Ein us-amerikanischer Freund hat kürzlich -zur Veröffentlichung des Teils in den USA- ein recht unverblümtes Review zum I-Phone geschrieben und seinen europäischen Freunden zugesandt. Er war bis Mitte der Neunziger durchaus begeisterter Apple-User. Lest selbst... Ich habs mal übersetzt und noch oooordentlich entschärft; das Original ist wesentlich 'blumiger'... Trotzdem viel Spaß...
Der Burger-Hype...
Da ich bestens mit meinem Smartphone versorgt bin, zogen wir los, um meiner Frau ein iphone zu besorgen. Fragt mich nicht, wie wir auf diese Idee kamen. Kein gutes Zeugnis für uns. Aber wir sind ja wieder zur Besinnung gekommen.
Bei uns daheim war der Andrang weniger dramatisch als man es im Fernsehen hinsichtlich des Kundenandrangs in New York gezeigt bekam. The big apple eben. Aufgebläht. Pure Reklame. Große Sprüche. Lack und im Grunde nichts dahinter. Iphone eben.
Das Gerät ist stylisch, schmal, sieht aus wie ein zu groß geratener ipod. Typisches Apple-Design. Es ist fast schon langweilig, weil die Design-Linie von Apple absolut absehbar geworden ist und sich diesbezüglich eigentlich schon lange nichts mehr tut. Ich kann echt nicht mehr verstehen, warum die Leute darauf so abfahren. Muss wohl an dem angebissenen Apfel liegen, der drauf ist. Wie der Apfel, mit dem der Teufel in der Bibel die Menschen verführt hat. Und, hey, mehr ist das Teil hier auch nicht. Verführerisches Styling. Ein stupides, viel zu teures Versprechen. Man sollte nicht reinbeißen. Du wirst zwar nicht gleich aus dem Paradies geworfen, aber Du kommst auch nicht rein. Das Paradies wird von anderen Geräten angeboten. Zumindest hinsichtlich der Funktionen und des tatsächlichen Nutzwertes. Wer nur auf Style steht (oder auf sonstigen Snobismus), wird ansonsten sicher auch mit dem iphone glücklich. Zumindest solange er es in eine Vitrine stellt. Wenn Du es nutzt, hast Du es nach 'ner halben Stunde zugefettet. Ich weiß nicht, wie die das hingekriegt haben, aber das Gerät ist insgesamt ein Finger-Fett-Absorbierer. Und dann sieht es aus, als hättest Du es grade aus 'nem Burger gezogen. Ein fettiger Hype.
Im Betrieb weiß das OS-Styling zu gefallen. Sieht wirklich gut aus. Die Bedienung ist wirklich gut umgesetzt worden. Das war es aber auch schon. Mehr als die Anerkennung dafür kriegt ihr ab jetzt nicht mehr zu lesen.
Als Telefon ist das iphone absoluter Mist. Auf der Straße bei entsprechendem Umgebungslärm ist es viel zu leise. Die Sprachqualität ist alles andere als herausragend. Man sollte stets das mitgelieferten Ohren-Set nutzen. Die sonstigen Funktionen werden wie eine Revolution dargestellt. Dabei stellen sie grade mal albern präsentierte untere Standards herkömmlicher Multi-Funktions-Mobiles dar (und nicht mal das), die auf einem großen Display mit netten Bilderchen für Voll-Deppen präsentiert werden.
Natürlich kannst Du das Ding als Organizer und für Kontaktdaten nutzen. Ja und? Das können auch alte Mobiles, Smartphones usw. In der Regel können die das auch besser. Videos kann man abspielen. Super Leistung. Das ging auch schon früher. Musik kann man abspielen. Was eine Revolution. Aber das ging auch schon früher und mit wesentlich besserer Sound-Qualität.
Verpennen Apple-Jünger solche Entwicklungen, dass sie glauben, es mit 'Revolutionen' zu tun zu haben, wenn man nach Jahren mal ein Apple-Gehäuse um etwas olle, aber etablierte Technik drumherumbaut? Jobs hat in den Präsentationen so oft von Revolution gesprochen, dass ich mittlerweile überzeugt bin, er weiß nicht im geringsten, was das Wort bedeutet. Peinlich, dass es scheinbar auch die meisten anderen nicht wissen und sich einlullen lassen. Von Berichterstattung in den Medien kann man ja eh nichts anderes erwarten. Billige Werbung für 'ne Werbe-Fatamorgana. Amerika steht eben auf aufgeblähte Kampagnen, um Lifestyle zu exportieren. Allzu häufig übler Lifestyle ohne Substanz. Mal sehn, wie das Gerät im Irak verkauft werden wird. Vielleicht wird es ja endlich jene Massenvernichtungswaffe darstellen, die uns Bush zu finden geschworen hat. Eine Massenvernichtungswaffe jeglicher Zurechnungsfähigkeit und objektiver Bewertung eines Produktes. Blinder Konsumrausch eben. Der Exportschlager des Westens nach us-amerikanischer Art. Grausig.
Manche finden es noch großartig, wenn sie ihren Standort eingeben und sich dann eine Route über Googlemaps anzeigen lassen können. Mehr als eine Anzeige ist aber nicht zu erwarten. Eben Googlemaps. Natürlich funktioniert das nicht über GPS und auch nicht in Echtzeit. Was eine Revolution. Es ist eine Unverschämtheit, dass Apple mit 'Navigations-Funktionen' dieses Gerätes wirbt, die es schlicht nicht hat. Mein Smartphone navigiert mich dagegen mittels GPS durch die Gegend - in Echtzeit, mit Korrekturen und Sprachführung. Das ist echte Navigation - und nicht Kartenlesen auf Googlemaps.
Die Bluetoothverbindung ist übel. Wifi funktioniert dagegen sehr gut. Nur nicht in Windows-Netzwerken. EDGE ist absolut nicht zu gebrauchen. Ständig reißt die Verbindung ab und die Datenübertragung ist lahm.
Die Speicherbegrenzung ist die Krone der Revolution. Damit hat Apple allerdings wirklich einen Schritt in Richtung Zukunft getan - vor allem aber in die eigene Zukunft. Bei der nächsten Speichererweiterung in der nächsten iphone-Generation werden Kunden gleich ihre alten Teile verkaufen, sich die neuen Geräte besorgen und Apple einen Riesengewinn bescheren. Besch*** absehbar das Spiel. Ich erfreue mich dieweil an meinen Speicherkarten und knall mir da Daten-Volumen drauf, von denen iphone-User nur träumen können, tausche die je nach Verwendung aus, bespiele die Karten mit Filmen, Programmen, speichere großvolumig getrennt private oder Firmendaten, Sprachaufzeichnungen, mp3-Sammlungen ohne Begrenzung usw. Sowas kennt das iphone nicht.
Wovon iphone-User ebenfalls träumen können, ist längere Unabhängigkeit vom Stromnetz. Der Akku ist nicht austauschbar! Unterwegs musst Du es nach intensivem Gebrauch nach höchstens sechs Stunden wieder ans Netz anschließen. Da machte zumindest unserer Schluss. Standby hält freilich länger. Ein Ersatzakku kannst Du aber nicht nachschieben. Akku mal eben tauschen geht eben nicht. Was soll der Quatsch? Ein KO-Kriterium. Der Tausch des Akkus, wenn er mal beschädigt ist, kostet 90 $. Dafür muss das Gerät eingeschickt werden. Auch eine Revolution, an der Apple verdienen wird. Die Daten sind dann aber futsch, wenn Du sie vorher nicht irgendwo abspeichern konntest. Für mein Smartphone habe ich drei Ersatz-Akkus dabei, wenn ich für meine Firma unterwegs bin. Ich muss auch keinen Datenverlust befürchten, wenn ich die Akkus tausche. Ich brauche auch keinen Computer für ein Backup meiner Daten. Beim iphone ist das alles nicht möglich. Unglaublich. Man wird vermutlich demnächst 'ne Menge iphone-User an öffentlichen, von Apple zur Verfügung gestellten, kostenpflichtigen Strom-Tanstellen finden. Vielleicht gibts auch Exklusiv-Verträge mit bestimmten Stromanbietern. Beim Netz-Anbieter schluckt man das ja auch. So funktioniert florierendes Wirtschafts-Networking. Findige Peripherie-Anbieter werden so was wie 'externe Akkus' anbieten können. Backpacks für längeren und vor allem sicheren iphone-Betrieb. Dicke Beulen in Hosen- und Hemdtaschen werden dann zu Statements. Vielleicht drückt sich ja auch das Apple-Logo im Stoff durch.
Wenn Du etwas dickere Finger hast, kannst Du auch die Bedienung der virtuellen Tastatur vergessen. Warum ist kein Stylus dabei!? Ich habs dann mit dem kleinen Finger bedient. Richtig übel ist auch die Monopol-Anbiederung bei AT&T. Vergessen wir ganz schnell dieses Thema.
Sonstige Features? Die Kamera ist unterer Mobile-Standard. Der Youtube-Player ist auch nur für ***, die auf Jerry Springer-Shows stehen. Nicht mal MMS ist möglich. Java und Flash kennt das Gerät nicht. Steinzeit.
Betrieblich ein weiteres KO-Kriterium: Wichtige Programme, die ich jetzt laufen habe, sind für das iphone undenkbar. Firmentauglichkeit also gleich null. Die eingebauten Widgets sind dabei ebenfalls absolut überflüssig. Nur Augenwischerei. Wetterdaten empfange ich nicht erst seit gestern auf meinen Geräten. Börsenkurse? Dafür gibt es gute Internet-Portale und Dienste, die ich schon seit Menschengedenken auf meinen Geräten empfange.
Wenigstens haben auch alle anderen was von dem iphone. Wer sich mit dem Teil (oder ähnlich gelagerte Produkte) blicken lässt, sagt zumindest 'ne Menge über sich selber aus. Das kann für alle anderen eben äußerst hilfreich sein. Man weiß gleich, wen man vor sich hat. Er beweist sich als leicht manipulierbar, hinterwäldlerisch, einfältig. Und scheinbar mag er Einheitsdesign mit irriger Suggestion der Einzigartikeit, Knebelverträge mit Möchtegern-Monopolisten, irreleitendes und abfällig vergleichendes Werbezinnober und aufgeblasene Selbstgefälligkeit, ohne auch nur im geringsten echte Qualität und Innovation zu schätzen und abzuliefern. Psychologen würden von einer ungünstigen Mischung von Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn sprechen. Geltungssucht mittels Konsumartikeln, die Massenware aus China sind. Ein Lacher. Aber eine weit verbreitete Gattung Mensch. Gefährlich. So Leute schmeißen ihr Geld gerne zum Fenster raus - für einen Gegenwert, der faktisch nur aus einem Logo besteht und ansonsten Ramsch ist. Willenlose Reiz-Reaktions-Konsumten, die dazu noch glauben, sie hätten Niveau. Da schüttelt es mich. Im Grunde geht es doch auch nur darum, dass man sich endlich seinen ipod an die Backe halten kann und aus Sicht der Nutzer deswegen unglaublich hip wirkt. Die neue Infantilität. Was das Gehabe tatsächlich aussagt, habe ich oben bereits beschrieben. Das iphone ist ein klasse Zeitzeichen. Beängstigend. Aber das ist die Wahrheit. Apple ist insofern zum Aushängeschild westlicher Hybris geworden. Minderwertige Massen-Produkte aufpoliert für eine degenerierte Masse an werbegleichgeschalteten Ja-Sagern und produktuniformierten Gleichschrittläufern, die sich irrtürmlich als alternativ hip reflektieren. Die einzigen, die wirklich dran verdienen, ist Apple. Das alles hat was niveuloses. Ihr Europäer würdet das generell auch über die amerikanische Kultur sagen. Wie können denkende Menschen noch auf so eine abgenudelte Masche abfahren? Aber macht euch nichts vor: das Teil kommt zu Euch rüber. Ihr sitzt dann im McDonalds, hört Puffy und verfettet euer iphones mit Burger-Fett. Und das ist dann auch die gelungenste Metapher für das iphone: es ist wie ein Burger. Sieht gewaltig aus, macht heftig Appetit, ist aber nichts wirklich Nahrhaftes drin und bläht auf. Und macht Euch ja nicht vor, Eure Jugend hätte aus europäischen Gleichschaltungsbemühungen etwas gelernt. Das sind Kamellen von vorvorgestern. Popkultur ist eben der Faschismus der Moderne. In der Werbebranche hat man das schon lange verinnerlicht. Apple beherrscht es brilliant.
Wir haben das iphone nach zwei Tagen wieder zurückgegeben. Das beste, was meine Frau mit dem Gerät noch gemacht hat, war das Wetter-Widget zu nutzen. Sie sagte: "Rob, es soll hier heute regnen." Ich schaute aus dem Fenster und antwortete: "Ja, es regnet tatsächlich..."