012 sorgte selbst nach dem Kauf von EMC durch Dell im Jahr 2015 für deutlich mehr Umsatz und einen guten Stand des Unternehmens. Das war Pat Gelsinger, heutiger Intel-CEO.

Der Kauf von Mobileye war vor vier Jahren aber kein günstiges Unterfangen für Intel. Mehr als 15 Milliarden US-Dollar lies sich Intel dies kosten, das Geld hat Intel noch nicht wieder eingespielt. Zwar hat sich Mobileyes Umsatz zuletzt um 39 Prozent pro Quartal gesteigert, dennoch ist er mit 276 Millionen US-Dollar wie zuletzt in Q3/2021 noch immer gering. Erstmals könnte er dieses Jahr die Milliardenmarke knacken – beim Kauf durch Intel lag der Jahresumsatz bei 360 Millionen US-Dollar. Der Aufstieg ist gerade zuletzt sehr deutlich.

Autonomes Fahren gehört die Zukunft

Mobileye hat sich in der Zwischenzeit zu einem führenden Anbieter von Fahrassistenzsystemen (ADAS) aufgeschwungen. In diesem Jahr feierte das Unternehmen die Auslieferung von 100 Millionen EyeQ, wie der SoC für die Systeme genannt wird. Über 40 ADAS-Design-Wins konnten eingestrichen werden, 30 Autohersteller zählen zu den Partnern. Das Thema Autonomes Fahren steht ganz oben auf Mobileyes Liste, erste Robotaxis fahren bereits im Test nicht nur durch Israel, dem Stammsitz von Mobileye, sondern auch werbeträchtig durch New York. Ab 2023 will Mobileye Mobility-as-a-service (MaaS) anbieten, die Technologien für selbstfahrende Autos ab 2024 bereitstellen.

Am Ende dürfte es zu einem großen Teil schlichtweg ums Geld gehen. Intel will frisches Kapital für die eigenen Expansionspläne, neue Fabriken und Ausbauten sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung kosten auch mit staatlicher Unterstützung viel Geld. Genau hier schiebt Intel deshalb auch die zukünftige Kostenprognose von modernen Autos noch einmal ins Feld: 20 Prozent der Materialkosten eines Autos sollen auf Halbleiterprodukte zurückgehen, statt etwa vier Prozent, die es noch im Jahr 2019 waren. An diesen will Intel natürlich einen möglichst großen Anteil haben.