Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

@gymfan

Wir stellen aber fest, dass das Umlagesystem für die Rente ein sehr schlechtes System für die Beteiligten ist. Das System baut auf der Prämisse auf, dass es immer mehr Arbeitnehmer als Rentner gibt und zwar deutlich mehr Arbeitnehmer (Quote 1:4 oder 1:5).

Die Altersstruktur in Deutschland zeigt aber ganz klar auf, dass immer weniger Arbeitnehmer je Rentner zur Verfügung stehen.
Konsequenterweise muss somit die Rente niedriger ausfallen und jeder Arbeitnehmer steht jetzt in der Verpflichtung, selbst Vorsorge zu betreiben. Für mich persönlich die bessere Option, da die private Vorsorge weniger ein Spielball von Politikern ist, als die gesetzliche Rente.

Mit einer längeren Lebensarbeitszeit werden wir aber nicht den Fachkräftemangel beseitigen, sondern diesen nur um ein paar Jahre verzögern. Halt um die Jahre, wo die Boomer später in Rente gehen würden. Dies ist somit aus meiner Sicht keine wirkliche Lösung des Fachkräftemangels.

Deutschland muss Einwandererland werden. Dafür brauchen wir:
1) klare Regeln zur Einwanderung
2) klarer Fokus, auf den Erwerb von Sprachkenntnissen (primär Deutsch, Englisch als Alternative - sonst wird das mit der Arbeit weiterhin schwierig)
3) Abbau von Bürokratie - wozu muss der Staat eine Qualifikation anerkennen? die Arbeitgeber in Deutschland stellen die Einwanderer ein, die sollen entscheiden was als Nachweis reicht und was nicht
4) Klare Bedingungen, wie lange man hier in die Sozialsysteme eingezahlt haben muss, bevor man selbst Empfänger werden kann
 
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Das Problem geht doch schon damit los, das ca 7,5 Millionen Menschen für den Mindestlohn arbeiten, ein Großteil davon kann nicht mal 5€ zur Seite legen für eine private Vorsorge.
Mit anderen Worten, die die definitiv vorsorgen müssten, haben kein Geld dafür.
Ich denke die Rente braucht dringend ein komplette Reform, Beamte sollten einzahlen, ein Teil davon sollte anlagebasiert laufen etc. Ideen gibt es genug.
Ich bin kein Freund davon das Rentenalter anzuheben, gerade Menschen die körperlich arbeiten sind meistens schon Ende 50 "kaputt", ansonsten müsste man es beruflich differenzieren.
 
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_killy_ schrieb:
Aber hier im Thread geht es um Fachkräftemangel - nicht um die Rente. Und die Erhöhung des Rentenalters hilft an der Stelle nicht den Fachkräftemangel zu beseitigen.

Wie willst du als Schwerarbeiter noch auf Baustellen bis 70 was reissen ?
Mit mitte 50 sind die Meisten am Ende.
Ein Neuanfang ist in diesem Alter oft Wunschdenke und Umschulungen im
Alter ...na ja, wer nimmt ernsthaft Leute, die halb kaputt sind.
Analog spielt der Renteneintritt wohl eine Rolle bei der Berufswahl.
Bürojob im Alter ist auch so eine Sache, wenn die Masse nicht mal weiss
, wie man einen Rechner einschaltet
_killy_ schrieb:
Hier weiterhin mein Votum für Deutschland muss ein Einwandererland werden.
Ist es doch schon. Aktuell leben > 84 mio Menschen in D - > 200.000 Deutsche
verlassen das Land jedes Jahr - analog sind noch weniger Fachkräfte
vermittelbar, wie Akademiker, Industrie-, Handwerker, usw.

Die Masse der Zuwanderer sind kaum qualifiziert. In paar Jahren wird das ganze
System eh nicht mehr finanzierbar sein. Alles nur Wunschdenke von Ideologen.
Daher schon längst im Ausland investiert. Die Koffer sind schon längst gepackt.
 
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Ja, ich mache hier erstmal zu. Ich habe aber gerade keine Zeit mir die Beiträge im Detail anzuschauen. Wenn ich ausgekehrt habe (sofern es was gibt) mache ich aber wieder auf.
 
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Here we go again....
 
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Ja, das leidige Thema Fachkräftemangel.

Bei mir im Technikbereich (Maschinenbau) wurde der Fachkräftemangel von arbeitgebernahen Verbänden proklamiert um möglichst viele Abiturienten ins MINT-Studium zu locken und so für einen Arbeitnehmerüberschuss zu sorgen. Zudem wurden die Verdienstgrenzen für außereuropäische MINT-Spezialisten abgesenkt. Aus meinem Abschlussjahrgang (M.Sc. gut aufgestellte Uni im Bereich MINT) taten sich die meisten schwer einen Einstieg in der Industrie zu finden. Hundert(e) Bewerbungen, in den meisten Fällen keinerlei Reaktion, viele Absagen, wenige Einladungen zu Vorstellungsgesprächen sowie Herrenmenschengehabe seitens der Unternehmen. Oftmals Zeitarbeit / Dienstleister. Daher kann ich Fachkräftemangel in diesem Bereich nicht sonderlich ernst nehmen. (Vielleicht sieht es im Bereich IT / E-Tech rosiger aus)

Dann haben wir Fachkräftemangel in Bereichen wie Pflege, Gastronomie, Handel und Logistik. Machen wir uns bitte nichts vor: Dieser "Fachkräftemangel" existiert, weil die Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen schlecht sind: Maue Löhne, körperlich anstrengende Arbeit, Umgehung von Arbeitnehmerrechten, geringe Wertschätzung. Zudem würde ich in vielen Bereichen nicht von "Fachkräften", sondern eher von "Hilfsarbeitern" sprechen.

Nicht ohne Grund will ein steigender Prozentsatz der erfolgreichen Schulabgänger in den öffentlichen Dienst / ins Beamtentum. Der goldene Glanz der freien Wirtschaft ist nicht mehr. Die Zeiten, als man in der freien Wirtschaft netto spürbar besser verdient hat als der Beamte im ÖD, sind seit längerer Zeit passé. Rechnet man noch die Pension und die Work-Life-Balance gegen, dann gewinnt der Beamte auf ganzer Linie.

In einem aktuellen ÖR-Bericht beschwerten sich Logistikverbände, dass sie keine LKW-Fahrer mehr fänden. Eine kurze Recherche meinerseits ergab: "Das Bruttomonatseinkommen von Berufskraftfahrer/innen beträgt ohne Sonderzahlungen auf Basis einer 40-Stunden-Woche durchschnittlich rund 2.100 Euro. Die Hälfte der Berufskraftfahrer und Berufskraftfahrerinnen verdient weniger als 2.030 Euro. Berufskraftfahrer/innen profitieren von der Tarifbindung." - Quelle: https://www.lohnspiegel.de/berufskraftfahrer-13917.htm#:~:text=Das Bruttomonatseinkommen von Berufskraftfahrer/innen,verdient weniger als 2.030 Euro.&text=Berufskraftfahrer/innen profitieren von der Tarifbindung.

Und dann wundern sie sich, dass sie keine LKW-Fahrer mehr finden!? Wer tut sich den Job bei diesem Gehalt und diesen Arbeitsbedingungen denn noch an?
 
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Die Wirtschaft war es seit jeher gewohnt, dass es Arbeitskräfte en masse gab. ("Wenn es Ihnen nicht passt: 50 weitere Bewerber warten in der Schlange"). Die kommen mit dem Konzept einfach nicht zurecht, dass der Mitarbeiter Alternativen hat, falls er schlecht behandelt / bezahlt wird.
 
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In Europa und insbesondere in Deutschland (größter Niedriglohnsektor) wurde bisher ja auch immer gerne an den Gehältern gespart. Das fällt manchem Unternehmen nun auf die Füße. Vor allem die Gastro merkt das ganz ordentlich.

Im Pflegebereich ist das auch eklatant. Da kann man aber in der Zeitarbeit (z.B
Honorarkraft) echt gutes Geld bekommen.
 
Thomas_chen schrieb:
Nicht ohne Grund will ein steigender Prozentsatz der erfolgreichen Schulabgänger in den öffentlichen Dienst / ins Beamtentum. Der goldene Glanz der freien Wirtschaft ist nicht mehr. Die Zeiten, als man in der freien Wirtschaft netto spürbar besser verdient hat als der Beamte im ÖD, sind seit längerer Zeit passé. Rechnet man noch die Pension und die Work-Life-Balance gegen, dann gewinnt der Beamte auf ganzer Linie.
Wenn ich mir die folgende Diskussion vor ein paar Tagen durchlese, dann sieht es wohl eher anders aus:
https://www.computerbase.de/forum/threads/verbeamten-lassen-oder-tarifbeschaeftigt-bleiben.2145873/

Und da es "die" freie Wirtschaft nicht gibt, ist ein Vergleich nur schwer möglich. Außer man lässt, wie es hier im Forum gerne getan wird, u.A. tarifgebundene Betriebe einfach außen vor, und am Besten auch noch die, welche nach persönlicher Lebensplanung nicht in ÖPNV-Pendelreichweite liegen.

Thomas_chen schrieb:
In einem aktuellen ÖR-Bericht beschwerten sich Logistikverbände, dass sie keine LKW-Fahrer mehr fänden. Eine kurze Recherche meinerseits ergab: "Das Bruttomonatseinkommen von Berufskraftfahrer/innen beträgt ohne Sonderzahlungen auf Basis einer 40-Stunden-Woche durchschnittlich rund 2.100 Euro. Die Hälfte der Berufskraftfahrer und Berufskraftfahrerinnen verdient weniger als 2.030 Euro. Berufskraftfahrer/innen profitieren von der Tarifbindung."
Ich hoffe, Du hast Dir auch das PDF angesehen: "Arbeitspapier 27 | September 2014"

Klar waren 2030€ Brutto auch 2014 nicht viel Geld, aber trotzdem ist das mit einem Lohn unterhalb vom Mindeslohn für eine deutsche Vollzeitstelle im Jahr 2023 irgendwie nicht als Vergleich sinnvoll.

Diese Angaben sind schon eher aktuell:
https://lkw-fahrer-gesucht.com/fern...er-gehalt-was-verdient-ein-lkw-fahrer-wo.html
Und nehme ich nicht den Minimallohn (wer mit dem für Sachsen angegenen knapp 2.230 € nicht zurecht kommt, hat 15 weitere Bundesländer, in die er wechseln kann, denn, wie Du ja weiter unten feststellst, haben wir mittlerweile einen AN-Markt) sondern auch dort das mittlere Einkommen von 2700€/Monat Bruto im Jahr 2022, dann ergibt das mit 33% Steigerung einiges mehr wie bei mir (Tarif, aber IT) seit 2014.

Thomas_chen schrieb:
Und dann wundern sie sich, dass sie keine LKW-Fahrer mehr finden!? Wer tut sich den Job bei diesem Gehalt und diesen Arbeitsbedingungen denn noch an?
Offensichtlich arbeiten sich die Leute lieber in anderen, ebenso schlecht bezahlten Bereichen, körperlich kaputt und erwarten, dass sie abschlagsfrei mit 63 (bzw. 2 Jahre vor dem gesetzlichen Rentenbeginn) in Rente gehen können.

Hasenfutter schrieb:
Wie willst du als Schwerarbeiter noch auf Baustellen bis 70 was reissen ?
Mit mitte 50 sind die Meisten am Ende.
Ich würde auch bei dieser Berufsgruppe das erwarten, was in anderen seit >20 Jahren üblich ist. Egal, ob vom AG gefördert oder nicht. Aber Eigenverantwortung und Weiterbildung kann man heutzutage wohl nur von wenigen erwarten.

Thomas_chen schrieb:
Die kommen mit dem Konzept einfach nicht zurecht, dass der Mitarbeiter Alternativen hat, falls er schlecht behandelt / bezahlt wird.
So lange es auch genügend AN gibt, die vergleichbar denken (mein Arbeitsplatz muss an meinem lieblings-Wohn-/Ausbildungsort sein) wird sich daran auch nicht viel ändern.

In Betrieben, die über Fachkräftemangel klagen, aber dem AN keine vernünftigen Bedingungen bieten, ist der Mehrwert durch einen solchen MA offensichtlich nicht groß genug.
 
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Ich finde es interessant, dass der "Fachkräftemangel" immer ausschließlich als Problem betrachtet wird.
Ja, er führt dazu, dass das Wirtschaftswachstum geringer ausfällt ist es könnte.
Er ist aber auch ein Zeichen für eine hohe Beschäftigungsquote.

Es mag sein, dass viele hier unter 40 sind und schlichtweg keine Zeiten mehr erlebt haben in denen es eine nennenswerte Arbeitslosigkeit selbst bei gut ausgebildeten Menschen bis hin zu Studierten gab, aber das gab es wirklich. Zwischen 1994 und 2007 hatten wir in DE konstant über 10% Arbeitslosenquote, 2022 lagen wir bei 5,8%.
Der Sockel liegt afaik etwa bei 2-3%, sprich da drunter kommt man im Grunde nicht, von daher sind 6 und 10 % nicht nur ein kleiner Unterschied, sondern ein gewaltiger.

Wer mal eine Weile wirklich arbeitslos war (und damit meine ich nicht die Wochen zwischen Schulabschluss und erstem Arbeitstag, die man sich vielleicht pro forma arbeitslos meldet), der wird es zu schätzen wissen, dass wir nicht mehr in einer Situation leben in der man dem AG dankbar sein muss, dass der einen gnädigerweise beschäftigt.
Ich habe 2002 mit der Ausbildung begonnen, bin in der Probezeit entlassen worden (bei ner Ausbeuterbude, die dann plötzlich erkannt hat, dass sie defizitär wirtschaftet, im Nachhinein das beste was mir passieren konnte) und hatte riesiges Glück im Anschluss ne andere (bessere) Firma zu finden. Total beschissenes Gefühl.
Da hast du dann z.B. ein Vorstellunsggespräch (suchte ne Firma, die die Ausbildung fortführt) und bekommst dann vor Ort erzählt, dass man sich ja fürs nächste Jahr bewerben könne.
Am Ende der Ausbildung 2005 hieß es nur 2 von 3 Azubis werden übernommen, auch ein beschissenes Gefühl.

Ich glaube viele wissen einfach nicht was sie am Status Quo haben.
Firmen überlegen sich heute 3 mal ob sie jemanden entlassen bzw. ob sie dann im Zweifel Ersatz finden.
Azubis nicht übernehmen? Macht ne funktionierende Firma auch nur noch bei völligen Pfosten.

Ich habe heute mehr Urlaub als nach der Ausbildung, mein AG ist deutlich flexibler als noch vor 10 Jahren (Arbeitszeiten, Homeoffice) und meine Arbeitszeit wird auch als solche mehr wert geschätzt (keine Bullshit-Aufgaben um ein paar Euro an Material einzusparen, besseres Arbeitsmaterial).
Über den heute obligatorischen Obstkorb brauchen wir gar nicht mehr reden.
Und wenn ich doch mal arbeitslos werden sollte schreibe ich den Leuten, die mir auf Xing/Linkedin ständig irgendwelche Positionen anbieten einfach mal ein "das klingt interessant, lassen sie uns mal telefonieren" zurück.

Es ist imho ein tollen Gefühl, dass mein AG mich mehr braucht als ich den AG.
Es ist ein tolles Gefühl in einer Gesellschaft zu leben in der ich nicht der Bittsteller bin und mein AG der gütige Herr, der so gnädig ist mich zu beschäftigen.

Nervt es wenn man vielleicht über Monate keinen Handwerker bekommt oder der 80 Euro die Stunde berechnet weil die Betriebe zu wenig Leute haben? Ja.
Ist es unschön wenn auf der Kirmes nur noch Automaten rumstehen weil man dafür kein Personal braucht? Ja.
Ist es schade, dass Restaurants schließen weil sie keine Kellner finden? Ja.
Würde ich wieder mit der Situation anfang der 2000er tauschen wollen? Niemals.
Wir als AN (das dürften ja die meisten hier sein) sollten froh sein, dass es nicht andersrum ist.

Ich habe das Gefühl, dass viele Firmen das anders sehen und den "Fachkräftemangel" umso lieber betonen weil sie sich erhoffen, dass die Gutsherrenzeiten wieder zurück kommen.
Sprich die wollen nur Leute ranholen um die Preise fürs Personal wieder schön drücken zu können, am besten auch direkt den Mindestlohn wieder abschaffen.

Ich halte es auch für eine Illusion, dass die Zuwanderung in der aktuellen Art irgendwas im Land verbessern würde.
Wir brauchen Leute, die die High-End Jobs machen, die haben aber kein Interesse an Deutschland weil es anderswo einfacher und rentabler ist.
Wir ziehen im Grunde fast nur die an, die gar nichts können und ewig vom Staat leben werden.
Das kann man nur lösen indem man gezielt Menschen anwirbt, die ne Chance haben Jobs über 50k Jahresgehalt auszuüben und alle anderen ablehnt.
Billigarbeiter für die Drecksjobs anzuwerben mag bestenfalls kurzfristig ne Linderung schaffen, schadet imho aber langfristig.
 
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Blutschlumpf schrieb:
Ja, er führt dazu, dass das Wirtschaftswachstum geringer ausfällt ist es könnte.
Es führt dazu, dass vieles was wir uns vornehmen schlichtweg nicht funktionieren kann. Wir wollen in den ÖPNV investieren, aber weder sind die Leute da um die Infrastruktur mit dem gewünschten Tempo auszubauen, noch gibt es genug Leute um Busse und Bahnen zu führen. In Köln fallen an schlechten Tagen 20-30% der Verbindungen weg, weil niemand da ist um die Fahrzeuge zu führen, wie soll da noch ein weiterer Ausbau gehen?

Das gilt natürlich auch für das andere Ewigprojekt, Glasfaserausbau! Auch hier gibt es schlichtweg zu wenige Arbeiter um das mit der gewünschten Geschwindigkeit voran zu treiben. Nehmen wir mal weitere Ziele ins Visier, regenerative Energie, Austausch von Heizungen, Gebäudesanierung und Renovierung. Schon mal geschaut welche Vorlaufzeiten es da aktuell gibt?

Vielleicht hast du aber auch in letzter Zeit einfach nur versucht einen Termin beim Facharzt zu bekommen? Nein? Dann wüsstest du vielleicht, dass die aktuelle Situation schlichtweg katastrophal ist. Es mag schön sein sich als Arbeitgeber in einer guten Situation zu befinden, der Fachkräftemangel ist aber ein tatsächliches Problem der dir überall begegnet.

Blutschlumpf schrieb:
Azubis nicht übernehmen? Macht ne funktionierende Firma auch nur noch bei völligen Pfosten.
Es gibt genug Firmen die Azubis als eine dauerhafte Billigarbeitskraftlösung sehen und grundsätzlich keine oder nur ganz wenige übernehmen.
Ergänzung ()

Blutschlumpf schrieb:
Wir brauchen Leute, die die High-End Jobs machen
Sehe ich nicht so... Wir brauchen Busfahrer, Ärzte, Handwerker, alles Jobs die durchaus durch Zuwanderer belegt werden können. Studierte haben wir hierzulande genug, aber niemand will sich mehr die Hände dreckig machen.
 
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xexex schrieb:
Es gibt genug Firmen die Azubis als eine dauerhafte Billigarbeitskraftlösung sehen und grundsätzlich keine oder nur ganz wenige übernehmen.

Das betrifft aber fast nur Firmen, wo jeder innerhalb ein paar Tagen eingelernt werden kann. Also Firmen, die prinzipiell nur Hilfsarbeiter-/Handlangertätigkeiten ausführen. In anderen Bereichen, wo man froh ist, wenn sich überhaupt jemand brauchbares bewirbt, vergrault man so nicht die zukünftigen Mitarbeiter.

Denn eines muss man Bedenken. Es wird ja nicht nur der Azubi verprellt, sondern auch sein Umfeld. Schon bei mir kamen einige Firmen während der Ausbildungszeit auf meine persönliche schwarze Liste.


Was uns fehlt, sind kluge Köpfe, die sich eben nicht nach oben weiterqualifizieren wollen/können. Also Mitarbeiter, die nicht Dienst nach Vorschrift tun, sondern in gewissen Grenzen auch engagiert bei der Sache sind.
 
Knergy schrieb:
Das betrifft aber fast nur Firmen, wo jeder innerhalb ein paar Tagen eingelernt werden kann.
Eine Lehre dauert normalerweise drei Jahre, man braucht also keine Stellen die nur ein "paar Tage" Anlernzeit benötigen, sondern nur einen ausreichend großen Pool Lehrlinge.

Knergy schrieb:
vergrault man so nicht die zukünftigen Mitarbeiter.
Ich kann mich hier nur selbst zitieren....
Azubis als eine dauerhafte Billigarbeitskraftlösung
Man vergrault keine "zukünftigen Mitarbeiter" wenn man gar nicht erst bereit ist die Löhne für ausgelernte Arbeitskräfte mit Berufserfahrung zu bezahlen. Ich nehme hier mal ein simples Beispiel:
Mit einer Ausbildung zum/zur Fachinformatiker/-in im Bereich der Anwendungsentwicklung kannst du in deinem ersten Ausbildungsjahr zwischen 860€ und 960€ verdienen. Bei abgeschlossener Ausbildung liegt dein Einstiegsgehalt in diesem Berufsfeld zwischen 2.900€ und 3.500€.
Jetzt ist Anwendungsentwicklung vielleicht kein so gutes Beispiel, hier will man vermutlich keinen Pool an Rookies haben, in zig anderen Tätigkeiten im IT Umfeld ist es hingegen gar kein Problem. PCs zusammenschrauben, Updates installieren und First Level Support? Dafür brauchst du keine Techniker mit 10 Jahren Berufserfahrung.
 
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xexex schrieb:
Es führt dazu, dass vieles was wir uns vornehmen schlichtweg nicht funktionieren kann. Wir wollen in den ÖPNV investieren, aber weder sind die Leute da um die Infrastruktur mit dem gewünschten Tempo auszubauen, noch gibt es genug Leute um Busse und Bahnen zu führen. In Köln fallen an schlechten Tagen 20-30% der Verbindungen weg, weil niemand da ist um die Fahrzeuge zu führen, wie soll da noch ein weiterer Ausbau gehen?
Vor 20 Jahren hatten wir den Fachkräftemangel nicht, sogar Unmengen an arbeitslosen Fachkräften.
Und das war die Zeit in der unser Infrastruktur gelitten hat weil kein Geld da war.
Und immer nur mehr Leute rankarren funktioniert auch nicht bzw. führt nur zu anderen Problemen (z.B. Wohnungsmangel).

xexex schrieb:
Vielleicht hast du aber auch in letzter Zeit einfach nur versucht einen Termin beim Facharzt zu bekommen?
Letztes Jahr MTR, 4 Wochen gewartet.
Vor gut 10 Jahren hab ich ähnlich lange gewartet.
Aber ja, früher hat man natürlich sofort einen Arzttermin bekommen, besonders als Kassenpatient.
10 Sekunden google:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/kassenversicherte-patienten-zweiter-klasse-a-264072.html

xexex schrieb:
Sehe ich nicht so... Wir brauchen Busfahrer, Ärzte, Handwerker
Arzt wäre für mich jetzt ein High-End Job, aber kann man auch von den Ansprüchen mit dem Busfahrer gleichsetzen, ist sicher ähnlich kompliziert. ;)

Busfahrer dürfte auch ein hausgemachtes Problem sein.
Eine Berufsausbildung so zu gestalten, dass man die erst mit 24 Jahren beginnen kann, führt imho zwangsweise zu einem Mangel weil damit bestimmt 80% der potentiellen Kandidaten außen vor sind.
Man könnte die die Ausbildung auch vom Vorhandensein des Führerscheins lösen und den zum Teil der Ausbildung machen.
Ab 18 Jahre und Führerschein inclu, dann hast du vermutlich 10 mal so viele Bewerber.

xexex schrieb:
alles Jobs die durchaus durch Zuwanderer belegt werden können. Studierte haben wir hierzulande genug, aber niemand will sich mehr die Hände dreckig machen.
Die Aussage ergibt keinen Sinn weil ich zur Diskussion gestellt habe welche Zuwanderer wir brauchen und nicht ob wir welche brauchen.

Wenn die "besetzt die Billo-Jobs mit Zuwanderern, die machen sich gerne die Hände schmutzig" Variante funktionieren würde, dann müsste das für die Busfaher und Handwerker schon lange greifen, tut es aber nicht, zumindest ist da noch ordentlich Potential:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/palmer-syrien-fluechtlinge-arbeitsmarkt-100.html
 
Blutschlumpf schrieb:
Arzt wäre für mich jetzt ein High-End Job, aber kann man auch von den Ansprüchen mit dem Busfahrer gleichsetzen, ist sicher ähnlich kompliziert.
Bezogen auf die Aussage "sich Hände schmutzig machen", sind beide Jobs aber gut miteinander vergleichbar. Sind halt keine Bürojobs, bei denen man sich 8 Stunden im Stuhl herumdreht und pünktlich zum Feierabend dann nach Hause spaziert.

Blutschlumpf schrieb:
Busfahrer dürfte auch ein hausgemachtes Problem sein.
Ja! Es ist ein "hausgemachtes" Problem, es gibt schlichtweg zu wenig Arbeiter. An der "Ausbildung" liegt es mit Sicherheit nicht...
https://www.kvb.koeln/unternehmen/karriere/alltagshelden.html

Das war aber jetzt nur ein Beispiel. Unser Problem ist viel mehr, dass Firmen die es können schlichtweg auswandern und hierzulande immer weniger überhaupt noch umsetzbar ist. Die Handwerkerproblematik ist ebenfalls nur die Spitze der Eisbergs.
Ergänzung ()

Blutschlumpf schrieb:
Vor 20 Jahren hatten wir den Fachkräftemangel nicht, sogar Unmengen an arbeitslosen Fachkräften.
Das eine schließt das andere nicht aus! Einen Arbeitermangel gibt es in Deutschland seit Jahrzehnten oder was glaubst du wie die Türken nach Deutschland kamen?

Vor 20 Jahren ist man das "Problem" dann anders angegangen, ganze Geschäftszweige ins Ausland verlegt und viele Arbeiter vor die Tür gesetzt. Es gab viele Arbeitslose, weil es deren Beruf hierzulande gar nicht mehr gab.
 
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xexex schrieb:
Das bestätigt doch eigtl das, was Blutschlumpf schrieb?
Bei Busfahrer in Ausbildung:
Qualifikation:
  • Du hast bereits seit 2 Jahren den PKW-Führerschein und bist mindestens 21 Jahre alt.
  • Eine Berufsausbildung hast du ebenfalls abgeschlossen.
  • Alternativ dazu hast du bereits drei Jahre Berufserfahrung gesammelt. Dies kann branchenübergreifend sein.
  • Ein eintragsloses Führungszeugnis und maximal ein Punkt beim Kraftfahrt-Bundesamt runden dein Profil ab.

Das alles nur um dann, je nach Bundesland, ca 2.100€ brutto zu verdienen? Mhhh...
 
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Bei der kvb steht wohl ~2600€ Brutto, das ist aber in Köln und Umgebung ein Witz, sind rund 1600€ Netto bei einem Single, gut wenn die eine Wohnraumvermittlung anbieten hilft das, aber das heißt ja nicht das die Miete übernommen wird. Der Durchschnittspreis m² in Köln liegt bei ~15€, machen wir ne kleine 50m² Wohnung sind wir bei 750€ kalt, zzgl. Nebenkosten sind mit Strom und Wärme locker 1k Netto weg. Lebensmittel, Internet und co. locker nochmal 300€, bleiben 300€ im Monat für den Rest und ich habe sehr konversativ gerechnet.

Wundert mich nicht das da keine Türen eingerannt werden und das ist ja noch ein Anbieter der überdurchschnittlich zahlt, das geht ja teilweise deutlich unter 2000€ Brutto, also Mindestlohnniveau bzw. man ist besser gestellt im Bürgergeld zu verweilen.
 
Bonanca schrieb:
Das alles nur um dann, je nach Bundesland, ca 2.100€ brutto zu verdienen? Mhhh...
Entscheidend für die Bezahlung eines Busfahrers dürften eher nicht die geforderten Qualifikationen sein, sondern eher die Frage, wie gut der ÖPNV durchschnittlich ausgelastet ist und was ein Ticket kostet.
Achja ... und dann gibts ja noch die Erwartungen von Vorständen und Aktionären ... da bleibt für Löhne (oder für Ausbau, Service, Wartung) halt nicht mehr sooo viel übrig.
 
krass, das ist n zehner am Tag für alles außer essen und wohnen. Da ist man mit Bürgergeld definitiv besser dran. Alleine das man nicht zur Arbeit hinkommen muss mit Bus/Bahn oder Auto.

Merkt man immer schön an solchen Beispielen wie man selbst nur nach oben schaut und nie nach unten.
 
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Bonanca schrieb:
Das bestätigt doch eigtl das, was Blutschlumpf schrieb?
Ja und nein, man sollte das nicht als Vorrausetzung ansehen, bei keiner Stellenanzeige übrigens.
Das wünschen wir uns von dir
Was bleibt ist eine viermonatige "Ausbildung", also keine wirkliche Hürde, nur versuche mal solche Stellen zu besetzen. Wie hier schon gesagt wurde, wer will es freiwillig für das Geld machen? Dann hast du noch Schichtdienst, Arbeit an Wochenenden und Feiertagen und brauchst manchmal ein dickes Fell.

Jetzt könnte man natürlich meinen, einfach die Löhne erhöhen, dann wird das schon. Grundsätzlich zwar immer eine "Lösung", aber wie in allen Branchen stellt sich da die Frage, wer das bezahlen soll? Der normale Ticketpreis in Köln liegt mittlerweile bei 3,10€ und schon bei zwei Personen fahre ich da billiger mit einem Share Now Auto.
Ergänzung ()

DerOlf schrieb:
Achja ... und dann gibts ja noch die Erwartungen von Vorständen und Aktionären
In dem Fall ist es eigentlich alles der gleiche "Klüngel". Die KVB gehört der Stadtwerke Köln, die wiederum der Stadt Köln gehört. Allerdings vermutlich ein Teil des Problems, gut mit Geld umgehen konnte die öffentliche Hand noch nie.
 
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