Überversorgung: Die Preise für NAND-Flash und SSDs sinken wieder

Update 2 Michael Günsch
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Überversorgung: Die Preise für NAND-Flash und SSDs sinken wieder

Im kurz bevorstehenden dritten Quartal des Jahres wird NAND-Flash-Speicher aufgrund einer Überversorgung im Markt günstiger werden, das erwarten die Marktforscher von TrendForce. Analog sollen auch damit bestückte SSDs günstiger werden.

Preisverfall geriet nur kurz ins Stocken

Auf die Prognose zum Jahresauftakt mit deutlich sinkenden SSD-Preisen folgte im Februar zunächst die Ernüchterung aus Sicht der Kunden: Ein Vorfall in den Werken von Kioxia und Western Digital, die zusammen rund ein Drittel der weltweiten NAND-Produktion ausmachen, zerstörte mehrere Exabyte und sorgte für einen mehrwöchigen Produktionsausfall. Prompt wurden die Prognosen von sinkenden auf steigende Preise geändert, doch zumindest der hiesige Endverbrauchermarkt spürte davon fast nichts.

Preisprognose für das 3. Quartal 2022

Die neue Prognose von TrendForce weist nun klar in Richtung fallender Preise für NAND-Flash und darauf basierende Produkte wie SSDs. Die kurzzeitige Beeinträchtigung der Produktion ist längst überstanden und Faktoren wie die steigende Inflation und die allgemein sinkende Nachfrage im PC-Segment sorgen für eine Überversorgung und volle Lager.

Daher gehen die Marktforscher aktuell davon aus, dass die Preise (spot price) für NAND-Flash im dritten Quartal um bis zu 5 Prozent sinken werden. Die Vertragspreise zur Abnahme ganzer Wafer mit NAND-Chips sollen sogar um 5 bis 10 Prozent sinken und waren bereits im Mai gefallen, so der Bericht.

Prognose für Flash-Preise im 3. Quartal 2022
Prognose für Flash-Preise im 3. Quartal 2022 (Bild: TrendForce)

Während Enterprise-SSDs aufgrund anhaltend hoher Nachfrage der sogenannten Hyperscaler, also vornehmlich große Cloud-Rechenzentren, preisstabil bleiben sollen, werden für Client-SSDs um etwa 3 bis 8 Prozent fallende Preise erwartet. Im Mobilbereich mit Universal Flash Storage (UFS) und Embedded MultiMedia Card (eMMC) für Produkte wie Smartphones und Tablets sollen die Preise im gleichen Bereich von 3 bis 8 Prozent sinken. „Die Trends der schleppenden Smartphone-Lieferungen und der Abkühlung des Verbrauchermarktes bleiben unverändert“, beschreibt TrendForce die aktuelle Situation in diesem Sektor.

SSD-Preise im Online-Handel sinken schon

Ein Blick in den Preisvergleich zeigt schon jetzt einen leichten Abwärtstrend bei den SSD-Preisen in der Einstiegsklasse: Immer mehr Angebote starten schon bei 7 Cent pro Gigabyte.

WD Blue SN570 Preisentwicklung
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Samsung 980 Pro Preisentwicklung
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WD Black SN850 Preisentwicklung
WD Black SN850 Preisentwicklung

Deutlicher ist der Abwärtstrend im High-End-Bereich mit schnellen (und teureren) PCIe-4.0-SSDs. Dafür sorgt allerdings schon seit Monaten der zunehmende Konkurrenzdruck. Die neue Speerspitze bilden SSDs mit Phison-E18-Controller und Microns 176-Layer-TLC-NAND, wie etwa Corsair MP600 Pro XT (Test), Kingston KC3000 oder Seagate FireCuda 530 (Test). Die ehemaligen Platzhirsche Samsung 980 Pro (Test) und WD Black SN850 (Test) sind nicht mehr die schnellsten und haben sich erheblich vergünstigt. Für momentan nur 120 Euro (1-TB-Modell) oder 12 Cent pro GB sind beide ein Preistipp für Enthusiasten, die nicht das absolute Maximum an Leistung anstreben.

Für die WD SN850 wird aber bald mit der SN850X ein schnellerer Nachfolger erscheinen.

Update

TrendForce hat die Prognosen für die NAND-Flash- und SSD-Preise im dritten Quartal 2022 nochmals deutlich nach unten korrigiert. So soll sich nun NAND-Flash um 8 bis 13 Prozent vergünstigen; die Vertragspreise für NAND-Wafer sollen sogar um 15 bis 20 Prozent sinken.

Analog wurden auch stärker sinkende Preise für Client-SSDs (Minus 8-13 %), Enterprise-SSDs (Minus 5-10 %) und eMMC/UFS (Minus 8-13 Prozent) prognostiziert. Als Ursache für die Korrektur wird eine Verstärkung des Überangebots im zweiten Quartal aufgrund der rückläufigen Nachfrage bei gleichbleibendem Produktionsausstoß genannt.

Neue Prognose für Flash-Preise im 3. Quartal 2022
Neue Prognose für Flash-Preise im 3. Quartal 2022 (Bild: TrendForce)
Update

TrendForce muss schon wieder nachbessern. Aufgrund nach wie vor hoher Lagerbestände bei den Herstellern würden diese nur zögerlich weitere NAND-Flash-Wafer abnehmen, was wiederum die Lager in den Fabriken überquellen lässt. Daher sollen die Vertragspreise für NAND-Flash-Wafer im dritten Quartal 2022 nicht nur um 15 bis 20 Prozent sondern nun sogar um 30 bis 35 Prozent sinken. Die „frostige Nachfrage“ wird voraussichtlich länger andauern und könnte im vierten Quartal ein weiteres Absinken der Wafer-Preise um 20 Prozent bedeuten, so TrendForce.

Eine Korrektur an den Prognosen für die SSD-Preise gibt es aber nicht. Es bleibt also abzuwarten, wie viel Endkunden davon letztlich spüren werden.

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