Skullcandy Grind Fuel im Test: „Hey, Skullcandy, verlier doch mal nicht die Verbin­dung“

Frank Hüber
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Skullcandy Grind Fuel im Test: „Hey, Skullcandy, verlier doch mal nicht die Verbin­dung“

Die Skullcandy Grind Fuel bieten Skull-iQ und somit unter anderem einen eigenen Sprachassistenten für die Steuerung der Musik und der Geräteoptionen. Im Test haben die In-Ear-Kopfhörer aber vor allem Probleme mit der Bluetooth- und App-Verbindung, die immer wieder abbricht.

Die Skullcandy Grind Fuel setzen als zweite Kopfhörer des Unternehmens auf die eigens entwickelte Skull-iQ-Smart-Technologie – eine Sprachsteuerung für die In-Ears. Skull iQ ermöglicht über den Aufruf „Hey Skullcandy“ eine komplett freihändige Steuerung per Sprachbefehl, ohne dabei auf den Sprachassistenten des Smartphones angewiesen zu sein. Mit Extras wie Wireless Charging und bis zu 9 Stunden Akkulaufzeit könnten sie gute Alltags-In-Ears darstellen, die auch preislich im Rahmen bleiben. Denn die unverbindliche Preisempfehlung der Skullcandy Grind Fuel liegt bei 99,99 Euro und im Handel sind sie bereits ab rund 85 Euro lieferbar. Damit konkurrieren sie mit Modellen wie etwa den Jabra Elite 3 (Test). Neben den Ohrhörern und dem Ladecase erhält der Käufer insgesamt drei Paar Silikonaufsätze und ein kurzes USB-A-auf-USB-C-Ladekabel.

Technische Daten und Funktionen der Grind Fuel

12-mm-Treiber mit Bluetooth 5.2 und AAC

Die Grind Fuel setzen auf Audio-Treiber mit 12 mm Durchmesser und nutzen Bluetooth 5.2 für die drahtlose Übertragung. Der Frequenzgang liegt bei 20 Hz bis 20 kHz, der maximale Schalldruckpegel laut Skullcandy bei 103 dB. Als Audiocodec wird neben SBC auch AAC unterstützt, was der Hersteller selbst in den technischen Daten nicht erwähnt. Multipoint, um zwei Endgeräte parallel zu verbinden und zwischen diesen nahtlos wechseln zu können, wird allerdings nicht geboten. Um das Endgerät zu wechseln, muss der Nutzer immer manuell die Verbindung trennen und auf dem anderen Gerät verbinden.

Kein ANC, aber Transparenzmodus

Auf ANC müssen Nutzer der Skullcandy Grind Fuel verzichten, was in dieser Preisklasse noch zu verschmerzen ist. Dafür wird aber ein Transparenzmodus geboten, was insbesondere dann, wenn die Kopfhörer auch beim Sport getragen werden sollen, nützlich sein kann, um weiterhin die Umgebung wahrnehmen zu können.

Großes Ladecase mit Wireless Charging

Das Ladecase der Grind Fuel fällt mit 68,7 × 27,5 × 51,6 mm (B × H × T) relativ groß aus und trägt in der Hosentasche auf. Es wiegt 57 g und fällt damit auch schwerer aus als viele aktuelle Modelle, die rund 40 g Gewicht aufweisen. Jeder Ohrhörer wiegt einzeln 5,5 g. Die LEDs, die den Akkuladestand des Ladecases anzeigen, sind an der Innenseite platziert, lassen sich also nur bei geöffnetem Case einsehen. An der Rückseite ist etwas versteckt über dem USB-C-Anschluss jedoch eine weitere LED platziert, die zumindest anzeigt, ob das Case noch geladen wird.

Skullcandy Grind Fuel: Ladecase mit USB-C und Wireless Charging
Skullcandy Grind Fuel: Ladecase mit USB-C und Wireless Charging
Skullcandy Grind Fuel
Skullcandy Grind Fuel
Skullcandy Grind Fuel
Skullcandy Grind Fuel

9 Stunden mit einer Akkuladung

Die Akkulaufzeit gibt Skullcandy mit bis zu 40 Stunden an, wobei eine Akkuladung der Ohrhörer für eine kontinuierliche Musikwiedergabe von 9 Stunden sorgen soll. 31 Stunden stellt dann das Ladecase zusätzlich zur Verfügung. Es lässt sich wahlweise über USB-C oder auch drahtlos nach Qi-Standard aufladen. Eine Schnellladefunktion über USB-C stellt innerhalb von zehn Minuten Energie für zwei Stunden Musikwiedergabe bereit.

Im Test erzielen die Grind Fuel bei mittlerer Lautstärke und buntem Musikmix ohne Transparenzmodus eine Akkulaufzeit von 8:48 Stunden, kommen also fast an die Maßgabe von Skullcandy heran und gehören damit aktuell zu den überdurchschnittlich lange durchhaltenden In-Ear-Kopfhörern.

IP55 gegen Strahlwasser und Staub

Die Ohrhörer sind nach IP55 gegen Strahlwasser und Staub geschützt, können also problemlos auch beim Sport und im Regen getragen werden. Nur vollständig untertauchen sollte man sie nicht. Das Ladecase weist hingegen keinen Schutz gegen Staub oder Wasser auf.

Skullcandy Grind Fuel Jabra Elite 3 EarFun Air Pro SV Amazon Echo Buds (2. Gen.)
Bluetooth-Standard: 5.2 5.0
Audio-Codecs: SBC SBC, aptX SBC, AAC
Bedienung: Tasten Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 9,0 h 7,0 h 6,0/4,5 (ANC) h 6,5/5,0 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 40,0 h 28,0 h 24,0 h 19,5 h
Wireless Charging: Ja Ja
ANC: Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IP55 IPX5 IPX4
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 5,5/57,0 g 5,0/33,0 g 4,0/34,0 g 5,9/47,6 g
USB-Ladeanschluss: USB-C
Abmessungen Ladecase: 27,50 × 68,70 × 51,60 mm 34,60 × 63,90 × 28,20 mm 21,60 × 56,60 × 46,00 mm 39,10 × 66,80 × 28,60 mm
Preis: ab 82 € 79 € 89,99 $ 139,99 €

Skull iQ für eigenen Sprachassistenten

Unter Skull iQ vereint Skullcandy ein paar Funktionen aktueller Kopfhörer. Dazu zählt die Möglichkeit, die Steuerung anzupassen, Audio mit anderen Nutzern zu teilen, wenn sie auch ein Gerät mit Skull iQ nutzen, der direkte Zugriff auf Spotify über die Ohrhörer, die Möglichkeit, ein Foto mit dem Smartphone über die Ohrhörer aufzunehmen, und die Freisprech-Sprachsteuerung über den Befehl „Hey Skullcandy“. Über diesen eigenen Sprachassistenten der Grind Fuel kann die Musikwiedergabe (Spotify Tap, Play, Pause, Vor, Zurück und Lautstärke) gesteuert, ein Anruf angenommen oder abgelehnt und Geräte-Befehle wie das Aktivieren des Transparenzmodus oder der Sprachassistenten des Smartphones ausgeführt werden. Die Befehle sind dabei auf die englische Sprache beschränkt.

Im Test funktionieren die insgesamt elf möglichen Befehle gut, wenn man laut und deutlich spricht und eine kurze Pause nach „Hey“ lässt. Ein schnell ausgesprochenes „Hey Skullcandy“ wurde meistens überhört, ein „Hey … Skullcandy“ hingegen nicht. Der Vorteil im Vergleich zum Sprachassistenten eines verbundenen Smartphones liegt aber abseits der Steuerung des Transparenzmodus nur darin, dass man keine Taste drücken muss, sondern die Ohrhörer die ganze Zeit nach dem Aktivierungswort lauschen.

Massive Probleme mit der Bluetooth-Verbindung

Eher ungewöhnlich für aktuelle Bluetooth-Kopfhörer, hatten die Skullcandy Grind Fuel im Test massive Probleme, die Bluetooth-Verbindung zu Smartphones dauerhaft aufrechtzuerhalten und sich mit diesen zu koppeln. Häufig kam es schon nach wenigen Minuten zu Verbindungsabbrüchen, manchmal spielten sie hingegen problemlos mehrere Stunden Musik ab. Die Musikwiedergabe war jedoch selbst immer wieder von Aussetzern geprägt, wenn das Smartphone nicht mit wenigen Zentimetern Abstand zu den Ohrhörern platziert wurde, und auch das Verbinden zum Smartphone nach dem Herausnehmen aus der Ladeschale musste meistens mehrfach manuell initialisiert werden, während die Grind Fuel immer wieder die Ansage „ready to pair“ von sich gaben.

Dass diese Probleme kein Einzelfall oder ein Defekt des Testmusters sind, zeigen zahlreiche Berichte frustrierter Nutzer im Internet.

Tasten für die anpassbare Steuerung

Skullcandy setzt für die Bedienung auf eine klassische Taste unter einer weichen Gummiabdeckung auf jedem Ohrhörer. Fehleingaben sind so ausgeschlossen, allerdings drückt man die Ohrhörer trotz klarem, gutem Druckpunkt bei jeder Bedienung in die Ohren – hier kann die Sprachsteuerung tatsächlich eine sinnvolle Alternative sein, auch wenn sie zeitaufwendiger ist und man sie in der Öffentlichkeit sicher nicht jedes Mal einsetzen möchte (oder sollte).

Skullcandy Grind Fuel
Skullcandy Grind Fuel

Die Grundfunktionen sind entsprechend einfach umgesetzt. Play/Pause wird über einfaches Drücken auf einem der Ohrhörer ausgeführt, zweifaches Drücken erhöht rechts die Lautstärke und verringert sie links. Über den linken Ohrhörer lässt sich Spotify starten, indem er für eine Sekunde gedrückt gehalten wird. Das Teilen von Musik an andere Skullcandy-Geräte mit Skull-iQ ist über ein drei Sekunden langes Drücken möglich.

Zudem sind Funktionen wie das Aktivieren des Kopplungsmodus, das Löschen der Bluetooth-Geräte, das Ein- und Ausschalten und das Orten mit Tile über die Tasten der Ohrhörer steuerbar.

Teilweise Anpassung über die App

In der Skullcandy-App lässt sich die Belegung der Steuerung teilweise anpassen und beispielsweise auch dreifaches Drücken der Tasten belegen. Teilweise, da das einmalige Drücken und das drei Sekunden lange Halten fest belegt sind und sich nicht anpassen lassen. Zweimaliges, dreimaliges Drücken und das eine Sekunde lange Gedrückthalten lassen sich vom Nutzer jedoch frei mit allen verfügbaren Funktionen belegen. Hierzu gehören neben Spotify Tap und dem Transparenzmodus insbesondere auch Funktionen wie das Vor- und Zurückspringen durch Titel. Zudem lässt sich das Aktivieren des Sprachassistenten und das Aufnehmen eines Fotos über die Kamera des Smartphones auf die Ohrhörer legen.

Kein Auto-Play/Auto-Pause

Eine Trageerkennung, die feststellt, ob die Ohrhörer ins Ohr eingesetzt sind und die Wiedergabe pausiert, wenn ein Ohrhörer herausgenommen wird, und fortsetzt, wenn er wieder eingesetzt wird, bieten die Skullcandy Grind Fuel nicht.

Skullcandy Grind Fuel
Skullcandy Grind Fuel

Einzelnutzung

Beide Ohrhörer lassen sich auch einzeln nutzen. An der Steuerung ändert sich nichts, wenn nur ein Ohrhörer getragen wird, so dass nicht alle Funktionen genutzt werden können. Sollen bestimmte Funktionen unabhängig vom genutzten Ohrhörer auch bei der Einzelnutzung verfügbar sein, kann die Steuerung in der App aber entsprechend angepasst werden.

Der Wechsel von Stereo auf Mono ist nahtlos, beim Wechsel von Mono auf Stereo spielt der neu verbundene Ohrhörer hingegen einen Signalton ab – die Wiedergabe unterbricht aber nicht.

App für Hörtest und Tile-Tracking

Über die Skullcandy-App lässt sich nicht nur die Firmware der Kopfhörer aktualisieren, sondern auch ein persönliches Klangprofil auf Basis eines Audiotests erstellen, wobei der Nutzer für jedes Ohr immer wieder so lange eine Schaltfläche gedrückt halten muss, wie er einen der abgespielten Töne wahrnimmt. Hat man den Hörtest durchlaufen, kann man die Klanganpassung in der App jederzeit ein- und ausschalten und den Grad der Anpassung bestimmen. Wie bei Skullcandy inzwischen üblich, unterstützen auch die Grind Fuel die Tracking-Funktion Tile, worüber versucht werden kann, einen verlorenen oder verlegten Ohrhörer via Tile-App zu finden.

Zudem lässt sich in einem Equalizer in der App zwischen den Modi „Musik“ (Standardeinstellung), „Podcast“, „Film“ und „Maßgeschneidert“ wählen, wobei letztgenanntes ein benutzerindividuell angepasstes Profil ist, das sich über einen 5-Band-Equalizer einstellen lässt.

Darüber hinaus ist es über die App möglich, den Transparenzmodus und die Sprachsteuerung über „Hey Skullcandy“ ein- und auszuschalten. Eine getrennte Akkuanzeige für jeden Ohrhörer gibt Aufschluss über den Ladestand, für das Ladecase wird dieser jedoch nicht angezeigt. Gut umgesetzt sind die Erläuterungen zu jeder Funktion und die integrierten Handbücher.

Ständige Verbindungsabbrüche in der App

Die App hat aber vor allem mit einem Problem massiv zu kämpfen: Die Grind Fuel verlieren immer wieder die Verbindung zur App, selbst wenn sie noch über Bluetooth zum Smartphone verbunden sind. Diese Verbindungsprobleme kommen zu den ohnehin schon starken Problemen also noch hinzu. Um sie erneut mit der App zu verbinden, hilft es nur, App und In-Ears zu beenden beziehungsweise auszuschalten und die Verbindung zum Smartphone erneut herzustellen. Die Abbrüche erfolgen immer wieder, auch bei der aktiven Nutzung und selbst während eines Firmware-Updates kam es im Test dazu. Ein klares Muster ist aber nicht zu erkennen. Mal hielt die Verbindung über Stunden problemlos, mal gab es schon nach zwei Minuten Probleme. Eine wirklich sinnvolle Nutzung der App ist so trotz guter Ansätze kaum möglich.

Ein häufiger Anblick: Die Verbindung zwischen Grind Fuel und App wurde verloren
Ein häufiger Anblick: Die Verbindung zwischen Grind Fuel und App wurde verloren

Kein dauerhaft fester Sitz

Beim Tester ließ sich kein dauerhaft fester Sitz der Skullcandy Grind Fuel erzielen, selbst wenn sie tief in den Gehörgang gedrückt wurden. Bei etwas mehr Bewegung lockerten sich die Ohrhörer und verrutschten, da die Form – zumindest beim Tester – nicht gut mit dem Innenohr abschließt.

Solange die Ohrhörer gut sitzen, ist die passive Isolierung sehr hoch, wobei sich durch die Silikonaufsätze, die in den Gehörgang geschoben werden, ein leichter, aber kein starker Druck einstellt.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.