Huawei MatePad Paper im Test: Tablet mit E-Ink-Display und Stifteingabe

Michael Schäfer
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Huawei MatePad Paper im Test: Tablet mit E-Ink-Display und Stifteingabe

Mit dem MatePad Paper veröffentlicht Huawei sein erstes E-Ink-Tablet, nachdem andere Hersteller bereits gezeigt haben, dass es für solche Geräte einen Markt gibt. Auch wenn es technisch überzeugt, wirkt das System an einigen Ecken unausgereift. Der fehlende Play Store macht das Vorhaben dabei nicht einfacher.

Design, Verarbeitung und Preis

Mit dem MatePad Paper wandelt Huawei auf neuen Pfaden und veröffentlicht ein Tablet mit eng umrissenem Einsatzgebiet sowie Nutzerschaft – ähnlich wie das bereits auf ComputerBase getestete Boox Note Air 2 von Onyx (Test). Während sich die bisherigen Tablets des chinesischen Herstellers in der Vergangenheit entweder an Mediennutzer richteten oder als Notebook-Ersatz zu etablieren versuchten, liegt der Fokus beim MatePad Paper eher auf Nutzer aus dem kreativen Bereich oder jene, die vor allem viele handschriftliche Notizen oder Skizzen anfertigen müssen. Hier will Huawei ein Schreibgefühl wie auf Papier bieten und erhielt für das Tablet als weltweit erstes eine Zertifizierung für ein papierähnliches Display („Paper Like Display“) vom TÜV Rheinland.

Huawei MatePad Paper im Test
Huawei MatePad Paper im Test

Dieses Zertifikat ist bei genauerer Betrachtung jedoch mit Vorsicht zu genießen: So scheint diesem als Prüfmaßstab der hauseigene Testkatalog 2 PfG 2755/10.2021 des TÜV Rheinland zugrunde zu liegen. Das bedeutet, dass dem Anschein nach keine internationale Vergleichbarkeit vorhanden ist, da nur der TÜV Rheinland in diesem Fall gegentestet. Somit verliert die Zertifizierung wieder einen Teil ihrer Aussagekraft.

Huawei MatePad Paper
Software:
(bei Erscheinen)
HarmonyOS 2.0
Display: 10,30 Zoll, 1.872 × 1.404
227 ppi
E-Ink
Bedienung: Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor
SoC: HiSilicon Kirin 820E
3 × Cortex-A76, 2,22 GHz
3 × Cortex-A55, 1,84 GHz
7 nm, 64-Bit
GPU: Mali-G57 MP6
820 MHz
RAM: 4.096 MB
LPDDR4X
Speicher: 64 GB
1. Kamera: Nein
2. Kamera: Nein
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: Nein
2. Frontkamera: Nein
GSM: Nein
UMTS: Nein
LTE: Nein
5G: Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
Wi-Fi Direct, Miracast
Bluetooth: 5.2
Ortung: Nein
Weitere Standards: USB-C 2.0
SIM-Karte:
Akku: 3.625 mAh, 25,0 W
fest verbaut
Größe (B×H×T): 182,7 × 225,2 × 6,60 mm
Schutzart:
Gewicht: 360 g
Preis: ab 480 €

Schnörkelloses Äußere

Äußerlich erscheint das MatePad Paper durch die schlichte Gestaltung völlig unspektakulär und erinnert in seiner Gestaltung eher an einen großen E-Book-Reader. Trotz seines Gewichts von 360 g liegt das MatePat Paper gut in der Hand, die Dicke von 6,6 mm sorgt zudem dafür, dass das Tablet gut und vor allem sicher gehalten werden kann. Gleiches gilt für die 0,6 mm und 1,8 mm breiten Ränder, die dem einen oder anderen Nutzer vielleicht etwas zu groß erscheinen, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass beim Halten kein Daumen die Sicht auf Teile des Displays versperrt oder für Fehleingaben sorgt.

Die Rückseite des MatePad Paper hätte etwas griffiger ausfallen können
Die Rückseite des MatePad Paper hätte etwas griffiger ausfallen können

Die Verarbeitung des 182 × 225 mm großen Tablets ist wie von Huawei gewohnt sehr gut, es wirkt stabil und auch die Spaltmaße können überzeugen – mit weniger sollten sich Käufer bei einem UVP von 499 Euro ohnehin nicht zufriedengeben. So fügen sich alle einzelnen Komponenten nahtlos zu einem Gesamtbild zusammen. Die Kunststoffrückseite hätte dagegen ruhig gummiert sein können, was mehrere Vorteile bieten würde: Zum einen würde das Tablet damit noch etwas sicherer in der Hand liegen, andererseits würde es bei der Nutzung mit dem beiliegenden M-Pencil der zweiten Generation auf manchen Oberflächen weniger leicht verrutschen.

Onyx Boox Note Air 2 PocketBook InkPad X
Betriebssystem: Android Linux
Display: 10,30 Zoll
1.404 × 1.872, 227 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
Blaulichtfilter: Ja
Helligkeitssensor:
Bedienung: Touch, Stifteingabe Physische Tasten, Touch
SoC: 2,0 GHz, 8 Kern/e 1,0 GHz, 2 Kern/e
RAM: 4.096 MB 1.024 MB
Interner Speicher: 64 GB
(50,0 GB verfügbar)
32 GB
(28,0 GB verfügbar)
Konnektivität: USB 3.0 Typ C
802.11 a/b/g/n/ac
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
Bluetooth: 5.0 Ja
Mobilfunk:
Größe (B×H×T): 195,4 × 229,4 × 5,8 mm 173,0 × 249,0 × 5,0 mm
Gewicht: 420 g 300 g
Schutzart:
Akku: 3.000 mAh 2.000 mAh
Kabellose Laden: Nein
Textformate: CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TXT ACSM, CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT
DRM-Formate: Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF
Audio-Formate: MP3, WAV MP3, OGG, M4B
Vorlesefunktion: Text-To-Speech
Preis: 500 € ab 383 €

Dass der chinesische Hersteller das MatePad Paper vorrangig als Tablet konstruiert hat, wird vor allem an den fehlenden und sonst für E-Book-Reader typischen Bedienelementen deutlich. So besitzt das Tablet keine Blättertasten, auch wenn, je nach Reader-App, die Lautstärketasten hierfür genutzt werden können. Sie liegen jedoch ergonomisch gesehen etwas ungünstig, sodass sie keinen wirklichen äquivalenten Ersatz zu der genannten Ausführung darstellen.

Die Tasten des MatePad Paper lassen sich nur bedingt als Blättertasten nutzen
Die Tasten des MatePad Paper lassen sich nur bedingt als Blättertasten nutzen

Die seitlich angebrachten Stereo-Lautsprecher sorgen für eine solide Ausgabe von Audio-Inhalten. Aufgrund der geringen Größe sollten hier jedoch keine Klangwunder erwartet werden. Für die Ausgabe von Hörbüchern oder Ähnlichem und einer klanglichen Untermalung reichen sie hingegen vollkommen aus. Eine Dolby-Atmos-Zertifizierung besitzen sie nicht, was aufgrund der geringen Video-Tauglichkeit des Displays, auf das an anderer Stelle noch genauer eingegangen wird, auch nachvollziehbar ist.

Die Lautsprecher bieten einen durchschnittlichen Klang
Die Lautsprecher bieten einen durchschnittlichen Klang

Zur Ausstattung gehört zudem das Folio-Cover, auf das sich Nutzer jedoch nicht unbedingt verlassen sollten. Es stellt im Grunde nur einen Schutzumschlag dar, der lediglich magnetisch am Tablet haftet. Der Magnet ist dabei recht schwach dimensioniert, sodass er das MatePad Paper nicht wirklich halten kann. Somit reicht alleine ein schnelleres Öffnen des Covers aus, um das darin liegende Tablet der Schwerkraft zu übergeben. Nutzer eines MatePad Paper sollten daher nach einer sichereren Hülle Ausschau halten.

Dem MatePad Paper liegt eine kostenlose Hülle bei
Dem MatePad Paper liegt eine kostenlose Hülle bei

Verbaute Technik

Aufgrund der nach wie vor anhaltenden Sanktionen, die von den USA gegenüber Huawei verhängt wurden, ist die Komponentenauswahl für den chinesischen Hersteller weiterhin recht eingeschränkt. Beim vorliegenden Tablet hat sich Huawei für einen Kirin 820E der Tochterfirma HiSilicon entschieden, der eine angepasste Version des Kirin 820 darstellt, der wiederum vorrangig in Smartphones zu finden ist. Dieses in 7 nm gefertigte SoC besteht aus jeweils drei Cortex-A76- und Cortex-A55-Kernen, die mit 2,22 GHz beziehungsweise 1,84 GHz takten und somit genügend Leistung selbst für anspruchsvolle Aufgaben bieten wie auch stromsparend agieren sollen. Der Arbeitsspeicher bemisst sich auf 4 GB, für die eigenen Inhalte und Applikationen sowie das HarmonyOS hat Huawei einen internen Speicher von 64 GB implementiert, der nicht erweiterbar ist.

Des Weiteren führt das System WiFi 6 und Bluetooth in Version 5.2, eine kabelgebundene Verbindung zu anderen Geräten wird lediglich über USB-C in Version 2.0 realisiert. Um das Tablet vor unbefugten Zugriffen abzusichern, steht neben den üblichen Möglichkeiten bestehend aus Zahlen-Code, Passwort oder Muster auch ein Fingerabdrucksensor im Einschaltknopf zur Verfügung. Da das MatePad Paper über keine Kameraeinheit verfügt, müssen Nutzer auf eine Gesichtserkennung verzichten.

Das MatePad Paper löst sich schnell von der beiliegenden Hülle
Das MatePad Paper löst sich schnell von der beiliegenden Hülle

Hohe Laufzeit trotz kleinerem Akku

Auf dem Papier fällt der verbaute Energiespeicher mit einer Kapazität von 3.575 mAh zunächst klein aus. Da Displays mit E-Ink-Technologie jedoch durch ihre Funktionsweise, auf die später noch genauer eingegangen wird, extrem wenig Strom verbrauchen – nämlich nur dann, wenn sich die Pixel ändern –, soll der Akku laut Hersteller eine Standby-Zeit von rund vier Wochen ermöglichen. Wird das Tablet als reiner Reader, also nur zum Lesen von Inhalten verwendet, soll dieser Zeitraum 27 Stunden umfassen, bis wieder eine Steckdose gesucht werden muss. Bei Notizen sieht es durch die intensivere Nutzung des Displays wieder etwas anders aus, hier soll das MatePad Paper eine Arbeitszeit von rund 8 Stunden ermöglichen. Für reines Surfen gibt Huawei dagegen eine Laufzeit von bis zu einer Woche an, bleibt aber genauere Angaben zur Ermittlung des Zeitraumes schuldig. Dennoch wird durch die Werte deutlich, dass sich das MatePad Paper trotz des kleineren Akkus in Sachen Laufzeiten nicht verstecken braucht.

Der Stift lässt sich zum Laden einfach an das MatePad Paper heften
Der Stift lässt sich zum Laden einfach an das MatePad Paper heften

Dem Paket liegt neben dem üblichen USB-Kabel und dem bereits genannten M-Pencil ein Netzteil mit 25 W bei, mit dem das Tablet laut Hersteller in rund 90 Minuten wieder aufgeladen werden soll.