@Seppuku und die Persönlichkeit kann ich nur prüfen, indem ich der Person gegenüber Fragen stelle, auf die ich keine ehrliche Antwort wissen möchte, sondern wissen möchte wie gut er darin ist Märchen zu erzählen oder rhetorisch komplett am Thema vorbei zu reden wie ein Politiker?
Wieso müssen es so generische, auswendig gelernte Fragen wie bei einem Verhör sein? Das vermittelt mir eher als Bewerber das Gefühl, dass ich gegenüber einen Roboter sitzen habe. Das kann doch ein ganz normales Gespräch sein. Ob bei jemanden mit Erfahrung, was er zuvor gemacht hat und bei entsprechenden Passagen kann man noch mal nachhaken. Bei einen Berufseinsteiger, warum er sich für diesen Bereich interessiert, ob es da schon Berührungspunkte gab usw.
Da kriegst du doch auch mit was für eine Persönlichkeit du vor dir hast. Ob jemand Interesse oder Begeisterung für den jeweiligen Bereich hat, was einem bei der Arbeit wichtig ist usw.
Ich mein, wenn ich mich als Verkäufer bewerben würde, dann würde ich das ja noch verstehen, dass man prüfen will ob ich inhaltslos schwafeln kann. Und ob der Bewerber ins Team passt? Ich glaube nicht, dass irgendjemand der mir da gegenüber saß das wirklich beurteilen könnte.
Eine Bewerbung ist wo auch eine Extremsituation. Man kennt niemanden, man möchte was vom Gegenüber und einen guten Eindruck hinterlassen, wird bewertet etc. pp. Ich glaube 95% kommen von ihrer Persönlichkeit während eines Bewerbungsgesprächs komplett anders herüber als nach ein paar Monaten, wenn sie warm geworden sind mit den Leuten, den Aufgaben usw.
Ich habe auch noch nie jemand erlebt, der nicht ins Team passt, wenn das Fachliche gestimmt hat. Bei uns ist es wenn daran gescheitert. Es gibt auf der Welt wohl wenige Persönlichkeiten, die neu in ein Team kommen und sich wie ein A.. verhalten, wenn sie als neuer in eine größere Gruppe dazu kommen. Der Großteil wächst da doch einfach rein.
Habe auch noch nie Kollegen gehabt, mit denen ich Probleme gehabt hätte. Klar kann man den ein oder anderen besser riechen und anders herum. Aber auch das ist zumindest bei mir eher am Fachlichen, der Arbeitsweise und Einstellung gekoppelt.
Wenn ich mir mal die Eigenarten und co. bei uns anschaue, ich wüsste nicht, wie man diese im Bewerbungsgespräch bemerkt hätte, mit den erwähnten Fragen.
Bei uns rausstechen tut z.B. einmal ein Kollege der fachlich einer der Wenigen ist, der wirklich jedes Problem lösen könnte. Übertreibt aber bei jeder Anfrage was für ein Aufwand das ist, tut total gestresst und pfuscht gerne, obwohl er es besser könnte. Ebenso schiebt er leider Aufgaben gerne ab, wenn er was nicht sofort versteht.
Dann hast du ein Kollegen der fachlich etwas da unter ist, von der Organisation und der Planung aber top ist aber unter Stress komplett ins Schwimmen gerät, total in Panik verfällt und dann echt ein Brett vorm Kopf hat.
Der nächste Kollege sticht positiv heraus. Kann auch so gut wie alles umsetzen, ist immer auf Verbesserung bedacht und wenn er was nicht versteht schiebt er Sachen nicht ab, sondern stellt Fragen und kriegt das dann beim nächsten Mal selbst auf die Kette.
Dann hast du noch den Chef, der sich gerne mal angegriffen fühlt und lauter wird. Einfach weil er häufig Sachen in den falschen Hals kriegt. Hat natürlich auch eine ganz eigene Dynamik je nachdem wie man auf sowas reagiert. Der eine wird ebenso laut, der nächste kriegt das Gespräch wieder ins sachliche gelenkt etc.
Das sind dann so die schillerndsten Persönlichkeiten bei uns und alle davon hätte ich viele Monate kennen müssen um diese Sachen zu bemerken, sicher hätte das keiner gemerkt indem er in einen Gespräch fragt, warum er gerade in das Unternehmen will oder was seine Stärken und Schwächen sind.
Btw ich fände es z.B. für ein Bewerbungsgespräch durchaus interessant, wenn man auch negativ über den alten AG spricht. Ganz einfach weil man da doch eher merkt woran sich die Person gegenüber reibt, ob das auch ein Thema ist für diese Stelle und das Team usw.
Ich mein was sagt dir mehr über mich, wenn du mich nach Stärken und Schwächen fragst und ich dir auf eine Stelle als Softwareentwickler sage, dass mein Französisch schlecht ist, was gar nicht Thema ist oder eine nicht vorhandene Schwäche als frühere Schwäche präsentiere und sage mir fällt das 10 Finger tippen nicht so leicht, wobei ich mich in den letzten Monaten intensiv damit beschäftigt habe um mich hier zu verbessern und mittlerweile schon von XXX auf XXX Anschläge gekommen bin oder wenn wir da drüber reden, dass mir z.B. nicht gefällt, dass beim alten AG viele kurzsichtige Entscheidungen für aktuelle Boni getroffen wurden und daher bestimmte Fehler über Jahre immer wieder wiederholt wurden. Man es nicht hingekriegt hat halbwegs einen Core von kundenspezifischen Änderungen zu trennen und kundenspezifische Sonderlocken dann bei Folgeprojekten immer zu Fehlern geführt haben und Wochen an Zeit verbrannt haben. Das man Fehler immer wieder mit Pflastern probiert hat zu Flicken, die weitere Komplexität geschaffen haben und overall nur noch mehr Folgefehler usw. Das Reviews von Projekten fehlten, um aus besagten Fehlern zu lernen, ggf. Leitfäden oder Checklisten für neue Projekte um nicht über Jahrzehnte immer wieder die gleichen Fehler zu machen usw.
Da weißt du dann doch, was mir wichtig ist, was mich stört, was meine Gedanken im Arbeitsleben sind. Das sagt dir doch viel eher, ob ich ins Team passe oder zumindest das möchte, was du als Entscheider am anderen Ende vom Tisch willst oder ob du sagst, er beschreibt quasi gerade unseren Laden und deshalb verlässt er seinen Alten, das wird nix werden.
Vor allem hat man da auch was zu sagen. Über Sachen die mir bei meinen AG gefallen oder nicht gefallen, was gut läuft, was man besser machen könnte und wie man es meiner Meinung nach besser machen könnte, da drüber könnte ich Tage lang reden.