Vertragsbruch: Arm verklagt Qualcomm und Nuvia wegen Lizenzabkommen

Update Nicolas La Rocco
75 Kommentare
Vertragsbruch: Arm verklagt Qualcomm und Nuvia wegen Lizenzabkommen

Arm hat vor dem United States District Court for the District of Delaware Klage gegen Qualcomm und damit einen der größten Lizenznehmer des Unternehmens eingereicht, weil Arm dem Konzern den Bruch von Lizenzabkommen und Markenverletzungen vorwirft. Im Kern geht es um an Nuvia vergebene Lizenzen, die Qualcomm transferiert habe.

Wie Arm in einer Stellungnahme erklärt, will das Unternehmen mit der Klage gegen die Qualcomm Inc. sowie die beiden Tochtergesellschaften Qualcomm und Nuvia die Einhaltung vertraglicher Verpflichtungen durchsetzen, die vorschreiben, gewisse Nuvia-Designs zu zerstören statt sie zu Qualcomm zu transferieren. Angestrebt wird eine einstweilige Verfügung aufgrund vorgeworfener Markenverletzungen sowie eine Kompensation aufgrund der Verstöße.

Lizenzen von Nuvia transferiert

Arm reiche die Klage ein, um Arm selbst, dessen Partner und das aufgebaute Ökosystem zu schützen, heißt es weiterführend. Qualcomm wird vorgeworfen, von Arm an Nuvia vergebene Lizenzen ohne die Zustimmung durch Arm an den neuen Besitzer transferiert zu haben. Qualcomm hatte im Januar 2021 angekündigt, das Start-up Nuvia für 1,4 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Die Übernahme wurde im März des letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen. Eine standardmäßige Einschränkung im Lizenzvertrag mit Arm habe in Folge der Übernahme zu einem Auslauf der Lizenzen im März 2022 geführt, erklärt der Lizenzgeber.

Vor und nach diesem Datum habe Arm mehrfach versucht, eine Lösung mit Qualcomm zu finden. Qualcomm hingegen habe gegen den Lizenzvertrag mit Arm verstoßen und die Entwicklung trotz der erloschenen Lizenzen fortgesetzt. Arm habe deswegen keine andere Wahl gehabt, als die Klage gegen Qualcomm und Nuvia zum Schutz des eigenen geistigen Eigentums (IP) einzureichen. Arm selbst stellt keine Produkte her, sondern entwickelt CPU-Kerne, GPUs, Interconnects und ähnliche Bausteine von Prozessoren mit Arm-Mikroarchitektur und lizenziert diese IP sowie die Architektur als solche an Dritte.

Nuvia-Designs sollen AMD und Intel angreifen

Eine Stellungnahme von Qualcomm steht derzeit noch aus. Mit Nuvia will Qualcomm wieder eigens entwickelte CPU-Kerne anbieten und damit AMD und Intel den Kampf ansagen. Angestrebt wird die höchste Leistung im Low-Power-Segment, sprich mehr als bei Apple mit den M-Prozessoren oder bei Arm (Cortex) selbst. Laut Qualcomm-CEO Cristiano Amon sei der Wechsel zu Arm (Architektur) im PC-Segment unausweichlich und Qualcomm dabei sehr gut aufgestellt, um die bevorzugte Plattform für PCs zu werden.

Die neue Nuvia-CPU werde der Maßstab bei Leistung und Effizienz werden, sagte Amon zum Investor Day im November 2021, außerdem soll die eigene Adreno-GPU auf das Niveau von diskreten Desktop-GPUs skaliert werden. Im Laufe dieses Halbjahrs sollten nach bisheriger Planung erste Samples entsprechender Chips an erste Abnehmer gehen.

Update

In einer Stellungnahme erklärt Qualcomm, dass das Unternehmen über weitreichende Lizenzrechte verfüge, die auch die Custom-CPUs abdecken, und überzeugt davon sei, dass diese Rechte auch bestätigt werden.

Arm’s lawsuit marks an unfortunate departure from its longstanding, successful relationship with Qualcomm. Arm has no right, contractual or otherwise, to attempt to interfere with Qualcomm’s or NUVIA's innovations. Arm’s complaint ignores the fact that Qualcomm has broad, well-established license rights covering its custom-designed CPUs, and we are confident those rights will be affirmed.”

Qualcomm