Beleuchtete Tastaturen im Test: 4 × Ausstattung gegen Qualität für 30 Euro

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Max Doll
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Alltagserfahrungen und Software

Hinsichtlich der verwendeten Gummiglocken treten trotz des identischen Hubweges von rund 4,5 Millimetern deutliche Unterschiede zwischen beiden Tastaturen zutage. Tt eSports verwendet ein wesentlich weicheres Design, dessen deutlich dumpfere Akustik das „gedämpfte“ Schreibgefühl mit sanfterer Charakteristik verrät. Dabei wird der Druckpunkt nicht klar hervorgestellt, sondern etwas verwischt. Was zunächst ungewohnt ist, überzeugt nach kurzer Eingewöhnungszeit durch leise Klangkulisse und dabei mögliche hohe Schreibgeschwindigkeit. Die spürbare Handballenauflage vermittelt hierbei den Eindruck subjektiv flacherer Kappen.

Challenger Prime: Ein Glockentyp für alle Taster
Challenger Prime: Ein Glockentyp für alle Taster
tt eSports Challenger Prime

Der Betrieb der Skiller Pro wird hingegen von einer hell klappernden Geräuschkulisse begleitet, die an weit günstigere Tastaturen erinnert. Damit wird die Spieletastatur in der subjektiven Wahrnehmung zum lautesten Produkt im Testfeld. Die verwendeten Gummiglocken zeichnen sich durch eine taktilere Charakteristik aus: Der Restwiderstand fällt nach dem Druckpunkt stärker ab, wobei gleichzeitig das sanfte Einfedern der Challenger Prime, aber auch das etwas behäbigere Ausfedern entfallen. Obwohl ein klarer Druckpunkt im Prinzip begrüßenswert sein kann, missfällt die Ausgestaltung durch ihre hakende Umsetzung, die zu erhöhtem Kraftaufwand zwingt und Eingaben zusammen mit der nur angedeuteten Handballenauflage anstrengender als nötig gestaltet.

Skiller Pro: Unterschiedliche Gummiglocken für Primär- und Zusatztaster
Skiller Pro: Unterschiedliche Gummiglocken für Primär- und Zusatztaster
Sharkoon Skiller Pro

Gleichzeitig sinkt so die maximale Geschwindigkeit, mit der sich Tasten drücken lassen, da ansonsten die Gefahr nicht präzise ausgelöster Taster durch die unberechenbare Charakteristik steigt. Kurzum: Das Betätigen der Schalter hinterlässt einen hakenden Eindruck, was Eingaben subjektiv unangenehm gestaltet und verlangsamt – Eigenschaften, die nicht dem gewählten Preisbereich der Tastatur entsprechen, sondern der Preisklasse um 5 Euro zuzuordnen sind. Generell vermag jedoch keine der beiden Spieletastaturen in Gänze das Niveau zu erreichen, welches Fujitsu und Gigabyte aufbieten können.

Update 17.12.2015 Das zweite Exemplar der Skiller Pro zeigt ein wesentlich verbessertes Anschlagsverhalten, das sich durch eine weichere Charakteristik auszeichnet. Das helle Klackern verschwindet zwar nicht völlig, tritt aber vermehrt in den Hintergrund – eine hakende Betätigung von Tasten ist der zweiten Skiller Pro dabei fremd. So schnell wie auf der Challenger Prime lässt es sich zwar immer noch nicht tippen, das Eingabeverhalten erscheint nun aber ohne weiteres akzeptabel.

Genau andersherum sind die Trümpfe bei der Umsetzung der Zusatztasten am oberen Rand der Gehäuse verteilt. Sharkoon verbaut an dieser Stelle kleinere Gummiglocken mit festerem Druckpunkt und kurzem Hub (rund 1,5 mm), die sich gut betätigen und differenzieren lassen. Die Konkurrenz setzt auf die gleiche Ausführung von Glocken für alle Tasten sowie größere Kappen, welche durch die fehlende Führung straffer sitzen können. Durch ihren flachen Kopf lassen sie sich jedoch unter den Chassisrand drücken – ein kleines Detail am Rande, das aufgrund des großen Kappenkopfes an Relevanz verliert, mit höheren Kappen aber auf einfache Weise hätte konstruktiv behoben werden können. Dass Sharkoon die Zusatztasten im potentiell langlebigeren „Laser-cut“-Verfahren beschriftet und dafür in Kauf nimmt, die Tasten minimal anzuleuchten, während Tt eSports an dieser Stelle auf „pad printing“ setzt, gehört ebenso zu den feinen Unterschieden beider Interpretationen.

Lautstärke- und Mediensteuerung
Lautstärke- und Mediensteuerung

Der den beiden Spieletastaturen zugrundeliegende Controller des Typs Holtek HT82A525R erlaubt ein Key-Rollover von 2, das im WASD-Bereich in beiden Fällen die gleichzeitige Betätigung von sechs Tasten erlaubt. Sowohl Tt eSports („6-8 Anti-Ghosting-Keys“) als auch Sharkoon („Multi-Key-Rollover“) suggerieren jedoch, dass sich wesentlich mehr Tasten drücken lassen – verstanden wird der Wert üblicherweise als Minimalangabe. Angegeben wird in beiden Fällen jedoch lediglich ein Maximalwert, bei dem zudem entgegen der üblichen Zählweise Modifier-Tasten einbezogen werden.

Sharkoon Skiller Pro – Software

Aufbau und Layout der Software beider Tastaturen zeigen erneut die nahe Verwandtschaft beider Produkte. Im Hauptmenü lassen sich beiderseits einzelne Tasten mit neuen Funktionen belegen, für Makros sind ausschließlich die sechs zusätzlichen Taster vorgesehen. Profile können mit Programmaufrufen verknüpft, in der Software aber nicht benannt werden, worunter die Übersichtlichkeit leidet. Der vor allem auf Spiele fokussierte Ansatz verrät sich auch durch den Umstand, die Makrotasten nicht für Programmverknüpfungen nutzen zu können.

Feine Unterschiede treten lediglich beim Editieren von Makros zutage: Tt eSports bietet hier die Option, Mausbefehle zu integrieren. Im Gegenzug erlaubt die Skiller Pro, den Status der Windows-Taste beim Aufruf eines neuen Profils festzulegen. Insgesamt ist die Software jedoch übersichtlich strukturiert, durchdacht konzipiert und braucht auch den Vergleich mit den Beilagen weit teurerer Produkte nicht zu scheuen.

Tt eSports Challenger Prime – Software v1.0

Idee und Layout der beiden Tastaturen gefallen ebenso wie die gute Software. Wird eine Spieletastatur für 30 Euro mit Makrotasten gesucht, kann es dennoch nur eine Empfehlung geben: Die Sharkoon Skiller Pro gefällt mit dem guten Chassis und erstaunlich durchdachten Detaillösungen, patzt aber ausgerechnet beim Schreibgefühl und der Beleuchtung. Die funktionaler zusammengesteckte Challenger Prime mit angenehmer geformtem Gehäuse vermeidet diese eklatanten Fehltritte und geht damit als klarer Sieger aus dem Bruderduell hervor.

Update 17.12.2015 Obwohl die finale Verkaufsversion der Skiller Pro wesentlich besser abschneidet als das zunächst erhaltene Vorserienexemplar mit eklatanten Schwächen ist die Challenger Prime aufgrund des höheren Eingabefrequenz und der weiterhin besseren Beleuchtung prinzipiell die bessere Tastatur – allzu groß ist der Unterschied in der Summe aller Eigenschaften nun jedoch nicht mehr.