Selbst konstruierter Objektivfuß, Prototyp, kann jemand beim Bau behilflich sein?

[Dr. MaRV]

Hallo Fotofreunde,

Weil mein neues gebrauchtes Objektiv seit 2015 nicht mehr hergestellt wird, aber nach wie vor sehr gefragt und in seiner Klasse immer noch ganz vorne mitspielt, habe ich mir einen Objektivfuß konstruiert. Ziel war es das Objektiv tiefer zu legen, Sodass sich der Schwerpunkt im Gimbal oder auf dem Monopod günstiger verlagert. Der neue Fuß musste also deutlich flacher werden als der "Werkshenkel", integriertes Arca Swiss Profil und Magpul QD Gurtanker sollten ebenfalls sein. Ich nutze einen Magpul Gewehrgurt mit QD (Quick Detach), für mich persönlich der beste Kameragurt überhaupt. Im Bedarfsfall ist die Kamera blank und nichts stört. Passende L-Winkel und Objektivplatten/Füße vorausgesetzt.

Hier also nun meine Konstruktion, es ist ein Fuß für das Nikon AF-S NIKKOR 600 mm 1:4G ED VR.
Vielleicht passt er auch an andere Nikorre wie bspw. dem AF-S 400 1:2,8D ED, oder AF-S NIKKOR 400 mm 1:2,8G ED VR, oder noch ältere 600er. Rein vom aussehen her könnte es passen, mir fehlen jedoch diese Objektive um Maß nehmen zu können.

Mein Problem besteht darin, dass ich niemanden habe oder kenne, der so etwas auf der Fräse aus Stahl herstellen könnte.
Stahl deshalb, weil am QD große Kräfte wirken und Aluminium sich ausarbeiten würde. Irgendwann würde die Kugelsperrklinke des Gurtes nicht mehr halten. Alternativ wäre auch eine Herstellung aus Aluminium möglich und nur den QD Gurtanker aus Stahl zu fertigen. Dieser müsste dann aber möglichst untrennbar mit dem Aluteil verbunden werden. Entweder durch einpressen oder einschrauben.
Die Konstruktion liegt als Autodesk Fusion 360 Datei, STL und bei Bedarf auch weiteren Formaten vor.
Mehr Infos kann ich bei Bedarf und Notwendigkeit gerne geben.
Wenn jemand helfen könnte oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der helfen könnte wäre das Super.
Vielleicht kann man den Traum vom modernen Objektivfuß für's alte Objektiv ja im Kollektiv verwirklichen?
Auch wenn ich nicht glaube, das man das zu annehmbaren Kosten verwirklichen kann.

Dieses Griff ist instabil und federt wegen des großen Hebels mehr als man möchte. Keine Ahnung was Nikon da geritten hat?

Hier meine Verbesserung

 

[madmax2010]

Hast du mal nach makerspaces / hackerspaces in deiner Umgebung geschaut> viele haben kleine CNC maschinen

 

[duskstalker]

bei der cnc Geschichte kann ich leider nicht helfen, aber bist du sicher, dass es keinen Fuß fürs 600 4 vr gibt? Also bspw hier:
https://www.augenblicke-eingefangen.de/

 

[Dr. MaRV]

@madmax2010
Schau ich mir mal an. Danke schonmal

@duskstalker
Ja, die Füße dort sind alle für das neuere F4E, einzig der nicht lieferbare Fuß von Wimberley würde passen, allerdings fehlt da die QD Aufnahme und ich müsste mit einer extra Klemme arbeiten. Das würde ich gern vermeiden. Dann braucht man kein QD.

 

[MichiSauer]

Die klassische Nicht-Konstrukteur-Problematik

1. Sowas machst du bei den Größen nicht aus Stahl. Nimm lieber eloxiertes Aluminium mit Gewindeeinsätzen.
2. Verrundungen und Hinterschnitte sind zum Fräsen immer doof. Hier sollte man nochmal Hand anlegen. Fasen sind besser zu fertigen.
3. Fräsen lassen kannst du sowas halt bei fast jedem, der ne Fräsmaschine besitzt und das anbietet. Sei dir jedoch darüber im Klaren, dass das alles andere als Günstig wird.
4. Deine Momentane Konstruktion schreit "gieß mich".

Wenn du mir die Maße und Daten mal zukommen lässt oder besser noch das Teil als STEP-Datei schau ich gerne mal drüber, wenn ich zu hause bin und nich mehr auf Arbeit.

EDIT:
Den Gurtanker-Teil aus Stahl und dann eingeschraubt wäre hier die passende Lösung. Einpressen zwischen Alu und Stahl schreit nach Korrossion.

 

[Dr. MaRV]

@MichiSauer
Danke für deine Tipps. Ich lass das Teil gerade durch meinen Drucker laufen um sicherzugehen das es auch passt. Die Maße sind absolut, ich denke es wird hier und da ein bisschen eng als gedrucktes Teil.
Cura sliced immer von der Nozzlemitte und da ich eine 0,4mm Düse habe, wird alles um 0,2mm zu eng, oder zu groß. Je nachdem wo sich die Wandung befindet.

Ich denke man könnte es auch komplett aus Aluminium fertigen. Mein L-Winkel an der Kamera ist auch komplett aus Alu (6061-T6), nur hängen da keine 6,5 Kilo dran. Ich habe ein paar Arca-Platten/Schienen von Kirk, die haben immer einen Einsatz aus Stahl in der Aluschiene. Darum dachte ich das hier auch zu machen.
Aber wie gesagt, ich denke Alu geht auch.
Die Radien kann man auch als Fase machen, da schaue ich noch mal drüber und mache eine zweite Version.
Es ist ja nur optisch und nicht funktional.
Die STEP kann ich dir schicken, kannst gerne drüber schauen, ich würde mich freuen.

Günstig wird es vermutlich nicht, wenn ich das machen lasse. Wie verlässlich die Kalkulationen der Anbieter sind weiß ich nicht, aber ich habe jetzt Preise zwischen knapp 230 und 600 Euro als Aluteil.
Favorisiert wird Momentan DMSLS, da ist das Material zwar ein anderes (AlSi10Mg) aber es ist wohl vergleichbar denke ich?

 

[MichiSauer]

Das AlSi10Mg hat eine etwas höhere Zugfestigkeit als das 6061. Getempert (T6) erreicht es zwar ähnliche Werte wie das Si10, aber hat eine Höhere Dehnung.
Beides kannst du dafür einsetzen. Den Einsatz für die Aufhängung würde ich dennoch aus Stahl ausführen und verschrauben. Das sollte in der Regel stabiler und sicherer sein. Wie genau kann ich mal konstruktiv zu hause schauen.

Wenn du mir die Datei schicken willst, schreib mir mal privat, dann geb ich dir meine Mail.

 

[Dr. MaRV]

Der Druck ist fertig und die Maße passen wunderbar. Wie zu erwarten sind die Bohrungen ein bißchen eng. Liegt an der Art wie Cura sliced. Hier hätte man überall 0,2mm zugeben müssen. Der Rest passt wie Arsch auf Eimer. Jetzt muss das nur noch in Metall.

 

[Dr. MaRV]

Falls es noch jemanden interessiert, ich habe den Fuß noch einmal etwas überarbeitet und jetzt in Fertigung gegeben. Es wird am Ende hoffentlich ein Objektivfuß aus 6061-T6 Aluminium mit feinen Toleranzen und geschlichteter Oberfläche (Ra 1,6) bei mit ankommen. Der Preis für die Fertigung liegt bei 236,81 inkl MwSt. und Versandkosten. Ein Preis mit dem ich leben kann, denn Objektivfüße aus Massenproduktion von Namenhaften Herstellern wie Kirk oder ReallyRightStuff liegen auch so bei 180 Euro.

 

[duskstalker]

bitte ein Bild vom fertigen Teil. preislich absolut in Ordnung

 

[andi_sco]

Ja, das würde mich auch interessieren

 

[Dr. MaRV]

So, letztes Update. Der Fuß ist heute angekommen. Qualität und Maßhaltigkeit stellen mich absolut zufrieden. Er passt wie angegossen, so wie ich es mir vorgestellt habe bei der Konstruktion. Auch die Gewinde sind absolut präzise. Darunter ein nicht ganz übliches M14x1,5 6H. Die Oberfläche sieht auf den Fotos schlimmer aus als sie ist. Man kann im Licht die Bearbeitungsspuren der Maschine sehen, aber absolut nichts fühlen, es fühlt sich an wie poliert. Für mich persönlich hat sich das Ganze gelohnt, ich bin super happy und habe nun den für mich und meine Bedürfnisse perfekten Objektivfuß für mein Tele.

 

[andi_sco]

Könntest du die Fotos nochmal machen, wenn das Fenster/Licht hinter dir ist?

 

[Dr. MaRV]

Hab nochmal neue gemacht, sind nicht viel besser. Ich wollte jetzt nicht die große Knipse mit Blitz starten. Telefon muss reichen.

 

[andi_sco]

Fenster/Licht hinter dir ist

 

[Dr. MaRV]

@andi_sco
Hab heute morgen neue Fotos gemacht. Ging leider nicht schneller.
Der U-Boot-Turm nimmt den QD Anker auf. Da dieser eigentlich durch ein Loch im hohlen Kunststoffschafft einer Büchse/Flinte gesteckt und mit Mutter und Federscheibe verschraubt wird, ist er deutlich länger als nötig. Das liegt am 5mm Innensechskant, der sich im Boden des Ankers befindet, um ihn festhalten zu können.
Das Teil habe ich so konstruiert, dass ich die Schrauben der Originalfüße (es gibt einen langen hohen und einen kurzen flachen) benutzen kann. So ist ein Wechsel mit dem im Koffer befindlichen Werkzeug jederzeit möglich.
Das Objektiv baut jetzt schön niedrig und sitzt damit deutlich näher am horizontalen Drehpunkt des Gimbal, was der Handhabung und dem Austarieren sehr entgegenkommt. Auch am Wimberley Monopod Gimbal ist es jetzt viel näher am Monopod und zieht deutlich weniger zur Seite. Man benötigt am Monopod jetzt viel weniger Kraft, um es aufrecht in Balance zu halten.