Vorstellungsgespräch duales Studium Verwaltungsinformatik

densh

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Hallo,

ich bin 31 Jahre alt und habe mir tatsächlich nochmal überlegt studieren zu gehen. Ich arbeite zurzeit im öffentlichen Dienst als Sachbearbeiter und habe zuvor eine kaufmännische Ausbildung (Kaufmann für Büromanagement) dort abgeschlossen. Zuvor habe ich eine schulische Ausbildung als kaufmännischen Assistenten mit dem Schwerpunkt Informationsverarbeitung in Verbindung mit dem Fachabitur abgeschlossen.

Da ich immer irgendwie eine Affinität zu IT hatte (sowohl privat als auch beruflich, da ich gerne von Mitarbeitern bei IT-Problemen angesprochen werde) und ich Erfahrungen im öffentlichen Dienst habe, habe ich mich für ein duales Studium bei einer Kreisverwaltung als Verwaltungsinformatiker beworben. Ich hab mich ausgiebig über das Studienbild informiert. Hinzu kommt, dass ich, sofern ich eingestellt werde, ein Beamtenanwärter wäre, was jetzt nicht das schlechteste ist, für mich aber eher nebensächlich ist.

Vor 4 Wochen habe ich einen Einstellungstest abgeschlossen und wurde für kommenden Mittwoch zu einem Auswahlgespräch (per Videokonferenz) eingeladen.

Nun hab ich das Problem, dass ich in Mathe nicht die besten Noten habe (Abschlusszeugnis: ausreichend) und ich auch länger nicht mehr in der Schule war. Es könnte sein, dass das Auswahlgremium mich darauf anspricht.

Darüber hinaus fehlt mir noch ein bisschen "Futter" wie ich das Gremium davon überzeugen kann, dass ich der richtige bin. Ich kenne die Problematik im öffentlichen Dienst, dass die Ausstattung an Hardware und die Digitalisierung etwas hinterher hinken, will es aber nicht so aussehen lassen, als wäre es eine Last sondern eher, dass ich das Problem anpacken will.

Habt ihr Tipps für das Vorstellungsgespräch bzw. sogar Erfahrungen speziell in dem Studiengang?

Vielen Dank!
 
Wie glaubst du, wirst du mit den in aller Regel jüngeren Kommilitonen klar kommen?

Und als quasi Azubi mit Leuten zu tun haben, die viel jünger sind, dir aber fachliche Anweisungen in der Betriebszeit geben werden? Das, nachdem du bereits eine chillige Stelle im ÖD hattest?

Glaubst du wirklich, dass das alles eine gute Idee ist? Oder eher eine Midlifecrisis? Hast du Lebenspartner? Kinder? Wie stemmst du/ihr das finanziell?

Hast du in deiner ÖD-Zeit Schulungen mitgemacht und dich fortgebildet? Oder war dir da das Lernen völlig egal? Warum sollte es im Studium anders sein?
 
densh schrieb:
(...)
Nun hab ich das Problem, dass ich in Mathe nicht die besten Noten habe (Abschlusszeugnis: ausreichend) und ich auch länger nicht mehr in der Schule war. Es könnte sein, dass das Auswahlgremium mich darauf anspricht.
(...)
Wenn das Gremium etwas drauf hat, wovon man mal ausgehen darf, dann werden die das ganz sicher ansprechen.

Sie werden wissen wollen ob Du dich über die Inhalte der Mathevorlesungen des angestrebten Studiengangs informiert hast, d. h. die solltest Du kennen und glaubhaft darlegen können dass Du Dir sicher bist diese zu bewälltigen (schon für Dich selbst).

Meiner Meinung nach ist eine Vier in Mathe keine Basis für ein technisches Studium, aber keine Regel ohne Ausnahme.

Es gibt zwei Risiken:

1. Studium antreten, scheitern und mit der Gewissheit leben "alles versucht zu haben"
2. Studium nicht antreten und mit dem Zweifel leben "nicht alles versucht zu haben"

Wie auch immer, ich wünsche Dir eine glückliche Hand und viel Erfolg.
 
Schau dir mal die Studienordnung an, da müsste beschrieben sein was im Studium dran kommt und welche Inhalte in den Kursen dran kommen. Da lässt sich dann auch abschätzen, wie groß die Bedeutung von Mathe ist.

An sich sollte Verwaltungsinformatik keinen all zu großen Fokus auf Mathematik legen. Mathematik ist zwar ein Werkzeug in der Informatik, der Schwerpunkt bei Verwaltungsinfo sollte aber wo anders liegen. Es geht da ja oft darum rechtssicher Verwaltungsprozesse in IT-Systemen abzubilden. Es bleibt nicht viel Zeit im Studium Mathe zu eskalieren, wenn den Studenten das lesen, verstehen und Umsetzen von Gesetzen/Verodnungen beigebracht werden soll und noch die Fähigkeit das ganze in Programmen festzuklopfen.

Zumindest theoretisch, erfahrungsgemäß dreht an jeder Uni/Hochschule irgend ein Prof. frei und eskaliert das eigene Fach über Gebühr. Mit etwas Pech ist das dann halt ein Exemplar mit Mathematikfetisch..
 
Idon schrieb:
Wie glaubst du, wirst du mit den in aller Regel jüngeren Kommilitonen klar kommen?
Das stört mich nicht. Mich stört auch nicht, wenn ich fachliche Anweisungen von jüngeren bekomme

Idon schrieb:
Glaubst du wirklich, dass das alles eine gute Idee ist? Oder eher eine Midlifecrisis? Hast du Lebenspartner? Kinder? Wie stemmst du/ihr das finanziell?
Ich denke für meine persönliche Entwicklung ist es nicht schädlich sondern eher sinnvoll. Ob ich dann letzendlich das Studium antreten darf, wird sich zeigen.

Ich habe ein befristetes Arbeitsverhältnis und mein Vertrag läuft demnächst aus. Ich habe mich natürlich auch auf "gewöhnliche" Sachbearbeiterposten beworben aber primär würde ich eher das Studium angreifen wollen.

Ich hab im übrigen keine Partnerin, hab keine Kinder und das Studium wird (nach meinem Kenntnisstand) vom Arbeitgeber bzw. Dienstherrn bezahlt. Ebenso habe ich eine günstige Wohnung.

Idon schrieb:
Hast du in deiner ÖD-Zeit Schulungen mitgemacht und dich fortgebildet? Oder war dir da das Lernen völlig egal? Warum sollte es im Studium anders sein?
Ich habe mich immer in meiner Tätigkeit als Sachbearbeiter (bin im Finanzwesen tätig) fortgebildet, da ich immer den Anspruch habe mich weiterzuentwickeln.

Binalog schrieb:
Meiner Meinung nach ist eine Vier in Mathe keine Basis für ein technisches Studium, aber keine Regel ohne Ausnahme.
Ich weiß nicht ob es einen Unterschied macht, aber der verliehene Grad am Ende ist nicht "Bachelor of Science" sondern "Bachelor of Arts".

Binalog schrieb:
Wie auch immer, ich wünsche Dir eine glückliche Hand und viel Erfolg.
Dankeschön :)

Piktogramm schrieb:
Schau dir mal die Studienordnung an, da müsste beschrieben sein was im Studium dran kommt und welche Inhalte in den Kursen dran kommen. Da lässt sich dann auch abschätzen, wie groß die Bedeutung von Mathe ist.
Also in der Studienordnung steht drin, dass vielfach Grundlagenwissen zur Algebra, Arithmetik, Wahrscheinlichkeitstheorien und Zahlentheorien abgefragt werden. Klar, müsste mich damit nochmal neu auseinander setzen aber mit Fleiß ist alles möglich.

Piktogramm schrieb:
An sich sollte Verwaltungsinformatik keinen all zu großen Fokus auf Mathematik legen. Mathematik ist zwar ein Werkzeug in der Informatik, der Schwerpunkt bei Verwaltungsinfo sollte aber wo anders liegen. Es geht da ja oft darum rechtssicher Verwaltungsprozesse in IT-Systemen abzubilden. Es bleibt nicht viel Zeit im Studium Mathe zu eskalieren, wenn den Studenten das lesen, verstehen und Umsetzen von Gesetzen/Verodnungen beigebracht werden soll und noch die Fähigkeit das ganze in Programmen festzuklopfen.
Ja so hatte ich mir das auch vorgestellt.
 
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Meine Fragen waren das, was sich vielleicht auch andere denken - und dann fragen. Du solltest auf viele von diesen Dingen so antworten können, dass du deinen Lebensweg positiv erklärst.

Wenn deine Motivation stimmt, ist viel gewonnen - denn zum Gespräch bist du ja schon mal eingeladen worden.
 
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Idon schrieb:
Meine Fragen waren das, was sich vielleicht auch andere denken - und dann fragen. Du solltest auf viele von diesen Dingen so antworten können, dass du deinen Lebensweg positiv erklärst.

Wenn deine Motivation stimmt, ist viel gewonnen - denn zum Gespräch bist du ja schon mal eingeladen worden.

Achso, ich hatte das Missverstanden. So wie es formuliert war, klang es etwas wie ein Angriff, aber gut das du mir das nochmal gesagt hast. Ich werde mir über deine Fragen nochmal gedanken machen.

Es wird ja auch gerne sowas gefragt wie "Wieviel Führung brauchen Sie?" und "Wie gehen Sie mit Konfliktsituationen um?".
 
Jup, wobei man bei dir vermutlich mehr auf die offensichtlichen Punkte gehen könnte. Dass du grundsätzlich arbeiten kannst, hast du ja bereits bewiesen. Jetzt wird die Frage sein, warum man dich nehmen soll und nicht einen 18-jährigen Schulabsolventen o. ä.
 
Idon schrieb:
Jetzt wird die Frage sein, warum man dich nehmen soll und nicht einen 18-jährigen Schulabsolventen o. ä.
Für mich würde halt sprechen, dass ich den ÖD kenne und ich Berufserfahrung habe. Darüber hinaus kenne ich die Verwaltungsprozesse und weiß, dass das Thema Digitalisierung eher Stiefmütterlich im ÖD behandelt wird, gerade wenn es darum geht auf E-Akte umzustellen.
 
Wie glaubst du, wirst du mit den in aller Regel jüngeren Kommilitonen klar kommen?

Und als quasi Azubi mit Leuten zu tun haben, die viel jünger sind, dir aber fachliche Anweisungen in der Betriebszeit geben werden? Das, nachdem du bereits eine chillige Stelle im ÖD hattest?

Das sind Punkte die darf man nicht unterschätzen. Ich kenne es zwar nur aus der Berufsschule (24 bis 28) und das war schon sehr speziell..
Man muss es beachten. In deinem Alter würde ich das nicht mehr machen, aber wenn es dein Wunsch ist warum nicht.
 
brettler schrieb:
Man muss es beachten. In deinem Alter würde ich das nicht mehr machen, aber wenn es dein Wunsch ist warum nicht.

Ich würde mich auch nicht darauf bewerben, wenn es ein Vollzeistudium wäre, da ich sonst auch schwierigkeiten hätte das Studium zu finanzieren, daher kam für mich nur ein duales Studium in Frage. Für mich ist nur dieser Studiengang interessant, alles andere interessiert mich nicht so sehr bzw. "brenne" ich nicht genug dafür.

Und wenn es nichts werden sollte, ist es auch okay, dann habe ich es wenigstens versucht mich dafür zu bewerben. Sachbearbeiterstellen werden ja immer wieder freigemacht.
 
Das "dafür brennen" solltest du in kompakte und überzeugende Sätze gießen können. Dein Vorteil sind doch unter anderem, dass du weißt, was du im Leben willst. So'n Schulabgänger hat keine Ahnung und guckt sich halt mal was an. DU hast aber schon ein paar Sachen gesehen und erlebt.
 
Ich denke auch, dass der Erfahrungsvorsprung eines deiner riesigen Vorteile sein kann.

Dazu kommt das, was Idon schon angesprochen hat. Du entscheidest dich ganz bewusst und aus intrinsischer Motivation für dieses duale Studium unter vermutlichen temporären Gehaltseinbußen um deine Wünsche zu realisieren.
 
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Deine Motivation verständlich zu erklären wird aus meiner Sicht DER wesentliche Punkt bei der Bewerbung sein.
Du bist in einem Arbeitsverhältnis was ja schon einige Zeit geht. Also wird man sich fragen, woher der Sinneswandel kommt. Warum hast du nicht von Anfang an studiert?
Wo möchtest du dich beruflich in entwickeln? Spezialist oder Führungsposition?
Du musst in der Bewerbungsphase deine Stärken ausspielen. Und die ist vor allem, dass du den ÖD, die Prozesse und Abläufe, Vorschriften etc. schon gut kennst und aus eigener Erfahrung weißt, wo Verbesserungen einen guten Impact hätten. Selbstredend solltest du dann auch 1-2 Punkte nennen können. Musst dich darauf gefasst machen, dass man hier nachfragen wird, was das deiner Meinung nach so wäre und was du ändern würdest.
Dein Nachteil wird definitiv sein, dass du länger vom stetigen Lernen weg bist und hier sicher Defizite zu dem frischen Gymi-Absolventen haben wirst. Dem gegenüber stehen aber deine persönliche Erfahrung und die Reife.
Mir wäre es wichtig zu sehen, dass du dir tatsächlich Gedanken um das Studium etc. gemacht hast und dich nicht nur aus einer Laune heraus bewirbst.

Ich persönlich bin mit den Punkten bisher immer sehr gut gefahren. Mmn spielt dann auch die eher schlechte Mathenote aus vergangenen Tagen kaum eine Rolle mehr. Ich habe damals meine mittlere Reife auch nur so mit Ach und Krach geschafft, heute habe ich eine Ausbildung, B.Eng. und M.Sc. ,alles mit 1,x abgeschlossen. Nach den schlechten Noten in meiner regulären Schulzeit fragt heute keiner mehr. Auch wenn ich sie noch im Lebenslauf erwähne. Die Motivation zur Weiterbildung kam dann erst in der Ausbildung. Und genauso kannst du das dann auch „verkaufen“.
Auf jeden Fall viel Glück. Ich finde deinen Schritt sehr gut. Gibt kaum was schlimmeres als verpasste Gelegenheiten.
 
brettler schrieb:
... In deinem Alter würde ich das nicht mehr machen, aber wenn es dein Wunsch ist warum nicht.

Hahahah, waaaaas? Hier ist jemand 31 Jahre jung und du sprichst von "in deinem Alter"? Was ist denn hier los?! Ich kenne Leute, die haben mit 37 den MBA gemacht und mit 44 Jahren den Wirtschaftsing - mit 31 Jahren ist der Mann ein unbeschriebenes Blatt, ein Jüngling :D.

Lass das Alter außen vor, mit 31 Jahren hat man genug Erfahrung im Job gesammelt, die Dinge mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit anzugehen und die Erfahrung gemacht, die jedem Schulabgänger total fehlen.
Und Mathe kann man lernen, auch noch mit 44 im Ingenieursstudium, dass ist alles kein Problem.

Khaotik schrieb:
...Wo möchtest du dich beruflich in entwickeln? Spezialist oder Führungsposition?...

Das ist keine oder-Frage, sondern geht beides. Viele Führungskräfte kommen aus einer Spezialistenrolle und müssen in die Führungsposition hineinwachsen. Das ist IMO sogar der normale Weg, ich kenne kaum jemanden, der Leute führt, deren Tätigkeit er nicht selber vorher gemacht hat.
 
Zur Info:

Das duale Studium hat leider nicht geklappt, weil der potentielle Arbeitgeber mich dazu nötigen wollte, das ich in eine WG zum Studienort (100 km entfernt) ziehe und ich meine 70 qm Wohnung für 480 Euro (Warmmiete) aufgeben sollte. Dabei hatte ich mich auf das pendeln eingestellt und es war auch in der Stellenanzeige keine rede davon.

Wahrscheinlich wurde jemand vorgezogen, der keine eigene Wohnung hat und bei den Eltern wohnt. Oder es war nur eine "Ausrede". Aber das Thema ist für mich gegessen.
 
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Schade, so etwas zu lesen.
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein Arbeitgeber jemanden "nötigen" will in eine WG zu ziehen. Vielleicht wenn dem Unternehmen die WG gehört und er den Azubis/DHlern extrem vergünstigt einen Platz anbietet.
Aber selbst dann muss es freiwillig sein.

Vermutlich war es nur ein vorgeschobener Grund, wie du schon vermutet hast. Schade, so machen sich Unternehmen ( hust Behörden) noch unbeliebter als sie es schon sind....
 
die hatten eher Angst, dass 200km pendeln pro Tag deine Leistung beeinträchtigen wird.
 
uincom schrieb:
die hatten eher Angst, dass 200km pendeln pro Tag deine Leistung beeinträchtigen wird.

Selbst wenn, dann hätte es andere Bewerber auch treffen müssen, da der Kreis in dem ich mich beworben habe, für die meisten Bewerber ebenfalls ca. 100 km entfernt gewesen wäre.

Aber ich glaube, du meinst das ironisch.
 
Nein ganz konkret. Wenn man mehrere Kandidaten hat, die man alle super findet, dann muss man sich dennoch entscheiden.
Wenn einer dann sagt er zieht sofort für den Job um und der andere lieber 200km am Tag pendelt, dann kann das den Unterschied machen. Woher willst du wissen, dass die anderen nicht umziehen wollten?
Ich sage nicht, dass es intelligent ist sein Personal so zu wählen, aber komplett bescheuert ist es nicht. Wenn ich einen hätte der 1000km am Tag pendeln will, dann würde ich den auch ablehnen. Und ob 1000km oder 100km kann man sich streiten.
 
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