SaekiYui schrieb:
Das Handy ist nichts Besonderes, sondern nur was ganz normales und alltägliches in Japan. Sprich, das Ding zählt nicht zu Highend Geräten.
Dieses Symbian-basierte Ding zählt nicht nur in Japan nicht zu den High-End Geräten. Genaugenommen ist das einzige besondere daran, dass es einen TV-Tuner hat und Dolby Pro Logic II unterstützt - ein Feature, welches auf dem japanischen Markt ankommt, aber anderswo keine Rolle spielt.
Was sollen wir zu unseren "normalen" Handys sagen?
Was ist denn bitte hier ein "normales" Handy? Hier bekommst Du alles - angefangen von Billigteilen mit wenig mehr als Grundfunktionialität bis hin zu üppig ausgestatteten Multimedia-Handys und Business-Geräten.
Ich war 2002 in Japan, da konnten wir den "Klim Bim" das heute in fast allen handys vorhanden ist nur träumen. Zu dieser Zeit war ein S55 von Siemens ein absolutes Topgerät in Deutschland. Mein Nokia zu dieser Zeit konnte gerade mal ne SMS verschicken und eigene Klingentöne erstellen.
Achja? Das S55 kam IIRC erst zum Jahreswechsel 2002/2003 und war nie wirklich ein "Topgerät". Es war das "Topgerät" von Siemens, aber Siemens war schon damals Rotz. Aber um des Vergleiches willen: nenne mir bitte mal ein paar japanische Geräte aus dem Jahr 2002 in dieser Preisklasse.
Japanische Hersteller wie Panasonic, NEC und Sharp waren damals auf dem US und EU Markt kaum präsent, was kein Wunder war, da deren Gerät nicht konkurrenzfährig waren. Die haben IIRC erst ab 2004 versucht, außerhalb Asiens Fuß zu fassen und sind grandios gescheitert - was daran lag, dass ihre Geräte, mit wenigen Ausnahmen, mit Verlaub gesagt, der allerletzte Schrott waren. Entweder waren sie überfrachtet mit, oftmals unausgegorenen, Features und Funktionen und damit preislich nicht konkurrenzfähig, oder sie waren vom Preis her konkurrenzfähig, aber technisch schlechter im Vergleich zur Konkurrenz.
Zur Zeit gibt es, aus gutem Grund, nur noch einen japanischen Hersteller, der am Weltmarkt relevant ist: SonyEricsson, wobei die ja nur durch Verschmelzung mit den Schweden konkurrenzfähig bleiben konnten. Die restlichen japanischen Hersteller (Sharp, NEC, Casio, Hitachi) darben in irgendwelchen Nischen im Heimatmarkt und in einigen wenigen asiatischen Märkten dahin, wobei es schon erstaunlich ist, dass die Japaner auf dem internationalen Markt von der koreanischen und chinesischen Konkurrenz nach allen Regeln der Kunst ausgestochen wurden und werden (Samsung, LG, HTC).
Diese Hersteller sind in der selben Situation wie die Mobilfunksparte von Siemens vor einigen Jahren. Genaugenommen wären diese Hersteller genau wie Siemens schon vor Jahren über den Jordan gegangen, wenn sie nicht den Heimatmarkt als sicheren Hafen gehabt hätten. Aber dieser ist mittlerweile saturiert und mit einem kombinierten Weltmarkt-Anteil von <10% und einer Nische im Heimatmarkt die aufgrund der überlegenen Konkurrenz von Apple und Nokia immer kleiner wird, und aufgrund der explodierenden Entwicklungskosten, geht es auch bei diesen Herstellern mittlerweile um die blanke Existenz. Deswegen müssen sie nun ihr Geschäft zusammenlegen.
UMTS war damals für mich ein Fremdwort. Dort war sowas Alltag.
Also erstmal: was hat 2002 mit 2009 zu tun? Abgesehen davon: UMTS gabs 2002 in Japan keineswegs flächendeckend, sondern lediglich in Ballungsräumen wie Tokyo - der aber eben 35 Millionen Einwohner umfasst. Dass man natürlich in einem Land, wo sich die meisten Menschen auf sehr geringem Raum stapeln, viele Menschen schneller mit dem neuen Netzwerk versorgen konnte als z.B. in Europa oder den USA, ist kein Wunder.
Übrigens: "2.5G" war auch in Japan noch lange nach der Ersteinführung von 3G Ende 2001 deutlich populärer - aus Kostengründen. So alltäglich, wie Du das hier darstellst, war das nämlich nicht, zumal die Endgeräte damals noch schlecht und teuer waren. Und UMTS war 2002 für dich ein Fremdwort? Unter welchem Stein lebst Du denn? Nach der spektakulären Milliardenversteigerung der Frequenzen im Jahre 2000 sollte der Begriff UMTS für keinen Deutschen im Jahre 2002 ein Fremdwort gewesen sein.
Außerdem: was hat der Ausbau des 3G-Netzes, der in Japan etwas früher von statten ging, mit der Qualität und Ausstattung der Endgeräte zu tun, abgesehen davon, dass der sich der japanische Kunde als früher Betatester für unausgereiften Technikschrott hat missbrauchen lassen?
Ich weiss zwar nicht was du an meinen Satz verstanden hast, aber mir geht es eher darum, dass man bei uns so ein Handy teuer erkaufen muss. Alleine wie ich zusehen musste, was bei denen alles Standart ist, hat bei mir eine fallende Kinnlade ausgelöst. Bei uns werden immer noch Handys verkauft die sich nur auf das Telefonieren und SMS versenden beschränkt.
So ein Handy (minus dem TV-Tuner, für den es hier keinen Markt gibt) bekommt man bei uns bei jedem Festvertrag für Lau in den Arsch gesteckt und wenn Dir bei diesen Features die Kinndlade runterfällt, dann bist Du wirklich leicht zu beeindrucken.
Ich glaube mit dem Iphone kommt das Emailverschicken erst in Mode. Und das auch nur bei Leuten die wirklich viel Geld haben oder viel Geld ausgeben möchten.
Dort kann ich nach irgendeinen Handy greifen, und ich weiss, es hat schon das Meiste inklusive.
Das kann ich von den Handys hier nicht behaupten.
Wo ist Dein Problem? Ich sehe es nicht als Nachteil an, dass es für verschiedenen Marktsegmente verschiedene Angebote gibt. Nicht jeder hat Interesse am E-Mail-Empfang bzw. Versand per Handy. Na und? Für alle, die es brauchen, gibts seit Jahren von allen namenhaften Herstellern entsprechende Geräte. Was hat die Popularität einer bestimmten Funktionalität mit der Qualität der Endgeräte zu tun? Inwieweit ist dies ein Zeichen für die Fortschrittlichkeit des japanischen Marktes? Machst Du das alles nur an der Email-Funktionalität fest?
Im übrigen: ist Dir eigentlich schonmal aufgefallen, dass die echten Innovationen im Mobilbereich eben NICHT aus Japan kommen?
Handys mit MP3-Funktionität? Damit waren IIRC, die Koreaner als erstes am Markt.
Smartphones? OK, da ist es schwer, eine genau Defintion bzw. Abgrenzung zu finden, aber eines der frühen marktauglichen Geräte war der Nokia Communicator 9100 und bis heute spielen die Japaner in dieser Geräteklasse keine Rolle.
E-Mail als Push-Dienst für den professionellen Einsatz, inklusive der entsprechenden Software-Infrastruktur für die Anbindung an die Kommunikationsinfrastruktur des Unternehmens? BlackBerry, Kanada - bis heute konkurrenzlos.
Integration von Digitalkameras? Punkt für Japan, da war Sharp ca. ein Jahr früher am Start als die Konkurrenz, wobei die entsprechende technische Pionierarbeit von den Amis geleistet wurde.
Und wie sehr das iPhone den Markt verändert hat (und immernoch verändert), brauch ich wohl nicht weiter zu erläutern.