chrigu schrieb:
ich glaube das orginal Negativ wird dabei nicht benutzt, da diese nach dem entwickeln und kopieren meist im kübel landete.
Es kommt meines Wissens immer drauf an!
Beispiel "Bladerunner": da gab es die fertig geschnittene und auf Negativ ausbelichtete Kopie der original Aufnahmen nicht mehr... aber durch unglaublich viel Glück wurden wohl die original Negative vom Dreh in unbeschrifteten Kartons eines Lagerhauses der Produktionsfirma(???) gefunden und konnten so abgetastet und restauriert werden.
In diesem speziellen Fall bestand Ridley Scott sogar auf eine Abtastung in 8K (7680x4320 Pixel), da die Special-Effects-Aufnahmen ursprünglich auf 65mm Film produziert worden waren und Scott außerdem für zukünftige (über Full-HD hinausgehende) Heimkino-Formate vorbereitet sein wollte.
Beispiel "Star Trek - TNG": da MUSSTE für die Blu-ray-Veröffentlichung sogar das ungeschnittene Rohmaterial als Negativ eingescannt werden, weil die Komposition der Effekte und die fertig geschnittenen Episoden grundsätzlich auf Video ausgegeben und eingelagert wurden. Für die Blu-ray-Veröffentlichung wurde daher ein extremer Aufwand betrieben, um das ebenfalls in den Archiven eingelagerte, unsortierte(!) original 35mm-Material zu finden, zu sichten und zu ordnen. Original Motion-Control-Effekt-Aufnahmen (z.B. von Enterprise- und anderen Raumschiff-Modellen) mussten dabei neu zusammengefügt werden... einige direkt auf Video produzierte Effekte (z.B. Phaser- & Torpedo-Schüsse, der "Glitzer-Effekt" beim Beamen, der Traktor-Strahl usw.) mussten dafür digital "nachgebaut" werden - dabei wurden auch kleinere Fehler in der Logik korrigiert und der Blick vom Weltall auf die Planeten-Oberflächen verschönt. In dieses Remastering wurde echt viel Geld rein gesteckt - und das sieht man auch am Ergebnis. Gegenüber den alten DVDs, für die noch die Videobänder als Quelle dienten, ist die Blu-ray-Fassung eine Offenbarung:
http://www.caps-a-holic.com/hd_vergleiche/multi_list.php?hd_multiID=1024
http://www.caps-a-holic.com/hd_vergleiche/multi_list.php?hd_multiID=1025
http://www.caps-a-holic.com/hd_vergleiche/multi_list.php?hd_multiID=1026
Beispiel "Die rechte und die linke Hand des Teufels": Hier waren weder die original Negative, noch ein vollständiges ausbelichtetes Negativ der kompletten dt. Kino-Fassung aufzutreiben. Für die dt. Blu-ray
diente daher ein Kino-Positiv als Quelle. Im Vergleich zum Rohmaterial oder der ausbelichteten Ur-Fassung hat das einige Nachteile: da Kino-Positive quasi Kopien von Kopien (oder sogar Kopien von Kopien von Kopien
) sind, hat im Vergleich zum ursprünglichen Material schon mal massiv (durch jeden Kopiervorgang mehr) die Schärfe nachgelassen. Außerdem waren Kino-Positive ja auch in der Benutzung... liefen also unzählige Male durch den Kino-Projektor... und haben dementsprechend auch deutliche Abnutzungserscheinungen (sprich: Laufstreifen, Kratzer & die bekannten Brandmale, welche den Wechsel der Rolle ankündigen). Logischerweise aufwändig(er) ist daher die digitale Restaurierung des eingescannten Rohmaterials im Vergleich zur sowieso schon aufwändigen Restaurierung alter Filme (
hier mal anhand von Vorher/Nachher-Screenshots vom HD-Scan des Films "Mein Name ist Nobody" demonstriert).
Ach ja:
Aktuell ist es tatsächlich so, dass (im Gegensatz zu damals) praktisch gar nicht mehr analog geschnitten und das geschnittene Ergebnis ausbelichtet wird.
Genauer gesagt: das analog gedrehte Roh-Filmmaterial wird schon seit Jahren direkt eingescannt und das dabei erzeugte "
Digital Intermediate" wird für die Weiterbearbeitung (Schnitt, Farbkorrektur, usw.) genutzt bzw. nach der fertigen Bearbeitung als Quelle für die DVD bzw. Blu-ray verwendet.
Zu Zeiten der analogen Kino-Projektion über Filmrollen wurde das DI auch direkt als Kino-Positiv ausbelichtet. Da heute die meisten Kinos auf digitale Projektion umgestiegen sind, ist das aber auch nicht mehr nötig.