Mit 30 Ausbildung beginnen nach längerem Studium?

Marvolo

Lt. Commander
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Hallo,

mir geht es schon länger nicht so gut. Grund dafür ist u.a. mein ziemlich ungerader Weg seit Beendigung des Gymnasiums. Ich wusste eigentlich nach der Schule schon nicht so richtig, wohin es überhaupt gehen soll - mit der Schule ist eine Konstante und eine Sicherheit weggefallen, die mir sogar heute immer noch fehlt und es mir schwer macht, zu wissen, was ich eigentlich will.

Mein "Verlauf" in Kürze:
  • Abitur 2010 mit 2,1
  • Einen der letzten Plätze für ein FSJ ergattert, um nicht 1 Jahr überhaupt nichts zu machen, weil ich nicht wusste, was für ein Studium oder Ausbildung. FSJ war im Sozialbereich mit Jugendlichen, hat mir eigentlich sehr gut gefallen und man war sehr zufrieden mit mir. Man hat mir dort im Hause ein Duales Studium auf Soziale Arbeit angeboten, weil sie meine Leistungen schätzten und mich behalten wollten.
  • Nach langem Hin und Her dann doch dagegen entschieden: Soziale Arbeit ist vom Verdienst jetzt auch nicht grade das Rosigste (leider), zudem war meine Einrichtung Schichtdienst, d.h. auch an Wochenenden und Feiertagen. --> war wenig planbar, da jede Woche unterschiedliche Arbeitszeiten.
  • Deswegen 2011 Gymnasiallehramtsstudium begonnen, Fächer Englisch & Deutsch. Meine Logik: ist ja auch immer noch irgendeine Art von Arbeit mit Jugendlichen wie im FSJ, nur eben weitaus besser bezahlt, geregelte Arbeitszeiten, Verbeamtung, gute Pension, private KV und Nachhilfe / unterrichtet habe ich teilweise auch vorher schon mal - man wird sich also schon da reinfinden.

  • Die ganze Zeit blieben aber Zweifel am eingeschlagenen Weg: ist es vielleicht doch nicht das Richtige? Macht mir das auf Dauer Spaß? Lieber Reißleine ziehen und abbrechen, bevor zu viele Jahre ins Land fließen und ne Ausbildung oder was anderes suchen?!
  • Abbrechen wollte und konnte ich nicht, zum einen, weil ich angefangene Dinge gerne anständig beende, selbst wenn ich sie danach dann doch nie wieder brauche, aber was man hat, hat man. Zweitens hätte ich nach einem Abbruch eh wieder nicht gewusst, was dann?!

Kurzum: nach einem Fachwechsel, der mich zeitlich zurückgeworfen hat, einem Jahr Auslandsaufenthalt, der sich zwar gut im Lebenslauf macht, aber mich auch zeitlich wieder etwas zurückgeworfen hat und dem uni-internen Prüfungsordnungswechsel (Staatsexamen wurde abgeschafft, neuer Lehramtsabschluss ist jetzt Master of Education) bin ich jetzt endlich kurz vor Beendigung des Lehramtsstudiums (Bachelorabschlussnote 1,3; Master of Education Abschluss wird ähnlich werden) und stehe nun da und bin ernsthaft am Überlegen, mich jetzt für Ausbildungen für 2021 zu bewerben, weil ich mir aktuell gar nicht vorstellen kann, ins Lehramtsreferendariat zu gehen.

Zum einen habe ich schon von befreundeten Kollegen gehört, dass das Ref ein ziemlicher Alptraum sein soll - die wollen einen da absichtlich psychisch an die Grenzen bringen, um zu testen, ob man als Lehrkraft genug aushält. Und psychisch/emotional bin ich nicht zuletzt auch wegen dieser ganzen furchtbaren Herum-Eierei seit Beginn des Studiums eh schon nicht mehr ganz der Stabilste: habe Selbstzweifel, bin unsicher, habe Zukunftsängste, Versagensängste... Ich bin sicher, in DEM Zustand komm ich keine Woche durch das Ref.

So langsam aber sicher liegen mir auch (verständlicherweise) meine Eltern in den Ohren, wann ich denn endlich eine geregelte Arbeit mehr als Nebenjob-Basis hätte, aber ich kann und konnte jetzt auch nicht zaubern. Ich liege nicht faul rum, mache alles so schnell und gut es geht und bin jetzt auch endlich durch mit der Kacke.

Mittlerweile hab ich mich von irgendwelchen großen Träumen und Wünschen verabschiedet, habe das Gefühl, versagt zu haben und versuche, jetzt einfach nur noch was halbwegs Ordentliches zu finden, das mich finanziell unabhängig macht, ich meine Eltern nicht mehr zur Last falle und dann wird man sehen, wohin die Reise noch geht.

Den Lehramtsabschluss habe ich, soll heißen, mit dem wird die Tür zum Lehramt immer offen stehen - ich könnte also immer noch den Schritt ins Ref wagen, wenn ich mich bereit dazu fühle. Aber Ausbildungen oder Back-Up-Pläne kann ich nicht ewig hinausschieben, deswegen habe ich jetzt vor, lieber direkt eine Ausbildung oder was anderes dranzuhängen, was mir einigermaßen ein Standbein geben kann, anstatt jetzt in ein ungewisses Ref zu starten, dieses am Ende vielleicht nicht zu bestehen oder aufgrund zu hohen Drucks hinzuschmeißen und dann wieder dazustehen und nix zu haben.

Was meint ihr? Gibt's noch Hoffnung, das Ruder rumzureißen, oder hab ich den Wagen schon zu arg an die Wand gefahren? Ich meine, ich hätte einen Bachelor of Arts (1,3) und einen Master of Education vorzuweisen, aber wenn ich nicht grade Richtung Lehramt gehe, wüsste ich nicht, was mir das dann so arg viel bringt. In einem völlig nicht-verwandten Berufsbereich vielleicht eher überhaupt nichts - war dann wohl vergeudete Zeit.

So kann man sich auch ins Aus manövrieren, indem man von Anfang an nie wusste, ob man den richtigen Weg gegangen ist...
 
Ich verstehe deine Angst vor dem Ref nicht ganz. Ich habe auch schon gehört, dass die 2 Jahre furchtbar sein sollen, aber ich meine du hast eine super Abschlussnote gemacht und an dem Feld scheinst du am ehesten Spaß zu finden. Abbrechen kannst du es immer noch, wenn es wirklich gar nichts ist, aber wenn du dich durchquälst hast du genau was du möchtest: Einen sicheren, gut bezahlen Beruf in einem Feld, dass dir Spaß macht. Mir würde es furchtbar vorkommen den Abschluss in der Tasche zu haben und dann nichts damit anzufangen.

Erscheint mir durchaus sinnvoller als jetzt eine Ausbildung in einem ähnlichen Bereich mit deutlich schlechteren finanziellen Aussichten anzufangen. Ich verstehe durchaus, dass du gerade in "einem Loch bist", aber mal Hand aufs Herz: Mit einer Ausbildung verkaufst du dich unter Wert.

Alternativ: Kannst du nicht einen beliebigen Master machen, der einen Bachelor of Arts voraussetzt? Also bswp. einen Germanistik oder Anglistik Master?

Egal was du machst, solltest du aufhören dich selbst als "Versager" zu sehen, nur weil es dir schwer fällt den richtigen Weg für dich zu finden... Ich wünsche dir alles Gute!
 
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Du kannst in den Öffentlichen Dienst gehen (z. B. Agentur für Arbeit), dort wird stupide nach höchstem Abschluss eingruppiert. Die Arbeit ist oft eintönig und wenig anspruchsvoll, aber es gibt ordentlich Geld - und zwar überall in Deutschland gleich viel, idealerweise also eher Pirmasens als München.

Ansonsten nutzt dir dein Studium in anderen Bereichen vermutlich nichts.

Was für eine Ausbildung willst du denn machen? Und warum nicht erstmal das Ref ausprobieren? Du hast das jetzt 9 Jahre gemacht - warum nicht die letzten Meter gehen und schauen, ob's nicht doch genau dein Ding ist?

Für den anderen Kram: Such dir einen Psychotherapeuten. Das hilft. Habe ich in einer schwierigen Phase auch gemacht und die Unterstützung war grandios.
 
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Würde auch Lehrer werden. Wenn du 9 Jahre deines Lebens in das Studium investiert hast würde ich das nicht einfach so wegwerfen. Zudem ist Lehrer ein gut bezahlter und sicherer (Verbeamtung) Job.
 
Bei mir in der Krankenpflege gibt es auch Quereinsteiger oder Leute die spät nochmal den Beruf wechseln, wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist und genug Motivation vorhanden ist, schafft man sowas auch mit 40 oder 50.

Ich würde das Studium jetzt aber auch nicht hinwerfen.
Wenn du nach ein oder zwei Jahren merkst, das du in dem Beruf nicht glücklich wirst, kann man immer noch über einen Wechsel nachdenken.
 
Mach das Ref!
Habe ich auch gemacht - und es überlebt ;)

Was meines Erachtens aber am Ref viel wichtiger ist. Erst dort merkst du wirklich, ob es dir Spaß macht regelmäßig mit einer Klasse zu arbeiten. Die drei Praktika während des Studiums sind damit überhaupt nicht vergleichbar. Genau aus dieser Unsicherheit und einem möglichen Plan B habe ich damals interdisziplinär auf Diplom studiert - und bin doch im Schuldienst gelandet.

Das Ref dauert nur 18 Monate - eine Ausbildung dagegen weitere drei Jahre. Schechtere Verdienstaussichten, Unterforderung, Bore-Out...um nur einige negative mögliche Aspekte der Abzweigung Ausbildung zu nennen.
 
Wie kann man so unsicher sein, mit 30 sollte man doch einen gefestigten Charakter haben eine Vorstellung vom Leben! Das man mit Anfang 20 keine Ahnung von nichts hat ist absolut normal, mit 30 sollte das anders sein.
Mach den Abschluss geh ins Referendariat und fertig.
stelle da in den paar Monaten fest ob es dir liegt oder nicht. Wenn Kinder nichts sind (soll es geben, sollte man aber weit vorher herausgefunden haben)kannst du noch immer in die Erwachsenenbildung gehen.

Die Fach Kombination englisch deutsch ist natürlich in der Industrie / Wirtschaft nicht so nachgefragt und lässt sich nicht mal eben auf dem kurzen umbiegen (Mathe/Physik ginge das mit recht geringem Aufwand)
Effektiv wenn sie nicht als Quereinsteiger irgendwo ihr Glück versuchen wollen bleibt nur Lehrer :D .
Eine Ausbildung bleibt nur zu 100% abzuraten. Geistig ist das so weit unter einem Studium (vermutlich auch bei englisch / deutsch) das diese Unterforderung sie nicht glücklich machen wird.

Alternativ bleibt ja nich ein berufsbegleitendes Studium irgend nen BA was ihnen spass macht, als Lehrer sollte man genug Zeit dafür haben :D . Meine Mieterin (wohnt nebenan) ist Lehrerin ist jeden Tag 13:00 zuhause und macht erstmal nen Mittagsschlaf bevor das Kind 15:00 aus der Kita geholt wird .... Da kommt schon etwas Neid auf auf solche Arbeitszeiten.

Ich überlegte damals auch Lehramt zu machen (Mathe/Physik), etwas Selbstreflektion und paar Tage grübeln stellte ich fest ich war nicht dazu geeignet Kinder zu unterrichten, da ich von meinem naturell zwar sehr lange ruhig bin aber wenn ich erstmal genervt bin es nicht verbergen kann und Kinder meist nichts dafür können, lieber nicht.
 
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Rate in jedem Fall professionelle Unterstützung zu suchen und das möglichst sofort, Therapeutentermine sind rar und häufig leider erst nach längerer Wartezeit zu bekommen. Dein Hausarzt wird Dich da beraten können.

Hintergrund: Stress/Druck/Überforderung wird Dich in jedem Berufsfeld, gerade als Einsteiger, begleiten. Damit muss man lernen umzugehen.

Im Prinzip tendiere ich dazu, das Ref anzugehen um zu sondieren, wie weit Du Dich im dem Beruf überhaupt wohlfühlst.
Weiss allerdings nicht, inwieweit man nach einem evt. Abbruch eine zweite Chance hat, gibt ja auch eine Altersgrenze für Einstellung und Verbeamtung.

Alternativen sind tatsächlich im Bereich der Erwachsenenbildung zu finden. Ein Freund mit ähnlichem Weg und Fachrichtung beispielsweise betreut seit Jahren Immigranten über die AfA.

Viel Erfolg auf Deinem Weg!
 
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Du kannst in den Öffentlichen Dienst gehen (z. B. Agentur für Arbeit), dort wird stupide nach höchstem Abschluss eingruppiert.

Bist du sicher oder meinst du es ggf. anders? Wenn eine Stelle im TVÖD-VKA ausgeschrieben ist und mit EG8 eingruppiert ist, bekomme ich auch nicht mehr, wenn ich ein Studium oder Abitur haben (wenn für die Stelle z.B. nur eine Ausbildung gefordert ist).
Die Stufen in der EG könnt eman natürlich verhandeln..
 
@brettler

Sachbearbeiter Agentur für Arbeit hat als de facto Voraussetzung, ohne internen Aufstieg, "irgendeinen akademischen Abschluss". Egal ob ein Diplom in Verwaltung oder einen Master in Maschinenbau.

Man sollte sich jetzt vielleicht nicht zwingend als Hilfskraft bewerben. :) Ich halte das auch für keine vernünftige Option, aber immerhin besser, als jetzt eine Ausbildung anzufangen.
 
Hallo,

vielen Dank an euch für eure Meinungen & Ratschläge. Der Grund, warum ich so hadere, ist unter anderem, dass ich mit meiner Fachkombination nicht so ganz glücklich bin. Deutsch als Zweitfach war eigentlich nie mein erster Wunsch. Da aber das ursprüngliche Wunschfach nur sehr schwierig zu realisieren war, stand ich schon früh im Studium vor der Gabelung: Studium abbrechen, denn mit nur 1 Fach allein geht Lehramt nicht, oder halt auf Teufel komm raus ein zweites neues Fach dazusuchen und so bin ich halt dann an Deutsch hängen geblieben.

Die Praktika im Studium liefen alle gut, man war anscheinend sehr zufrieden mit mir, es gab nichts auszusetzen. Dass aber diese Praktika keinesfalls mit dem Ref oder dem späteren Beruf vergleichbar sind, ist mir klar, deswegen mach ich mir aus dieser positiven Kritik jetzt erstmal nicht so viel vor.

@Heelix Danke auch für deinen Beitrag, nur denke ich, solltest du dich ein wenig von den typischen Stammtisch-Lehrer-Klischees lösen. Gerne behauptet man, dass Lehrer um 1 daheim sind und dann die Füße hochlegen, zudem ja noch 1000 Wochen im Jahr Ferien haben und generell ja nie was richtig arbeiten müssen.

Wer das ernsthaft denkt, hat sich vermutlich noch nie wirklich mit dem Beruf ernsthaft auseinandergesetzt. Eventuell würde ich mir dieses Klischee noch bei Fächerkombinationen wie Sport und Kunst gefallen lassen, da allein dort ja kaum Klausurkorrekturaufwand und ähnliches anfällt, aber selbst diese Fächer wollen regelmäßig vorbereitet sein.

Ich hingegen habe halt leider, und so sagte man mir das direkt beim ersten Praktikumstag, die sog. "Todeskombination", sprich die blödeste Kombi, die man haben kann, sowohl von der Gefragtheit her (Englisch & Deutsch Lehrer gibts wie Sand am Meer) als auch vom Aufwand her (2 "Laberfächer", wo du bloß am Korrigieren bist).

Ich bin keineswegs faul, aber gerade mit meiner Kombi ist es nicht unüblich, dass man da nach der Schule heimkommt und alleine nur für Korrekturen bis abends am Schreibtisch sitzt und dann ist noch kein Unterricht für die weitere Woche geplant - das kommt dann anschließend ans Korrigieren noch mit dazu. In Lehrerforen beklagen sie sich häufig, dass sie bis nach Mitternacht an irgendeinem Zeugs sitzen, dann schlafen gehen und um 5 schon wieder aufstehen, je nach Anfahrtsweg.

Wenn ich das alles so höre und lese und zudem die ganze Zeit das Gefühl habe, eh nicht meine Wunschkombi zu unterrichten (zuhause lese ich freiwillig kein Goethe oder Schiller und beschäftige mich auch sonst nicht wirklich mit Literatur oder Gedichten), dann werde ich eher bisschen neidisch auf Leute, die einen stinknormalen 8-16 Uhr Bürojob oder sonstiges haben, die wissen, wenn sie aus dem Büro rauslaufen bedeutet Feierabend auch wirklich Feierabend, nicht noch ewiges Herumgeacker zuhause am Schreibtisch.

Lehramt ist nicht umsonst einer der Berufszweige mit der höchsten Burn-Out und Drop-Out-Rate. Jeder zweite hält nicht bis zur Pension durch oder bricht ab und macht was anderes.

Meine Überlegung war daher, mir lieber jetzt noch ein Backup aufzubauen, auf das ich zurückgreifen kann, falls es mir ähnlich ergehen sollte. Es ist NICHT die Rede davon, dass ich das Studium schmeiße: den Abschluss nehme ich schon noch mit. Allerdings kann ich mit dem Abschluss jederzeit ins Ref starten. Das muss nicht unbedingt sofort im Anschluss sein.

In Baden-Württemberg wird man bis 42 Jahre noch verbeamtet. In anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz gibt es überhaupt keine Altersobergrenze bezüglich Verbeamtung. Es schien mir daher schon logischer, nach dem Studium lieber mal noch ein Backup aufzubauen für alle Fälle, als jetzt noch mehr Zeit ins Land fließen zu lassen und dann mit Mitte oder Ende 30 erst umzuschwenken.

Im Gegensatz zum Lehramt spielt das Alter in der freien Wirtschaft nämlich sehr wohl eine Rolle. Ins Lehramt kann ich in jedem Alter wechseln, sofern Bedarf ist. Das ist das einer der guten Dinge am Beruf.
 
Bei der Verbeamtung sollte man wissen, das der Einstieg in die PKV mit ständig teuerer wird und das man je älter man wird nicht mehr die volle Pension erreichen wird.
 
Kreacher schrieb:
[...]dann werde ich eher bisschen neidisch auf Leute, die einen stinknormalen 8-16 Uhr Bürojob oder sonstiges haben, die wissen, wenn sie aus dem Büro rauslaufen bedeutet Feierabend auch wirklich Feierabend, nicht noch ewiges Herumgeacker zuhause am Schreibtisch.
[...]

Hmh, ja. Das sind dann aber Berufe, die deutlich unter dem liegen, was du als Lehrer hast.
a) Beamtenstatus (Kredite, Versicherungen, Ansehen)
b) Unkündbarkeit (!)
c) Absolute Jobsicherheit (!)
d) Geregelte Mehrlöhne
e) Geregelte, sichere und extrem hohe Pension (!)
f) Absicherung im Krankheitsfall, eben z. B. Burn-Out

Mach dir bitte eines klar:
Chillige Jobs in der freien Wirtschaft gibt es im normalen Lohngefüge nicht. Irgendeinen Haken gibt es immer. Und wenn Not am Mann ist, dann ist da sowieso nichts mit Regelarbeitszeit.
Irgendeinen Gammeljob wirst du nicht machen wollen, weil die Bezahlung nicht deinem Lebensstandard entsprechen wird, und ordentliche Löhne erfordern einfach Arbeit. Und das in stetiger Jobunsicherheit. Sicherheit gewinnt man nur darüber, ob man schnell oder nicht so schnell etwas Neues finden würde.


Wenn deine Motivation also der Gedanke ist, dass du es in der freien Wirtschaft leichter hast, dann nur unter Aufgabe extrem vieler Privilegien. Das mag es dir Wert sein, muss aber eben bewusst durch dich entschieden werden.
 
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Ich kann deine Angst verstehen. Diese Horrorgeschichten hört man immer wieder.
Aber wie bei allem ist es auch etwas so: Schlechte Nachrichten verbreiten sich, dort wo alles rund läuft, wird nicht gemeckert.

Ich habe bereits in einem anderen Thread folgendes gepostet
Zu viel Freizeit?
Mir ist nur eine aktuelle empirische Studie zur Arbeitszeitbelastung von Sek. II - Lehrern bekannt. Die Leute von der Uni Göttingen kamen dabei auf eine 49 Stundenwoche. Wenn man uns die Ferien abzieht(!) wäre die Soll-Arbeitszeit bei 46 Stunden pro Woche...
Dazu kommt die extrem hohe Burnout-Quote. Meine DU/BU-Versicherung greift nicht für Burnout ab 60 Jahren - warum die das wohl nicht versichern?
Knapp 30% der Lehrer reduzieren ihre Arbeitszeit auf Teilzeit. Ich weiß nicht wie hoch die Teilzeitquote in anderen akademischen Berufen ist. Vermutlich liegt sie in den meisten aber darunter...

Lehrer ist halt ein anstrengender Vollzeitjob. Dass du dir immer wieder von anderen Personen etwas anderes dazu anhören musst, damit muss man sich abfinden.
Aber wie @Idon bereits sagte: Andere Jobs mit akademischer Qualifikation sind auch anstrengend!

Ich persönlich arbeite dieses Schuljahr erstmalig nur Teilzeit, sprich 65%. Einfach, weil ich Lust dadrauf habe. Mein jetziges Gehalt dürfte immernoch höher sein, als das von vielen Berufseinsteiger nach einer Ausbildung, die Vollzeit arbeiten.

Wenn du also Angst vor einer zu hohen Belastung hast:
Lieber in einem qualifizierten Beruf, der einem Spaß macht, die Arbeitszeit reduzieren als unterfordert eine 40h-Woche abzusitzen. Gerade zum Einstieg nach dem Ref machen das viele so - habe ich nicht gemacht und es geht auch vollkommen klar mit 100% einzusteigen.

Die Entgrenzung der Arbeit in dem Job ist aber durchaus problematisch. Da bedarf es einfach einer gut strukturierten Arbeitsweise.
 
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