Wie kann ich meinen Chef für Git begeistern?

Troublegum

Lt. Commander
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Mai 2011
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Hallo Leute,

ich habe ein (nicht technisches) Anliegen zu Git und bin deshalb nicht so sicher, wo dieses Thema hingehört. Ich habe deshalb das Programmierforum gewählt, weil hier am ehesten Menschen unterwegs sind, die sich mit Versionsverwaltungen und Git auskennen.

Die Frage ist kurz gesagt: Wie kann ich meinen Chef, der von Git oder Versionsverwaltungen noch nie etwas gehört hat und nicht besonders technik-affin ist, von den Vorteilen einer Versionsverwaltung à la Git überzeugen?

Die Situation ausführlich beschrieben:
Ich arbeite in einem kleinen Team und ich bin von unseren EDV-Arbeitsabläufen nicht besonders begeistert. Für gemeinsame Dateien wie Manusskripte -und Folien benutzen wir im Team ein gemeinsam genutztes Gruppenlaufwerk, auf dem jeder einfach alle Dateien abspeichert. Abgesehen von Grafiken sind die meisten Dateien, die wir abspeichern, reine Textdateien (LaTeX). Wir sind keine(!) Softwarefirma.

Manche Kollegen legen eine Kopie eines ganzen Ordners an, bevor sie etwas ändern und manche nicht. Das artet manchmal so aus, dass es da mehrere Kopien eines Projektes gibt (Kopie von Kopie von Kopie, etc.) und man sich ständig gegenseitig fragen muss, wo denn nun die aktuellste Version gespeichert ist, damit man dort seine Änderungen tätigen kann. Wenn ein Kollege nicht erreichbar ist, kam es sogar schon vor, dass ich Änderungen an einem Dokument durchführen musste, aber hinterher erfahren habe, dass ich nicht die aktuellste Version hatte. Folglich musste ich alle meine Änderungen mühsam in die aktuelle Version reinkopieren. Ich blicke da langsam nicht mehr durch,
wo die ganzen Projekte abgespeichert sind.

Ich selbst benutze für private Sachen schon lange Versionsverwaltungen, früher SVN und seit
einiger Zeit git. Dazu habe ich einen Account bei bitbucket (ist sowas ähnliches wie github.com). Die Arbeit mit Git ist mir daher nicht fremd. Nur für meine Kollegen wäre eine Umstellung auf soetwas wie git völlig neu und während meine Kollegen sicherlich von den Vorteilen leicht überzeugt werden können, wird das bei meinem Chef (der entscheidet) wohl etwas schwerer. Dabei ändert er selbst ganz ganz selten selber etwas an den Projektdateien sondern lässt das oft einen Mitarbeiter machen.

Man müsste den Leuten irgendwie verständlich erklären, dass sie von nun ab nicht einfach hingehen dürfen und die Datei auf dem Netzlaufwerk direkt bearbeiten dürfen sondern, dass sie erst das Git-Projekt auschecken (clonen) müssen, dann die Änderung commiten und dann pushen (sonst sehen die anderen sie ja nicht). Wenn man statt dem ersten clonen vor jedem Arbeitsbeginn ein git pull mitzählt, sind das ja drei zusätzliche Arbeitsschritte bei Änderungen. Und gerade ein wichtiges git push darf nicht vergessen werden. :(

Ich selbst bin eher ein Linux-Mensch und benutze daher oft den Kommandozeilen-Client von git.
Im Büro benutzen wir aber Windows 7 Clients. Welcher Git-Client für Windows ist denn am einfachsten und unkompliziertesten für Anfänger? Die meisten Kollegen werden sicherlich niemals einen Branch mergen oder soetwas. Pull, Commit, Diff, Log, Push sind die wichtigsten Kommandos fürs erste.

Benutzt denn jemand von euch git im Büro und arbeitet nicht in einem Softwareunternehmen? Gibt es da irgendwelche Erfolgsstories? :)
Was sind denn die besten Argumente für Git und die besten Vorteile?

Pro:
  • Man kann jederzeit nachschauen, wer was geändert hat.
  • Man kann Änderungen jederzeit rückgängig machen, wenn die alte Version besser war.
  • Dadurch braucht man nicht immer Kopien von Kopien von Kopien von Kopien anlegen.
  • Github (bzw. Gitlab) macht das ganze sehr viel einfacher, transparenter.

Contra:
  • Workflow für Anfänger komplett neu und kompliziert :o
  • Riesengroße Umstellung für Chef und Sekräterin (den anderen traue ich das zu)

Serverseitig müssten wir das ganze selbst auf einem eigenen Server hosten, da unser Chef unsere Daten niemals einem externen Service wie Github anvertrauen würde. Und eine private Github Installation ist zu teuer. Ich würde ihm am liebsten Gitlab vorschlagen. Wers nicht kennt: das ist eine Software, mit der man praktisch einen eigenen kleinen Service ähnlich wie Github betreiben kann. Und zwar komplett open-source.
Das könnten wir dann im eigenen Netzwerk hosten. Rechenleistung braucht es bei 8 Benutzern ja nicht viel, da reicht vielleicht erstmal eine unserer alten Arbeitsplatz-PCs?
 
Moin,

du hast das doch schon ganz gut durchdacht !
Wenn dein Chef die Propunkte deines Posts nicht als überzeugend sieht
ist ihm nicht zu Helfen ;)

Lass doch einfach noch ne Hochrechnung was ihr jeden Tag an Arbeitszeit verschwendet
mit einfließen das dürfte jeden Chef überzeugen.
 
gleichzeitig solltest du dir gedanken zur umsetzung machen, damit der chef nicht mehr viel machen muss.

edit: arbeitsablauf genau vorstellen usw. du musst alle überzeugen können. vielleicht eine test-umgebung aufsetzen oder gleich ein projekt von euch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht wäre auch ein kleiner Hinweis auf große Firmen sinnvoll, die ebenfalls Git nutzen: Microsoft, Twitter, Google, Netflix, Linked In... -> http://git-scm.com/

+ wie noay11 schon sagte, den zweiten Schritt vorm ersten machen, und deinem Chef ein gutes Konzept präsentieren. Mit guten Argumenten hat man immer Recht ;)
 
Für die Verwaltung von unseren Dokumenten benutzen wir Docushare. Mit der langen Versionshistory und der Möglichkeit Dokumente zu sperren für die Bearbeitung, merkt auch der letzte Depp, dass jemand an dem Dokument arbeitet. Docushare benötigt aber einen Server. Für die einzelnen PCs gibt es einen Windows Docushare Client. Einarbeit in die Oberfläche ist sehr einfach. Vielleicht ist das was für euch.
 
Die Punkte, die Du genannt hast (Pro/Kontra) sprechen für oder gegen ein Versionierungssystem, nicht aber für oder gegen git. Ich würde mir noch etwas überlegen, das unmittelbar für git spricht, sonst kommen ja auch die anderen übl. Verdächtigen in Frage, z.B. svn..

Grüße
 
Klingt für mich eher nach einem Fall für Sharepoint als git. Versteh, mich nicht falsch, ich bin keinesfalls gegen git oder svn, aber für Nicht-ITler ist Klickibunti leichter zu akzeptieren. Ich kenne deine Kollegen nicht, aber ich vermute, die Abneigung gegenüber einem so "komplizierten" System wie git wird schwer zu überwinden sein. Es ist immerhin leichter Ctrl+C und Ctrl+V zu drücken.
Wünsche dir trotzdem Glück bei deinem Vorhaben. Bei so einem Wahnsinn, wie du ihn beschrieben hast, würde ich auch nicht gerne mitarbeiten.
 
Hallo,

mal ehrlich, Git unter Windows ist ein Krampf.
Wenn dann nimm lieber etwas mit einer anständigen Gui. (z. B. TortoiseHg)

In deiner Auflistung fehlt auch der Verwaltungsaufwand für das neue System, unterschätze das nicht!
Und was ist, wenn jemand zwei Versionsstände mergen muss, kann er das, darf er das, weiß er, was er tut?
Vielleicht ist für so eine Sache eher ein System zu gebrauchen, bei dem man eine Datei gezielt zur Bearbeitung auschecken muss.
Eine kostenlose Lösung ist nicht automatisch billiger als eine kostenpflichtige Lösung.
Es gibt quasi unendlich viele Lösungen für dein Problem, guck dir Sharepoint an und danach die Alternativen.
 
Ich seh es ähnlich wie Tumbleweed, das ist eher ein Einsatzgebiet für SharePoint. Das kann auch dein Chef. Dort hat man Versionierung, Approval Workflows etc. SharePoint Foundation ist kostenlos (Naja, Windows Server wird benötigt).
 
Also ich finde es am einfachsten wenn du das Programm Git+GUI (während der Installation auswählen) installierst für deine Kollegen. Das benutze ich auch und ist meines Erachtens am einfachsten.

Zum Chef überreden würde ich ihm eine Hochrechnung + eine kleine Vorführung präsentieren und die Vorteile des Systems zeigen und die Nachteile des jetzigen Systems.

Mit freundlichen Grüßen

Falki
 
Hallo Leute,

vielen Dank für die zahlreichen Tipps.
Die Git Clients für Windows werde ich mal im Büro testen (für mich).
@solidsatras: vor allem SmartGit macht einen ausgereiften Eindruck. Danke.

@GrandTheft: mit Gitlab gibt es für Git ein wunderbares Webinterface. Da ist usvn leider nicht ganz so toll. Aber du hast natürlich Recht. SVN wäre genauso eine tolle Sache. Mir ist nur gleich git in den Sinn gekommen, weil es SVN ja so nach und nach überall ersetzt.

@Tumbleweed und @kelox: hm, damit kenne ich mich jetzt leider gar nicht aus. Aber Sharepoint könnte unsere EDV Zentrale vielleicht sogar für uns bereitstellen. Ich lasse mich mal beraten. Danke für den Tipp, ich werde es mal im Hinterkopf behalten.

Naja, wird schon schwer genug die Leute generell für Veränderungen zu begeistern. Egal welcher Art (ob jetzt SVN, git oder SharePoint). Manche Sachen sind halt ziemlich eingefahren. ;)
 
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