Als Deutscher BWLer in die Schweiz?

Pinabuzz

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Ich studiere zurzeit BWL Dual mit Schwerpunkt Vertrieb und plane nach dem Studium in die Schweiz auszuwandern.

Meine Frage ist: Hat man als Deutscher überhaupt die Möglichkeit, in der Schweiz Fuß zu fassen?
Ich lese oft, dass Deutsche nicht sonderlich willkommen dort sind. Ich habe dank meinen Eltern die Möglichkeit, einen italienischen Pass zu erhalten. Würde dies einiges vereinfachen?

Und wie sehen meine Chancen dort als BWLer aus? Habe ich überhaupt Chancen?
 
Es ist einfach recht schwer in der Schweiz als Ausländer gute Bekannte oder gar Freundschaften zu finden.
 
Warum willst du denn in die Schweiz gehen?
 
trialgod schrieb:
Warum willst du denn in die Schweiz gehen?
Ich vermute mal das Geld lockt. Würde auch zum Studienfach passen ;)

Meine cousine lebt seit einigen Jahren in der Schweiz und arbeitet auch dort. Die sagt auch, dass die Schweizer ggü. Ausländern sehr zurückhaltend sind. Auch überhaupt einen Job zu bekommen ist schon oft schwierig. Wenn man es natürlich schafft ist es finanziell ein Traum. Doppeltes Bruttogehalt - halbe Abgabenlast. (Pauschal gesagt)
 
Also ich weiss nicht, wie es für BWL'er im Speziellen aussieht, aber tendenziell wird viel gesucht in der Schweiz. Soweit ich weiss wurde durch die Ausschaffungsinitiative nicht viel verändert, höchstens die Kontingente etwas angepasst. Prinzipiell ist die schweizer Wirtschaft allerdings sehr von der Zuwanderung abhängig, von daher ist vieles auch einfach nur Mythos. Was aber zwingend ist: du brauchst einen Job bevor du einwandern darfst.

Das mit dem Geld ist eben auch so eine Sache. Die Bruttogehälter sind sicher nicht doppelt, selbst mit einem aktuell starken Franken nicht. Die Abgaben sind deutlich niedriger, ja. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn um viele Dinge muss man sich privat kümmern. Krankenkasse incl. Zusatzversicherung, weil sonst nix inbegriffen ist und Altersvorsorge sind Posten, die nochmal deutlich ins Geld gehen können, damit du relativ zu deutschen Verhältnissen +/- die gleichen Leistungen hast. Zudem ist die Wochenarbeitszeit i.d.R. 42h und man hat tlw. nur 20 Tage Urlaub, höchstens jedoch 25. Zumindest habe ich noch niemanden getroffen, der mehr hatte. Auch weniger Feiertage gibt es. Dass v.a. da, wo Menschen arbeiten alles extrem viel teurer ist, muss einem BWL'er hoffentlich nicht erklären, irgendwo müssen die Löhne ja herkommen. Das heisst Friseur (alias Coiffeur), Mechaniker, Berater, Restaurant, etc. sind deutlich kostspieliger. Ausserdem sind Lebensmittel und v.a. auch Pflegeprodukte um ein vielfaches teurer, im Durchschnitt kannst du deine deutschen Ausgaben mal 2,5 bis 3 nehmen.

Dann kommt es auch stark auf die Region an. In Zürich überhaupt eine Wohnung zu finden ist schon ein Spass. Die Kosten kann man selber recherchieren, sind aber schon sehr hoch. Kaution können dann mal schnell 5000CHF und mehr sein. Ales wiedersehen wirst du davon, im Gegensatz zu Deutschland, i.d.R. nicht alles.

Der soziale Aspekt ist auch sehr regionsabhängig. Dadurch dass man aber eine strenge Arbeits- und Leistungsmentalität hat, ausserdem sehr viel Wert auf Aussendarstellung und Status gelegt wird, ist es nicht so einfach Anschluss zu finden. Das hat aber wenig, vorallem bei Jüngeren, damit zu tun ob man Ausländer ist oder nicht, sondern ist einfach die Mentalität. Wo man in Deutschland einfach Freundeskreisübergreifend mal eingeladen oder gefragt wird, macht ein Schweizer entweder was mit den einen, oder eben mit den anderen. Diese Ansicht hat aber auch viel mit einem persönlich zutun und was man gewöhnt ist. Ein Berliner wird sich hier wahrscheinlich schwerer tun als ein Badener.

Wenn du wirklich planst in die Schweiz zu gehen und es finanziell machbar ist, dann würde ich dir empfehlen auch eine Zeit in der Schweiz zu studieren. Darüber kann es schon möglich sein einen Freundeskreis zu finden.

Ich würde mir das alles aber wirklich überlegen und du solltest da in dich gehen. Die Schweiz ist ohne Frage ein sehr schönes Land. Und ausprobieren kann man es sicher auch mal. Es gibt auch genug Deutsche, die dauerhaft hier leben. Viele gehen aber eben auch nach einer Zeit zurück. Und dafür gibt es ja Gründe.
 
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Hallo,

ja mein Ziel ist (erst mal) an der deutschen Grenze zu leben, sprich BS/BL o.Ä., was meinen Ausgaben auch entgegenkommen würde.

Geld ist natürlich auch ein Faktor, das möchte ich nicht leugnen.
Aber das, was mich an Deutschland sehr stört, ist dieser „soziale“ Faktor.
Das soll jetzt nicht negativ sein, aber ich finde, ich soll selber entscheiden können, was ich mit meinem Geld / Abgaben mache. Dass ich die KV in grossen Teilen selber bezahlen muss schmeichelt mir eben, da ich so meine Zusatzdienste selber wählen kann und „Komatrinker/Kettenraucher“ nicht zwangsläufig unterstütze.
Das letzte mal, dass ich beim Arzt war, war 2015 - um mich von einer Klausur krankschreiben zu lassen.
 
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Das was du mit "sozialer" Faktor meinst ist am Ende: Geld.

Entschuldige bitte, ich hoffe du bist einfach noch sehr jung. Dein Weltbild erscheint mir ziemlich zynisch zu sein.

Es gibt mehr im Leben als Geld und Egomanie.
 
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Top,
in Deutschland das (vermutlich) kostenfreie Studium mitnehmen und dann abhauen und der Gemeinschaft nichts zurückgeben wollen.
Klasse Einstellung. /ironie
 
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Als Dual Studierender zahle ich meine Beiträge wie jeder andere auch. Deswegen „schulde“ ich niemanden hier was. Auf der anderen Seiten: Wenn die AGs in Deutschland bereit wären, mehr zu zahlen, gäbe es diese Diskussion nicht.
 
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Kleiner Tipp: wenn du der Meinung bist dass du selbst entscheiden solltest was du mit deinem Geld/deinen Abgaben machen willst, dann wandere doch direkt in die USA aus. Da musst du nicht mal krankenversichert sein, wenn du das für unnötig hälst.
 
Pinabuzz schrieb:
Wenn die AGs in Deutschland bereit wären, mehr zu zahlen,
Das kommt sehr auf die Arbeitgeber an. In Betrieben mit Tarifbindung sind die Löhne durchaus gut. In IGM-gebundenen Firmen verdienst du mit Studienabschluss seltenst unter 50k€/a. Und das als Beginner. +-4000€ brutto +~1,5 Gehälter durch Zusatzentgelte ist schon ordentlich.
Letztendlich geht es nur ums Geld. Ich hoffe nur, dass dir dann mit Ende 40 nicht einfällt, wieder nach DE zu kommen um die tollen Sozialsysteme zu nutzen wenn sich die Arztbesuche dann doch langsam häufen.

Pinabuzz schrieb:
Deswegen „schulde“ ich niemanden hier was.
Ach, und deine Schulbildung hast du natürlich auch aus eigener Tasche bezahlt weil du ausschließlich Privatunterricht hattest? Kindergeld haben deine Eltern sicher auch nie bezogen.
Nur weil du Dual studierst ist deine "Schuld" damit nicht einfach abgezahlt. Schau nach Amerika was ein Studium pro Semester kosten kann. Nicht blos die popeligen 500€ die das bei uns mal pro Semester gekostet hat.
Dass du seit 4 Jahren nicht beim Arzt warst ist schön für dich. Wenn jeder nur an sich denkt und ausschließlich seine Kosten bezahlt, sind wir da, wo Amerika steht. Und wie da manche rumlaufen müssen weil sie sich Behandlungen nicht leisten können ist schon erschreckend. Ich finde nicht, dass das ein Ziel der großen Gemeinschaft sein sollte.
Aber stimmt schon. Wenn jeder an sich denkt ist doch an alle gedacht. Frei nach dem Motto "Brot für die Welt, Schnitzel für mich."
 
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Ist ein geben und nehmen, da werden auf der einen Seite zig Millionen von Steuergeldern verschleudert auf Kosten der Bevölkerung und die andere Seite wandert aus um ein besseres Leben führen zu können.
Arbeite seit 2013 in der Schweiz und komplett ausgewandert 2017 und hab den Schritt noch nie bereut.

Wenn ich sehe was meine früheren Arbeitskollegen in der Ausbildung heute verdienen und welches Leben sie dadurch führen müssen, muss ich mich fast schon zusammenreissen um nicht "überheblich" zu wirken.
Da wird für Urlaube und Unterhaltungselektronik z.B. ewig rumgespart und ich machs halt einfach und das ist zumindest für mich Lebensqualität nicht ständig auf Preise achten zu müssen.

Aber wie schon geschrieben wurde Kontakte zu knüpfen ist schwierig, war mir aber immer ziemlich egal da ich ohnehin nur 20 Minuten von der deutschen Grenze entfernt wohne und dementsprechend meine Freundin/Freunde/Familie dennoch in der Nähe habe.

Wichtig ist das du Schwiizerdütsch verstehst, selbst sprechen muss man es allerdings nicht um akzeptiert zu werden, allgemein kommt es natürlich sehr stark auf den Kanton an!

In Schaffhausen oder Zürich hat man eher keine Probleme als Ausländer, in Graubünden z.B. könnte es schon wieder anders aussehen.
 
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Wenn man sowieso schon aus der Grenzregion kommt, dann ist es auch ganz was anderes. Ich weiss ja nicht wo der TE herkommt, aber ich habe von Zürich etwa 700km zu meiner Heimatstadt. Das macht natürlich einen grossen Unterschied ob ich am WE mal schnell zu einer Feier rüberfahren kann, oder ob dann mein halbes Wochenende für die Fahrt drauf geht.

Es wird immer so getan als sei die Schweiz die goldene Oase. Monetär ist es, je nach Berufsfeld, sicher ein grosser Vorteil. Vorallem weil auch die Niedriglöhner nicht in solche Verhältnissen leben müssen, wie es in Deutschland oft der Fall ist und dadurch die soziale Ruhe höher ist. Für mich steht trotzdem schon lange fest, dass ich nicht ewig hier bleiben werde. Trotz dann 40% Gehaltseinbussen. Geld ist eben nicht alles, wie schon gesagt. Unterschätzt man "in jungen Jahren" schnell mal.
 
@Pady1990, danke für den ausführlichen Beitrag.
Das ist das, was ich meine. Als Beispiel meine 360€ KFZ Steuer jedes jahr, wenn ich bedenke, wie die Strassen hier im Ruhrgebiet aussehen...
Durch mein Duales Studium habe ich zum Glück gute Bekanntschaften in der Metropolregion Rhein Neckar gefunden. Und für meine Familie kann ich von BSL -> DUS für 70CHF. Wenn ich bedenke, dass ein Döner in Basel 13CHF kostet, ist es wie als wenn der Flug für „uns“ 20-25€ kostet. Zumal das eh nicht so eine grosse Sache ist in der Zeit mit Social Media etc. Ich war paar mal schon in Basel, und tatsächlich wäre mein „Ziel“ dort, bzw. erst mal in WaR / Lö zu wohnen und mich dann nach und nach einzuleben.

@trialgod, dann sagen wir es mal so: Meine Eltern sind Auswanderer aus Italien, haben mit deren Steuern / Arbeit mein Studium finanziert. Merkst was? Die „Kette“ geht immer so weiter. Für jeden deutschen der in die Schweiz geht, gibt es viele weitere die nach Deutschland kommen. Ich versteh nicht, wieso du mir asozialität unterstellen willst, weil ich für meine Zukunft / meiner Zukünftigen ein besseres Leben sehne.
 
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@Pinabuzz
Bitte zitiere mir die Stelle, an der ich dir Asozialität unterstelle. Du solltest an deinem Leseverständnis arbeiten.

Wenn du hier so kommunizierst, wie du es im Forum tust, dann wirst du nicht viel Spass haben.
 
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Pinabuzz schrieb:
Wenn die AGs in Deutschland bereit wären, mehr zu zahlen, gäbe es diese Diskussion nicht.

Hättest mal was anständiges studiert, würde deine Situation auf dem Arbeitsmarkt wohl auch in D signifikant besser aussehen.
Ohne Fleiß (BWL Studium), in der Regel auch kein ordentlicher Preis (Gehalt).
 
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X_Clamp schrieb:
Hättest mal was anständiges studiert, würde deine Situation auf dem Arbeitsmarkt wohl auch in D signifikant besser aussehen.
Ohne Fleiß (BWL Studium), in der Regel auch kein ordentlicher Preis (Gehalt).
Tue ich doch. Das ist schon das, was ich mir später vorstellen kann (Vertriebler), jedoch nicht für den „Hungerlohn“, den man in DE dafür bekommt
 
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Du solltest es in der Schweiz tunlichst vermeiden die monetären Aspekte so zu betonen wie hier im Forum. Wirtschaftsflüchtlinge, insbesondere aus wohlhabenden Industriestaaten, sind dort verhasst.

In Deutschland wohnen bzw. in der Grenzregion wohnen und in der Schweiz arbeiten ist natürlich feinstes Rosinenpicken. Aber wer kann, der kann.

Zum Thema Wochenarbeitszeit/Feiertage/Urlaube wurde ja auch schon etwas gesagt.


Ich hatte die Möglichkeit in die Schweiz zu gehen und habe es nicht gemacht. Der massive Kulturunterschied, die Schwierigkeit Anschluss und Akzeptanz zu finden, aber auch die Einschnitte bei der Freizeit waren mir das Mehr an Geld nicht wert. Das wäre auch, zumindest in meinem Fall, zu guten Teilen durch erhebliche Mieten (>140qm, Erdgeschoss + Garten) und Lebensmittel/Hygieneartikel (ich habe da sehr teure Vorlieben) aufgefressen worden.


Zuletzt sei gesagt, dass es auch in der Schweiz schlechte Straßen und im Ruhrgebiet auch gute Straßen gibt. Es ist ein Mythos, dass in der Schweiz alles besser ist. Was in der Schweiz hingegen hervorragend funktioniert ist z. B. der Schienenverkehr.
 
Pinabuzz schrieb:
Das ist das, was ich meine. Als Beispiel meine 360€ KFZ Steuer jedes jahr, wenn ich bedenke, wie die Strassen hier im Ruhrgebiet aussehen...

Kauf dir nen kleineres Auto, dann zahlst weniger Steuern. Schlechte Straßen, und viel schlechtere als in Deutschland, findest du in vielen unserer Nachbarstaaten. Wenn du gute Straßen suchst zieh nach Norwegen, sind im europäischen Umland von dem was ich gesehen habe mit die besten.
 
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Steuern sind ja auch allgemeine Abgaben und nicht zweckgebunden. Die KFZ Steuer ist eine Bundessteuer d.h. die geht an den Bund. Der ist nur für Bundesstraßen und Autobahnen verantwortlich. Um die restlichen Straßen kümmern sich andere Träger. Damit kann deine KFZ Steuer den meisten Straßen nicht helfen.

Dachte BWLer hätten bisschen Ahnung von Steuern...
 
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