Abkühlung im PC-Markt: Chip-Hersteller bereiten sich auf großen Rückgang vor

Update 4 Volker Rißka
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Abkühlung im PC-Markt: Chip-Hersteller bereiten sich auf großen Rückgang vor

Schon seit einigen Wochen wird von der Abkühlung im PC-Segment gesprochen, nun werden Zahlen noch konkreter. Es wird markant, Mainboard-Riesen wie Asus und Gigabyte passen ihre Produktionen deutlich nach unten an. Auch der späte Start der Neuheiten von AMD und Intel wird dort kaum Wirkung entfalten.

Wirklich überrascht dürfte letztlich keiner mehr sein, denn die Vorzeichen für eine starke Abkühlung im PC-Markt gibt es bereits seit einiger Zeit. Sogar AMD erklärte kürzlich im Rahmen ihres Financial Analyst Day, dass für das zweite Halbjahr mit einem Rückgang zu rechnen ist. Anfang dieses Monats hatte Intel mit einem Einstellungsstopp in der PC-Sparte für Aufregung gesorgt. Ergänzt werden diese Berichte durch Analysten wie IDC, die für das Gesamtjahr einen Rückgang von 8,2 Prozent im PC-Markt vorhersagen.

An vorderster Front stehen neben den CPU-Herstellern und weiteren Chip-Giganten wie TSMC, die Ende März bereits als eines der ersten Unternehmen warnten, folglich auch die Mainboardhersteller. Sie hofften auf ein gutes Jahr mit diversen neuen Produkten ab dem Spätsommer, werden doch sowohl von AMD als auch Intel neue Plattformen erscheinen, die samt neuen Chipsätzen auch stets neue Mainboards hervorbringen. Was im Bastel/DIY-Bereich problemlos funktioniert, ist jedoch im größten Markt, in China, ein Problem. Hier werden vermeintlich kleinere Absatzschwierigkeiten schnell zu einem großen Kaliber, auch TSMC warnte explizit vor dem chinesischen Markt.

Von leichtem bis massivem Rückgang bereits alles dabei

Insofern treten die Mainboardhersteller, die alle auch viel mehr als nur Mainboards produzieren, nun noch etwas auf die Bremse und sollen intern die Produktions- und Auslieferungsziele noch einmal deutlich nach unten korrigiert haben. Asus hatte das in öffentlicher Weise kürzlich im Rahmen seines Quartalsberichts in einigen Zahlen anklingen lassen. Das PC-Geschäft insgesamt, aber auch der asiatische Markt, sind jeweils ein extrem großer Posten beim Absatz der Produkte und damit beim Umsatz. Auch der letzte Monatsbericht zeigt insgesamt in die negative Richtung.

Bei Gigabyte ist im Mai dieses Jahres der Umsatzrückgang bereits noch viel gravierender ausgeprägt, ein Minus von über 41 Prozent reißt das Gesamtjahr schon jetzt deutlich unter das vorherige – Tendenz weiter fallend. Auch hier sind natürlich nicht nur Mainboards die Schuldigen, auch der deutliche Preisrückgang bei Grafikkarten und die verminderte Nachfrage dort sind deutlich zu spüren. Die Frage nun ist: Wie stark wird der Fall?

Gigabyte Umsatz im Abwärtsstrudel
Gigabyte Umsatz im Abwärtsstrudel (Bild: Gigabyte)
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Die Marktforscher von Gartner sehen die Entwicklung des PC-Markts ebenfalls negativ und gehen von einem Rückgang der Auslieferungen um 9,5 Prozent in diesem Jahr aus. „Ein perfekter Sturm aus geopolitischen Umwälzungen, hoher Inflation, Währungsschwankungen und Unterbrechungen der Lieferkette hat die Nachfrage von Unternehmen und Verbrauchern nach Geräten auf der ganzen Welt gesenkt und wird den PC-Markt im Jahr 2022 am stärksten treffen“, erklärt Analyst Ranjit Atwal.

Gartners Prognose zum PC-Markt 2022
Gartners Prognose zum PC-Markt 2022 (Bild: Gartner)
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Micron stimmt in den Reigen der schlechten Nachrichten ein. Statt der von der Börse angepeilte 9,15 Milliarden US-Dollar Umsatz im vierten Quartal ihres Geschäftsjahres, wird durch die Abkühlung sowohl im PC-Markt als nun auch noch im Smartphone-Geschäft ein Rückgang auf 7,2 Milliarden US-Dollar erwartet. In Zahlen umgerechnet sollen rund 130 Millionen weniger Smartphones verkauft werden als bisher prognostiziert. Einen Rückgang hatte gestern bereits auch Gartner dargelegt, auch sie gingen wie alle zuvor noch von einem Wachstum aus.

DigiTimes meldet heute, dass TSMCs Großkunden Apple, Nvidia und AMD ihre Bestellungen anpassen wollen oder bereits angepasst haben. Apple wird demnach rund zehn Prozent weniger Chips für das kommende iPhone 14 abnehmen, AMD soll seine Bestellungen für N6- und N7-Chips für das vierte Quartal 2022 und erste Quartal 2023 um 20.000 Wafer reduziert haben, nicht aber die Wafermengen mit N5-Chips für kommende Produkte. Auch Nvidia drängt demnach auf eine Senkung oder wenn möglich Verschiebung der Lieferung in das erste Quartal 2023.

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IDC sieht das zweite Quartal bereits deutlich schlechter als das Vorjahr und untermauert dabei die Betrachtung der Mainboardhersteller mit einem ihrerseits angekündigten deutlichen Rückgang. Das Minus von über 15 Prozent für die drei Monate entspricht fast 13 Millionen PC-Systemen und Notebooks, die weniger verkauft wurden, auf HP allein könnte ein Minus von rund fünf Millionen Einheiten entfallen.

IDC-Zahlen zum PC-Absatz
IDC-Zahlen zum PC-Absatz (Bild: IDC)
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Gartner sieht es ähnlich schwarz wie IDC, der Rückgang beträgt laut ihren vorläufigen Analysen rund 12,6 Prozent. Auch sie sehen HP als größten Verlierer, es folgt aber Acer und nicht Apple auf dem zweiten Rang.

Gartner-Zahlen zum PC-Absatz
Gartner-Zahlen zum PC-Absatz (Bild: Gartner)
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