Hobby Astronomie — Mein Teleskop — Bilder

Ort: Stadtrand von Wismar (M/V)

Datum: 14.10.2003, ca. 22:30 - 0:00 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40 (jedoch nicht verwendet)

Bedingungen: Wenig Wolken, ziemlich voller Mond, wie immer Licht von den Fenstern des nahen Wohnheims.

Besonderheiten: Gewünschte Objekte nicht gefunden, Abbruch wegen dichter Wolkendecke


Objekte:

- Vega
- Mars
- Mond


Vom Balkon aus der Große Wagen, vom Küchenfenster aus der Mond? Also keine Wolken? Juhu! Aber wo ist der Mars? Na ich riskiers trotzdem... Gleich drei Ziele wurden ins Auge gefasst: Sterntest an Polaris, den Uranus sehen (mit einer von CdC gedruckten Aufsuchkarte) und mit dem "Rükl"-Mondatlas Mondkrater identifizieren. Ich ging alleine, was einerseits hieß, das ganze Geraffel selbst tragen zu müssen (zwei Gänge erforderlich) mich aber andererseits von jeder Rücksichtnahme auf Interessen anderer entband.

Aufbau des Teleskops. Wieder mal. Schon das Aufstellen des Statives ist nicht unaufwändig: Beine lösen, Ablageplatte einhängen, die Beine grob auf passende Länge einstellen, und festziehen. Dann ihre Wechselfüße hochschrauben um die Stahlspitzen zum Vorschein zu bringen. Montierung aufsetzen und festschrauben, Polarstern suchen, danach ausrichten. Beine in den Boden rammen. Mit der Taschenlampe auf die eingebaute Wasserwaage gucken, und die Beinhöhen so ändern, dass die Stativplatte genau waagerecht steht. Uff!!

Der Polarstern war nicht im Sucher zu finden. Er steht ja sehr hoch, weshalb ich das Stativ entsprechend ausgezogen hatte, aber ein Geradsichtsucher ist bei zenitnahen Objekten eine Qual. Auch im Okular nur ganz schwache Sterne, und kein Polaris. Also mal lieber Vega nehmen. Die Ergebnisse des Sterntests (vor allem wurden die Beugungsringe geprüft) sind übrigens so ausgefallen, dass das Objektiv offenbar prinzipiell ganz gut ist.


astro_e01.jpg


Nur das Fernrohr, und ich...


Nun, auf zum Mars, und die gedruckte Sternkarte her. Ich mach's kurz, der Uranus blieb mir auch heute verborgen. Es gelang leider nicht, die Sterne zu finden, die laut Karte recht hell sein müssten. Der Ausdruck konnte gedreht oder gespiegelt betrachtet werden, da war nichts zu machen. Beim ganzen Herumrühren (meist mit 37x, manchmal mit 102x) hatte ich den Uranus bestimmt rein zufällig mal kurz drin gehabt, aber nicht als Planet erkannt. Einen Stern testete ich auf Flächigkeit, aber es blieb bei einem Punkt. Das nächste mal werde ich auf der Karte einen Maßstab einzeichnen, um zu wissen, welche Strecke auf der Karte 1° entspricht!! Letztlich ist es ja peinlich, wenn man trotz spezieller Karte, trotz 1,3° Feld im Okular, nicht mal einen Planeten findet, für den jedes Fernglas ausreicht...

Zu allem Unglück bemerkte ich Wolken. Der Mond, der heute noch dran sein sollte, würde bald verdeckt sein, in Marsnähe war es noch nicht ganz so drängend, aber auch nur noch eine Frage der Zeit. Diese nutzte ich, bis die Wolken da waren. Als der Mars mit bloßem Auge nicht mehr zu sehen war, konnte man ihn aber im Okular noch (schwächer, scheinbar auch kleiner) eine Zeit sehen. Dann war Schicht. :(

Das befriedigte mich nicht. Als visuell orientierter Typ will ich was sehen. Dazu bin ich ja schließlich runter gegangen! Manchmal sehe ich mir abends einen Film (DVD) an, nur, um was zu sehen. (Ich habe auch einige "Astro"-DVDs, über den Kosmos oder über die Erde, aus dem Weltraum gesehen. Außerdem krame ich gerne mal im "Alpha Centauri"-Archiv und lasse mir von Professor Lesch "mit Händen und Füßen" den Kosmos erklären.) Seitdem es 3D-Grafikdemos gibt, ist mir klar, eine Vorliebe für interessante Bilder zu haben. Letztlich resultiert mein Interesse an Fraktalen oder auch an der 3D-Grafik weniger von der mathematischen Seite, eher von den sichtbaren Ergebnissen. Zunächst sah ich erst mal zu den Wolken hoch.

Hinten drohte eine dichte Decke, die vorne aber in Flausen zerpflückt war. Die Wolken wurden sowohl von der Stadt beschienen (orange), als auch vom Mond (eher weiß) was die Sache interessant machte. Da man durch einige Löcher hin und wieder einen hellen Stern sehen konnte, war auch direkt zu sehen, wie die Wolken langziehen. Diese Gebilde aus Wasserdampf sind zwar weit, aber auch sehr groß, so dass sie irgendwie nahestehend wirkten. Nicht schlecht, aber nicht das, was ich wollte.

Da der Mond sich zumindest gegen die "Flausen-Wolken" noch durchsetzen konnte, drehte ich trotzig das Rohr Richtung Mond. Jetzt bemerkte ich auch, warum ich vorhin beim Mars mit den Richtungen durcheinander kam. Wenn das Zenitprisma nicht nach oben, sondern zur Seite zeigt, ist das Bild natürlich seitenrichtig, aber kopfstehend. Mit der Mondübersicht im Rükl kam ich trotzdem nicht klar. Die Karte ist viel zu schwachkonstrastig gedruckt, finde ich. So lange die dichte Decke noch nicht da war, wollte ich die Zeit dann wenigstens noch nutzen, um den Mond (eben ohne Krater zu identifizieren) zu genießen; auch wenn bereits Wolkenschwaden mehr oder weniger stören.

Ein Kraterrand war teilweilweise Lava-überflutet. Ich sah auch zwei gewaltige Grabenbrüche. Und viele kleine Krater, die Aufgrund des Lichteinstrahlungswinkels in Terminator-Nähe viel tiefer aussahen, als sie eigentlich sind. Tychos "Strahlen" waren auch sehr schön (wenigstens diesen Krater kenne ich mit Namen.) Übrigens setzte ich heute nicht das 7-er, sondern das 9-er LV ein. Einerseits bitter, auf fast 30% Vergrößerung zu verzichten, andererseits komme ich mit dem Einblick einfach besser klar. Ist erst das Bino wieder da, habe ich ja Glaswegkorrektoren, um die Vergrößerung zu steigern... Wieder oben, im Zimmer, half Virtual Moon aus: Der teilweise überflutete Krater heißt Fracastorius. Doch ich greife vor.

Es wurde kalt. Richtig kalt. Auch ließ der Himmel keine Chance - kurz hochgehen, aufwärmen, und mit frischen Kräften runter? Angesichts der Wolken sinnlos. Also Abbau :( Übrigens war die Wolkendecke, wie ich beim zweiten Gang bemerkte, doch löchriger als erst angenommen, aber viel zu dicht, als noch beobachten zu können, selbst an den gerade wieder frei gewordene Mars schlichen sich neue Wolken heran, also führt ich den Abbau fort. Dieser ist alleine doch etwas fummeliger, ein Begleiter kann zwar beim Aufbau kaum was helfen, aber beim Abbau nützlich sein. Es waren zwar nur zwei Hauptgänge notwendig, der erste wurde jedoch in Unterstrecken zerlegt, denn ich mag keinen Streß, außerdem soll das Equipment nicht dem unnötigem Risiko des Herunterfallens oder irgendwo Gegenschlagens ausgesetzt werden. Jegliches äußere Metall war schon feucht (und dann auch noch so kalt - brrr) aber weder Okulare, noch das Objektiv waren zugetaut. Bei den Okularen war allerdings der Jackeninnentaschentrick notwendig.

Oben dann trocknete die Feuchtigkeit der Hände, die sich nun leicht staubig anfühlten. Dem Drang, mir erst mal schön die Hände zu waschen, kam ich dann sogar durch eine Dusche nach, vorher wurde aber noch ein Fertiggericht in den Ofen gestellt, um dann auch gleich was warmes im Bauch zu haben...

Wie schon beim letzten male, führte ich mir oben, in der Ruhe, noch mal den Rükl zu Gemüte. Viel lieber würde ich das natürlich "in echt" sehen, aber verbunden mit den Eindrücken aus dem Okular ist das richtig was zum träumen... Ich meine, wer wollte als Kind nicht zum Mond fliegen, und dort Städte bauen? Jetzt, wenn man nachguckt, wie es dort denn nun wirklich aussieht, regt das erneut die Fantasie an.
 
Wow, das ist echt faszinierend!

Bin auch "Sternen" gucker. Allerdings nur mit dem Auge... und eher ein Laie.
Auf den Mondbildern ist ja richtig zu sehen, dass er eine Kugel ist, wenn man ihn so ohne Teleskop betrachtet, wirkt er doch eher wie eine Scheibe. Sehr schönes Bild!

Dein Fernrohr sieht super professionell aus. Weiß zwar auch dort nichts über Preise, aber es sieht sehr teuer aus :)

Wenn du nochmal Bilder schießen solltest, wäre es möglich mir nen Foto vom Orion zu schicken, bzw. hier zu posten?!
Dorthin guck ich nämlich am liebsten, schade nur, dass es nur im Sommer zusehen ist!

Ansonsten freu ich mich über die nächsten sehr lesenwerten Berichte deinerseits!

Viel Spass!

N.J
 
Original erstellt von Nebulus Jones
Wow, das ist echt faszinierend!

Bin auch "Sternen" gucker. Allerdings nur mit dem Auge... und eher ein Laie.
Auf den Mondbildern ist ja richtig zu sehen, dass er eine Kugel ist, wenn man ihn so ohne Teleskop betrachtet, wirkt er doch eher wie eine Scheibe. Sehr schönes Bild!
Diese Bilder geben leider nicht mal ansatzweise die Details wieder, die man im Okular hat.
Original erstellt von Nebulus Jones
Dein Fernrohr sieht super professionell aus. Weiß zwar auch dort nichts über Preise, aber es sieht sehr teuer aus :)
Was du auf den Bildern gesehen hast, kostet, wenn dir ein vernünftiger Paketpreis gemacht wird, grob überschlagen 3100 €. (Gleiche optische Leistung ist auch für deutlich weniger Geld zu haben, Leistung war nicht das einzige Kriterium bei meiner Entscheidung.)
Original erstellt von Nebulus Jones
Wenn du nochmal Bilder schießen solltest, wäre es möglich mir nen Foto vom Orion zu schicken, bzw. hier zu posten?!
Außer einer Digi-Knipse, wo praktisch alles automatisch eingestellt wird, habe ich leider noch kein Foto-Equipment. Das Teleskop ist in erster Linie auch zum durchgucken gekauft; gute Fotos sind zwar detailreicher als das visuelle Bild, aber "live" hab ich's derzeit am liebsten ;)
Original erstellt von Nebulus Jones
Dorthin guck ich nämlich am liebsten, schade nur, dass es nur im Sommer zusehen ist!
Orion ist ein Winter-Sternbild.
Original erstellt von Nebulus Jones
Ansonsten freu ich mich über die nächsten sehr lesenwerten Berichte deinerseits!

Viel Spass!
Den hatte ich:





2.904.800.000 km...

Ort: Stadtrand von Wismar (M/V)

Datum: 15.10.2003, ca. 22:40 - 0:50 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25", Vixen 45° Amici-Prisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Praktisch wolkenfrei, 3/4 Mond (abnehmend), wie immer Licht von den Fenstern des nahen Wohnheims.

Besonderheiten: Cassini-Teilung erstmalig gesehen, etliche Mondkrater identifiziert, eine sehr erlebnisreiche Nacht gehabt.


Objekte:

- Mars (nur als Such-Hilfe)
- Uranus
- Vega (Hauptstern der Leier)
- Epsylon Lyrae (Doppel-Doppelstern in der Leier)
- Mond, und dort einige Krater identifiziert
- Saturn
- Vier helle Sterne (siehe Text)
- M42

Na, sollte ich heute wieder raus? Nach der Schlappe gestern? Am Nachmittag und Abend gabs noch kleine Wölkchen... doch Astro-Infizierte, die noch was auf der Abschlussliste abzuhaken haben, gehen raus. Zumal Uranus gerade kulminiert. Also in zwei Gängen das Gerät runtergetragen.

Dann Aufbau des Teleskops, das ging heute endlich mal halbwegs locker von der Hand. Eine aktuelle, mit CdC gedruckte Uranus-Suchkarte war auch dabei, übrigens hatte ich am PC festgestellt, mich letztes mal mit den scheinbaren Entfernungen verschätzt zu haben. Kein Wunder, dass mit dem 25 mm LV die auffälligen Sterngruppen in Marsnähe nicht zusammenhängend gesehen werden konnten.

Diesmal war ich schlauer: Im Fernglas sofort die hellen Sterne erkannt, die auch auf der Karte verzeichnet waren, und Uranus auf Anhieb gefunden. Mit dem Teleskop dauerte das Suchen etwas länger, da der Sucher völlig dejustiert war. Der wurde dann erst mal am Mars neu ausgerichtet, anschließend damit zum Uranus gefahren, und den weit entfernten Gasriesen mit 37x gesehen.

Ernüchterung. Sieht ja aus wie ein Stern. Soll das wirklich der siebte Planet sein? Bei 131x sah man ein kleines Scheibchen. Nun sehen helle Sterne bei entsprechendem Seeing ebenfalls wie Scheibchen aus. (Seeing heißt im Kontext Luftunruhe.) Allerdings war dieses Scheibchen zu dunkel, um Flächigkeit durch eine optische Täuschung zu erzeugen. Ich verglich das mit anderen schwachen Sternen, die in ihrer räumlichen Ausdehnung in der Tat deutlich kleiner waren, trotz vergleichbarer Gesamthelligkeit. Außerdem wurde mehrfach (im Fernglas, im Sucher) geprüft, mich auch ja an den richtigen Sternen orientiert zu haben. Es gab keinen Zweifel. Uranus! Endlich. (Fehlen nur noch Merkur, Neptun und Pluto.)

Mit dem freien Auge ein Blick zum Himmel. Was jetzt? Vega hatte mit seiner Helligkeit eine magische Anziehungskraft, und ich prüfte noch mal (kurz) die Beugungsringe. (Dazu braucht man eine starke Vergrößerung, und muss das Bild defokussieren. Anhand der somit sichtbaren Beugungserscheinungen des Lichts lassen sich bestimmte Qualitätskriterien des Teleskops prüfen.) Dann wurde Epsylon Lyrae angefahren, und die beiden Doppelkomponenten konnten praktisch auf Anhieb getrennt werden. Man braucht eben Beobachtungserfahrung. Bei der schwierigeren Komponente dauerte die sichere Trennung etwas länger, insgesamt reichten aber einige Sekunden. M57 wurde heute mal ausgelassen, der Ringnebel war ja nun oft genug im Okular.

Inzwischen hatte Petrus davon Wind bekommen, dass wieder mal der Arne draußen sitzt und mit seinem Fernrohr im Himmel rumstochert, und schickte mir einige Wolken vorbei. Weil er aber am Vortage schon sein ganzes Pulver verschossen hatte, reichte es heute nur für einige wenige, dünne Schwaden. Beim Aufbau wahrte ich übrigens schicksalsergeben die völlige Ruhe, es kommt ja doch, wie es kommt.

Also dann, auf zum Mond. Der zu drei vierteln beleuchteten Scheibe wollte ich heute erneut mit dem Rükl zuleibe rükln, äh, rücken. (Von "A. Rükl" gibt es einen bekannten Mondatlas.) Aber ich kam einfach nicht mit dem Rükl klar. Also wurde eben so auf den Mond geguckt. Versuche, das Bild über dem Okular abzufotografieren, brachten noch schlechtere Ergebnisse als bei der kürzlichen Wolkenloch-Hüpferei. So wendete ich mich schnell wieder der visuellen Beobachtung zu. Tolle Krater! Wenn man die nur mal identifizieren könnte...

Übrigens zeigte der Mondrand einen Farbsaum, gelblich. Am Terminator (Hell-Dunkel-Übergang beim Mond) gabs eigentlich keine Säume. Kann die Farbe durch atmosphärische Refraktion zustande kommen? Beim 9 mm LV war der Saum schon deutlich kleiner, und ich greife mal vor, als der Mond später höher stand, war der Saum auch im 7 mm LV sichtbar schwächer. Das Bild waberte jetzt noch, allerdings waren die "Waber-Blasen" recht groß, die Luft wirkte nicht "kochend".

Zwischendurch sah ich durch das Fernglas zu einem nebligen Fleck am Himmel, klar, zu den Plejaden. Im Fernglas einfach irre!! Immer wieder. Übrigens fing jetzt der Sucher langsam an, zuzutauen. Naja, beim Mond braucht's keinen Sucher... Dumm kann man ja sein, man muss sich nur zu helfen wissen! Als wir (im Studium) mal ein Problem in C++ lösen sollten, natürlich ohne Goto-Befehl, schrieb ich eine Endlos-Schleife mit spezieller Abbruch-Bedingung, um Goto zu simulieren. Wenn man also mit der Bild-Ausrichtung nicht zurecht kommt, sollte man ein Amici-Prisma haben, dieses sorgt nämlich für ein aufrecht stehendes, seitenrichtiges Bild.

Dazu müsste ich es nur mal eben holen. Gedacht, getan. (Es war 22:35 Uhr.) Oben noch fix ein paar Schluck warmen Instant-Kaffee getrunken, und auch den Karkoschka ("Atlas für Himmelsbeobachter") noch mitgenommen. Nun aber!

Ich identifizierte "Ritter" und "Sabine". (Oben nachgeschlagen wurde die Entdeckung gemacht, dass die nur ca. 30 km Durchmesser haben. Wow!! So nah kommt man ran...) "Arago" und "Manners" waren durch den Lichtwinkel am Terminator auch ziemlich eindrucksvoll. In der Nähe von "Arago" gibt es übrigens zwei Dome. Das fand ich sehr aufregend, statt nur Einkerbungen auch mal konvexe Gebilde zu sehen. Dank Terminator-Nähe konnte man das sehr gut erkennen, mit sanften Schattierungen. Die im Rükl eingezeichneten Rillen-Systeme waren allerdings nicht so deutlich, wie erhofft.

Das Amici-Prisma verschlechterte zwar ein wenig das Bild, aber damit musste man jetzt halt leben. Der Mond wurde weiter abgefahren, vor allem in der Gegend um "Bessel". "Sulpicus Gallus" identifiziert, ebenso "Bobiller". Eindeutig "Hornsby" als kleinen Krater gesehen. Laut Rükl nur 3 km Durchmesser. Wie ist das möglich? Zudem dort, wo der Rükl nur drei kleine Mini-Krater zeigt, in der Nähe einen vierten gesehen. ("Bessel F" und "G", sowie zwei weitere Krater darüber.) Ok, die vier Dinger waren nicht mehr als "Krater" zu sehen, eher als "irgendwas ist da" (helle Flecken, um genauer zu sein.)

Es machte Spaß, mit dem Justier-Knopf und der Justier-Welle nachzuführen bzw. den Mond "abzufahren". Was die Ausschwingzeiten betrifft, gar kein Vergleich zum "Revue" 60/700. Das sind Welten. Jedes Drehen am Rad war ein Genuss. (Diese Dinger sind ja auch aus Kunststoff, in der Nacht zwischen Prisma und Verlängerungshülse zu wechseln, ist kein Genuss: Kaltes Metall, was später zunehmend feucht wird.)

Im Plato konnten keine Krater ausgemacht werden, obwohl im Rükl welche eingezeichnet sind. Ist man da auf spezielle Lichtverhältnisse angewiesen? Insgesamt konzentrierte ich mich auf zwei östliche Meere in Nordpolnähe, das Festland ist mir als Beginner zu kraterüberseht und damit zu unübersichtlich. Natürlich war Tycho mit seinen Strahlen wieder beeindruckend. Diesen Krater bewunderte ich ja bereits als kleiner Steppke im 8x30-Fernglas meines Vaters.

Der Abend sollte gekrönt werden durch ein neues Objekt. In den Karkoschka geguckt. Welcher Ausschnitt steht günstig? Seite N24? Hm, wenig Interessantes. N22? Ah ja, der Nordamerika-Nebel. Was, unter guten Bedingungen schon mit bloßem Auge sichtbar? Dann wohl unter schlechten Bedingungen auch im Teleskop. Also Deneb (Hauptstern des Sternbildes Schwan) angefahren und von dort ausgehend gesucht. Der Sucher war jetzt praktisch zugetaut, aber im Okular war der Hauptstern des Schwans eindeutig zu sehen. Mit dem Fernglas den Nebel gesucht. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich denke, "irgendwas" war da, ganz schwach. Leider nicht im Okular. Habe es mehrfach probiert, nichts zu machen. Naja. Übrigens taute jetzt auch das Fernglas zu. Verdammt. In der Nacht achtete ich eigentlich darauf, möglichst in eine Richtung zu atmen, dass in Richtung Ausrüstung keine zusätzliche Feuchtigkeit gelangt.

Oho, Orion geht auf! Sogar die Gürtelsterne sind schon sichtbar. Ob man noch für M42 bleiben sollte? Aber was zum Geier ist eigentlich dieser helle Punkt da drüben? Saturn?? Jetzt schon so hoch? Nachgeguckt, bereits bei 37x den Ring gesehen. Saturn.

Saturn! Mit 102x die Bauchbinde gesehen, diesmal unzweifelhaft. Mit 131x dann auch die Cassini-Teilung entdeckt. So sah ich den Saturn noch nie: Als plastische Kugel, mit geteiltem Ring. Na die Teilung war nicht umlaufend, und das Bild waberte auch, aber insgesamt war es bei 131x einigermaßen scharf. Gut, auch atmosphärische Refraktion störte, aber selbst damit konnte man leben. Da ich grob eingenordet hatte, reichte im Prinzip eine einachsige Nachführung. Wieder und wieder ließ ich den Ringplaneten durchs Gesichtsfeld laufen (Deklination musste kaum korrigiert werden.) Ich war völlig entrückt. Mir war jetzt klar, warum Astronomie das schönste Hobby von allen ist.

Der Planet als Kugel, nicht nur als blaßgelbliches Scheibchen, der Ring mit Reilung, ein äquatoriales Wolkenband... wie damals beim Orionnebel fingen die Augen vor Rührung an, zu tränen. So kann man natürlich schlecht beobachten, also zwinkerte ich mehrmals mit den Augen und riss mich zusammen — aber nur solange, bis der sechste Planet wieder so schön zu sehen war. Minutenlang führte ich nach, und gewöhnte mich dann natürlich mit der Zeit an die Faszination. Man könnte jetzt vielleicht hämen, dass mir offenbar schon die einfachen Dinge im Astro-Leben reichen, aber ich beobachte ja für mich, und mir gefällt's. Übrigens waren in Saturnnähe zwei ganz kleine weiße Pünktchen, offensichtlich Monde. Später nachgeguckt, auf jeden Fall Titan, und vermutlich noch Rhea.

Es war kalt. Doch M42 wollte ich nicht entkommen lassen. Gegen 0:25 wurde eine neue Pause eingelegt, oben fix ein paar Schlucke vom (inzwischen fast abgekühlten) Kaffee getrunken, und gleich wieder runter. Übrigens war im 5. Stock 'ne Flurparty. Zum Glück kamen die mehr oder minder trunkenen Gäste auf dem Rückweg nicht am Fernrohr vorbei, das ja auf einem Hügel steht, welcher aber durch eine Hecke ganz gut abgeschirmt ist.

Wieder unten, noch ein kurzer Blick auf den Saturn, dann eine kleine Stern-Party gefeiert: Castor (weißlich, vielleicht leicht bläulich?) und Pollux (eher orange, auf jeden Fall rötlich) je zwei mal angefahren, dann zu Aldebaran geschwenkt (ebenfalls rötlich, und sehr hell) und noch Beteigeuze eingestellt (wiederum rötlich. Ein beeindruckender Stern, übrigens.) Wieder eine Freude, das Gerät zu bedienen. Wahrscheinlich nervt das ewige darauf Herumreiten, aber man versetze sich in meine Lage: Jahrelang dieser Traum von einem guten Teleskop. All die Zeit war es nur Vorstellung, Fantasie, "Was wäre, wenn..." Nun ist so ein Gerät vorhanden, auch mit der Bedienung geht es inzwischen klar. Mit der GP zu arbeiten, stellt für mich quasieine sinnliche Erfahrung dar.

Nun endlich zu M42. Der Mond überstrahlte aber fast den ganzen Nebel, im Prinzip erkannte ich M42 vor allem durch das Trapezium und die drei Sterne im anderen "Flügel" (vom Nebel war nur das Zentralgebiet überhaupt sichtbar, auch indirekt war's kaum besser.) Bei 131x sah ich fast nichts. (Tau?) Weil der Sucher inzwischen sowieso fast nichts mehr zeigte, musste der Orionnebel übrigens ohne Sucher gefunden werden. Mit dem Fernglas sah ich noch mal Richtung Mars, aber auch das Binokular war inzwischen völlig beschlagen. Das Objektiv vom Teleskop aber noch nicht. So führte ich mir noch mal den Mond zugute, diesmal mit Zenitprisma. Das, und wohl auch die gewonnene Höhe, sorgten ein tolles Bild. Allerdings konnte ich somit wieder mal nichts im Rükl finden... Eigentlich sollte heute doch der Krater "Theophilus" betrachtet werden, das wurde nun nichts mehr. Mir war kalt, und der Hunger bohrte. Also Abbau. Um Stress zu vermeiden, wurde der Transport diesmal in drei Gänge aufgeteilt. Beim letzten Gang sah ich noch mal mit freiem Auge zum Siebengestirn. Einfach toll!


Fazit: Heute gelang das Ausrichten des Rohres ohne Probleme, wann man es dreht und wann man es schwenkt wurde intuitiv und fast immer richtig entschieden. Auf jeden Fall ist noch ein zweiter Justierknopf notwendig, um dann für das Gucken von der anderen Seite nicht erst den Knopf umstecken zu müssen. Ach ja, welchen Einfluss die atmosphärische Refraktion auf das Bild hat, wird meiner Meinung viel zu wenig besprochen.

Man möge mir den Enthusiasmus dieses Berichtes nachsehen, so viel zu sehen, direkt nach der Wolken-Nacht, haut einen Noch-immer-Einsteiger eben um.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ort: Stadtrand von Wismar (M/V), ca. 54° NB, 11,5° ÖL.

Datum: 18.10.2003, ca. 6:00 - 7:00 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm, 7 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25", Vixen 45° Amici-Prisma 1,25". Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Wolkenstreifen nur am Horizont, praktisch Halbmond (abnehmend), wie immer Licht von den Fenstern des nahen Wohnheims.

Besonderheiten: Wenige Objekte, aber jedes einzelne so gut wie noch nie


Objekte:

- Jupiter
- Saturn
- Mond


Sollte ich wirklich raus gehen, heute? Die letzte Beobachtung bot schon eine Menge, was soll man da jetzt noch groß erwarten? Für den Hantelnebel wird ja auf eine mondlose Nacht gewartet, und die Abschussliste ist ansonsten leer. Der Mond, hm, so hoch wie der steht könnte der lohnen. Also warm angezogen, die Gerätschaft rausgetragen und aufgebaut.

Zunächst hielt ich das Rohr auf den Saturn — und sah Jupiter. Wieder so mit der Position verschätzt! Ärgerlich: Der Jupiter war so hell, dass das Bild im Streulicht ersoff. Ein bisschen konnte man den Eindruck gewinnen, das Objektiv sei zugetaut. Das war jetzt natürlich noch lange nicht möglich. Ein Blick mit der Taschenlampe auf das Objektiv zeigte kleine Rückstände von Tautropfen, die nicht weiter stören dürften. Übrigens war das Stativ doch etwas zu weit ausgezogen, die Beobachtung damit nicht gerade bequem. Zwischendurch ein Blick mit dem Fernglas zu den Plejaden. Ich war froh, noch kein abgebrühter alter Hase zu sein, so dass eng helle Sterne auf engem Raum noch Eindruck schinden...

Dann, mit dem Teleskop, weiter zum Saturn, der inzwischen in Mondnähe entdeckt wurde. (Jener Planet der mich vor einiger Zeit in der Morgendämmerung anlachte war also Jupiter, nicht Saturn.) Das Stativ, das für den Jupiter noch leicht zu hoch engestellt war, zog ich wegen Zenitnähe des Saturns noch etwas weiter aus: Mehrfach rumgehen, und die Beine nach und nach verlängern, und hin und wieder das Stativ anheben um es zu "entspannen", da die Stativ-Füße mit Metallspitzen im Boden stecken.

Den Ringplaneten bekam ich rein, ohne das LV 25 bemühen zu müssen. Genaue Sucher-Justage zahlt sich eben aus...

Der Saturn wanderte wieder und wieder durchs Gesichtsfeld. Da die "π*Daumen" Einnordnung heute wohl nicht so gut war, musste die Deklination öfter korrigiert werden als in der letzte Nacht. Auch hier wieder das komische Problem mit dem zerstreuten Licht. Komischerweise ließ sich das durch Nachfokussieren beheben??? - leider hielt das Bild nur sehr kurze Zeit... langsam wurde mir klar, dass die Stellschraube beim OAZ durchaus einen Sinn hat. Etwas fester angezogen, führ der Auszug nicht mehr von alleine raus. Das Bild war jetzt dauerhaft scharf zu kriegen, das "Streulicht" im Fokus praktisch verschwunden.

Der Planet jedenfalls präsentierte sich heute ohne störende Seeing-Einflusse. Kugel und Ring waren buchstäblich wie ausgestanzt. Die Cassini-Teilung beinahe umlaufend. Die "Bauchbinde" (ein äquatoriales Wolkenband) klar und deutlich. Wo sich der Ring hinter dem Planeten versteckt, gab es bis in die letzten Spitzen eine sagenhafte Schärfe. Trotz des 7-mm-LVs. Dass Seeing (Luftunruhe) und atmosphärische Refraktion so viel ausmachen, hatte ich nicht gedacht...

Wenn ich alleine bin, führe ich praktisch nie Selbstgespräche. Doch hier auf dem Felde kanalisierten sich die Eindrücke mehrfach in ein geflüstertes "unglaublich". Den Saturn so sehen zu können, hätte ich tatsächlich nicht geglaubt. Alleine für diesen Anblick hatte sich der Aufbau schon geloht.

Dann mal auf zum Mond. Das Zenitprisma war noch drin und beim ersten Blick ins Okular gab es den Terminator in Äquatornähe zu sehen. "Ohhhh" hörte ich mich sagen. Der Mond war dermaßen klar, und zeigte solche Details, das hatte ich noch nicht gesehen, auch nicht erwartet... Um mit dem Mondatlas "Rükl" klarzukommen, wurde das Amici-Prisma eingesetzt. Die Einblicksposition war damit allerdings unzumutbar niedrig. Es half nichts, das Stativ musste höher ausgezogen werden. Ächzend korrigierte ich die Stativ-Höhe erneut, diesmal aber "richtig": Ablageplatte freiräumen und aushängen, dann die Beine deutlich verlängern, festziehen, Platte wieder einhängen.

Das Amici-Prisma wurde dann aber nur anfänglich, zur Orientierung genutzt, denn die Bildqualität sinkt damit eben doch merklich; später kam das Zenitprisma zum Einsatz. Einmal einen Krater erkannt, ist das erst mal eine Lösung.

... Jedenfalls, das kann man ja schon mal vorweg nehmen, im Plato selbst konnte kein einziger Krater erkannt werden. Doch der Reihenfolge nach: In der Nähe von Plato, eigentlich schon auf der Schattenseite, wurden noch Spitzen eines Gebirges (die "Alpen") beschienen. Das erinnerte an Satelliten-Bilder von der Erde, die Städte in der Nacht zeigen. Unheimlich beeindruckend, wie sich da auf der Nachtseite beim Mond diese leuchtenen Spitzen zeigen. (Auch die Apenninen waren noch auf der Nachtseite zu sehen.) So ein "Lichtbild" im wahrsten Sinne des Wortes finde ich deutlich schöner als Fotos.

Ich fuhr den Terminator ab. Da war ein beeindruckender Krater in Südpolnähe. "Clavius", sagt Rükl. Deutlich waren im Clavius noch kleinere Krater zu sehen. Allerdings weniger als im Rükl. Das Amici- wurde mit dem Zenitprisma ersetzt.

Irre: Frei stehende Berge, die Schatten werfen welcher viel länger ist als der Berg hoch; ein großer Krater ("Archimedes"), dessen Ringwall einen stark gezackten Schatten in das Innere wirft. Die Schatten waren nadelspitz, das Bild war über das ganze Gesichtsfeld punktscharf. "Aristillus" mit Bergen in der Mitte. (In der Kratermitte ein kleines Gebirge zu sehen, ist in Terminator-Nähe gar keine Seltenheit.)

Im Mare Nubium schaute ich mich noch genauer um. Und in Nordpolnähe. Der Rükl verzeichnete allerdings noch weitere kleinere Kraterchen, deshalb betrachtete ich das Bild im Okular mal genauer. Jetzt erst war der Blick geschärft: Plötzlich sah ich insgesamt viel mehr. Die Oberfläche wirkte poröser, vorher nie erahnte Kraterchen wurden sichtbar. Ich wünschte, ein Mikroskop, wenigstens eine Lupe für das Bild zu haben. Mit 131x wird das Objektiv jedenfalls unterfordert. Da ist noch Luft.

Zurück zum Clavius. Nun, jetzt war da sogar mehr zu sehen, als im Rükl eingezeichnet ist. (Trotzdem blieb Plato seine Krater schuldig. Schon komisch.) Zurück zum Meer der Wolken. Was ist denn das da für ein seltsam Ding? Eine Art Rille. Endet in der Nähe eines Kraters. Vor allem in Richtung Terminator weitere kleine Krater, und ein kleines (und flaches) Gebirge. Mal in den Rükl gucken... "Rupes Recta". Dann habe ich auch "Rima Birt" gesehen. Und noch viel mehr, wie gesagt, bei den vielen Eindrücken kann man sich nicht alles merken.

Kalt wurde es dann doch, andererseits dämmerte es bereits. Zum Abschluss, quasi im Abbau noch mal Jupiter: Die Ablage-Platte ausgehängt und die Stativbeine eingezogen, ansonsten wäre die Einblicksposition zu anstrengend gewesen. Der Gasriese wirkte trotzt nur 131x recht groß. Zwei Bänder, links ein Mond, rechts drei Monde. Unter dem südlichen Wolkenband war ein dünnes, helleres Band, ehe der dunklere Polbereich anfing. Im Norden schien der Übergang ins Dunklere sanfter. So viel sah ich beim Jupiter noch nie, damit war die Nacht praktisch gekrönt. (Beim Jupiter, in der beginnenden Dämmerung, waren allerdings schon erste Seeing-Effekte zu sehen, leider litt das Bild auch etwas unter atmosophärischer Refraktion.)

Beim Abbau dann wurde klar, wieso es so kalt war: Der Rasen war reifüberzogen, und ich sitzt hier ohne Handschuhe... na ein Glück dass das Stativ aus Holz ist. Bei den Gängen zum Hochtragen war ich noch ganz im Eindruck der (eigentlich recht kurzen) Beobachtungsnacht und einfach glücklich.
 
Ort: Stadtrand von Wismar (M/V), ca. 54° NB, 11,5° ÖL.

Datum: 26.10.2003, ca. 21:25 - 21:50 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor, 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm. Vixen Standard-Zenitprisma 1,25", Fernglas Eschenbach 10x40.

Bedingungen: Keine Wolken, bodennah wohl etwas Dunst.

Besonderheiten: Nur ein Objekt gesehen.

Immerhin. Ein Objekt ist besser, als kein Objekt. Vor zwei Tagen zog während des Aufbaus der Himmel zu, heute war jedoch freie Sicht. Da ich den Karkoschka nicht auf Anhieb fand, ging ich halt ohne raus — ein folgenschwerer Fehler...

Runtertragen in zwei Gängen, Aufbau. Heute war übrigens erstmalig der neu bestellte Drehknopf im Einsatz, jetzt habe ich zwei und muss nicht immer umstecken. Ebenso feierten Handschuhe und Mütze Premiere. Mit dem Fernglas M27 gesucht. Da war aber nichts zu sehen. Die Plejaden, auf der anderen Seite des Himmels, kamen natürlich gut, heute war aber der Hantelnebel dran. Muss ich wohl mit dem Hauptrohr suchen... Ausgehend von Albireo immer wieder im Himmel rumgerührt. Minutenlang. Immer wieder. Nichts. Mal kurz versucht, ob man den Nordamerika-Nebel reinkriegt, aber der stand recht zenitnah, und ich wollte jetzt nicht extra das Stativ verstellen.

Kontrolle mit dem Fernrohr. Da ist nix zu sehen. Schon komisch. Weiter im Hauptrohr bei 37x gesucht. Im Sucher versucht, die Position abzuschätzen, die ich mir vorher mit CdC gemerkt hatte. Immer wieder rumgerührt, und innerlich geflucht: Das Licht vom Wohnheim nervte und musste mit einem Deckel abgeblendet werden, und ich hätte gerne eine Motor-Steuerung gehabt, um nicht immer wieder den Arm ausstrecken zu müssen.

Zwischendurch mal Albireo betrachtet, aber trotz der Faszination, das war ja nicht was, was ich sehen wollte. Kann es eigentlich sein, dass es beim Schwan mehr Sterne gibt, als anderswo? Heute kam mir das jedenfalls so vor. Teilweise erkannte ich bereits Sterngebiete wieder, weil ich die schon mal abgefahren hatte... Wieder mal peilte ich neu mit dem Sucher und fuhr die Gegend ab. Da! Ein Nebelfleck... endlich hatte ich den Hantelnebel gefunden.

Ein verwaschener Fleck. Mit indirektem Sehen wurde eine Rechteckform sichtbar. Von einer Hantel konnte kaum die Rede sein, eine Einschnürung war nur mit viel Mühe zu sehen, bzw. existierte vielleicht auch nur in der Einbildung. Meinen neuen Focal Reducer probierte ich übrigens heute nicht aus. Ich wollte ohnehin lieber vergrößern. Bei 102x aber kaum Besserung: Ein Fleck, sehr diffus, mit indirektem Sehen grobe Rechteck-Form.

Was nun? Überhaupt noch was? Schon jetzt wurde mir kalt. Am Himmel entdeckte ich nun doch M31. Der Andromeda-Nebel war mit bloßem Auge schwach zu sehen. Durch die Zenitnähe wurde das Anpeilen mit dem Sucher aber so erschwert, dass mir da die Lust verging. Das Stativ hätte ausgefahren werden müssen, aber ich war ohnehin nicht in Stimmung, und baute stattdessen ab. Zum Hochtragen dann drei Gänge, mit etwas mehr Geschick hätten zwei gereicht.

Eigentlich eine "vernünftige" Nacht für Deep Sky: So manch interessantes Objekt am Himmel, und kein Mond. Doch ohne Karkoschka ist das Gesuche mangels Erfahrungswissen noch dermaßen ineffizient, dass man es dann auch gleich bleiben lassen kann. Immerhin, der Hantelnebel konnte sich vor mir nicht verstecken. Der 4"-Refraktor ist ja kein Deep-Sky-Gerät, doch drängt es mich, ihn endlich auch mal unter richtig dunklem Himmel einsetzen zu können.
 
ähm *schäm* natürlich meinte ich, dass Orion nur im Winter zu sehen ist, nicht Sommer ;)
Danke für die vielen Infos!
 
Ort: Stadtrand von Wismar (M/V), ca. 54° NB, 11,5° ÖL.

Datum: 6.12.2003, ca. 2:10 - 2:45 Uhr.

Optik: Vixen ED-Refraktor: 102 mm Öffnung, 920 mm Brennweite. Okulare: LV-Okulare 25 mm, 9 mm (jeweils 2x) und Kasai 6 mm orthoskopisch. Baader 60° Binokular-Ansatz. Glaswegkorrektoren 1,25x, und 1,7x.

Bedingungen: Beobachtung vom Balkon aus, wenig Wolken, sehr störendes lokales Seeing.

Besonderheiten: Erstmals das Bino am Mond eingesetzt.


astro_f01.jpg

Am Tage aufgenommen: Der Binokular-Ansatz, bestückt mit zwei LV-Okularen.

astro_f02.jpg

Da guckt man dann rein.


Ok, es war nicht das "First Light" mit dem Bino und dem Mond, aber es war die erste ernsthafte Beobachtung. Als ich kurz draußen war, den Müll rauszubringen, war zu sehen, dass es praktisch keine Wolken gibt (nach Wochen durchgehender Bewölkung!) — und der Mond machte Hoffnungen, auch vom Balkon aus sichtbar zu sein. Hm, das Ganze vom Balkon aus betracht, da war das mit dem Sichtwinkel etwas knapp, aber der alte Bekannte würde ja auf seiner nächtlichten Reise in eine Richtung wandern, welche die Sichtbedingungen für mich günstiger gestalten würden. Also baute ich, langsam, auf dem Balkon auf. Es war kurz nach zwei, als das Teleskop fertig aufgebaut war. Zunächst probierte ich das 6 mm-Ortho (ergibt 153x bei mir), und fluchte, weil das Stativ doch noch etwas weiter ausgezogen werden musste. Denn ich wollte ohne Zenitprisma beobachten, aber ohne mich hinknien zu müssen. Dann jedoch die Enttäuschung, denn das Bild war kaum scharf zu kriegen. Ständig verschwamm es. Dabei war der Okularauszug schwergängig genug eingestellt, der dürfte nach der Fokussierung eigentlich nicht aufgrund des Gewichtes noch weiter nach unten wandern. Schon gar nicht, wenn nur Verlängerungshülse, Reduzierhülse und das kleine Ortho dranhängen. Komisch. Nur für sehr kurze Augenblicke ein scharfes Bild.

Nun denn, das Ortho raus und das Bino ran. Mit 1,25x Glasweg-Korrektor (GK) und dem Okular-Paar 25 mm ergibt das eine Vergrößerung von 46x. Der GK wird vor das Bino in den Strahlengang geschraubt. Mit dem Suchen des Mondes hatte ich etwas Probleme (der Sucher war für diese Sitzung nicht montiert, weshalb ich mit dem Auge über das Rohr peilte, um unseren Trabanten zu finden.) Im Bino gibt es, wenn der Mond eigentlich noch nicht sichtbar ist, aber in einem bestimmten Winkel zum Gesichtsfeld steht, einen Reflex der einen schwachen Halbmond ins Okular zaubert. Ohne Okular war die Sonne der Nacht dann sehr leicht zu finden — etwas rumrühren, bis es in den Okular-Stutzen sehr hell wird. Die Okulare wieder rein, und scharfstellen, und etwas üben, im richtigen Winkel und mit "geradem Blick" ins Bino reinzusehen — und dann war erst mal Staunen angesagt: Der Trabant, voll im Gesichtsfeld, noch mit reichlich Schwarz drumherum. Es war beinahe Vollmond, dementsprechend hell strahlte der Gevatter in mein Gesicht.

Die Faszination ist kaum zu beschreiben. Das ist... also... unglaublich! Diese Details... klar beobachtet man im Fernrohr den Mond meist bei deutlich höheren Vergrößerungen, doch eben nur mit einem Auge. Im Fernglas wiederum hat man vielleicht 10 oder 12 Vergrößerungen. Das reicht natürlich schon für Krater (sofern das Glas auf einem Stativ steht.) Bei 46x hingegen... hrr hrr, da taucht man richtig rein. Ich war dermaßen beeindruckt von der weißen Schönheit im schwarzen All, dass ich halblaut "ohhh" staunte.

Nun die 9-mm-Okulare. Ergibt bei mir 128x. Bevor das Bino beim Hersteller neu kollimiert wurde, gab es mit den 9-mm-Okularen Probleme, die beiden Bilder zur Deckung zu bringen. Jetzt würde sich herausstellen, ob es wirklich am Bino oder nicht vielleicht doch an den Okularen gelegen hat. Reingeguckt, mit der Bildüberlagerung zum Glück keinerlei Probleme gehabt, und ...ja, also, das war IRRE!!! Krater, Gebirge, Wälle, Rillen... Allerdings nervte jetzt auch das Seeing, die Sichtbedingungen waren diplomatisch gesagt suboptimal: Alle paar Sekunden verschwamm das Bild völlig. Man konnte nur zeitweise ein scharfes Bild bewundern. Das erklärt wohl auch, wieso das Bild mit dem 6-mm-Ortho nicht scharf zu stellen war.

astro_f04.jpg

So sieht es dann in der Nacht aus.

Ein Foto vom Mond gibt nicht ansatzweise den beidäugigen Anblick im Fernrohr wieder, finde ich. Foto-Tauglichkeit war zwar im Teleskop-System eingeplant, doch die nächsten Jahre wird es wohl nur visuell genutzt. Das Bino ist da eine echte Bereicherung.

Übrigens ergab ein schneller Test, dass die LV-Okulare mit 25 mm Brennweite bei meinem System recht anfällig für Farbsäume sind, sobald man sich von der optischen Achse entfernt. Das lässt sich teilweise durch den Blickwinkel ins Okular wegkriegen. Mit den 9 mm Okularen war die Problematik schwächer. Ob die restlichen Säume von der Luft kamen, weiß ich nicht. Der Mond stand zwar einigermaßen hoch, aber längst nicht im Zenit, da könnte die atmosphärische Refraktion durchaus schon störend gewesen sein. Letztlich müsste mal unter wirklich guten Bedingungen getestet werden, sowohl die Okulare am Mond, als auch das Bino am Planeten, zum Beispiel am Saturn, ob da die Bildüberlagerung auch so einfach klappt.

Da ich auf die Schnelle den Mondatlas nicht fand, sollte das Programm "Virtual Moon" genutzt werden, um einige Krater zu identifizieren (nebenbei konnte ich mich so im Zimmer etwas aufwärmen.) Allerdings zeigt das Programm den Mond "richtig" orientiert, wie man ihn mit bloßem Auge sieht, während das Bino ein astronomisch orientiertes Bild liefert (Kopf stehend und seitenverkehrt.) Naja, wieder raus auf den Balkon und noch mal auf 46x gegangen, für den Gesamt-Überblick. Beinahe Vollmond, aber dort wo er noch nicht "voll" war, hoch interessante Beleuchtungsverhältnisse. In der Mondfläche war der Krater Tycho mit seinem charakteristischen Strahlenkranz unübersehbar.

Dann die Okulare herausgenommen und das Bino abgeschraubt, aber nur, um den Glaswegkorrektor zu wechseln. Natürlich braucht man für zwei Augen auch zwei Okulare, doch mit zwei GK kann man jedes Okular-Paar für zwei Vergrößerungen nutzen. (Allerdings kostet ein GK auch so viel, wie ein besseres 1 1/4"-Okular. Billig ist der Bino-Spaß leider nicht.) Der nun eingewechselte GK vergrößert 1,7x. Mit den 25-mm-Okularen ergibt das dann 63x. Der Mond wirkte auf den ersten Blick gegenüber 46x gar nicht so viel größer, aber bei genauerem Hinsehen war das Erlebnis doch noch mals beeindruckender. Noch immer war der Mond komplett im Blickfeld, aber es gab doch etwas mehr Details. 63x ist kein Pappenstil, der zu diesem Zeitpunkt reichlich 400.000 km entfernte Mond wurde immerhin auf scheinbar 6300 km herangeholt.

Hin und wieder zogen doch mal Wolken vorbei, aber es waren nur einzelne Wolken (und keine dichte Decke) und sie ließen den Mond frei — einmal glaube ich, zog wohl doch eine Wolke am Mond vorüber, aber da war ich gerade im Zimmer.

Jetzt war es an der Zeit, auf's Ganze zu gehen: Die 9-mm-LV-Okulare, in Kombination mit dem 1,7x GK. Ergibt 174x Vergrößerung. Und dazu wird das strapazierte Lichtbündel auch noch auf beide Augen aufgeteilt. Das Duplett im Objektiv nicht mitgerechnet, muss das Licht durch 9 Linsen, und einige Prismen. Ob der Kontrast noch reichen würde...? Mal sehen...

Einerseits: Das Bild war natürlich dunkler als vorher. Andererseit war man förmlich versucht, die Hand auszustrecken, um den Mond anzufassen. Die Erddrehung macht sich bei 174x deutlich bemerkbar, die Wanderung durch das Gesichtsfeld erfordert häufigeres nachstellen. Bei dieser Vergrößerung kann man natürlich immer nur einen Ausschnitt vom Mond sehen. Ich drehte das Fernrohr etwas "vor" das Objekt, und ließ die Erdrehung für mich kurbeln... Das war wie ein Flug über Mond... man hätte ausrufen mögen: "Houston, die Aussicht ist toll."

Natürlich ist Astronomie das schönste Hobby von allen, aber ich sage mal so: In der Space Night tolle Bilder zu sehen, ist das eine. Den Mond live zu haben, was ganz anderes. Viel beeindruckender. Was man da direkt, "in echt" sieht, wirft zumindest mich dermaßen um, dass mich diese Erlebnisse sicherlich verändern werden. Wenn man merkt, wie groß das da draußen alles ist...

Leider wurde mir trotz warmer Kleidung ziemlich kalt. Eine gute Gelegenheit, hin und wieder ins Zimmer zu gehen, und mit dem Computer versuchen, doch noch einige Krater zu identifizieren. Da wäre Grimaldi, in der Nähe zwei Krater deren Wälle sich berühren, namens Hevelus und Cavalerius. Wunderbar war die Küste vom Meer der Heiterkeit (Mare Humorum.) Aufgrund des Winkels der Sonneneinstrahlung war sehr schön sichtbar, dass das Meer teilweise von einer Art Steilküste gesäumt ist. Das wusste ich noch gar nicht.

"Mond-Meere" sind ja lavaüberflutete Gebiete, wobei die Lava längst erstarrt ist. Der Mond ist völlig abgekühlt und hat keine Atmosphäre. Damit auch keine Wolken, die den Blick auf ihn trüben könnten. Zum Beispiel auf Schickard. Das ist vielleicht ein Kaventsmann von Krater, mein lieber Scholli. In der Nähe liegt "Schiller". Diese Regionen liegen eher am Rand, demzufolge sehen die Krater auch nicht rund aus, sondern lang gestreckt. Schiller ist aber dermaßen länglich, der kann in Natura nicht mal annähernd rund sein. Wie entstehen solche Gebilde?

Schiller sah ich schon mal auf einem Foto, doch wie gesagt ist das Live-Erlebnis ganz anders. Gut, die Luft waberte, und oft störte ein zittrig-verschwommenes Bild, was wohl an Luftverwirbelungen lag. Doch in Momenten der klaren Durchsicht — manchmal nur Sekundenbruchteile, manchmal länger — hatte man ein so detailreiches Bild, das ich kaum für möglich hielt.

Ich suchte Clavius, einen interessanten Riesenkrater, mit vielen kleinen Kratern drinnen und auch am Rand. Offenbar rechnet Virtual Moon die Schattengrenze ("Terminator") etwas ungenau aus, bei mir in den Okularen schien Clavius halb im Schatten, während er lt. Programm voll sichtbar sein sollte. Oder ich habe den Clavius einfach nicht gefunden. Je nach Phase wechselt der Mond sein Angesicht, Krater können unter anderen Lichtverhältnissen völlig anders aussehen. So gut kenne ich mich da noch nicht aus, auf unserem Begleiter, aber ich bin sicher, dass das schon noch wird.

Der Tag-Nacht-Schattenübergang ist kurz vor Vollmond natürlich länger, als beim Halbmond, und ich fuhr diesen Bereich mittels Feinnachführung an der Montierung immer wieder ab (zum Glück sind die Drehknöpfe aus Kunststoff, Metall wäre verdammt kalt), immer auf der Suche nach neuen interessanten Dingen. Dabei wurde natürlich nicht immer nachgeguckt, wie dieser oder jener Krater heißt, sondern einfach die Aussicht genossen. In Erinnerung blieb aber unter anderem der Lohrmann, ein relativ kleiner Krater, und Sirsalis, eine Art Doppelkrater.

Aus Spaß setzte ich in einen Okularstutzen nun das 6-mm-Okular, welches dann 261x beschert. Leider nur einäugig, da ich das Okular nur ein mal habe. Uff. Das Bild war nochmals spürbar dunkler, und wirkte auch flauer. Wenn auch deutlich weniger flau als es mit 175x im alten 60-mm-Fraunhofer. Ich versuchte, mich auf die Momente zu konzentrieren, in denen die Luft ein scharfes Bild durchlässt. Langsam verstand ich, wieso mein Fernrohr mit einer Maximalvergrößerung von 300x beworben wurde — in guten nächten wäre 300x zumindest beim Mond drin. Der Mond hatte bei 261x jetzt eine scheinbare Entfernung von nur noch 1500 Kilometern. In guten Nächten müsste das beidäugig ein Erlebnis sein...

Vom Einblicksverhalten her war das Ortho trotz der kurzen Brennweite gar nicht mal sooo übel. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, noch ein zweites zu kaufen, um zu sehen ob damit binokulare Beobachtungen möglich sind. Allerdings wäre die damit erzielte Vergrößerung praktisch nur am Mond zu gebrauchen.

Per Erddrehung ein Gebiet zu "überfliegen" war trotz einäugiger Beobachtng und nur weniger Momente mit scharfen Bilder unglaublich. Und am Tag-Nacht-Übergang des Mondes waren Details... aber theoretisch müsste man die auch mit "nur" 174x sehen. Also wieder die 9 mm Okulare. Das Bild war im Vergleich spürbar heller, und von der Schärfe her — wenn denn die Luft mal kurz still stand — geradezu knackig. Übrigens musste, da der Mond langsam tiefer stieg, auch das Stativ wieder ein wenig einfahren werden. Etwas aufwändig, jeweils drei Beine nacheinander um einige Zentimeter zu korrigieren. Nervig auch die insgesamt nicht so stabile Aufstellung: Draußen kann man an den Stativ-Füßen Stahlspitzen ausfahren und in den Rasen rammen. Das ist auf dem Balkon natürlich nicht möglich. Das folgliche ständige Gezittere beim Fokussieren war wenig angenehm.

Die Kälte würde mich schon bald zum Abbruch treiben, das war klar, dennoch genoss ich jetzt noch mal ausführlich den beidäugigen Blick auf den Mond. Woher gewisse Farbsäume kommen, konnte ich nicht ermitteln. Ansonsten scheint das Bino trotz dem Einsatz von einem Glaswegkorrektor das Bild nicht zu verschlechtern. Die Zeit für Vergleiche, ob man mit 261x nun wirklich mehr Details sieht als mit 174x nahm ich mir nicht mehr. Doch blieb das Gefühl der Befriedigung: Das Binokular ist sein Geld wert. Mit zwei Augen sieht man, wenn vielleicht nicht mehr, so doch bequemer. Viel entspannter, als wenn man sich auf ein einzelnes Auge konzentrieren muss.

Der Komfort durch ein Bino ist schwer zu beschreiben. Mit der Bildüberlagerung hatte ich heute keine Probleme, teilweise konnte man sogar etwas "schief" reingucken. Geschielt werden darf natürlich nicht. Bei den LV25-Okularen bin ich nicht so hundertprozentig glücklich, wegen den komischen Farbsäumen. Die LV9 hingegen machen immer mehr Freude: Ebenfalls diese fantastisch große Augenlinse, ein sehr gutmütiges Einblicksverhalten, und deutlich weniger anfällig für laterale Farbe. Bei nächster Gelegenheit werde ich bei möglichst hoch stehendendem Mond das Fernrohr mal draußen aufbauen, und gucken, ob das Objektiv mit dem 6 mm Ortho ein praktisch Farbsaum-freies Bild liefern kann, oder nicht. So teuer wie die 4"-ED-Optik war, möchte ich natürlich auch die volle Leistung haben.

Das Baader 60°-Bino ist für mich ein klarer Hit. Ich bin froh, es zu haben, und werde es einsetzen wann immer möglich.


astro_f03.jpg

Die Fensterbank musste als Ablage herhalten. Zu sehen sind Okular-Schutzkappen und Behälter, Okulare, und weiteres Zubehör.
 
Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

Welche Details kann man denn auf dem Mond erkennen?? Wie nahe bekommt man das ran? Kann man mit dem "Rohr" auch die Raumstation ISS finden oder ist die zu klein. Würde mich mal interessiern wie nah man da was ran kriegt.
 
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Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

LittleJackAss schrieb:
Welche Details kann man denn auf dem Mond erkennen?? Wie nahe bekommt man das ran? Kann man mit dem "Rohr" auch die Raumstation ISS finden oder ist die zu klein. Würde mich mal interessiern wie nah man da was ran kriegt.
Die ISS würde ich prinzipiell sehen können, wenn ich exakt wüsste, wo die wäre. Habe mich da noch nicht auf Jagd begeben. (Grobe) Details der Raumstation würde man wohl nur fotografisch bekommen, ich denke nicht, dass visuell mehr als ein heller Punkt zu bekommen wäre.

"Welche Details" man auf dem Mond erkennen kann, ist nicht so einfach zu sagen: Bei nur 10 Vergrößerungen um Fernglas sieht man schon die größten Krater. Bei 50x im Fernrohr sieht man noch mehr Krater. Bei 174x sieht man noch mehr Krater :) Ich habe Krater als Krater (ganz kleine schwarze Kreise) gesehen, die einen tatsächlichen Durchmesser von weniger als 2 km haben. Einige Sachen die ich gesehen habe, waren zwar noch kleiner, aber da war die Struktur nicht mehr zu bestimmen.

Bei 174x holt man den Mond auf im Durchschnitt 2200 km heran. Die Optik löst auch hoch genug auf, dass man da noch nicht im Bereich der "Leervergrößerung" ist (wo das Bild zwar größer würde, aber keine neuen Details mehr zeigen könnte.)

Es ist nicht möglich, Apollo-Kapseln oder so von der Erde aus zu sehen, auch nicht mit dem Hubble Space Telescope. Diese Raum-Kapseln haben ja nur wenige Meter Größe.

Der Mond scheint noch nicht ganz zuende kartografiert zu sein, jedenfalls zeigt mein Atlas einerseits manchmal mehr Krater, als ich wirklich sehe, aber hin und wieder kann ich Krater sehen die der Atlas nicht mehr zeigt.
 
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Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

Hi, aths :)

Mit Astronomie hab ich mich schon seit meiner Schulzeit nicht mehr beschäftigt. Von Teleskopen hab ich soviel Ahnung wie der Ochse vom Melken. ;)

Nun hat sich mein Frauchen zum Burzeltag so einen gigantischen Phallus gewünscht und ich hab ihr da so ein mehr oder weniger preiswertes Teil gekauft.

Die technischen Daten, die ich hab, sind für mich nicht gerade besonders aussagekräftig.
Vielleicht kannst du ja mal dein fachmännisches Urteil abgeben, ob dieses Teleskop für den Einstieg geeignet ist und was man so erkennen kann.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=2976863754&ssPageName=ADME:B:EOAB:DE:6
 
Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

Bombwurzel schrieb:
Hi, aths :)

Mit Astronomie hab ich mich schon seit meiner Schulzeit nicht mehr beschäftigt. Von Teleskopen hab ich soviel Ahnung wie der Ochse vom Melken. ;)

Nun hat sich mein Frauchen zum Burzeltag so einen gigantischen Phallus gewünscht und ich hab ihr da so ein mehr oder weniger preiswertes Teil gekauft.

Die technischen Daten, die ich hab, sind für mich nicht gerade besonders aussagekräftig.
Vielleicht kannst du ja mal dein fachmännisches Urteil abgeben, ob dieses Teleskop für den Einstieg geeignet ist und was man so erkennen kann.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=2976863754&ssPageName=ADME:B:EOAB:DE:6
"Profi Spiegel Teleskop 675x Vergr"

Um die angegebenen 675 Vergrößerungen zu erreichen, braucht man viel Öffnung. Beim Spiegelteleskop wären dafür 350 mm Öffnung anzuraten (oder mehr.) Dieses Teil hat nur 76 mm Öffnung. Damit kriegst du ca. 120x hin. Mit Fantasie-Vergrößerungen zu werben, die mit dem Zubehör zwar erreichbar sind, wo man aber maximal grobe, verwaschene Flecken sieht, ist ein Zeichen von Unprofessionalitität.

Echte Profis würden nicht die angebliche Vergrößerung, sondern den Typ (in diesem Falle Spiegelteleskop nach Newton) und die Öffnung angeben.

Selbst mit sehr großen Geräten wäre 675x nur bei Spitzen-Nächten einzusetzen (wegen der Luft-Unruhe.) Eine normale Nacht in Deutschland lässt ca. 150 - 300x zu.

Die Öffnung (wichtigste Größe) des Teleskops wird in der Beschreibung nirgendwo verraten. Brauchbare Einsteiger-Newtons haben ebenfalls ca. 900 Brennweite, aber 114 mm Öffnung, und kosten inkl. Montierung und Stativ ca. 300 €.



"Der 6x25mm Objektivsucher ermöglicht Ihnen einen Überblick über den Nachthimmel mit einer kleineren Vergrößerung (6x), um die gesuchten Himmelskörper aufzufinden, so dass Sie das Hauptteleskop auf die gewünschte Himmelsregion ausrichten können."

Das Ding ist garantiert nicht mal achromatisch korrigiert, und stellt einen Sucher im wahrsten Sinne dar: Damit sucht man, aber findet nichts.


"Die auswechselbaren Okulare bieten ein große Vielfalt von Vergrößerungsfaktoren: 20mm, 12,5mm, 4mm und 3x + 2x Barlow Linse für Vergrößerungen von 45x bis zu 675x"

Die Okulare sind vermutlich Huygens oder Symetrical Ramsden (H bzw. SR) ohne brauchbare Vergütung. Diese 2-linsigen Designs verbinden schlechte Bildqualität mit ungenügendem Beobachtungskomfort. Für die 129 € bekommt man je nach Anspruch 2-3 vernünftige Okulare mit jeweils 4 Linsen (= Komfort, anständiges Gesichtsfeld, scharfes Bild, ein Bild ohne Farbsäume).

Es findet sich nirgendwo ein Wort, welchen Steckhülsen-Durchmesser die Okulare haben. (1,25" wäre Standard.) Mit dem 20 bzw 12,5 mm Okular bekommst du 45x bzw. 72x. Das 4 mm wird wohl eine winzige Augenlinse haben, und nicht viel Spaß machen.


"Mit der Spezial Justiervorrichtung kann das Teleskop 360° horizontal gedreht werden und auch vertikal eingestellt werden. Mit der Feineinstellung kann dann eine sehr exakte Ausrichtung vorgenommen werden."

Die sehr exakte Ausrichtung wird sehr schnell an Exaktheit einbüßen, wenn der Tubus nachträglich weiter absinkt, weil die Mechanik nichts taugt.


"Ein Stativ aus Aluminium sorgt für die nötige Stabilität und Komfort bei langen Beobachtungszeiten"

Das Stativ wird bei leichtem Wind die nötige Stabilität vermissen lassen. Selbst bei Windstille wird dieses dürre Gestell unangenehm lange Ausschwingzeiten aufweisen.
 
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Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

hehe, dein Urteil ist ja vernichtend :D

Nun, wir wollen sicherlich nicht unserer Sternwarte Konkurrenz machen. ;)
Und wenn du sagst, dass anständige Okulare mehr kosten als das gesamte Paket, dann glaub ich dir das ungeprüft. Wenn ich sehe, was du für deinen "Feldstecher" bezahlt hast, dann kann ich dein Urteil sogar verstehen. :)

Ich sag's mal so. Wenn mein Frauchen das Teil länger als 2 Wochen benutzt und das Ding nicht irgendwo in der Ecke verstaubt, dann kann man über ein professionelleres System nachdenken.
Ich fürchte mal, dass sich die Beobachtungsobjekte auf Mond, Mars, Saturn und Nachbarn beschränken werden. ;)

Dafür wird's doch hoffentlich ausreichen, oder?
 
Re: Hobby Astronomie ? Mein Teleskop ? Bilder

Bombwurzel schrieb:
hehe, dein Urteil ist ja vernichtend :D
Nun, wir wollen sicherlich nicht unserer Sternwarte Konkurrenz machen. ;)
Und wenn du sagst, dass anständige Okulare mehr kosten als das gesamte Paket, dann glaub ich dir das ungeprüft. Wenn ich sehe, was du für deinen "Feldstecher" bezahlt hast, dann kann ich dein Urteil sogar verstehen. :)
Hi, ich habe nicht "mein" Niveau angesetzt. Mein jetziges Fernrohr ist nicht nur ein Fernrohr, sondern auch die Erfüllung eines langjährigen Herzenswunsches. Da ist alles etwas teurer. Früher hatte ich auch mal Billig-Scheiß und machte diesmal keine Kompromisse. Allerdings ist es nicht dumm, einige Kompromisse einzugehen, weil man gar nicht mal so viele Unzulänglichkeiten inkauf nehmen muss, aber viel Geld spart. Doch eine gewisse Grund-Qualität kostet auch sein Geld...

Bombwurzel schrieb:
Ich sag's mal so. Wenn mein Frauchen das Teil länger als 2 Wochen benutzt und das Ding nicht irgendwo in der Ecke verstaubt, dann kann man über ein professionelleres System nachdenken.
Ich fürchte mal, dass sich die Beobachtungsobjekte auf Mond, Mars, Saturn und Nachbarn beschränken werden. ;)

Dafür wird's doch hoffentlich ausreichen, oder?
Ich fürchte, dass du beim Saturn die Ringteilung kaum sehen wirst. Im Moment steht der Saturn sehr gut (die Sichtbarkeits-Bedingungen sind gut, und der Ring ist ziemlich weit geöffnet.) Probiere es mal aus :)

Du kannst mit dem Ding mehr sehen. Zum Beispiel natürlich Jupiter (mit seinen zwei großen Wolkenbändern.) An Deep-Sky-Objekten probiere unbedingt M42, den großen Orion-Nebel (siehe Anhang.) (Für Deep-Sky eine mondlose Nacht nehmen.)
 

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Na Bombwurzel,

haste das Teil jetzt schon mal eingesetzt?
 
Ist leider noch nicht angekommen. Müsste aber die nächsten Tage kommen.
Hätte sich eh nicht gelohnt. Die letzten Tage war es hier total bedeckt. :(
 
hehe :)

Gestern ist das Teil gekommen. Das Paket hat kaum durch die Tür gepasst. ;)

Der Zusammenbau hat, dank fehlender Aufbauanleitung, fast ne Stunde gedauert.
Deine Bedenken bezüglich des Stativs kann ich mit gutem Gewissen bestätigen. Das Teil ist federleicht und bietet in Extremsituationen garantiert keinen festen Halt. Da der Stammplatz des Teleskops direkt auf unserem Balkon sein wird (Mond, Orion, Jupiter, mars etc. schauen bei uns öfter zum Fenster rein) ist das aber weniger tragisch.
Schon etwas bedenklicher ist der gesamte Aufbau. Alles ziemlich wackelig. Einmal ganz leicht gegen den Feldstecher gestossen, schon darfste neu suchen.
Ansonsten konnte ich bisher noch nicht viel probieren. Das Wetter ist absolut bescheiden. Seit ungefähr einer Wochen haben wir eine nahezu komplett geschlossene Wolkendecke.
Gestern ist es mal für eine halbe Stunde aufgerissen.

Das Teleskop selbst ist groß genug. Was größeres hätte weder in der Wohnung noch auf dem Balkon genügend Platz.

Nun hab ich zwei kurze Fragen.

1. Kannst du mal ganz kurz und Dau-sicher erklären, worum es sich bei einer "Barlow-Linse" handelt? Ich hab hier eine '2x' und eine '3x' dazu bekommen und hab keine Ahnung wann ich die am besten einsetzen soll und worauf ich da achten muss.

2. Hier liegt dann noch so ein Plastik-Hoschie rum, der den Barlow-Linsen zum verwechseln ähnlich sieht, jedoch nur mit 'T18MM' beschriftet ist und an einem Ende noch ein durchsichtigen Ring angeschraubt hat.

Dem Teleskop lag leider nur eine ganz knappe Betriebsanleitung bei, die nur aus einem beidseitig beschriebenen DinA4-Blat bestand, wobei eine Hälfte davon nur aus Abbildungen bestand, die nur wenig hilfreich im alltäglichen Umgang sind, die andere Hälfte waren Pflegehinweise und ein kleiner Abschnit zur Verwendung des Mond-Filters (so eine grüne Linse, die ich zusätzlich in die Okulare eindrehen kann).

Wenn du dann noch einen guten Link kennst, der für Einsteiger die richtigen Informationen hat, dann wäre ich richtig glücklich. :)
 
Bombwurzel schrieb:
hehe :)
Deine Bedenken bezüglich des Stativs kann ich mit gutem Gewissen bestätigen. Das Teil ist federleicht und bietet in Extremsituationen garantiert keinen festen Halt. Da der Stammplatz des Teleskops direkt auf unserem Balkon sein wird (Mond, Orion, Jupiter, mars etc. schauen bei uns öfter zum Fenster rein) ist das aber weniger tragisch.
Denkste, Herzchen... sorry für die Anmache, aber wenn du vom Balkon beobachtest, setzt du dich der Gefahr lokalen Seeings aus. Stell dir vor, jemand unter dir macht das Fenster auf. Warme Luft strömt nach oben... das versaut dir das Bild. Versuchen kannst du es natürlich, aber für "richtige" Beobachtungen sollte man raus gehen. (Das Fernrohr kann vorher auf den Balkon zum Auskühlen gestellt werden.) Je nach Wetter (und Uhrzeit) bietet die Nacht mal sehr klare, mal sehr ruhige Luft. (Erstes brauchst du für Deep Sky, ist es auch nur ein bisschen diesig, haste kaum noch ein brauchbares Bild. Letzteres brauchst du, wenn du mit hoher Vergrößerung auf Planeten gehst.)


Bombwurzel schrieb:
Das Teleskop selbst ist groß genug. Was größeres hätte weder in der Wohnung noch auf dem Balkon genügend Platz.
Ein "besseres" Teleskop muss nicht unbedingt größer sein. Teurer würde es allerdings. Dieses Teil hier z. B. ist sehr handlich: http://www.teleskop-service.de/Astro/Refraktor/refraktor.htm#80

Spare insgesamt 800 €, und leiste dir noch einen vernünftigen Unterbau dazu :) Ansonsten, für ca. 300 € kriegt man ein (komplettes!) Spiegel-Teleskop, was nicht viel länger ist als deins, aber eine größere Öffnung hat.

Der Fangspiegel ist bei 76 mm Öffnung _relativ_ gesehen sehr groß. Immerhin muss der ganze Bereich für den Okular-Auszug ausgeleuchtet werden. Der Fangspiegel für ein 114-mm-Newton ist _relativ_ gesehen kleiner, und schluckt damit spürbar weniger Kontrast. Zudem bringt die größere Öffnung mehr Licht, und mehr Auflösungsvermögen. Das 114-er wäre schon eine ganz andere Klasse, erst recht, wenn die Qualität stimmt. Um 150 mm Öffung vernünftig einsetzen zu können, ist hingegen eine größere Montierung und ein wirklich stabiles Stativ erforderlich, was das Systemgewicht deutlich erhöht, und auch kräftig ins Budget schlägt. (Da müsste man mindestens 600, besser 900 € für das Komplettsystem rechnen.)

Als "schneller Gucker" wiederum hat der Refraktor seine Vorteile, allerdings sind Linsenteleskope auf die Leistung bezogen teurer, als Spiegel. (150 mm als Refraktor? Praktisch unbezahlbar, und außerdem sehr unhandlich.)


Bombwurzel schrieb:
Nun hab ich zwei kurze Fragen.

1. Kannst du mal ganz kurz und Dau-sicher erklären, worum es sich bei einer "Barlow-Linse" handelt? Ich hab hier eine '2x' und eine '3x' dazu bekommen und hab keine Ahnung wann ich die am besten einsetzen soll und worauf ich da achten muss.
Was du mitgeliefert bekommen hast, ist Spielzeug, damit die auf die Packung die unsinnig hohen Vergrößerungen drucken können. Eine Barlow-Linse macht den Strahlenkegel spitzer. Damit wird effektiv die Brennweite des Geräts verlängert, und da sich die Vergrößerung aus Objektiv-Brennweite : Okular-Brennweite ergibt, kannst du mit dem gleichen Okular höher vergrößern, wenn du in den Auszug erst die Barlow steckst, und in die Barlow dann das Okular.

Gute Barlows haben 2 oder 3 hoch korrigierte, multivergütete Linsen, um den hässlichen Farbfehler den alle Linsen reinbringen, wieder rauszukorrigieren. (Die Linse bricht das Licht für unterschiedliche Wellenlängen, sprich unterschiedliche Farben, unterschiedlich stark.) Extrem gute Barlows haben sogar 4 Linsen, aber die kosten pro Stück 250 €...

Ein normales Okular wird umso hässlicher im Einsatz, je geringer seine Brennweite ist. Ohne kleine Okular-Brennweite kommt man aber nicht auf hohe Vergrößerungen. Ausweg: Die Objektiv-Brennweite wird mit der Barlow verlängert, so dass z. B. ein noch anständig zu benutzendes 10-mm-Okular so hoch vergrößert, wie ein 5-mm-Okular.

2x bzw. 3x ist der Verlängerungsfaktor. Kombinierst du beide Barlows, ergibt das 6x...


Bombwurzel schrieb:
2. Hier liegt dann noch so ein Plastik-Hoschie rum, der den Barlow-Linsen zum verwechseln ähnlich sieht, jedoch nur mit 'T18MM' beschriftet ist und an einem Ende noch ein durchsichtigen Ring angeschraubt hat.

Dem Teleskop lag leider nur eine ganz knappe Betriebsanleitung bei, die nur aus einem beidseitig beschriebenen DinA4-Blat bestand, wobei eine Hälfte davon nur aus Abbildungen bestand, die nur wenig hilfreich im alltäglichen Umgang sind, die andere Hälfte waren Pflegehinweise und ein kleiner Abschnit zur Verwendung des Mond-Filters (so eine grüne Linse, die ich zusätzlich in die Okulare eindrehen kann).
Enthält das T18MM Linsen, oder ist das nur ein Ring mit Gewinde? Kannst du das Teil wie ein Okular verwenden? Wenn ja, probiere es halt :)
 
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aths schrieb:
...wenn du vom Balkon beobachtest, setzt du dich der Gefahr lokalen Seeings aus. Stell dir vor, jemand unter dir macht das Fenster auf. Warme Luft strömt nach oben...
Ui, da wohnen blos die Schwiegereltern. Wenn die das Fenster aufreissen und uns das Bild versauen, dann bin ich aber unten. ;):D:D

Ein "besseres" Teleskop muss nicht unbedingt größer sein. Teurer würde es allerdings. Dieses Teil hier z. B. ist sehr handlich: http://www.teleskop-service.de/Astro/Refraktor/refraktor.htm#80
Meinst du, ein Refraktor wäre für den Anfang besser, als ein Spiegelteleskop?

Spare insgesamt 800 €, und leiste dir noch einen vernünftigen Unterbau dazu :) Ansonsten, für ca. 300 € kriegt man ein (komplettes!) Spiegel-Teleskop, was nicht viel länger ist als deins, aber eine größere Öffnung hat.
Immer ruhig mit den Pferden. :D
Wie ich schon gesagt hab, über was Besseres denken wir nach, wenn es an der Zeit ist. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass das Teil nach nem halben Jahr auf'm Boden verstaubt.
Enthält das T18MM Linsen, oder ist das nur ein Ring mit Gewinde? Kannst du das Teil wie ein Okular verwenden?
Wie geschrieben, es sieht aus, wie diese Barlow-Dinger (so längliche schwarze Zylinder) und Linsen sind auch drin. Nur ein Okular kann ich dort nicht aufstecken, da ist schon ne Linse fest drin.

Naja, ich schau mir das mal an, wenn das Wetter besser ist. Dann bekomm ich schon irgendwie raus, was, wo, wie am besten funktioniert. Erstmal ganz lieben Dank für deine intensiven Ausführungen. Wenn ich den Kopf wieder frei habe, kann ich mir das mal genauer zu Gemüte führen.
 
Bombwurzel schrieb:
Meinst du, ein Refraktor wäre für den Anfang besser, als ein Spiegelteleskop?
Schwierige Frage. Der Spaß kommt ja auch durch Leistung. Und für 300 € ein 114-mm-Newton mit dem Öffnungsverhältnis f/8, diese Leistung ist mit einem Refraktor zu diesem Preis einfach nicht erreichbar. Ginge es rein nach Preis/Leistung, dürfte es eigentlich gar keine Refraktoren mehr geben :)

Die Linsenteleskope haben ihre Vorteile im Handling. Der Strahlengang z. B. ist ja ein Kegel vom Objektiv bis zum Okular. Beim Newton-Spiegel geht das Licht erst mal zum Hauptspiegel, von dort als Kegel zum Fangspiegel. Luftwirbel im Tubus wirken sich beim Spiegel-Teleskop also schlimmer aus, der Refraktor ist in der Regel schneller einsatzbereit.

Bei einem Refraktor würde ich allermindestens 70 mm Öffnung empfehlen, besser 80, noch besser 90. (Bei 102 mm hat man den Einsteiger-Bereich schon verlassen.) Ein 90-mm f/11 Fraunhofer-Refraktor ist ein feines Teil: Nur geringfügiger Farbfehler (den außer Apochromaten alle Linsenfernrohre haben.) Für Mond und Planeten sehr brauchbar.

Ein 70-mm-Refraktor http://www.teleskop-service.de/Astro/Refraktor/Synta/synta.htm#70900 kostet mit vernünftiger Ausstattung 260 €, dafür kriegt man fast einen guten 114-mm-Newton, welcher deutlich mehr leistet. Mit dem 70-mm-Refraktor haste im Gegensatz zum 76-mm-Newton auch bei 140x noch ein gutes Bild :)

Unter uns: Mein Teleskop aufzubauen ist kein Zuckerschlecken: Die Montierung wiegt 4 kg, das Gegengewicht noch mal, der Tubus ebenfalls, und das Stativ 7 kg... ein kleinerer Refraktor hätte eben den Vorteil, dass man das gesamte aufgebaute System mit einem Arm runtertragen kann... für eine gegebene Öffnung leisten Refraktoren mit vernünftigem Öffnungsverhältnis mehr, als ein (deutlich preiswerterer) Spiegel.

Beim T18MM würde ich einfach mal sagen, versuch das Ding (bei Tage) wie ein Okular zu verwenden, wenn da schon Linsen drin sind...
 
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