VW-ID.5-Probefahrt: Parkt allein so gut oder schlecht wie man selbst

Nicolas La Rocco
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Volkswagen bietet mit dem ID.5 ein Coupé-haftes E-SUV als Alternative zum ID.4 mit hohem Heck an. Gleich mit an Bord ist zur (späten) Auslieferung die ID. Software 3.0, die mehrere Verbesserungen mitbringen soll. Darunter: Park Assist Plus mit Memory-Funktion, der Parkvorgänge aufzeichnet, um sie automatisiert durchzuführen.

Ein ID.4 mit flachem Heck

Wem der ID.4 nicht sportlich genug ausfällt, der kann bei VW auch zum neuen ID.5 greifen, dessen Heck flacher ist und einen integrierten Spoiler erhalten hat. Man folgt damit dem Trend der Kombination aus SUV und Coupé, was ganz am anderen Ende des Spektrums in der Volkswagen AG zum Beispiel auch vom Porsche Cayenne Turbo GT (Test) umgesetzt wird. Ein vollständig neues Auto ist der ID.5 allerdings nicht, denn abgesehen von der angepassten Karosserie stellt das Fahrzeug auf Basis des „Modularen E-Antriebs-Baukasten“ (MEB) „nur“ eine Evolution eines bestehenden Modells dar.

GTX-Modell passend zur sportlichen Linie

Vom ID.3 setzen sich ID.4 und ID.5 neben der größeren Karosserie vor allem durch das Angebot eines GTX-Modells mit Allradantrieb und mehr Leistung ab. Neben den Varianten „Pro“ und „Pro Performance“ mit Synchronmaschine an der Hinterachse, die 128 kW/174 PS respektive 150 kW/204 PS zur Verfügung stellt, gibt es beim GTX zusätzlich eine Asynchronmaschine an der Vorderachse, um die Systemleistung auf 220 kW/299 PS anzuheben. Mit 6,3 s von 0 auf 100 km/h und einer um 20 km/h auf 180 km/h angehobenen Höchstgeschwindigkeit handelt es sich jeweils um die sportlichsten E-Modelle von VW. Das deutliche Plus an Leistung macht im Direktvergleich von Pro und GTX einen spürbaren Unterschied bei Zwischensprints, zum „In-den-Sitz-Presser“ hat sich der ID.5 jedoch selbst mit knapp 300 PS nicht gewandelt. Auf den Landstraßen Österreichs machte der GTX dennoch deutlich mehr Laune als die schwächere Variante, ohne die Sportlichkeit zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Das Fahrwerk bleibt selbst im Sportmodus komfortabel und die Sportsitze sorgen für einen sicheren Halt. Der Preis für das Plus an Sportlichkeit: ab 53.615 Euro.

Technische Daten des ID.5 im Überblick

ID.5 Pro ID.5 Pro Performance ID.5 GTX
Antriebsmaschine Permanent erregte Synchronmaschine an der Hinterachse Asynchronmaschine an der Vorderachse, permanent erregte Synchronmaschine an der Hinterachse
Max. Leistung 128 kW/174 PS 150 kW/204 PS 220 kW/299 PS
Max. Drehmoment 235 Nm 310 Nm 162 Nm Frontmotor/310 Nm Heckmotor, Summenmoment 460 Nm
Getriebe 1-Gang-Getriebe hinten
Vmax 160 km/h 180 km/h
0 auf 100 km/h 10,4 s 8,4 s 6,3 s
Energieinhalt Batterie netto 77 kWh
Max. Ladeleistung AC/DC 11 kW/135 kW
Ladezeit von 5 bis 80 % (DC) 29 min 36 min
Energieverbrauch (WLTP) 16,9 kWh/100 km 17,1 kWh/100 km
Kundennahe Reichweite (WLTP) bis zu 520 km bis zu 490 km
Preis ab 46.515 Euro ab 47.550 Euro ab 53.615 Euro

ID. Software 3.1 führt Plug & Charge ein

Der ID.5 wird direkt ab Werk mit der Ende März angekündigten ID. Software 3.0 ausgeliefert – wenn er denn dann tatsächlich ausgeliefert wird. Der ID.5 soll unabhängig von der gewählten Motorisierung erst in zehn bis zwölf Monaten an die Kunden gehen, wie VW auf Nachfrage erklärte. Potenziell werden deshalb einige Besteller ihr Fahrzeug bis dahin bereits mit ID. Software 3.1 erhalten, die Plug & Charge einführen wird. Dabei authentifiziert sich der ID.5 über ein zuvor mittels We-Connect-ID.-App im Fahrzeug installiertes Zertifikat automatisch, sobald der Kunde das Ladekabel an einer kompatiblen DC-Schnellladesäule einsteckt, und startet daraufhin eine verschlüsselte Kommunikation zwischen Auto und Säule. Nach kurzer Wartezeit soll der Ladevorgang automatisch starten, ohne dass mit Ladekarten hantiert werden muss. Plug & Charge wird von Ladeinfrastrukturen wie Ionity, Aral, BP, Enel, E.ON sowie Iberdrola und Eviny unterstützt.

Testwagen bereits mit ID. Software 3.1.0
Testwagen bereits mit ID. Software 3.1.0

Gibt es diesmal ein OTA-Update?

Einen konkreten Termin für die ID. Software 3.1 gibt es allerdings noch nicht. Außerdem konnte VW zur Fahrveranstaltung des ID.5 nicht endgültig bestätigen, dass das Update diesmal definitiv Over the Air (OTA) möglich sein wird – geplant sei es aber zumindest. Bereits die ID. Software 3.0 stellte sich für ein OTA-Update als zu groß respektive komplex heraus und kann erst dann installiert werden, wenn nach einem Werkstattbesuch der Zwischenschritt auf die ID. Software 2.4 vollzogen wurde.

Park Assist Plus mit Memory-Funktion

Bereits mit der ID. Software 3.0 ist das neue Assistenzsystem Park Assist Plus mit Memory-Funktion verfügbar, auf das dieser Artikel den Fokus legt. Neben dem aktuellen Auto-Betriebssystem wird dafür aufseiten der Hardware eine aktuelle Konfiguration aus zwölf Ultraschallsensoren und neuer Frontkamera mit einem leistungsfähigen, dedizierten Speicher vorausgesetzt. Frühen E-Modellen von VW mit nur acht Ultraschallsensoren und älterer Kamera steht diese Funktion somit auch mit ID. Software 3.0 nicht zur Verfügung.

Der Park Assist Plus ist die Einparkhilfe von VW, die als ein Bestandteil des 1.300 Euro teuren Assistenzpakets die komplette Führung des Autos inklusive Lenken, Beschleunigen, Bremsen und Schalten beim Einparken und beim Ausparken aus Längsparklücken bis 40 km/h sowie beim Querparken bis 20 km/h übernimmt, sobald diese beim Vorbeifahren erkannt wurden. Die zusätzliche Memory-Funktion ist speziell für das Anlernen und Durchführen von Parkvorgängen ausgelegt, die nicht unbedingt auf klassischen öffentlichen Parkplätzen zum Längs- und Querparken, sondern zum Beispiel in Garagen oder Carports durchgeführt werden. In Österreich konnte ComputerBase das System in der Einfahrt eines Hotels, aber auch am Straßenrand beim klassischen Längsparken ausprobieren.

Besonderheit der Memory-Funktion ist, dass im Gegensatz etwa zum Manövrier-Assistenten von BMW nicht Start- und Endpunkt eines Parkvorgangs definiert werden müssen, sondern dass nach einem erfolgreich abgeschlossenen Parkvorgang die letzten 50 m Strecke automatisch zwischengespeichert und noch im Nachgang dauerhaft gespeichert werden können, um sie später bei Erreichen derselben Startposition als automatisierten Parkvorgang abzurufen. Bedarf es also der Speicherung eines komplizierten Parkprozesses, muss der Fahrer nicht bereits vorab daran denken, diesen im System zu speichern, sondern erhält diese Option nach dem Abschnallen auf dem Verabschiedungsbildschirm des Infotainmentsystems.

Frontkamera erhält eigenen Speicher

Möglich macht diese Umsetzung ein dedizierter Speicher in der Frontkamera des Fahrzeugs, der bei Geschwindigkeiten unterhalb von 40 km/h die letzten 50 m in einem Zwischenspeicher bereithält. Die Kamera ist mit einem temporären, für viele Schreib- und Lesevorgänge ausgelegten Speicher ausgerüstet, der im genannten Szenario fortlaufend mit den aktuellen Daten überschrieben wird, und einem permanenten Speicher, in dem auf Wunsch bis zu fünf Parkvorgänge mit eigenen Namen hinterlegt werden können. Der permanente Speicher liegt ebenso dediziert für die Kamera vor, sodass nicht mit dem Speicher des Infotainmentsystems gearbeitet wird.

Wann kommt das System zum Einsatz?

Sinnvoll kann eine Lösung wie der Park Assist Plus mit Memory-Funktion zum Beispiel dann sein, wenn das Auto stets perfekt mit dem Ladeanschluss an der heimischen Ladestation geparkt werden soll. Auch das enge Parken in einer Garage oder an einer Hauswand lässt sich damit an das Fahrzeug abgeben. Neben dem Privatgrundstück sind Parkvorgänge auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen möglich, wenngleich das Assistenzsystem hierfür nicht unbedingt konzipiert wurde.

Zu beachten ist in allen Situationen, dass das Auto den Parkvorgang nicht besser durchführen wird, als er vom Fahrer zuvor angelernt wurde. Deshalb sollten nur möglichst perfekte Parkvorgänge im System hinterlegt werden, denn zahlreiche Rangiermanöver repliziert das System ansonsten eins zu eins, wie sie zuvor dilettantisch vom Fahrer ausgeführt wurden. Die Memory-Funktion ist eben genau das: ein Playback des zuvor aufgenommenen manuellen Parkvorgangs des Menschen. Erkannt werden beim Aufzeichnen bewegliche Objekte wie andere Autos, sodass diese nicht als permanentes Hindernis hinterlegt werden.