@ T0a5tbr0t #1574
Vielen Dank für diesen entschärfenden Post in diesem schwierigen Thread. Es hat mich wirklich gefreut, dass sich jemand über die Gründe Gedanken macht und nicht nur auf die Reaktion. Das ist momentan genau das Problem. Es wurden die Probleme unter den Teppich gekehrt und begraben, Lösungen nur vereinzelt gesucht, und jetzt gerade, wo die Lunte brennt, dauern die Reaktionen umso langsamer.
Das ist das, was wirklich bitter aufstößt. Wusste man ja um der Probleme, tat aber nichts. Jetzt sind Taten gefordert, aber man will niemanden verärgern.
Ja, aber das ist wieder nur die Reaktion, kein Grund. Wieso sollte man der Reaktion plötzlich Beachtung geben?
Angst ist ein Reflex und damit sehr ungenau. Außerdem sehr Subjektiv.
Viele haben (berechtigt) Angst vor Terroranschlägen, obwohl der Straßenverkehr statistisch viel gefährlich ist. Gesellschaften sind einfach nicht gut in solchen Einschätzungen.
Man sollte meinen, weil das so ist, und weil Politiker im allgemeinen genau das wissen oder wissen sollten (da sie ja für Millionen Menschen im Land stehen, damit eingeschlossen Asylanten, Flüchtlinge und Ausländer), müssen sie dem entgegen wirken und eben etwas TUN. Die Reaktion der Bevölkerung ist in meinen Augen wirklich Angst. Angst gab es aber vor den Flüchtlingen auch schon. Nur eben nicht in einem so großen Umfang. Da hatte man einfach noch die, ich nenn sie mal, Luxusangst. In Deutschland wird jeder, der Hilfe braucht versorgt. Dass das gewissen Reglementierungen bedarf, das sehe sogar ich ein, wenn ich auch an der Umsetzung und der Verteilung der Gelder den Kopf schütteln kann. Es ist keine Existenzangst, sondern eine Sicherheitsangst. Wird meine Rente reichen? Sind meine Kinder versorgt mit allem, was sie für einen guten start benötigen? Habe ich morgen noch eine Arbeit? Ist das, was ich aufgebaut oder als Rücklage habe für Notfallzeiten sicher?
Und dann kamen die anderen Ängste dazu. Im kalten Krieg gab es sicherlich ebenso genügend Existenzängste. Auch hier konnte der Bürger nun eigentlich nicht weiter eingreifen. Er war machtlos, ein paar Idioten hätten die Welt einfach so vernichten können. Nur hatte da fast jeder Arbeit, die Leute waren beschäftigt, der Austausch von Meinungen über ein so gewaltiges Informationsgebendes Medium wie das Internet gab es noch nicht. Also andere Bedingungen.
Und wie immer geschrieben wird: ...wie damals beim zweiten Weltkrieg... der sollte wirklich nachlesen WARUM jemand an die Macht kam. Das war auch auf Ängste geschürt und passiert nun auch wieder.
Aber warum kann sich diese Angst überhaupt ausbreiten? Vielleicht, weil davon momentan einfach viel zuviel vorhanden ist. Was tun gegen Terroristen? Na nichts. Überwachung hilft da nunmal nicht. Was tun gegen die hohe Arbeitslosigkeit? Na nicht, auswandern hilft evtl., immerhin gibt es einfach nicht für alle Arbeit. Aber das sieht im Ausland nicht anders aus. Was tun, wenn man im Alter wahrscheinlich zu wenig Geld hat? Was tun die Kinder, wenn sie mich im Alter finanzieren müssen? Das sind Ängste, die der Staat unterbinden KÖNNTE. Macht er aber nicht. Stattdessen wird die Absicherung immer weiter abgebaut. Die Folgen sind nunmal Angst, zum Teil aber auch Resignation, die dann schnell jedoch in einen polarisierten Hass umschwingen kann. Von Radikalen gefördert, dass man immer eine Wahl hat, zur Not die Gewalt.
Also einfach Angst vor Veränderung? Organisierte Übergriffe wie in Köln hätten theoretisch auch ohne größere Flüchtlingsmengen passieren können. Es müssen generell Möglichkeiten gefunden werden, soetwas zu verhindern. Egal von wem.
Eben, und was wird getan? Die Ängste der Menschen werden geschürt, gesteuert. Anstatt einfach darauf hinzuweisen, dass wir in einem Rechtsstaat leben, es schon Gesetze gibt, wir sie aber produktiv ausführen können wenn ALLE auch mitmachen. Stattdessen werden härtere Strafen gefordert. Straffällige Ausländer raus (was für mich sogar je nach Situation durchaus in Ordnung ist, jemand der jedoch 10 Jahre in Deutschland wohnt ist für mich kein Ausländer mehr; das aber als ein völlig anderes Grundthema). Usw. usf. Diese Ängste werden also mit der Brechstange vergrößert. Und DANN, nachdem wieder die Resignationsphase kommt, werden unzufriedene Menschen, die nach Lösungen schreien (die es ja auch schon gibt), als einer bestimmten Richtung zugehörig angesprochen. Die, die sagen wir haben schon Lösungen und wir sollten die Leute willkommen heißen sind die Linken. Und die, die härtere Strafen gegen Ausländer wollen sind die Rechten.
Zu der Religionsfreiheit. Als bibeltreuer Christ kann man sich in Deutschland eigentlich gar nicht mehr wohlfühlen. Denn das alte Testament (auch wenn es schon so genug Wiedersprüche zum Neuen gibt) kann gar nicht mehr gesetzeskonform ausgeübt werden. Sonst müssten da draußen viel mehr Menschen mit Breitschwertern die Ungläubigen umbringen, und Sklaven wären noch erlaubt, Frauen hätten weniger Rechte.
Aber in Deutschland ist da Gesetz nunmal höher gestellt. Das muss auch Menschen mit anderen religionszugehörigkeiten klar sein. Und wenn dem nicht folge geleistet wird, wenn weiterhin mit religiöser Tendenz Straftaten begangen werden, so muss dann halt das Gesetz einspringen und das verurteilen (was auch passiert). Man muss aber aufpassen, dass so etwas keine Ballungsräume und Parallelgesellschaften erzeugt. Und in meinen Augen daher je nach Region regionale Zusatzparagraphen einführen um das eben auszuhebeln. Eine Sharia braucht in Deutschland niemand. Eine radikale Christenpolizei auch nicht. Alles was dafür sorgt, dass die nationalen Gesetze nicht anerkannt werden, ist eigentlich eine Gefährdung der Demokratie. Und sollte daher auch als solches bekämpft werden. Mit Aufklärung, mit Zusammenarbeit, aber auch mit Durchsetzungscharakter. Damit es nicht schlimmer wird.