MaverickM schrieb:
Ich sehe das Problem nicht. Genauso könntest Du Angst haben, dass mitten unter der Fahrt bei "alten" Autos die Servolenkung ausfällt.
Das ganze hier ist ja größtenteils elektrisch. Sehe da also kein Problem.
Bei einer klassischen mechanischen Lenkung ist beim Ausfall der Servolenkung aber zumindest noch eine Notlenkmöglichkeit vorhanden. Diese hast du im Ernstfall bei der rein elektronischen Lenkung ohne mechanische Verbindung halt nicht.
Simonte schrieb:
Ist mMn. kein gutes Argument, das kann bei mechanischer Lenkung auch passieren
Brainorg schrieb:
Naja. In klassischen Lenksystemen gibt es mechanische Verschleißteile: Zahnstangen, Lenkgetriebe, Gelenke. Diese können Spiel entwickeln, brechen oder durch äußere Einwirkungen (z. B. Unfälle) versagen.
SbW eliminiert diese mechanische Kette – und damit viele physikalische Ausfallursachen.
Mechanische Defekte solcher Art kündigen sich quasi immer an, meist durch zunehmendes Lenkspiel, Knackgeräusche oder ein merkwürdiges Lenkgefühl.
Die von dir genannten Teile gibts zum Großteil auch bei der rein elektronischen Lenkung - und können dementsprechend exakt genauso ausfallen wie bei der mechanischen Lenkung. Im Wesentlichen fällt ja quasi nur die Lenkstange und dafür ggfs. nötige Gelenke als mechanische Verbindung weg, an deren Stelle ein Elektromotor die Lenkstange bewegt.
Ergo wird nur wieder eine zusätzliche Fehlerquelle geschaffen, die obendrein teuer zu reparieren/ersetzen ist.
Brainorg schrieb:
Zudem überwachen sich SbW selbst kontinuierlich. Schon minimale Abweichungen (z. B. ungewöhnlicher Widerstand oder Sensorausfälle) werden erkannt und in Sekundenbruchteilen kompensiert oder gemeldet.
Die reine Logik wäre dann bei Lenkdefekten, dass die Karre unmittelbar eine Vollbremsung hinlegt und an Ort und Stelle stehen bleibt, da dann ja keine Manovrierbarkeit mehr möglich ist. Bravo.
Mal abgesehen davon, gabs diese Überwachungsmechanismen auch bei Mercedes' damaligem SBC-System. Es gab Überwachungssysteme. Es war auch zugelassen. War trotzdem unfassbar unzuverlässig.
Und wie ich oben schon gesagt habe: Auf die Millionen auf Autos und Milliarden an Kilometer kommen selbst bei theoretisch 0,01% Fehlerquote inakzeptabel viele Fehler.
Zusätzlich.
Brainorg schrieb:
Mechanische Systeme erkennen Fehler oft zu spät – oder gar nicht.
Wiegesagt, mögliche kapitale Defekte an der klassischen mechanischen Lenkung kündigen sich quasi immer vorher an - jeder, dem sein Leben lieb ist, wird bei Problemen mit der Lenkung ne Werkstatt aufsuchen.
Meist fällt aber eher die Servolenkung aus - und dann ist immernoch eine Notlenkmöglichkeit gegeben.
Brainorg schrieb:
Auch reagiert SbW schneller, exakter und adaptiver als mechanische Lenkung. Das System kann situativ angepasst werden: unterschiedliche Lenkübersetzungen je nach Geschwindigkeit, Fahrbahnzustand oder Fahrsituation – etwas, das mechanisch nur eingeschränkt möglich ist.
Genau diese situative Anpassung will man aber nicht haben. Wenn man nur an nem toten Rad dreht und kein Fahrgefühl mehr entwickelt fängt man an, die Gegebenheiten hinsichtlich Witterung, Fahrbahnzustand etc. völlig zu unterschätzen. Zu welchen weiteren potenziellen Gefahrenquellen das führt, braucht man wohl glaube ich kaum darstellen...
Brainorg schrieb:
SbW ist nicht unsicherer – es ist anders, aber mindestens genauso sicher, wenn nicht sicherer. Durch Redundanz, Echtzeitüberwachung und Wegfall mechanischer Schwächen erfüllt es höchste Sicherheitsstandards.
Die wesentlichen mechanischen Schwächen bleiben grundsätzlich weiter bestehen. Das Arbeitsprinzip der Lenkung bleibt ja das gleiche. Nur die mechanische Verbindung fällt weg - und an der Lenkstange und den für die Lenkradverstellung nötigen Gelenken selbst kann nun wirklich fast nichts kaputt gehen.
Dafür opfert man die Notlenkmöglichkeit im Falle eines Ausfalls der elektronischen Lenkung. Damit ist das System in meinem Augen unabhängig irgendwelcher Überwachungsmechanismen per se unsicherer. Wenn die Lenkung ausfällt, sind bis zum vollständigen Stillstand (sofern die Notbremsung funktioniert) alle um einen herum und man selbst rein technisch bedingt schutzlos dem Glück ausgeliefert. Und selbst danach ist man mindestens ein unmanövierbares Hindernis, wenn nicht sogar eine unmanövierbare Gefahr.