Fragen Funktionsweise Internet

szgaming

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Hallo,

ich bräuchte eure Hilfe, um genauer zu verstehen wie das Internet funktioniert. Wäre euch sehr dankbar, wenn ihr eine oder mehrere Fragen beantworten könntet. Ich habe mich zwar eingelesen, jedoch sind bei mir noch viele Fragen offen geblieben.

ISPs werden, so wie ich gelesen habe, in verschiedene Tiers(1-3) aufgeteilt. Üblicherweise bezahlen Tier-2 ISPs die Tier-1 ISPs um Traffic durch ihr Autonomes System durchführen zu dürfen. Und Tier-3 eben bei Tier-2. Bei Tier-3 bezahlen häufig die Endkunden dafür.
  1. Ist das strikt getrennt? Können Tier-3 ISPs auch bei Tier-1 ISPs angeschlossen sein?
  2. Besitzt ein einzelner ISP eigentlich nur ein Autonomes System? Oder mehrere?
  3. Was ist der genaue Unterschied von Peering und Transit? Lese öfter mal unterschiedliches. Bedeutet Peering, dass zwei ISPs untereinander abmachen keine Gebühr zahlen zu müssen, um durch ihre Netze was zu senden? Und bedeutet Transit lediglich, dass eine Gebühr notwendig ist? Weil ich auch etwas von Paid Peering gelesen habe, verstehe ich den genauen Unterschied noch nicht ganz.
  4. Ist es richtig, dass der Austausch zwischen den ISPs mithilfe des Routing Protokolls BGP erfolgt?
  5. Welches Routingprotokoll wird denn innerhalb des Autonomen Netzes verwendet? Am häufigsten mit OSPF? Weniger häufig die Protokolle IBGP und RIP, korrekt? Wird denn trotzdem IP-Traffic genutzt, oder doch eher MPLS?
  6. Ich hätte da auch noch Fragen zur Verkabelung. Wenn ich beispielsweise Kunde bei einem Netzanbieter wie Kabel Deutschland bin. Da heißt es ja, dass häufig Koaxialkabel verwendet werden und deswegen Bandbreite geteilt wird. Auf welcher Strecke wird denn dies dann verwendet? Ist es üblich, dass es nur innerhalb eines Hauses verwendet wird? Oder wird es auch in größeren Teilen vom Netz verwendet, anstelle von Glasfaser?
  7. Wie wäre es dann z.B. bei der Telekom? Ist denn das eigene Netz größtenteils Glasfaser und nur eine kurze Strecke zum Kunden dann Kupferkabel, oder ist der größte Teil des Netzes ganz aus Kupferkabel?
  8. Beim Peering unter den ISPs kommt Glasfaser zum Einsatz, korrekt?
  9. Welchen Weg würde z.B. ein IP-Paket nehmen, angenommen ich habe einen Vertrag mit Vodafone, um z.B. ein IP-Paket in die USA zu senden. Da Vodafone Tier-2 ist und am De-Cix angeschlossen ist, den Weg darüber an irgendein Tier-1, welches auch am De-Cix angeschlossen ist? Oder zahlt z.B. Vodafone direkt Transit an einen Tier-1?
 
ich sag mal mehr Einlesen und du bekommst auch das noch geregelt.

Weiterhin überleg nochmal bei Punkt 7 etwas logisch.

1 Kupferkabel pro Teilnehmer ... wie Dick soll das Kabel sein was dann zu den größeren Knotenpunkten läuft 200 Meter ?

Peering Wiki -> Peering Point -> oh das erste Bild ist gleich ein Optisches Patchpanel am AMS-IX
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche mal nach meinem besten Wissen zu antworten, ohne Anspruch auf vollständige Richtigkeit zu erheben :)

1. Die Deutsche Telekom ist z.B. ein T1 Provider, wird aber der harten Definition (die es tatsächlich eh nicht gibt) nicht gerecht, weil sie auch noch Endkundengeschäft betreibt, bis zum privaten ADSL Anschluss. Im Prinzip ein ISP über alle Tiers. Kleinere T3 Provider kaufen auch bei der Telekom traffic.
2. Warum sollte es nur eins besitzen? Viele ISPs sind international aktiv. Die Systeme können sich dann je nach lokalen Gegebenheiten unterscheiden.
3. Weiß ich selber nicht so genau
4. BGP ist eine sehr weit verbreitete Möglichkeit. Ob es die absolut einzige ist, also zwischen ALLEN Providern, das weiß ich leider nicht.
5. Ich denke das hängt eben sehr von der Netzstruktur des jeweiligen Providers ab. Hier kann der ISP ja optimieren und wählt das für ihn am sinnvollste Routing Protokoll aus. Ich denke nicht, dass es hier DIE beste Lösung gibt für alles
6. das weiß ich leider nicht
7. Wie vorher schon beantwortet... das wären dann wohl sehr große Kupferkabel :)
8. Das ist zu vermuten.
9. "Die günstigste" :) Die Route bzw. die Verbindungen zwischen den Hops sind ja gewichtet. Entsprechend wird die günstigste gesucht. Welchen Weg das Paket, bzw. die Pakete jetzt nehmen, wenn sie das Vodafone Netz verlassen, hängt zum einen von der Vertragslage ab, inwieweit Traffic von einem anderen ISP gebucht ist, sowie der aktuellen Auslastung als auch den aktuell auf den Routen anliegenden Gewichten.
 
Vielen Dank für die Hilfe!
7. Wie vorher schon beantwortet... das wären dann wohl sehr große Kupferkabel :)
Lediglich die Strecke von der Vermittlungsstelle zum Kunden ist Kupfer, Rest Glasfaser weil z.B. Multiplexing möglich ist? Wie ist das bei einem Mehrfamilienhaus? Laufen dann alle Kupferkabel an einem Hausverteiler zusammen? Läuft dann für jeden Kunden dann von dem Hausverteilen noch ein Kupferkabel zur Vermittlungsstelle? Das wären dann ja auch ziemlich viele Kabel.

Zu 3. habe ich das jetzt so verstanden:
Transit: Ein Tier-2 ISP kauft z.B. Transit von einem Tier-3 ISP. Dadurch kann ISP zwei auch alle anderen Netze erreichen, die an Tier-3 ISP angeschlossen sind. Somit auch andere Tier-3 ISPs etc.
Paid Peering: ISP-A zahlt eine Gebühr an ISP-B. Dadurch kann ISP-A das Netz von ISP-B erreichen und umgekehrt. Jedoch kann ISP-A nicht andere Netze erreichen, die an ISP-B angeschlossen sind.
 
Ein Kupferdraht - 0,3 bis 0,5 Millimeter Durchmesser.
Ein Kunde - eine Doppelader -> zwei Kupferdrähte
Ein Kabel - 2-2000 Doppeladern. Klassisch. Heuer sind die 2000er nur noch selten anzutreffen, denn in der Mehrzahl der Fälle endet die Kupfer-Doppelader am MSLAM der die DSL-Signale die dadrüber laufen zusammenfasst und per Glasfaser zur eigentlichen Vermittlungsstelle weiter leitet.

Vermittlungsstelle - der Punkt an dem Deine Nachricht mindestens noch durchläuft, auch dann wenn Du mit Deinem Nachbarn palaverst.
 
wie kommst du zu diesem spannenden thema?
willste ISP werden :D

1) nein. keine strikte trennung
siehe z.b. https://en.wikipedia.org/wiki/Tier_1_network
die DTAG oder LibertyGlobal bzw. die in den ländern ansässigen ableger der UPC-Broadband/UnityMedia/VirginMedia sind sowohl als auch.

2) ja. jeder hat ein AS das verwendet wird um international mit den andern zu peeren
siehe https://www.peeringdb.com/ http://as-rank.caida.org/ oder auch https://bgp.he.net/
in diesem übergeordneten AS sind einzelne sub-AS die
- durch firmenübernahmen, fusionen, zusammenschlüssen, was auch immer
enthalten. macht keinen sinn international mehrere AS zu verwenden wenn du alle in eines integrieren kannst

wenn du dir ein eigenes AS kaufst
https://www.apnic.net/get-ip/get-ip-addresses-asn/unmet-ipv4-requests/
brauchst du einen ISP der dein AS in seines aufnimmt um eben international announced zu werden
z.b. https://bgp.he.net/AS5404 über unter anderem AS6830

3) schwieriges thema. kommt drauf an was als ausgangspunkt verwendet wird.
aus obigem beispiel ist der "kleine" https://bgp.he.net/AS5404#_ix
nur an 2 iX mit transitstrecken angeschlossen
kommt aber mit dem "großen" https://bgp.he.net/AS6830#_ix
auch an diese iX-transits und spart sich kosten da hier nur peering betrieben wird.
es kann auch sein das dieses peering mit dem großen T1-AS als "backup" dient


4) international ja.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peering
innerhalb des ISP-Netzes nicht zwangsweise.

5) je nachdem. hier gibts kein genaues schema. da müsstest du schon bei einem ISP arbeiten um näheren einblick zu erhalten.
alles protokolle werden gesprochen um die routinginformation zu verteilen. innerhalb des IPS kommt es auf dessen core-netzwerk und die einzelnen komponenten der jeweiligen access-technologie für endkunden an.

6) aus sicht des endkunden wird glas immer wichtiger und wandert auch aufgrund der steigenden nachfrage und nutzung (weltweit) immer näher zum kunden. egal ob coax-kupfer oder 2-adriges-telefon-kupfer.
(fttn) dose - coax - stockwerk/hausanschluss - coax - strassenverteiler - coax - kopfstelle - glas
(fttc) dose - coax - stockwerk/hausanschluss - coax - strassenverteiler - glas -
(fttb) dose - coax - stockwerk/hausanschluss - glas -
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/kom/1403191.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Fiber_to_the_x

7) ja das core-netzwerk ist glas.
die bekannte "last-mile" ist kopfer. und hier wird auf biegen und brechen versucht kein glas zu legen.
solange die kuh gemolken werden kann
sei es von adsl auf vdsl auf gfast und vectoring
oder docsis 2, 3, und 3.1

8) am. nein. gbp.
aber leihenhaft asugedrückt kann deine frage mit ja beantwortet werden.
mit glas wird der weg überbrückt den die datenpakete zwischen A und B gehen z.b. USA und Europa

9) mach einen traceroute. dieser kann sich national als auch international schonmal ändern wenn es technische probleme oder konfiganpassungen (peering)
 
szgaming schrieb:
Lediglich die Strecke von der Vermittlungsstelle zum Kunden ist Kupfer, Rest Glasfaser weil z.B. Multiplexing möglich ist?Wie ist das bei einem Mehrfamilienhaus? Laufen dann alle Kupferkabel an einem Hausverteiler zusammen? Läuft dann für jeden Kunden dann von dem Hausverteilen noch ein Kupferkabel zur Vermittlungsstelle? Das wären dann ja auch ziemlich viele Kabel..

Dreh das Pferd einfach andersrum ...

Wie lang darf ein DSL Kabel sein ? Ein VDSL Kabel u.s.w. so das man gute Datenraten hinbekommt.

Denn die Übertragung von DSLAM zum nächsten Knotenpunkt müsste bei Kupfer ja wieder DSL sein .... was für ein Aufwand an Geräten wow.

Oh DSLAM = nachgucken
https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Subscriber_Line_Access_Multiplexer#Netzschnittstelle

Ah da stehts die sind per Glasfaser oder Ethernetkabel angeschlossen.

Bei Hausverteilungen kommt es immer auf das alter des Gebäudes drauf an ... aber fast immer Kupfer zum DSLAM
 
Vielen Dank an alle für die Hilfe!
@azereus Auch noch einmal danke an dich, deine Erklärungen haben mir sehr geholfen. Ich werde versuchen mich weiter in die Themenbereiche einzuarbeiten.
 
3. Beim peering nutzt du nur Routen direkt zum AS des Partners und zu dessen Kunden(downstreams). Kaufst du Transit ein, schickst du dem Partner auch Daten zu seinem/n Upstream(s). Hast du nur einen einzigen Transit-Partner, setzt du also auf ihn eine default route um "alles andere" im Netz zu erreichen, mit dem du nicht via Peering verbunden bist. Dein Tansit-Partner leitet das Zeug dann weiter. Üblicherweise fallen beim Peering keine Kosten für den Traffic an. Bei Transit gibts hingegen eine klare Kunden-Anbieter-Beziehung mit zahlendem Kunden.

5. Immer IP. Wie man das routet und weiterleitet, also was darunter und daneben für Protokolle zum Einsatz kommen, dafür gibts 1000 Varianten. MPLS z.B. ersetzt ja kein IP.

8. Zahlenmäßig meist Kupfer. Viele Peering-Verbindungen machen nur 1 GBit/s o.ä. Stell dir das so vor: Irgendwo in einem Raum (oft in einer Art Rechenzentrum) stehen dein Router und der Router deines Peering-Partners. Ihr schließt euch zusammen, indem ihr jeweils ein billiges TP-Patchkabel von euren Routern zu einem gemeinsamen Ethernet-Switch im gleichen Raum/Haus stöpselt. Das eigentliche Peering erfolgt also in einem LAN, wo man LAN-typische, günstige Technik einsetzen kann. Mit Glasfaser wäre an der Stelle nichts besser, nur teurer. Aber du musst deinen Router natürlich auch mit deinen Netzen verbinden. Das läuft meist über Glas, weil es oft lange, gemietete Strecken sind.
 
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Ich hätte da auch noch Fragen zur Verkabelung. Wenn ich beispielsweise Kunde bei einem Netzanbieter wie Kabel Deutschland bin. Da heißt es ja, dass häufig Koaxialkabel verwendet werden und deswegen Bandbreite geteilt wird. Auf welcher Strecke wird denn dies dann verwendet? Ist es üblich, dass es nur innerhalb eines Hauses verwendet wird? Oder wird es auch in größeren Teilen vom Netz verwendet, anstelle von Glasfaser?

Das kommt drauf an. Größere Wohnanalgen werden direkt per Glasfaser erschlossen. Dort im Keller gibts dann einen Umsetzer und dann wird im Haus per Coax verteilt. Das ist dann Fibre to the Basement FTTB.
In einer Gegend mit Einfamlienhäusern wird im Haus nur der HÜP gesetzt, die Umsetzung von Glasfaser auf Coax erfolgt irgendwo in einem Verteiler.
Da heißt es ja, dass häufig Koaxialkabel verwendet werden und deswegen Bandbreite geteilt wird.
Die Bandbreite wird immer geteilt ab einem Punkt. Bei VDSL am dem DSLAM, bei direktem Glasfaseranschluss im Gf-NVt und bei Coax eben im HFC Umsetzer. Das Problem bei Kabel ist aber tatsächlich, dass alle Kabel-Kunden am gleichen Coax Strang hängen und sich die Frequenzbänder teilen. Zudem kann ein Defekt in deiner Wohnung unter Umständen die Anbindung ALLER Wohnungen an diesem Strang stören.

Wie wäre es dann z.B. bei der Telekom? Ist denn das eigene Netz größtenteils Glasfaser und nur eine kurze Strecke zum Kunden dann Kupferkabel, oder ist der größte Teil des Netzes ganz aus Kupferkabel?

Die Verbindungen zwischen den Hauptverteilern (http://meinkontes.de/hvt/) sind Glasfaser.
Vom HVt gings dann lange per Kupfer zum Kunden. Mittlerweile wird diese strecke zwischen HVt und Kunde immer weiter durch Glasfaser ersetzt, zunächst als VDSL (FTTC), dann als Super Vectoring (FTTC/FTTB in großen Wohnanlagen) oder schlussendlich FTTH.

Bei weiterem Interesse an der Netztopologie kann ich dir diesen Thread empfehlen:
https://www.computerbase.de/forum/t...efonnetz-bzw-internet-und-der-ausbau.1541611/
 
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