Gefälschte SSDs analysiert: Der8auer prüft „Samsung 980 Evo“ und „128 TB SSD“

Michael Günsch
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Gefälschte SSDs analysiert: Der8auer prüft „Samsung 980 Evo“ und „128 TB SSD“
Bild: der8auer

Gerade bei elektronischem Massenspeicher wie SSDs und USB-Sticks gibt es dreiste Fälschungen. Roman Hartung vom YouTube-Kanal der8auer hat sich vier vermeintliche Schnäppchen bei AliExpress bestellt. Wenig überraschend boten alle nicht, was dem Käufer versprochen wurde.

Wie Hartung in seinem Video erklärt, hatte ihn ein Zuschauer auf eines der Angebote bei der Online-Einzelhandelsplattform AliExpress, die als chinesische Antwort auf eBay gilt, hingewiesen. Dort wurde eine vermeintliche Samsung 980 Evo SSD mit 4 TB für 40 Euro angeboten. Schon beim Produktnamen wurde klar, dass es sich um kein echtes Samsung-Produkt handelt, denn eine 970 Evo (Plus) gibt es zwar, eine „980 Evo“ allerdings nicht. Zudem kosten echte 4-TB-SSDs mehrere Hundert Euro und keine 40 Euro.

Kurzerhand hat der YouTuber diese sowie weitere offensichtliche Fälschungen bestellt und nach anschließender Prüfung klar als solche entlarvt. Darunter war auch eine angebliche Samsung 990 Pro mit 4 TB für 50 Euro. Die 990-Pro-Serie gibt es zwar wirklich, doch ist das angekündigte 4-TB-Modell noch nicht eingeführt worden. Auch hier ließ schon der extrem niedrige Preis die Alarmglocken klingeln.

Angebliche 128 TB für 40 Euro

In puncto Preis pro Terabyte noch viel dreister waren zwei externe SSDs: Für angebliche 64 TB wurden nur 30 Euro verlangt und das Pendant mit angeblichen 128 TB kostete nur 40 Euro. Echte SSDs mit so viel Speicherkapazität gibt es im Consumer-Segment gar nicht. Hier liegen handelsübliche tragbare Modelle bei maximal 4 TB und kosten dann bereits deutlich über 200 Euro. Manche Enterprise-SSDs liefern 30 TB für mehrere Tausend Euro und bilden damit schon das Maximum für Server. Das ExaDrive DC100 von Nimbus Data bildet mit echten 100 TB Speicherplatz für 40.000 USD eine absolute Ausnahme.

Verklebte SD-Karte statt SSD-Technik

Die externe „64 TB“-SSD wurde vom Windows-System als solche erkannt. Im Benchmark erwies sie sich mit nur 16 MB/s beim Lesen und 8 MB/s beim Schreiben aber als viel zu langsam für eine richtige SSD. Mit dem Tool h2benchw wurde dann die reale Speicherkapazität ermittelt, die demnach lediglich 58 GB nutzbaren Speicherplatz umfasst. Die Daten, die über diesen Wert hinaus geschrieben wurden, gingen schlicht verloren. Statt der beworbenen 64 TB stand real also nur etwa ein Tausendstel des Speichervolumens zur Verfügung.

Von der vermeintlichen 64-TB-SSD waren nur 58 GB nutzbar
Von der vermeintlichen 64-TB-SSD waren nur 58 GB nutzbar (Bild: der8auer)

Auch die vermeintliche 128-TB-SSD wurde zunächst von Windows erkannt. Doch schon nach dem Start des Benchmarks versagte diese ihren Dienst und war immer wieder überhaupt nicht mehr ansprechbar. Nach dem Öffnen der Gehäuse zeigte sich bei beiden externen SSDs das gleiche Bild: Statt echter SSD-Technik steckte jeweils eine spartanische Platine mit einer verklebten SD-Karte unter der Haube.

Eine verklebte SD-Karte statt SSD-Technik
Eine verklebte SD-Karte statt SSD-Technik (Bild: der8auer)

Schlecht gefälschte Samsung-SSDs

Die schon beim Namen als Fälschung überführte „Samsung 980 Evo“ trug wenig überraschend keinerlei bekannte Komponenten. Sie wurde zwar vom System mit angeblichen 4 TB erkannt, doch zeigte sich auch hier im Benchmark eine für eine SSD viel zu geringe Leistung, aus Zeitgründen wurde das langwierige Beschreiben abgebrochen, das am Ende mit nur noch 0,84 MB/s vonstattenging.

Bei der vermeintlichen Samsung 990 Pro steckten unbekannte Speicherchips und ein Controller mit offensichtlich entfernter Beschriftung unter dem gefälschten Aufkleber. Schon das Info-Tool CrystalDiskInfo begrüßte die SSD mit einer roten Warnmeldung. Immerhin erreichte die SSD Lese- und Schreibraten von rund 2.500 MB/s und 1.000 MB/s im Benchmark, obgleich dies von einer echten 990 Pro mit 7.450 MB/s und 6.900 MB/s weit entfernt ist. Beim Dauerschreibtest fiel die Schreibrate aber nach einigen Stunden auf rund 20 MB/s ab. Auch hier wurde aufgrund der nötigen Zeit zum Beschreiben und Überprüfen der Daten verzichtet.

Die vermeintliche „Samsung 980 Evo“
Die vermeintliche „Samsung 980 Evo“ (Bild: der8auer)
Die gefälschte Samsung 990 Pro
Die gefälschte Samsung 990 Pro (Bild: der8auer)
So sieht eine echte Samsung 990 Pro aus
So sieht eine echte Samsung 990 Pro aus

Fake-SSDs weit verbreitet

Viele regelmäßige Leser werden an dieser Stelle nur mit dem Kopf schütteln, denn halbwegs informierte PC-Nutzer fallen auf derart plumpe Betrügereien nicht herein. Doch weniger mit der Materie vertraute Online-Käufer können schnell aufs Glatteis geführt werden. Daher ist es wichtig, dass auf solche Fälschungen hingewiesen wird und diese im besten Fall auch bei der Verkaufsplattform als solche gemeldet werden.

Überall gefälschte Speicherprodukte
Überall gefälschte Speicherprodukte (Bild: eBay)
Überall gefälschte Speicherprodukte
Überall gefälschte Speicherprodukte (Bild: Amazon)
Überall gefälschte Speicherprodukte
Überall gefälschte Speicherprodukte (Bild: AliExpress)

Doch letzteres erweist sich oftmals als vergebene Liebesmüh. Nicht nur bei AliExpress, sondern auch bei eBay oder Amazon finden sich immer wieder dreiste Fälschungen von Speicherprodukten. Wirklich strikt dagegen vorgegangen wird von den Betreibern also nicht. Das Problem an sich besteht auch bereits seit vielen Jahren.