Berufsunfähigkeitsversicherung, wer weiß Rat?

k!su

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Ab dem 21.12.12 gibt es ja wie Ihr sicher wisst die neuen Unisex Tarife. Insbesondere eine Berufsunfähigkeitsversicherung soll damit für Männer deutlich teurer werden. Daher überlege ich grade ob ich noch schnell eine BU abschließen soll, um noch in den „Genuss“ der alten Tarife zu kommen.

Ich bin Ingenieur und 80% der Arbeitszeit Schreibtischtäter, daher stelle ich mir die Frage: - - Brauche ich eine BU überhaupt?
- In welchem Fall zahlt eine Versicherung überhaupt? Als Schreibtischtäter kann man doch auch so ziemlich jeden anderen Beruf ausüben, eine Versicherung würde dann doch also gar nicht zahlen oder?
- Worauf muss man beim Abschluss einer Versicherung achten? Welches sind wichtige/unverzichtbare Bestandteile, welche sind eher überflüssig und teuer?

Ich hoffe Ihr könnt mir da so kurzfristig helfen ;-)
 
Die Unisextarife werden etwas arg gehyped. Soooooviel teurer wird es nicht werden (bin java entwickler für eine Versicherung und kann daher die unterschiede jetzt schon berechnen). Wenn du es nicht für nötig erachtest, dann mach es auch nicht.
 
k!su schrieb:
Ich bin Ingenieur und 80% der Arbeitszeit Schreibtischtäter, daher stelle ich mir die Frage: - - Brauche ich eine BU überhaupt?
Das ist Ansichtssache, ich selbst bin Student, kurz vor dem Abschluss als Wiing und habe diesen Monat eine BU abgeschlossen. Ich halte sie für sehr sinnvoll. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es sich um eine Risikoversicherung handelt und ich bin froh, wenn ich sie nicht brauche! Man hat von der Versicherung nichts, außer man wird BU und dann bin ich noch mehr froh, dass ich abgesichert bin.

k!su schrieb:
- In welchem Fall zahlt eine Versicherung überhaupt? Als Schreibtischtäter kann man doch auch so ziemlich jeden anderen Beruf ausüben, eine Versicherung würde dann doch also gar nicht zahlen oder?
Das was du meinst nennt sich abstrakte Verweisung. So gut wie jede Versicherung verzichtet mittlerweile auf die abstrakte Verweisung. (Darauf sollte man auch achten, dass sie es tut).
Bist du für länger als 6 Monate ununterbrochen zu mindestens 50% Berufsunfähig, dann zahlt die Versicherung, ab dem Tag des Eintritts der BU bis zum Ende der BU bzw. zum Ende der Versicherungszeit. Dabei zahlt die Versicherung auch, wenn du in einem anderen Job arbeiten könntest! Versichert ist immer deine zuletzt ausgeführte Tätigkeit!

k!su schrieb:
- Worauf muss man beim Abschluss einer Versicherung achten? Welches sind wichtige/unverzichtbare Bestandteile, welche sind eher überflüssig und teuer?
Wichtig ist z.B. der Verzicht auf die Abstrakte Verweisbarkeit, außerdem sollte man sich informieren, wie Versicherungen sich im Fall der Fälle verhalten. Sind sie eher streitsüchtig oder zahlen sie relativ schnell. Finanztest vergleicht öfter die BU Versicherungen (link). Ich würde jedoch zusätzlich zu einem Versicherungsmakler gehen und mich beraten und individuelle Angebote erstellen lassen.

Übrigens würde ich tendenziell von Koppelversicherungen abraten. Also z.B. eine BU mit Rentensparplan kombiniert. Erstens ist es schwieriger die versicherung dann gezielt zu kündigen, falls sich die Lebenssituation ändert, zweitens sind solche Produkte im Regelfall nicht so gut wie einzelne Verträge.
 
Gibt es in D eigentlich eine staatliche BU? (die natürlich in ihrer Leistung an eine doch recht teure private nicht rankommt)

Wenn du es nicht für nötig erachtest, dann mach es auch nicht.
...nur dass die Tarife mit jedem Lebensalter kräftigst ansteigen. Ein ~25-jähriger Ingenieur ist mit <30€ im Monat dabei. Davon kann man mit Anfang 30 nur träumen.
 
k!su schrieb:
[...] Daher überlege ich grade ob ich noch schnell eine BU abschließen soll, um noch in den „Genuss“ der alten Tarife zu kommen.
Noch schnell sollte niemand eine BU abschließen. Die Unterschiede zwischen den Anbietern können gravierend sein, daher sollte man sich ausgiebig Zeit nehmen den besten Versicherer zu finden. Die Umstellung auf Unisex Tarife sollte auf keinen Fall Kriterium für den überhasteten Abschluss einer BU-Versicherung sein.

k!su schrieb:
Ich bin Ingenieur und 80% der Arbeitszeit Schreibtischtäter, daher stelle ich mir die Frage: - - Brauche ich eine BU überhaupt?
Gegenfrage: Was willst du machen, wenn du - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr am Schreibtisch sitzen kannst? Was bleibt dann noch?

k!su schrieb:
- In welchem Fall zahlt eine Versicherung überhaupt? Als Schreibtischtäter kann man doch auch so ziemlich jeden anderen Beruf ausüben, eine Versicherung würde dann doch also gar nicht zahlen oder?
Wurde schon erwähnt, die abstrakte Verweisung haben mittlerweile die meisten Versicherung ausgeschlossen. Wann sie genau, welchen Betrag zahlen lässt sich nicht pauschal sagen, sondern hängt von den Bedingungen ab, zu denen die Versicherung abgeschlossen wurde.

k!su schrieb:
- Worauf muss man beim Abschluss einer Versicherung achten? Welches sind wichtige/unverzichtbare Bestandteile, welche sind eher überflüssig und teuer?

Ich hoffe Ihr könnt mir da so kurzfristig helfen ;-)

Viele Anbieter versuchen die BU mit einer Rente zu verknüpfen bzw. Altersvorsorge mit Risikoschutz zu verbinden. Davon würde ich in den allermeisten Fällen abraten.

Ansonsten muß die monatliche BU-Rente natürlich hoch genug sein, damit du einen Verdienstausfall kompensieren kannst. Also keine 500,- Euro Tarife, wenn du als Ingenieur mit beispielhaften 2000 Euro Netto nach Hause gehst.
 
Eine Versicherung ist wie Lotto spielen nur Rückwärts. Bei der Versicherung wettet man halt ob man den negativ-6er bekommt oder nicht.

Ich persönlich habe eine BU nur deswegen weil ich sie mit einer RV kombiniert habe und dadurch steuerliche Vorteile habe. Würde es dieses Kombiprodukt nicht geben, hätte ich keine BU. Und ja @ Noxiel - es lohnt sich bei mir.

Gerade als Schreibtischtäter ist die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit bis zur Rente (Garantiezeit) in etwa so hoch wie Roststellen innerhalb von 10 Jahren bei einem Auto dass eine Garantie von 10 Jahren gegen Durchrostung hat.

Kann passieren – im Normalfall passiert es aber nicht. Wer es sich also leisten kann der kann zugreifen.
 
Na hoffentlich hat man dir nicht mittels dieser steuerlichen Vorteile ein schlechtes Produkt an die BU geflanscht bzw. vice versa.

Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass es sich in den meisten der Fälle nicht lohnt BU mit Altersvorsorge zu kombinieren. Und ich gehe mal davon aus, dass du deine Versicherung noch vor 2005 abgeschlossen hast, oder?

Die steuerlichen Vorteile beziehen sich doch in erster Linie auf die Beiträge zur BUZ und ich bezweifle, dass dir dein Versicherungsvertreter eine Vergleichsrechnung vorgelegt hat, was passiert wenn du die BU Rente wirklich in Anspruch nehmen musst und diese komplett versteuert wird.

Für mich ist die fehlende Flexibilität bei kombinierten Produkten eine mögliche Steuerersparnis nicht wert.
 
Ich bin wirklich kein Experte auf diesem Gebiet. Was ich mich dabei immer frage:

Gegenfrage: Was willst du machen, wenn du - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr am Schreibtisch sitzen kannst? Was bleibt dann noch?
Richtig - dann bleibt nicht mehr viel übrig. Wenn kein Job mehr ausgeführt werden kann, greift hier nicht ohnehin die staatliche BU?

Klar, der Maurer mit kaputten Gelenken, der aber auch noch beim Supermarkt an der Kassa sitzen kann, kommt nicht in den Genuss der staatlichen BU.

Bei psychischen Problemen (z.B. kann nicht mehr als Ingenieur arbeiten) ist das mit der privaten BU auch nicht alles so geritzt, oder?
 
Sherman123 schrieb:
Ich bin wirklich kein Experte auf diesem Gebiet. Was ich mich dabei immer frage:

Richtig - dann bleibt nicht mehr viel übrig. Wenn kein Job mehr ausgeführt werden kann, greift hier nicht ohnehin die staatliche BU?
Was ist denn eine staatliche BU?
Sherman123 schrieb:
Bei psychischen Problemen (z.B. kann nicht mehr als Ingenieur arbeiten) ist das mit der privaten BU auch nicht alles so geritzt, oder?
Doch, genau solche Fälle werden eben auch von der BU abgedeckt.
Eine BU springt übrigens auch ein, wenn die BU nur vorübergehend ist. Es gibt z.B auch BUs denen reicht es, wenn man 6 Monate ununterbrochen Krank geschrieben ist. Und ich denke, 6 Monate Krankenschein kann einen schon relativ schnell passieren. Sei es nun durch einen Unfall oder Krankheit.
 
Sherman123 schrieb:
An ihrer Stelle tritt nur die Erwerbsminderungsrente. (wie das aber im Detail abläuft, weiß ich nicht)

Das ist ein erheblicher Unterschied, bei der BU wird der zuletzt ausgeübte Beruf versichert. Die Versicherungen zahlen (laut Vertragsbedingungen) meistens, wenn man den zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50% nicht mehr ausüben kann und dieser Zustand länger als 6 Monate andauert. Es wird also wirklich ein Beruf versichert.

Die Erwerbsminderungsrente wird nur gezahlt, wenn man nur noch weniger als 6 Std. pro Tag arbeiten kann. Dabei ist es egal was man arbeiten könnte. Ein Ingenieur, der bspw. psychisch nicht mehr den Druck im Büro aushält, kann ggf. noch im Lager arbeiten.

Eine BU würde in diesem Fall zahlen (sofern sie auf die abstrakte Verweisung verzichtet), die Erwerbsminderungsrente nicht.
Und selbst wenn sie zahlt, dann ist sie im Regelfall nicht ausreichend um den bisherigen Lebensstandard auch nur annähernd halten zu können.
 
Such such jemand auf der dich richtig beraten kann. Am besten einen Honorarberater.

Mit einer BU kann man echt viel falsch machen. Ohne Leistungssteigerung bzw. Übernahme der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung im BU-Fall nützt einen im Zweifel auch die BU nichts mehr.
(= ihr werdet BU, die Versicherung zahlt im Renteneintritt, ab Renteneintritt kommt die staatliche Rente, wer aber BU ist zahlt im Normalfall ja keine gesetzliche Rentenbeiträge mehr ein, sollte durch die BU abgedeckt sein)

Hab erst vor kurzem bei der alten Leipziger eine BU abgeschlossen, einwenig vom Beratungsgespräch ist noch hängen geblieben.
 
Ich danke Euch allen für die Diskussion. Da ist schon recht viel Interessantes dabei.
Von der Schnellschusslösung habe ich mich gestern im Laufe des Tages schon verabschiedet. Dann zahl ich halt im Zweifel durch Unisex 3 Euro mehr, habe aber nicht "bloß irgendwas" abgeschlossen... Ich werde mich da über die Feiertage mal eingehend informieren...
 
also 1. kann man auch durch zb psychische erkrankungen berufsunfähig werden, und die nehmen eher zu als ab in ihrer häufigkeit.
2. zahlt BU auch bei skiunfall oder hand beim heimwerkern abgesägt etc.

muss man halt selber wissen...
 
Ich zitiere aus der Finanztest: "Von den Ingenieuren beziehen weniger als 4 Prozent eine Erwerbsminderungsrente. Angehörige solcher Berufe sind bei den Versicherern beliebt."
Für mich als angehender Ing. klingt das so, das die Versicherung mich andere Berufsgruppen quersubventionieren lässt und die "Chance" das jemals in Anspruch zu nehmen eher gering ist. Da ist die bei Ings nicht ungewöhnliche Altersarbeitslosigkeit wahrscheinlich höher... Ob es sinnvoll ist, sich gegen eines der geringsten Risiken im Leben zu versichern sinnvoll ist, muss jeder selbst entscheiden. Meine Eltern habne für mich eine abgeschlossen, aber ob ich die nach dem Studium weiterführe, angesichts der Beiträge...
Sherman123 schrieb:
Ein ~25-jähriger Ingenieur ist mit <30€ im Monat dabei. Davon kann man mit Anfang 30 nur träumen.
Bei was für einer Rente? Ich zahle deutlich mehr...
 
Cr4y schrieb:
Ganz interessant/erschreckend:
http://www.handelsblatt.com/finanze...ch-keinen-versicherer-bezeichnen/7485070.html
http://www.handelsblatt.com/finanze...einsager-versichert-und-verkauft/7492046.html

Ich glaube ich werde darauf verzichten. Wie auch auf Riester. Unfallversicheurng hab ich mich noch nicht informiert.

Genau diesen Punkt wollte ich auch ansprechen. Wenn man sich versichern lässt, heißt es noch lange nicht, dass man dann auch abgesichert ist. Ich habe schon oft lesen müssen, dass viele Versicherten speziell BU-Versicherten mehrere Jahre auf die Entscheidung ihrer Versicherung warten mussten.

Wie jemand schon gesagt hat, sind die psychischen Erkrankungen bei den Ingenieur-Berufen eher der Fall als körperliche Einschränkungen. Die psychischen Krankheiten sind aber sehr schwer nachzuweisen. Und ich glaube, da wird es überhaupt kein Problem sein, in so einem Fall einen Grund zu finden nicht zu zahlen.
 
BUV macht in meinen Augen mehr Sinn für Leute die körperlich arbeiten. Wobei da die monatlichen Versicherungssummen relativ hoch sind. ;)
Als Ing kannst du auch noch komplett "behindert" arbeiten, sprich im Rollstuhl etc. Habe damals mit einem ehemaligen Finanzdienstleister gesprochen, der mir bestätigte, dass die Auszahlung einer BU schon sehr sehr schwierig und langwierig sein kann. Das Geld was ich für die BU ausgebe kann ich auch in die Altersvorsorge stecken oder versaufen. Gerade letztes erheitert mich kurzfristig mehr und wirkt psychischen Erkranungen entgegen.

Mittlerweile entsteht in Deutschland eine richtige Vollkasko-Gesellschaft. :rolleyes:
 
EvilMoe schrieb:
Mittlerweile entsteht in Deutschland eine richtige Vollkasko-Gesellschaft. :rolleyes:
Die Deutschen sind halt ein ängstliches Volk, was nach Sicherheit giert. ;)

Man darf nicht vergessen, dass solche Versicherungen knallharte kapitalistische Unternehmen sind. Dementsprechend sollte man nicht zu viel erwarten und vorallem, dass an erster Stelle meistens das Wohl des Vertreters bzw. der Versicherung steht. Eine ordentliche Haftpflichtversicheurng ist das einzige was man wirklich haben sollte. Bin momentan bis 20 Millionen Eus versichert und das kostet mich ganze 66€ im Jahr.

Auch ein gutes Beispiel für die Branchen-Sitten:
http://www.handelsblatt.com/unterne...-wuestenrot-das-ist-kundenverrat/7534590.html
 
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