News Gesprächskultur im Netz: Der Krieg gegen Trolle

Diese Zusammenstellung gefällt mir und zeigt auch, daß ich mich pers. bereits aktiv an dieser Thematik beteilige um Fakten zurechtzurücken und den "Kampf gegen die Trolle" aufnehme. ;) Ich fühle mich damit bestätigt.

Sehr guter Abschnitt:
Restriktionen oder Klarnamenpflicht würden jedoch nicht helfen, sondern lediglich die Netz-Utopie zerstören. Helfen würde nur, sich selbst zivilisiert und gelassen zu engagieren, Störer zu ignorieren und falsche Informationen mit richtigen zu beantworten. Es gelte, ein „aufgeklärtes digitales Bürgertum“ zu schaffen und für seinen Erhalt zu kämpfen. Anders lasse sich die Freiheit im Netz nicht auf Dauer sichern; „Die Freiheit im Netz ist“, schreibt Wegner frei nach Rosa Luxemburg, „auch immer die Freiheit der Trolle“. Man muss nur (wieder) lernen zu diskutieren.
 
@MountWalker

War on Drugs wird sogar Nixon zugeschrieben :)

Ansonsten jaklar gibt es auch viele ältere Formulierungen die auftauchen, die Quantität und Qualität der Verwendung ist jedoch ebenso wichtig wie die reine Formulierung einzelner Terme. Genauso ist ein gewisser Militärslang in div. US amerikanischen Bevölkerungsschichten schon lang verbreitet, da schlicht und ergreifend viele US Amerikaner dieser Schichten bei der Armee waren und diese auch traditionell einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft hat als hierzulande.

Ansonsten kann man Radikalisierung von Sprache schwerlich messen und wie es bei vielen gesellschaftlichen Dingen ist beruhen Ansätze zu Studie oft auf Meinung/Interpretationen von ermittelten Werten*. Kurzum ein weites Feld

Trotzdem sollte man auf Sprache aufpassen. Bei sich uns Anderen ;)



*soziale Wissenschaften haben leider nicht wie Physiker die Möglichkeit natürliche Konstanten zu haben. :)
 
Meiner Meinung nach, liegt das Problem viel tiefer wie in dem sehr guten Kommentar angesprochen wurde. Seit jahrzehnten wird unserer Gesellschaft durch subtile, diverse Manupulationen zu einer Gesellschaft der Ängste und Vorurteilen erzogen. Je mehr Ängste geschürt werden und Vorurteilen vermehrt in Umlauf gebracht werden, umso mehr können die Nutznieser dieser Agitationen ihren Geschäften, Kapital an sich zu binden, Dividenden erhöhen, die Resourcen der Welt schamlos auszubeuten, nachgehen. Ein sehr gutes Video zu dem Thema ist z.B. der Kurzfilm "Rise Up". Aber auch die Publikationen von Michael Moore beschäftigen sich damit. Leider ist unsere Gesellschaft durch die Kommerzsucht und mediale Vergewaltigung viel zu unkritisch geworden. Schon Juvenal wusste zu seiner Zeit auf das Mamko der damaligen Gesellschaft Roms in seinem satirischen Werk "panem et circenses" hinzuweisen. Gelernt freilich hat die Menschheit bis heute nichts aus der Vergangenheit, wir sind wieder genau dort angelangt. Die Geschichte wiederholt sich eben. ....
 
Naja, ich vertrete den verdacht, dass wir nicht wieder diort angekommen, sondern stets dort verblieben sind. Es gibt keine Entwicklung zum Schlimmeren, weil die Warnungen, dass alles immer schlimmer werden würde, in jedem Jahrzehnt auftauchen. Wie gesagt, imho haben die meisten einfach nur vergessen, wie es hier vor zehn Jahren zuging (nämlich ziemlich genauso).
 
Axxid schrieb:
Scheinbar ist abwarten, ignorieren und hoffen das es vorbei geht das Einzige das hilft.
Es ist einfach das allgemeine Niveau, das sinkt. Das erkennt man schon an dem Aufbau und der Rechtschreibung von manchen Kommentaren.

Sehe ich genau so.
Allerdings wird dies in vielerlei Hinsicht von den "Qualitätsmedien" vorgelebt. Es gibt quer durch alle Online-Medien die haarsträubendsten Rechtschreibfehler in den Artikeln, schlampige Recherchen, effektheischende Überschriften und blindes Kopieren ganzer Meldungen. Da von den Lesern eine durchgängig "höhere Kultur" zu verlangen, ist schon sehr gewagt.
 
@Cr@zed^ ,

guter Kommentar, danke dafür.

Meiner Meinung nach bezieht man das "Troll-Problem" zu differenziert und einseitig auf die Kommentarfunktionen in der digitalen Meinungsäußerung.

Das vermehrte Auftreten dieses Phänomens, ist ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer Werte (oder was davon noch übrig ist).

Es spielen viele (negative) gesellschaftliche Faktoren eine Rolle, die dann unter vielen anderem zu diesen Online -Auswüchsen führen.

Hier sieht man die Fratze von oberflächlichem, unkritischem also minderwertigem Informationskonsums ( "TV, Radio, Boulevardzeitungen, v.a. aber soziale Netzwerke" ) und sich der daraus bildenden Meinungskultur.

Der Meinungsäußerung geht die Meinungsbildung voraus (eine Meinungsbildung wird hervorgerufen durch eigene Prioritäten und Grundvorstellungen (m.u. Moral) und dem Informationsstand zum jeweiligen Sachverhalt). Da sitzt der Knackpunkt ! Um wieder das Thema Internet-Meinungsäüßerung und Trollproblematik damit in Bezug zu setzen.

Wie schon beschrieben, das Hauptproblem ist das Gesellschaftliche.
 
InteGralFormat schrieb:
... Schaut mal, wieviele Poster hier eine direkte Diskussion führen - also mehr als einen Beitrag im Thema schreiben, auf andere Kommentare wirklich eingehen und sich daraus ein argumentativer Verlauf ergibt.
Bevor sich hier wer empört - das trifft nicht unbedingt auf diesen Thread und an jeder Stelle zu. Aber generell - ich würde im Schnitt aber auf 50-75% der Beiträge schließen. Gerade die Kommentare auf technische Neuerungen - da stehen am Ende 250 Beiträge und die Meisten haben einfach ihre Meinung gepostet (Generation FB) und damit weder Diskussion noch eine Antwort angeregt. Jetzt fragt euch doch mal selber - wer soll denn das lesen und warum? Wer nimmt sich denn die Zeit dafür? Warum überhaupt posten, wenn ich denn nichtmal unbedingt eine Antwort erwarten kann?

Mittlerweile sind es hier im Thread schon 77 freigeschaltete Antworten - entweder ich hab den ganzen Tag nichts zu tun und lese und beantworte, oder ich schaffe höchstens eins von beiden.

Und dann muss man mal schauen, wieviel denn mit Quellen und Belegen gearbeitet wird. Wenige wissen heute noch, wie man korrekt zitiert, noch weniger nutzen es überhaupt, obwohl es heute doch einfacher als je zuvor und so nötig, wie noch nie zuvor ist.

Wenn ich hier einen Beitrag schreibe und niemand zitiert daraus oder geht darauf ein, dann ist das doch ein schlechtes Zeichen für mich. Vielleicht gibt es auch Leute, die genau deswegen anfangen mit trollen.

In dem Sinne - kritisiert mich, widerlegt mich, blamiert mich in meiner Darlegung. Eine ordentliche Diskussion braucht das. ...

Genau das ist der Punkt. Ist mir hier im Forum auch schon oft aufgefallen. Besser hätte man es nicht schreiben können.

Danke dafür.
 
Larve74 schrieb:
... Hier sieht man die Fratze von oberflächlichem, unkritischem also minderwertigem Informationskonsums ( "TV, Radio, Boulevardzeitungen, v.a. aber soziale Netzwerke" ) ...
Bei der eingeklammerten Aufzählung betreibst du aber gerade selbst oberflächliche, undifferenzierte Meinungsbildung, indem du TV und Radio, die nur die Übermittlung von Informationen auszeichnen und eben nicht die Informationen, auf einen gewissen Informationsgehalt eingrenzt, der bei Boulewvard-Zeitungen" durch "Boulevard" gekennzeichnet wird. Es gibt sowohl sehr differenzierte TV-Sendungen als auch völlig undifferenzierte, verblödende Tausendseitenbücher.
 
Dass das Problem existiert wird kaum einer bestreiten. Seitdem ich im Internet bin ist mir aufgefallen wie pauschal das Wort Troll benutzt wird einfach nur weil jemand eine Meinung hat die einem lästig ist, auch wenn sie nicht provokativ formuliert ist.

Schon alleine das Wort Troll ist selbst ein Unding in einer normalen Gesprächskultur und unheimlich grob. Erst kürzlich bin ich vor einem Geschäft wo ich in Eile war aufgefordert worden etwas zu spenden für eine Aktion in Afrika. Ich war zögernd und nachhakend und irgendwann viel das Wort Rassismus, sehr beiläufig und wie ein Floskel die diese Person wohl häufig benutzt, auch völlig unmotiviert. Ich habe es ignoriert, aber dadurch ist meine Wertschätzung der Person und der Ziele ihrer Organisation drastisch gesunken. Diese armselige Art zu manipulieren funktioniert bei mir nicht.

Die ganzen Diskussionen die so plakativ sind, wie zum Teil auch dieser Artikel, bedienen sich ähnlicher rethorischer Mittel wie die sogenannten Trolle. Einzelne herauspicken, überzeichnen und verallgemeinern. Ich sehe hier auch nur eine Beschreibung und keine Argumentation oder Lösungsvorschläge außer ignorieren. Fazit ist im wesentlichen: nicht ernst nehmen. Während einige Trolle wohl auch so Trolle wären, sind andere auch gerade wegen diesem ignorieren so plakativ. Ich denke eine ähnliche Verzweiflung führt auch bei diesem Artikel dazu, obwohl deutlich gemäßigter als andere.

Es würde schoneinmal sehr helfen wenn diese ganzen Schlagworte nicht mehr fallen würden, wie Frauendiskriminierung, Rassimus, Behindertendiskriminierung und co. Als ob weil man Opfer einer dieser Sachen ist, anderes deswegen nicht passiert. Es sind wie jedes Unrecht keine Totschlagargumente und sie brauchen auch keinen Namen oder Gruppierungen die sie vertreten.
Es ist ganz einfach: unfaire Behandlung ist unfair, fertig. Diese besonders hervorzuheben ist genauso unfair gegenüber anderen die für ihre Nachteile keine Lobby haben! Es überbewertet Probleme einer Gruppe, und noch schlimmer es schafft Gruppen anstatt Menschen als Individuen zu betrachten.

Das Problem das man diskutieren müßte ist wie man anderen Teilhabe gibt sich zu äußern und etwas zu bewegen ohne sich durch Gruppierungen in den Sog von diktatorischen Prinzipien zu begeben. Das ist das wirkliche Problem: Einfluss und freie Meinungsäußerung die gehört wird, ohne andere zu unterdrücken. Ignorieren funktioniert nicht und ist respektlos. Ich denke nicht dass es üblich ist für Leute die respektvoll behandelt werden das trollen als Ersatzbefriedigung benötigen. Aber das benötigt leider einen Gesamtgesellschaftlichen Aufwand. Wenn jemand ersteinmal schlecht behandelt wurde, oder einfach nur damit durchgekommen ist, dauert es bis sich sowas ändert. Wenn das nur lokal passiert, kämpft man da gegen Windmühlen.
 
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