Gut, aber alt: Windows XP feiert 10. Geburtstag
Windows XP trat exakt vor zehn Jahren – also am 25. Oktober 2001 – an, um das bis dato geteilte Anwenderfeld von Windows-Betriebssystemen zu einen und Microsoft einen ungeahnten Erfolg zu bescheren, den auch der Nachfolger Windows Vista – Codename „Longhorn“ – nicht beenden konnte.
Die Geschichte von Windows XP ist rückblickend betrachtet ein Erfolg, der teilweise so groß und unerschütterlich ist, dass Microsoft selbst sich an ihm die Zähne ausbiss. Von den einen als schlichte Aufhübschung von Windows 2000 verschrien, bot Microsoft mit Windows XP ein Betriebssystem an, das die damaligen Stränge sowohl im Unternehmens- als auch im Privatbereich einen konnte. Firmenkunden setzten seinerzeit nämlich vermehrt auf das deutlich stabilere und modernere Windows 2000 auf Basis des NT-Kernels während im Privatbereich auch 2001 noch die DOS-Ära vorherrschte, auch, wenn das vielen Anwendern nicht bewusst gewesen sein mag. Sowohl Windows 98 als auch Windows ME basierten noch auf MS-DOS, das ursprünglich bereits in den 80er Jahren entwickelt (und seitdem weiter modifiziert) wurde.
Mit der Veröffentlichung von Windows XP wurden nicht nur die Kernel-Unterschiede behoben, es wurde gleichzeitig eine bis heute stets ähnliche Trennung verschiedener Windows-Versionen eingeführt. Mit „Home“ und „Professional“ wurden funktionale Grenzen für den Heimanwender gesetzt, sofern er auf die leicht abgespeckte Home-Version setzte. Es folgten weitere Windows-XP-Versionen wie eine „Tablet Edition“, eine „Media Center Edition“ und 64-Bit-Versionen des Betriebssystems. Allen war allerdings gemein, dass sie sich aufgrund der technisch modernen und sehr soliden Basis als stabil herausstellten und in jedem Fall eine Steigerung gegenüber Windows 9x und Windows ME darstellten.
Kritik gab es dennoch. Sie bezog sich 2001 und in den folgenden Jahren vor allem auf die neu eingeführte „Luna“-Oberfläche mit ihrer farbenfrohen Art. Auch die notwendige Freischaltung von Windows XP per Telefon oder Internet stieß auf wenig Gegenliebe, insbesondere, weil Microsoft mit den folgenden Service Packs immer wieder neue Authentizitätsabfragen implementierte, die mitunter „alte“ Cracks und illegale Freischaltungen aushebelten. Die Sammlungen von Sicherheitspatches und neuen Funktionen waren dennoch sehr beliebt, was auch ein Blick in unser Artikelarchiv zeigt: Die Artikel zur Integration der Service Packs (Service Pack 1, Service Pack 2, Service Pack 3) in die Installations-CD gehörten und gehören immer noch zu den meist gelesenen Werken hier auf ComputerBase mit zusammen über 860.000 Abrufen!
In Summe reichte es für Windows XP, um über Jahre das dominante Betriebssystem auf dem Markt zu bleiben. Viel länger gar, als Microsoft selbst dies geplant hatte. So ist – rückblickend mit einem kleinen Schmunzeln – etwa in unserem News-Archiv zu lesen, wie Microsofts Planung hinsichtlich der Windows-XP-Nachfolge aussah: Windows Vista – Codename „Longhorn“ – sollte eine nur leicht erweiterte Version von Windows XP werden und nur wenige Jahre nach dem XP-Start 2001 erscheinen. Tatsächlich schob Microsoft „Longhorn“ allerdings auf die lange Bank und veröffentlichte es erst am 30. Januar 2007 offiziell. Das Betriebssystem enttäuschte viele, obwohl es der Wegbereiter für das heute aktuelle und beliebte Windows 7 war. Das lag vermutlich auch an dem verpatzten, allerdings nicht nur von Microsoft zu verantwortenden Start, der ebenfalls einen kleinen Rekord auf ComputerBase aufstellte: Unser Treiberüberblick über die in Zusammenspiel mit Windows Vista funktionierende und nicht funktionierende Gerätesoftware ist mit gigantischem Abstand die meistgelesene News auf ComputerBase mit nahezu 650.000 Aufrufen. Windows Vista konnte Windows XP aber zu keinem Zeitpunkt als meist verbreitetstes Betriebssystem ablösen.
Dies schaffte erst Windows 7. Und das, zum zehnten Geburtstag von Windows XP, auch noch denkbar knapp: Erst Anfang dieses Monats vermeldete der Online-Dienst Statcounter, dass Microsofts neuestes Betriebssystem an dem scheinbar ewigen Primus vorbeiziehen konnte. Mit einem Marktanteil von 40,42 Prozent kann sich Windows 7 dabei die Spitzenposition vor Windows XP mit aktuell etwa 38,49 Prozent sichern.
Dabei wird es aus sicherheitstechnischer Sicht langsam Zeit, sich von Windows XP zu verabschieden. Das Betriebssystem genießt nur noch eingeschränkten und mitunter kostenpflichtigen Support im Rahmen von Microsofts „Extended Support“-Programm und das auch nur, wenn das dritte und letzte Service Pack installiert wurde. Natürlich müssen Nostalgiker deswegen wohl nicht um die prinzipielle Existenz von Windows XP bangen: Auch nach dem Ablauf des Extended Supports im Jahr 2014 bleibt das Betriebssystem funktionsfähig, wenn auch ohne jegliche Patches und andere Unterstützung. Einzig die Frage der Aktivierung könnte sich dann noch einmal stellen. Bisher ist nicht klar, wie Microsoft damit umgehen will.