Wechsel Schwerpunkt als Softwareentwickler

henso

Lt. Junior Grade
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Jan. 2011
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259
Hallo,

ich habe vor Kurzem meinen Arbeitgeber gewechselt und seitdem ein eher durchwachsenes Bauchgefühl bei der ganzen Angelegenheit. Von euch erhoffe ich mir dahingehend mal einen anderen Blickwinkel. Eventuell heule ich einfach nur auf extrem hohem Niveau. Vielleicht ist meine Empfindung aber auch berechtigt. Kein Plan.

Folgende Ausgangslage. Ich habe mich auf eine (in der Stelleausschreibung klar definierter Technologiestack) Stelle beworben. Die Arbeitsumgebung ist gut (ruhige Arbeitsatmosphäre, teilw. HomeOffice, Vertrauensarbeitszeit). Meine Vergütung ist für meinen Erfahrungslevel oberer Durchschnitt. Ein Großteil der Kolleginnen und Kollegen sind eher wortkarg. Die Chefs sind bemüht mit vielen Team-Building Maßnahmen Leben in die Bude zu bringen. Insgesamt kann ich mich mit den o.g. Punkten zu 100% arrangieren.

Was mich aber richtig hart nervt ist die Tatsache, dass sich meine Tätigkeiten im angestrebten Technologiestack komplett verändert haben. Statt an neuen Produkten (wie in der Stellenausschreibung groß umworben) soll ich langfristig die Altlasten bei Kunden zurechtrücken und Projektverantwortung übernehmen, was de facto nicht in meinem Interesse war. Und das Ganze in einem zusammenkleistertet Code von Praktikanten und Junior-Entwicklern, wo wenig dokumentiert geschweige denn kommentiert ist. An sich ist die Aufgabe machbar aber unheimlich ätzend. Obendrauf ist dieses Tool auch noch in einer Sprache geschrieben, die weder typisiert ist und von der Syntax her in Word geschrieben werden kann. Mein persönlicher Albtraum, echt!

Einerseits sehe ich darin gute Chance mich fachlich deutlich weiter zu entwickeln. Andererseits regt mich die Tatsache echt auf, dass ich nun mit diesem softwaretechnischen Ungemach nun umgehen muss. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Motivation zur Bewältigung der Aufgaben oder Wechselfreudigkeit.

Vielleicht sehe ich das echt einfach nur aus einer falschen Perspektive. Was meint ihr? Wäre für konstruktive Kritik dankbar.
 
Sprich mit deinem Chef. Frag, ob dies für ein Übergangszeitraum gemacht werden soll oder dauerhaft. Wann du mit deinen eigentlichen Aufgaben anfangen sollst oder ob die Prioritäten sich schon so stark geändert haben, dass die damalige Ausschreibung nicht mehr zu den heutigen Zielen des Unternehmens passt.

Nur der Chef kann dir hoffentlich sagen, ob und wann du deine eigentlichen Aufgaben machen kannst.
 
Sicherlich kann Dir nur Dein Chef (oder u.U. die Kollegen) sagen, ob die Ausschreibung inhaltlich nur ein Lockangebot war oder ob sich z.B. nicht nur Deine Tätigkeiten, sondern z.B. auch die Kundenaufträge oder gar die interne Produktentwicklung (je nachden, wofür die Stellenausschreibung ausgelegt war) schlicht geändert haben.

Gerade als Dienstleister (danach hört es sich für mich an, wenn Du jetzt "Altlasten bei Kunden zurechtrücken" sollts) können sich auch geplante Großprojekte schnell mal ändern. Da baut man als Dienstleister schon die passenden Mitarbeiter auf und am Ende springt der Kunde ab (was für ihn auch inkl. Vertragsstrafen günstiger sein wird wie ein nicht mehr benötigtes Projekt zu finanzieren).

Und wenn ich mal folgenden Aussage zusammen nehme:
"soll ich langfristig die Altlasten bei Kunden zurechtrücken"
"das Ganze in einem zusammenkleistertet Code"
"wenig dokumentiert geschweige denn kommentiert ist"
dann liest sich das für mich nicht nach reinem Bugfixing und Pflege im alten Stil im regulierten Umfeld. Sondern u.U. auch nach Refactoring, u.U. auch auf Basis neuer/anderer Technologien, so lange Du (als Projektverantwortlicher) das auch entsprechend begründen kannst und es damit der Kunde zahlt (z.B. Reduktion langfristiger Wartungskosten). Aber das kannst natürlich nur Du, Dein Chef und der Auftraggeber wissen.

Ich verstehe, dass Dein aktuelles Aufgabengebiet nicht zu dem passt, auf das Du Dich wohl erst vor (sehr) kurzer Zeit beworben hast. Und wenn es Dich zu sehr nervt und Du Möglichkeien hast, zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln, mag das eine Lösung für Dich sein.

Dass man aber in jedem Betieb mit Altlasten leben muss, gerne andere (ich schreibe mit Absicht nicht "neue") Aufgaben bekommt wie die ursprünglich vorgesehe, die einem nicht zu 100% zusagen, ist leider normal.

Für mich persönlich wäre vermutlich eher "Die Chefs sind bemüht mit vielen Team-Building Maßnahmen" der negative Punkt. Aber das hängt von der persönlichen Einstellung ab.
 
Ich finde, dass du die falsche Frage stellst.

Die richtige Frage bei allem im Leben ist meiner Erfahrung nach: Was ist dein Ziel?

Ziel: Das können beispielsweise Anerkennung sein, ein eigenes Haus, das Auswandern in die USA, oder eben auch einfach nur ein Leben mit guten Nahrungsmitteln in einer kleinen Wohnung.


Und ist diese Stelle wie sie jetzt ist und wie du sie entwickeln kannst und wie sie dich entwickelt geneigt, dein Ziel zu erreichen bzw. hilft sie dir auf dem Weg dabei?


Wenn ja: Machen.

Wenn nein: Überlegen, ob du anstandshalber und für den Lebenslauf die 12-24 Monate machst oder gleich weiter ziehst.
 
Ansprechen, und wenn's nicht hilft sofort kuendigen und was neues suchen. Die Zeit die du durch "crap" Aufgaben/Tech in deiner Karriere verlierst, gibt dir niemand zurueck.
 
birday schrieb:
Ansprechen, und wenn's nicht hilft sofort was neues suchen und dann kündigen. Die Zeit die du durch "crap" Aufgaben/Tech in deiner Karriere verlierst, gibt dir niemand zurueck.
Hab mal die Reihenfolge verändert, dann isses immerhin kein ..... Tip mehr, sondern nur noch ein idndivduell gefärbter & bescheidener Tipp. Wäre mir nämlich neu, daß man als Programmierer immer nur mit dem neusten Stack was eigenes auf der grünen Wiese programmiert und damit die Erfahrung oben für immer umgehen kann. ;)

Meine persönliche Meinung ist, daß etwas Erfahrung mit Refactoring noch keinem geschadet hat (auf dem Weg selber ein besserer Programmierer zu werden). Ich würde mich fachlich durchbeissen, aber vorher mit dem Chef klären dass dieser Weg kein endloser ist, sondern Du es als zeitlich begrenzte Sonderaufgabe ansiehst. Passt die Antwort nicht bin ich grundsätzlich bei birday, dann halt was neues suchen.
 
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Reaktionen: mrhanky01
die reihenfolge war jetzt nicht bewusst so gewaehlt, ist selbstredend dass man nur mit neuem vertrag kuendigt.
 
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