News Vertragsbruch: Arm verklagt Qualcomm und Nuvia wegen Lizenzabkommen

Dereric schrieb:
Also so wie ich das gelesen habe, ist die Sache ein wenig komplizierter. Ich hab folgendes dazu gelesen:

Aus der Sicht von Qualcomm ist die Sache recht einfach. Qualcomm wird die SoC mit den Phoenix-Kern, den sie mit dem Kauf von Nuvia erworben haben, unter der Architektur-Llizenz (ALA) lizensieren. Aktuell übernimmt Qualcomm unter der TLA ganze Kerne. Bei der TLA bezahlt Qualcomm erheblich mehr als bei einer ALA. Damit wird Qualcomm in Zukunft erheblich weniger Lizenzgebühren als aktuell an Arm zahlen. Das passt Arm nicht und deshalb will Arm zusätzliches Geld von Qualcomm. Als Qualcomm hat diese Forderungen nicht akzeptiert. Im Februar kündigte Arm die Nuvia Lizenz und stellte einige Forderungen. Dise Forderungen sind aber IMO nur Mittel um Qualcomm zum Bezahlen zu bewegen. Wie auch die Klage.

Der große Rahmen der Geschichte ist, dass Arm ein massives Geldproblem hat. Da schien die Übernahme von Nuvia durch Qualcomm eine gute Gelegenheit zu sein die Kassen zu füllen, doch Qualcomm hat nicht mitgespielt. Und der Eigner Softbank hat noch ein viel größeres Geldproblem und muss Arm an die Börse bringen. Aber ein Unternehmen, das fast nichts verdient, ...

Alles dreht sich darum, ob
  • die Architektur-Lizenzen (ALA) von Nuvia und Qualcomm irgend etwas beinhalten, was Arm das Recht gibt, beim Übertragen des Phoenix-Kerns von Nuvia auf Qualcomm Einspruch bzw. Ansprüche zu erheben.
  • die Architektur-Lizenz von Qualcomm, tatsächlich so umfassend ist, dass Qualcomm die Arbeit am Phoenix-Kern unter der eigenen Architektur-Lizenz fortsetzen kann.
Arm sieht bei der ganzen Sache nicht gut aus. Die Klageerwiederung von Qualcomm liest sich stimmig und lässt Arm sehr schlecht aussehen.

Am Mittwoch hat Qualcomm in eine neue Fassung der Klageerwiderung noch einmal nachlegt.
https://storage.courtlistener.com/recap/gov.uscourts.ded.79892/gov.uscourts.ded.79892.19.0.pdf

Qualcomm wirft Arm vor, dass Arm die Kunden von Qualcomm einschüchtert, indem Arm die Unwahrheit über Qualcomms Lizenzsituation verbreitet. Und damit wird die Sache richtig ekelig.

Das führte zu der Geschichte, dass Arm das Geschäftsmodell ändern will. Ein Unternehmen das auf die eigenen Geschäftspartner losgeht riskiert seht viel.
 
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ETI1120 schrieb:
[...]
Der große Rahmen der Geschichte ist, dass Arm ein massives Geldproblem hat.
[...]
Wo hat ARM ein massives Geldproblem? 2021 sind die Gewinne um weniger als 2% zurückgegangen, was im Jahresbericht von Softbank mit Corona begründet wird. Die Pressemeldung für das Q1 2022 zu den Finanzen von ARM sehen dann so aus:
https://www.arm.com/company/news/2022/08/arm-achieves-record-revenue-and-shipments-in-q1-fy-2022

Ich sehe da kein massives Geldproblem bei ARM. Einzig sehe ich SoftBank, die versuchen ARM für Börse bzw. Analysten interessanter zu machen und dabei die Axt an Substanz und Diversifikation der Firma legen. Teile von ARM wurden als IoT Service Group ausgegliedert. Es gab Entlassungen von 15..18% über die sich andere Chipdesigner riesig freuten (Imagination Technologies hat extra in Cambridge eine neue Niederlassung gegründet..) und jetzt wird versucht über aggressive Lizenzverhandlungen die Einnahmen zu erhöhen bzw. es für Analysten es so aussehen zu lassen, als ob da große Steigerungen drinnen wären.
Gleichzeitig scheinen die Kunden von ARM gerade alle recht verschnupft auf die Entwicklungen zu reagieren. Wobei alle ARM-Kunden gleichzeitig RISC-V Cores schon produktiv haben oder sich damit beschäftigen..
 
Piktogramm schrieb:
Wo hat ARM ein massives Geldproblem?
Die neuesten Zahlen hatte ich nicht gesehen. Da ging es deutlich aufwärts, ansonsten ging es die letzten Jahre eher seitwärts.

Ich hatte das was im Ohr, dass Arm nach dem Kauf durch Softbank massiv investiert hat, aber hier nur relativ wenig neue Umsätze entstanden sind und über die jahre die Margen schlechter wurden.

Piktogramm schrieb:
Ich sehe da kein massives Geldproblem bei ARM. Einzig sehe ich SoftBank, die versuchen ARM für Börse bzw. Analysten interessanter zu machen und dabei die Axt an Substanz und Diversifikation der Firma legen.
Arm muss an der Börse verkauft werden, also fordert die der Besitzer gute Zahlen, die einen hohen Ausgabekurs rechtfertigen. Und damit hat auch Arm ein Geldproblem.

Das absolut kritische für Arm ist, dass sich RISC V in den letzten beiden Jahren massiv entwickelt hat. Es fängt an Arm das Low End wegzufressen. Es ist abzusehen, dass auch Leistungsfähige Kerne mit RISC V kommen.

Dann hat ARM nur noch den Vorteil durch die bessere Toollandschaft. Aber auch hier wird RISC V durch das enorme Momentum aufholen.

Mit diesem Hintergrund finde ich es sehr riskant die Preise zu erhöhen. Und einen der größten und ältesten Kunden so anzugehen ist schlicht und einfach dumm.

In der Anklageschrift zu behaupten Qualcomm wäre mit den eignen Kernen gescheitert ist dreist. Bei 32 Bit war Qualcomm sehr erfolgreich. Richtig ist bei 64 Bit haben sie es aufgegeben. Ich habe gehört, dass dies mit den Entlassungen zur Abwehr des Übernahmeversuchs durch Broadcom zu tun hat.
 
Ich würde das "muss" in "ARM muss an der Börse verkauft werden" nicht unterstützen. SoftBank will liquide Mittel und zwar bedeutend schneller, als sie ARM erwirtschaften kann, aber so richtig Zwang gibt es da nicht.

Das RISC-V gerade so viel Schwung hat liegt Imho auch daran, dass ARM für Viele nicht mehr als zuverlässiger Partner gesehen werden kann.
 
ETI1120 schrieb:
Dann hat ARM nur noch den Vorteil durch die bessere Toollandschaft.
Wenn es bei Risc V richtig läuft und man sich darauf einigt das ein Image auf allen Systemen läuft und sich dann im Handybereich durchsetzt dann ist ARM weg vom Fenster. Auch die bessere Toollandschaft wird sie in dem Fall nicht mehr retten können.
 
Piktogramm schrieb:
Ich würde das "muss" in "ARM muss an der Börse verkauft werden" nicht unterstützen. SoftBank will liquide Mittel und zwar bedeutend schneller, als sie ARM erwirtschaften kann, aber so richtig Zwang gibt es da nicht.
Ich habe Softbank nicht verfolgt, was ich mitbekommen habe ist, dass sie nicht unbedingt die hellsten Investoren sind. Sie haben so wie ich mitbekommen habe einiges verbockt und massiv Geld verzockt. Bei Firmen die dringend liquide Mittel benötigen kann man lange über wollen oder müssen diskutieren.
Piktogramm schrieb:
Das RISC-V gerade so viel Schwung hat liegt Imho auch daran, dass ARM für Viele nicht mehr als zuverlässiger Partner gesehen werden kann.
Das ist einer der wichtigsten Faktoren. Das Gebaren von Arm macht den Umstand, dass RISC V ohne Lizenzen und von einer Non-Profit-Organisation verfügbar ist, erst so richtig bewusst. Ich kann bis heute nicht verstehen sowie Unternehmen ihre Software auf Java aufgebaut haben. Alles basierte auf dem Good Will von Sun. Google war nur das lukrativste Ziel. Hätte Oracle bei Google erfolg gehabt hätte auch andere geblutet.

Ein ganz wichtiger Umstand ist, dass RISC V gerade für Universitäten ein ideales Lehrmittel ist. Das sorgt für viele Projekte, die die Möglichkeit mit RISC V neue Konzepte auszuprobieren und bewirkt dass es sehr bald Unmengen von Leuten gibt, die Mikroprozessortechnik auf der Basis von RISC V gelernt haben.

ModellbahnerTT schrieb:
Wenn es bei Risc V richtig läuft und man sich darauf einigt das ein Image auf allen Systemen läuft und sich dann im Handybereich durchsetzt dann ist ARM weg vom Fenster. Auch die bessere Toollandschaft wird sie in dem Fall nicht mehr retten können.
Bevor sich RISC V im bei Smartphones durchsetzen kann muss es erst ein Betriebssystem und eine Laufzeitumgebung geben, die RISC V unterstützen. Bei Apple sehe ich das nicht, bei Android ist das eher möglich. Sogar ohne direkten Sopport von Google wäre es denkbar. Ein komplett neues Betriebssystem
Aber dafür müssen erst noch die SoC kommen.

Vor 2 Jahren hätte man gesagt, chancelos. Heute ist es eine denkbare Option, aber das braucht noch einiges an Zeit.
 
@ModellbahnerTT @ETI1120
Was Betriebssysteme angeht, die Menge an RISC-V Anpassungen in Linux sind enorm. Ubuntu gibt es mittlerweile offiziell als RISC-V Version: https://ubuntu.com/blog/canonical-enables-ubuntu-on-starfives-visionfive-risc-v-boards

Und RISC-V Support seit diesem Monat im Android mainline:
https://riscv.org/blog/2022/10/risc...rce-project-risc-v-port-risc-v-international/

und Yocto Linux für embeded für die SiFive IP gibt es auch.

Für den Windowsdesktop wird das lange nicht relevant werden, abseits davon geht es aber gerade in einem unglaublichem Tempo voran beim Softwareökosystem. Wenn ARM keinen Kuschelkurs einschlägt und der Entwicklung damit Wind aus den Segeln nimmt, erwarte ich in 2..5Jahren RISC überall dort, wo es den (End-)Kunden jetzt schon egal ist, welcher CPU-Architektur darunter läuft.

Edit:
@ETI1120
Du du RISC-V bei Apple nicht siehst, Apple hat Entwickler für RISC-V angeheuert sowohl für Design der Hardware als auch Software. Wenn die da auch nur anfangen ARM Cores im Speicher, DSPs, Modems oder ähnlichem durch RV zu ersetzen, wäre das ein deutliches Zeichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ETI1120 schrieb:
Aus der Sicht von Qualcomm ist die Sache recht einfach. Qualcomm wird die SoC mit den Phoenix-Kern, den sie mit dem Kauf von Nuvia erworben haben, unter der Architektur-Llizenz (ALA) lizensieren. Aktuell übernimmt Qualcomm unter der TLA ganze Kerne. Bei der TLA bezahlt Qualcomm erheblich mehr als bei einer ALA. Damit wird Qualcomm in Zukunft erheblich weniger Lizenzgebühren als aktuell an Arm zahlen. Das passt Arm nicht und deshalb will Arm zusätzliches Geld von Qualcomm. Als Qualcomm hat diese Forderungen nicht akzeptiert. Im Februar kündigte Arm die Nuvia Lizenz und stellte einige Forderungen. Dise Forderungen sind aber IMO nur Mittel um Qualcomm zum Bezahlen zu bewegen. Wie auch die Klage.
Okay ich hab es etwas anders gelesen, möchte aber deswegen jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, reicht ja wenn alle anderen das tun.

Jedenfalls, mein Kenntnisstand war, das sowohl Qualcomm als auch Nuvia über beide Lizenztypen verfügten, allerdings musste Nuvia erheblich mehr pro verwendetem Chip zahlen als Qualcomm, da Nuvias Chips für den Servermarkt konzipiert waren und die Gewinnmargen dort erheblich höher sind. Nach der Übernahme hat Qualcomm ausgesagt, die Entwicklungen bzw das Know-how von Nuvia für die eigenen Chips verwendet zu haben und weiterhin zu verwenden. Daraufhin kam ARM auf die Idee, das Qualcomm dann bitteschön auch den teureren Tarif von Nuvia bezahlen muss, für alle Chips, nicht nur die die für Server gedacht sind. Plus eben die ganze Litanei mit Übergabe sämtlicher Entwicklungen, Entschädigung usw.

Zumindest scheint es bei diesem Tech-Streit nicht wieder in eine unendliche Geschichte auszuarten, da ARM wohl bereits angekündigt hat, in Zukunft (2024/25 afaik) keine externen Funktionskerne mehr zuzulassen. Damit sind GPU's, KI-Einheiten, Bildprozessoren und ähnliches gemeint. Das träfe dann Qualcomm, MediaTek, Samsung (Exynos), Google Tensor und co.

Obwohl ich zumindest hier vermute das man das nur untersagen will um sich anschließend für jeden einzelnen externen Funktionskern furstlich entlohnen zu lassen.

Naja, mal schauen wie sich die Sache entwickeln wird, spaßig wird's sicher, jeder blamiert sich eben so gut er kann.

Danke jedenfalls für die Infos, und ein schönes Wochenende.
 
Dereric schrieb:
Okay ich hab es etwas anders gelesen, möchte aber deswegen jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, reicht ja wenn alle anderen das tun.
Du hast schon dasselbe gelesen und auch richtig wiedergegeben.

Was ich geschrieben habe ist der eigentliche Beweggrund aus der Sicht von Qualcomm. Sie werden in Zukunft weniger an Arm bezahlen. Und das gefällt ARM nicht.

Aus der Klageerwiderung:
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Dereric schrieb:
Jedenfalls, mein Kenntnisstand war, ... . Plus eben die ganze Litanei mit Übergabe sämtlicher Entwicklungen, Entschädigung usw.
Das ist alles richtig. Aber in der Klageerwiderung schreibt Qualcomm
1667117379556.png

1667117427176.png


Also alles lässt sich auf 2 Fragen zurückführen:
  1. Hat ARM in den ALAs von Nuvia und Qualcomm überhaupt ein Mitspracherecht beim Übergang der Phoenixkerne von Nuvia auf Qualcomm?
    ARM behauptet es, Qualcomm bestreitet es
  2. Deckt die Lizenz von Qualcomm den Phoenix Kern ab?
    ARM bestreitet es, Qualcomm behauptet es
Was auffällt ist, dass nach der Klageerhebung von ARM die Geschichte herum ging wurde, dass Qualcomm die besseren Konditionen von Nuvia haben wollte und weniger bezahlen will als im eigenen Lizenzabkommen mit ARM ausgehandelt. Dem widerspricht Qualcomm und wie gesagt die Geschichte die Qualcomm erzählt ist schlüssig.

Und weil diese Geschichte herumging spricht Qualcomm von einer Medienkampagne von ARM und Softbank. Alles was über Qualcomms Position verbreitet wurde stammt aus der Klageerwiederung. Ich gehe schon davon aus, dass ein paar Leute einen Typ bekommen haben, wo das Dokument liegt.

Es ist anrüchig eine Klage zu erheben und parallel dazu in Hintergrundgesprächen weitere Behauptungen zu verbreiten. IMO hat ARM dieses Märchen aus guten Grund nicht in die Klageschrift aufgenommen. Was in meinen Augen ein sehr schlechtes Licht auf die Klage wirft.

Dereric schrieb:
Zumindest scheint es bei diesem Tech-Streit nicht wieder in eine unendliche Geschichte auszuarten, da ARM wohl bereits angekündigt hat, in Zukunft (2024/25 afaik) keine externen Funktionskerne mehr zuzulassen. Damit sind GPU's, KI-Einheiten, Bildprozessoren und ähnliches gemeint. Das träfe dann Qualcomm, MediaTek, Samsung (Exynos), Google Tensor und co.
Das bezieht sich auf folgenden Abschnitt:
1667118141258.png

Das ist kein Problem, dann wechseln die Qualcomm und Samsung auf ihre ALA. bei Mediatek sieht es anders aus.

Aber das ist der "harmlose" Teil.

Der eigentliche Hammer in der Klageerwiederung:

1667117155541.png


Die TLA von Qualcomm läuft 2024 aus und deshalb hat ARM hier eine Handhabe. Wie es bei den anderen SoC Anbietern mit TLA aussieht bleibt anzuwarten.

Auch hier können einige SoC-Anbieter auf ihre ALA wechseln

Ich gehe davon aus, dass bei den Lizenznehmern von Arm und den Mobilphoneherstellern einige hektische Tage anstehen. Erst werden die Juristen der Lizenznehmern die Verträge mit Arm nochmal genau prüfen. Danach werden wohl sehr viele Gespräche geführt.

Die Sache, dass ARM von den Geräteherstellern Geld will, erscheint mir unsinnig.
  • Wie soll dass gehen? Bei den Mobilphone-SoC könnte ich es mir vorstellen, das sind nur relativ wenige Firmen. Aber sonst bei den ganzen Embedded Anwendungen wo ein ARM-Prozessor im Hintergrund steckt?
  • Wenn ARM keine TLAs an Halbleiterhersteller mehr herausgibt, wer soll die SoCs poduzieren?
  • Will also ARM doppelt kassieren einmal vom Halbleiterhersteller und einmal vom Gerätehersteller?
  • Müssen Zukunft die auch Kunden die z. B. FGPAs kaufen, Lizenzen an ARM bezahlen?
  • Muss jeder DIY-Kunde der einen Ryzen kauft eine Lizenz für den AMD Platform Security Processor an ARM bezahlen?
  • Was ist wenn die Kerne in den Chips auf Basis einer ALA lizensiert sind? Wiill dann ARM trotzdem Geld haben? Entgegen den Vereinbarungen in der ALA?

Ich kann das alles nicht einschätzen.

Das Problem ist, wenn ARM in der Hauptsache verliert, dann spielt das alles für Qualcomm keine Rolle, da sie auf so oder so auf ALA wechseln.

Es war übrigens noch nie eine gute Idee seine Kunden aus dem Geschäft drängen zu wollen. Und die Änderung der Geschäftsgrundlagen durch die Hintertür anzugehen ist nicht akzeptabel. Ich denke hier wird von ARM in der näheren Zukunft ein offizielles Statement kommen müssen. Entweder ein klares Dementi oder die Ankündigung was sie vorhaben.

Wie schon mehrfach hier geschrieben, das ist eine tolle Promotion-Kampagne für RISC-V. Die können ihr Glück kaum fassen, dass ARM beschlossen hat, sich selbst umzubringen.

Ich habe momentan 3 Interpretationen:
  • Arm versucht weiteren Druck gegen Qualcomm aufzubauen, damit Qualcomm einlenkt und das ganze außergerichtlich beigelegt wird. Arm ignoriert mögliche Kollateralschäden.
  • Softbank will einen neues Kaufangebot für Arm erzwingen. Aber dafür muss erst ein Konsortium gegründet werden.
  • Arm will tatsächlich mehr vom ganzen Kuchen abhaben. Das zwingt viele Unternehmen das Verwenden von ARM-Kernen neu zu bewerten. Wenn ARM einmal die Geschäftsgrundlagen so grundlegend ändert, was hindert ARM daran dies nochmal zu tun?

Was ist ARM wert wenn Qualcomm, Mediatek und Samsung ankündigen Kerne auf Basis von RISC-V zu entwickeln? Was ist ARM wert, wenn Google eine RISC-V Version von Android ankündigt?

Im übrigen kann ich mir gut vorstellen, dass Qualcomm in Ruhe eine Schadensersatzklage gegen ARM vorbereitet.
 
ETI1120 schrieb:
Die Sache, dass ARM von den Geräteherstellern Geld will, erscheint mir unsinnig.
Das gleiche hat Qualcomm lange Zeit auch gemacht. Modems verkauft und dann den Anbietern von Geräten mit diesen Modems nochmal Geld abgezogen für die Nutzung von standardrelevanter Patente. Bis die Praxis von Gerichten eingeschränkt wurde und Qualcomm neben anderen Dingen damit so viel "Schaden" erlitten hat, dass Broadcom ihren Übernahmeversuch starten konnten.
Sowas Ähnliches kann ARM ja auch versuchen oder zumindest planen um für die kommende Jahre nach dem Aktiengang höhere, projizierte Gewinne versprechen zu können und so den Wert der Aktie bei Erstausgabe aufblasen.
 
Piktogramm schrieb:
Das gleiche hat Qualcomm lange Zeit auch gemacht. Modems verkauft und dann den Anbietern von Geräten mit diesen Modems nochmal Geld abgezogen für die Nutzung von standardrelevanter Patente.
Hast Du dafür einen Link?

Was ich kenne ist, dass Qualcomm seine Patente massiv und rabiat dafür eingesetzt hat, die Konkurrenz nieder zuhalten. Da musste auch Apple einen sehr unvorteilhaften Vertrag mit Qualcomm abschließen.

Piktogramm schrieb:
Bis die Praxis von Gerichten eingeschränkt wurde und Qualcomm neben anderen Dingen damit so viel "Schaden" erlitten hat, dass Broadcom ihren Übernahmeversuch starten konnten.
Die Sache ist die, so grundsätzlich die Lizenzierung zu verweigern geht nicht.
Und auch unangemessen hohe Gebühren zu verlangen geht auch nicht.

Aber das sind Dinge, die werden vor Gericht ausgefochten. Und Qualcomm ist für seine gute Rechtsabteilung berüchtigt. Diesen Ruf hat Qualcomm mit seiner Klageerwiderung bestätigt: Es ist schon witzig dass sich ARM mit dem schlimmsten Rabauken auf dem Schulhof anlegt und nun selbst als wüster Schläger da steht.

Piktogramm schrieb:
Sowas Ähnliches kann ARM ja auch versuchen oder zumindest planen um für die kommende Jahre nach dem Aktiengang höhere, projizierte Gewinne versprechen zu können und so den Wert der Aktie bei Erstausgabe aufblasen.
Ja das könnten sie. Aber sollten sie das auch?

Meine Meinung nach ist nein.

Kurzfristig kann ARM die Einnahmen ausweiten. Langfristig katapultiert das ARM IMO aus dem Markt.

Wie gesagt sich mit seinen Kunden anzulegen ist eine ganz dumme Idee. Und ebenso dumm ist es, bei seinen Kunden den Eindruck zu erwecken, man hält sich nicht an Abmachungen. Und das Ändern der Spielregeln nach dem das ARM-Biotop funktioniert, würden viele als Bruch der Abmachung empfinden.

Wie ich schon gesagt habe, hat IMO dieses Klageerwiderungsdokument ARM massiv geschadet. Es zwingt IMO ARM außerdem dazu Farbe zu bekennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Qualcomm so dumm ist so etwas in ein offizielles Dokument zu schreiben, ohne handfeste Belege zu haben.
 
@ETI1120
Link: https://finance.yahoo.com/news/sams...n-licensing-practices-015801581--finance.html
Paywall und die Thematik wird nur angerissen, dass IP und ICs separat Geld eintreibt.
Terms of the Samsung deal are also important. Qualcomm has two business lines, one that sells chips and another that charges licensing fees to handset makers like Apple and Samsung based on a cut of the selling price of their phones.
Was ich aber wohl nicht mitbekommen habe, ist dass es da noch hin und her ging. u.a. vor einem Berufungsricht die Praxis als legitim angesehen wurde. Bin mir da beim letztem Stand nicht all zu sicher.
 
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Piktogramm schrieb:
Was Betriebssysteme angeht, die Menge an RISC-V Anpassungen in Linux sind enorm.
Das ist eine gute Entwicklung sofern man für alle CPUs nur ein Image braucht und nicht wie bei ARM für jede ein eigenes.
Dereric schrieb:
Obwohl ich zumindest hier vermute das man das nur untersagen will um sich anschließend für jeden einzelnen externen Funktionskern furstlich entlohnen zu lassen.
Der Plan wird nicht funktionieren da es allen ARM Nutzern möglich ist auf andere Produkte umzusteigen.
ETI1120 schrieb:
Was ist ARM wert wenn Qualcomm, Mediatek und Samsung ankündigen Kerne auf Basis von RISC-V zu entwickeln? Was ist ARM wert, wenn Google eine RISC-V Version von Android ankündigt?
Nicht wirklich viel da andere Systeme sie aus dem Markt drücken.
 
@ETI1120
Der Link, dass Anrdoids RISC-V Implementierung "fertig" ist, kam ganze 7 Posts vorher :p

Bei Risc-V SoCs für Android, steht sowieso Alibaba dahinter und die entwickeln auch ganz fleißig Cores. Ich vermute auch, dass da nicht zu aller erst Smartphones kommen sondern Smart-TVs, Smarthome-Zeug und was es da nicht alles noch gibt.

Edit: Bei SoCs -> Bei Risc-V SoCs
 
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Piktogramm schrieb:
Der Link, dass Anrdoids RISC-V Implementierung "fertig" ist, kam ganze 7 Posts vorher :p
Hatte ich übersehen, da ich wohl nur auf "mein Zitat" geachtet habe.

Piktogramm schrieb:
Bei SoCs für Android, steht sowieso Alibaba dahinter und die entwickeln auch ganz fleißig Cores. Ich vermute auch, dass da nicht zu aller erst Smartphones kommen sondern Smart-TVs, Smarthome-Zeug und was es da nicht alles noch gibt.
Von den Alibaba RISC-V kernen hatte ich was mitbekommen, auch dass HiSilicon einen RISC-V Prozessor vorgestellt hat. aber das Interessante ist, dass viele Kerne entwiclelt werden.

Ich habe immer aufgehorcht wenn ich etwas über RISC-V gehört habe. Ich habe allerdings die Firmen, die RISC-V verwenden, nicht besonders verfolgt. Ich stolperte über SiFive (immer wieder) und Rivos.

Ich war ganz überrascht, dass auch Reneas Lösungen mit RISC-V anbietet. Ich habe eben noch Mal geschaut, sie verbauen Kerne von SiFive.

Rivos geht auf den Servermarkt los. Die Klage von Apple gegen Rivos dreht sich wohl um den Wechsel von 40 Leuten von Apple zu Rivos. Aber wie ich eben gelesen habe sind sie da nicht alleine, da will auch Ventana hin. Von denen hatte ich noch nie gehört.

Zitat: Ventana Microsystems will initially focus on data center infrastructure solutions. Ventana and the RISC-V software community have already demonstrated the ability to run many open-source cloud-native applications. Software is much further along in the RISC-V world than they were for Arm at this early stage. Many applications with architecture dependencies were made ISA portable during their move to Arm, so things are much easier to port this time.

RISC-V hat ein gewaltiges Momentum. Es ist inzwischen viel stärker als ich es noch vor ein paar Jaher erwartet habe. Ich denke eines der Probleme von ARM ist es, dass nur noch wenige Firmen eigene Kerne mit der ARM-ISA entwickeln. Deswegen war ja Nuvia so interessant. Und deswegen kann ich die ganze Sache nicht verstehen

Es gab heute übrigens auch einen Artikel bei The Register zur Klageerwiderung von Qualcomm, und der Behauptung dass ARM zu den OEMs geht. Ziemlich verworren geschrieben.
 
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