Suche einen Kopfhörer mit der größtmöglichen "Bühne"

Zum Thema Bühne:

Ich habe in den letzten Jahren etliche Kopfhörer in meinem Arsenal* in einem langwierigen Prozess per A/B-Methode mit Pink/White Noise über einen EQ aneinander angeglichen.

*HD668 B, HD681, DT 880, DT 990, X2HR, Q701, HE4XX, ATH-R70X, HD650, HD700, Nighthawk

Das Ergebnis war ein in weiten Teilen tatsächlich erschreckend ähnliches Klangbild, bei dem auf den ersten Hören kein elementarer Unterschied zwischen einem KH mit eher schlechter Bühne und einem KH mit eher guter Bühne zu hören war. Die Illusion von Breite und Tiefe lag erstaunlich nah beinander. Praktisch bestand der größte Unterschied tatsächlich in der äußeren Abschottung und dem Tragekomfort.

Für mich ist das ein Beleg dafür, dass sich die Räumlichkeit bei Kopfhörern weitestgehend aus dem spezifischen Frequenzgang ergibt, welche mal mehr, mal weniger nah an der eigenen HRTF liegt.
Was ich allerdings festhalten muss, ist, dass die Bauform des Gehäuses durchaus bevor- oder benachteiligend auf die Räumlichkeit einwirken kann, was sich in einigen Punkten leider auch nicht per EQ korrigieren lässt. KH wie der HD650 oder ATH-R70X zum Beispiel haben sehr offene Blenden, die breitbandig sehr viel Crossfeed zulassen. Die ausgeprägte akustische Überlagerung beider Kanäle entspricht einer Tendenz zum Mono-Mix, die sich als eine vergleichsweise schmalere, frontverlagerte Bühne äußert. Das sind letztlich wohl auch die Ursachen, warum diese KH eher für ihr Imaging als ihre Stereobreite gelobt werden.
Im Gegensatz dazu scheinen mir KH wie der HD700 oder der Nighthawk bessere Designs zu haben, bei denen die Muscheln eher positive, verbreiternde Effekte hervorrufen. Ich denke, das hat mit der spezifischen Laufzeitverzögerung und Pegeldämpfung bestimmter Frequenzbereiche zu tun, die hier generell näher an meiner eigenen HRTF zu liegen scheinen. Und auch innerhalb der Muschel scheint sich das Layout mit den etwas angewinkelten Treibern positiv auf die Anregung von ohrspezifischen Resonanzen auszuwirken, die eine Außer-Kopf-Lokalisation suggerieren.

That said - im Wesentlichen ist der spezifische Frequenzgang des Systems immer noch die ausschlaggebende Gelingensbedingung, ob die Räumlichkeit als authentisch empfunden wird oder nicht. Und das lässt sich bis zu einen gewissen durchaus auch per EQ manipulieren.
Davon abgesehen macht es natürlich Sinn, sich nach einem KH mit HRTF-affinem Design umzusehen.

Aus meiner Sammlung kann ich da insbesondere den HD700 sowie den Nighthawk empfehlen. Diese beiden Modelle haben allerdings markante Eigenheiten, die gewissermaßen Kehrseiten ihrer Medaillen sind. Der Sennheiser hat nämlich sehr ausgeprägte Sibilanten, welche durch einen ordentlichen Peak in den Höhen verursacht wird. Ist vom Konzept her ähnlich wie bei den alten Beyer DT. Der Audioquest hingegen hat out of the box einen sehr gewöhnungsbedürftigen, dumpfen Frequenzgang mit ausgeprägtem Bass-Bleed und stark abgesenktem Präsenzbereich. In beiden Fällen würde ich den Einsatz eines EQ empfehlen, da diese KH ansonsten wirklich sehr spezifisch sind und kaum bis gar nicht als Allrounder zu empfehlen sind. Dennoch: Wer sich die Mühe macht und den EQ bemüht, wir mit einem sehr guten räumlichen Bild belohnt.

Für diejenigen, die weniger bastelfreudig sind, würde ich eher sowas wie einen X2HR empfehlen. Der hat imo ein gutes Design und klingt auch nicht völlig verbogen.
Von HiFiMAN könnte man den Sundara probieren. Persönlich bin ich mit deren Designs komforttechnisch aber nie wirklich warm geworden.
Bei Sennheiser ansonsten den HD560, der nicht unter der Ermüdung der 6er Serie leidet.
Zu AKG kann ich persönlich keine nachhaltige Rezension abgeben, weil die physikalisch einfach nicht gut auf meinen Kopf passen.

Achja, Stichpunkt Komfort: Nighthawk, hands down!

- - -

So. Alles a bissel länger geworden. Hoffe, es hilft dennoch bei der Auswahl und Eingrenzung weiter. :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: mawasesnet, PeterPlan und BlackhandTV
Danke, das ist glaube ich sehr hilfreich, da ich soviel recheriert und eigene Erfahrung gemacht, scheint der HD800 wirklich das Maß aller Dinge im Gaming zu sein.

Ich werde daher den HD700 priorisieren, ich arbeite ausschließlich mit EQ, wenn ich ihn für kleines Geld bekomme, kann man denke ich nichts falsch machen.

Was duckduck schreibt ist komischerweise genau das Gegenteil aller Erfahrung und Profimeinungen, aber nun gut.

Mir wurde damals auch vom HD800 abgeraten, man darf halt nicht immer blind hören was einem gesagt wird.

Dein Beitrag hat mir jedenfalls geholfen, danke! :daumen:
 
Googelt mal nach: "Blauertsche Bänder", dann wird vielleicht einiges noch klarer. ^^
 
BlackhandTV schrieb:
duckduckstop ist glaub ich nen Troll
Nur weil ich nicht das schreibe was du hören willst?
BlackhandTV schrieb:
Was duckduck schreibt ist komischerweise genau das Gegenteil aller Erfahrung und Profimeinungen, aber nun gut.
Zeig mir eine "Profimeinung" die das Gegenteil von dem ist was ich geschrieben habe.
 
DuckDuckStop schrieb:
Nur weil ich nicht das schreibe was du hören willst?

Zeig mir eine "Profimeinung" die das Gegenteil von dem ist was ich geschrieben habe.
nein, weil es fachlich nicht korrekt ist.

Vorher müssten wir uns auf die Definition Profi usw. einig werden usw.

alleine meine Meinung als Amateur ist wertvoll, wenn du nicht vom Fach bist, bezweifel ich grundsätzlich fragwürdige Aussagen, tut mir leid.

Google hilft, bzgl. der fachlichen Einordnung der HD800
 
BlackhandTV schrieb:
nein, weil es fachlich nicht korrekt ist.
Proove me wrong!

Wie gesagt, zeig mir eine einzige Meinung die meiner widerspricht, du hast ja behauptet meine Meinung würde derer aller "Profis" (an dem Begriff müssen wir uns jetzt auch nicht aufhängen) widersprechen. Also, Belegen bitte.

Du wirst keinen einzigen finden der sagt, dass Bühne wichtiger als Imaging ist.
 
DuckDuckStop schrieb:
Du wirst keinen einzigen finden der sagt, dass Bühne wichtiger als Imaging ist.
das war ja auch niemals die Aussage, aber alleine das du sagst du weißt besser was ich brauche, erfordert keine Arbeit meinerseits um dir das Gegenteil zu beweisen. Tut mir leid.
 
Das war aber meine Aussage.

Und wenn man als Laie Hilfe bei Leuten sucht die sich mit der Materie auskennen, sollte man auch auf sie hören anstatt eingeschnappt zu sein.
 
BlackhandTV schrieb:
scheint der HD800 wirklich das Maß aller Dinge im Gaming zu sein.
Das würde ich nicht unbedingt sagen. Kopfhörer sind systematisch bereits ein schwerwiegender limitierender Faktor, bei dem die räumliche Darbietung ganz erheblich davon abhängt, was abgespielt wird.

Insbesondere im Fall Gaming hängt das Gelingen der Lokalisation einer Schallquelle ganz elementar davon ab, wie die Engine den virtuellen Raum berechnet und dann auf 2.0 für unsere beiden Ohren heruntermischt. Und: Der Kopfhörer selbst ist dabei eben nicht dazu in der Lage, Raumklang von selbst zu erzeugen. Die Bauart und insbesondere Abstimmung des Kopfhörers kann höchstens bestimmen, wie intensiv wir raumgebende Nuancen ("spatial cues") wahrnehmen und ob die gesamte Bühne gefühlt eher in die Breite geht oder sich andererseits eher nach vorne ins Center verengt.

In der Szene wird Kopfhörern mit besonders breiter Bühne übrigens häufig ein eher schlechtes Imaging (also räumliche Trennschärfe) zugeschrieben, wohingegen Kopfhörern mit eher schmaler Bühne häufiger ein gutes Imaging zugeschrieben wird. Ein Stück weit sind diese Eigenschaften also gegenläufig, was ja auch Sinn macht, da die Auflösung der Quelle immer gleich bleibt und lediglich mehr oder weniger in die Breite gezogen wird, was die einzelnen Schallquellen dann eben breiter (immersiver) oder schmaler (trennschräfer) erscheinen lässt.

Diese kopfhörerspezifischen Abhandlungen sind im Vergleich zu dem, was eine gute virtuelle Simulation mit Berücksichtigung der kopf- und raumbezogener Parameter bewirken kann, aber häufig völlig zweit- bis drittrangig. Ein Wechsel eines Kopfhörers mit eher mittelguter Bühne zu einem Kopfhörer mit sehr guter Bühne bedeutet nicht zwangsläufig, dass man wirklich mehr aus der Quelle (d. h. dem Stereo-Mix des Spiels) herausholen kann. Eher wird die Art und Weise, wie man diese räumlichen Details wahrnimmt, um gewisse Nuancen und Tendenzen verbessert oder verschlechtert. Der fundamentale Flaschenhals liegt am Ende jedoch immer beim Spiel selbst und dessen Fähigkeit, authentischen Raumklang auszugeben. Ansonsten ist und bleibt der jeweilige Frequenzgang der zweitwichtigste Faktor. Und eben da muss es nicht zwangsweise ein HD800 sein. Es reicht genau so auch ein X2HR, DT880 oder K701, den man ggf. per EQ an seine persönlichen Bedürfnisse anpasst.

Eines darf man bei all dem auch nicht vergessen: Das Gelingen der Lokalisation hängt maßgeblich davon ab, wie gut ich das Spiel kenne, d.h. wie gut sich meine Ohren an den spezifischen Raumklang gewöhnt haben. Und hier heißt es dann: Übung, Übung, Übung. Wer dabei Schwierigkeiten hat, sollte mit dem EQ experimentieren und vor allem an den Höhen schrauben. Ein Wechsel des Kopfhörers kann helfen, ist aber bei weitem keine Garantie, dass man auf irgendeine Art und Weise mehr aus der Quelle herausholen kann.

BlackhandTV schrieb:
wenn ich ihn für kleines Geld bekomme, kann man denke ich nichts falsch machen
Sollte sich irgendwo im Rahmen 200-250 Euro in gutem Zustand einpendeln.
Bedenke aber, dass der HD700 bei Sennheiser end of life ist. Ersatzteile, insbesondere Pads, sind damit nur schwer zu bekommen. Gleiches gilt leider auch für den Nighthawk, der sich allerdings leichter mit After-Market-Pads umrüsten lässt.


@DuckDuckStop
@BlackhandTV
Reißt euch mal bitte zusammen, sonst muss noch jemand eingreifen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: TPZ, mawasesnet und BlackhandTV
Der Kabelbinder schrieb:
(...)
Eines darf man bei all dem auch nicht vergessen: Das Gelingen der Lokalisation hängt maßgeblich davon ab, wie gut ich das Spiel kenne, d.h. wie gut sich meine Ohren an den spezifischen Raumklang gewöhnt haben. Und hier heißt es dann: Übung, Übung, Übung. Wer dabei Schwierigkeiten hat, sollte mit dem EQ experimentieren und vor allem an den Höhen schrauben. Ein Wechsel des Kopfhörers kann helfen, ist aber bei weitem keine Garantie, dass man auf irgendeine Art und Weise mehr aus der Quelle herausholen kann.
(...)

Danke, ich finde der Punkt wird immer absolut vernachlässigt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: BlackhandTV und Der Kabelbinder

Ähnliche Themen

Zurück
Oben