One M9 im Test: HTCs heißes Eisen für 2015 mit Snapdragon 810

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Nicolas La Rocco
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Fazit

Das neue HTC One M9 ging Anfang März auf dem MWC im Trubel um Smartwatches, VR-Brillen und vor allem auch das Galaxy S6/edge etwas unter. Dies lag auch daran, dass das Smartphone anderthalb Wochen vor der offiziellen Ankündigung bereits in vollem Umfang im deutschen Online-Handel auftauchte. Es ging aber auch auf der Messe unter, weil Samsung mit dem Galaxy S6/edge alle erdenklichen Register zog und eine komplette Neuinterpretation der Serie, vollgestopft mit aktueller Technik vorstellte. HTC stellte stattdessen „nur“ eine Evolution des bereits Bekannten vor.

Am 31. März wird HTC mit dem One M9 trotzdem wieder ein sehr gutes Smartphone auf den Markt bringen. Wieder einmal lautet das Motto: anfassen statt angucken. Optisch hat sich auf den ersten Blick nur wenig verändert, wer das M9 in die Hand nimmt, wird aber Unterschiede zum M8 feststellen und Gefallen an dem schicken und gut verarbeiteten Gehäuse finden. Die hervorstehende Kamera mit Einfassung aus Kunststoff wirkt zwar fehl am Platz, qualitativ ist sie aber ein sichtbarer Fortschritt gegenüber dem M8. Die bessere Kamera hat aber auch einen unschönen Nebeneffekt: Der Autofokus ist merklich langsamer geworden. Das M8 ist etwas, der Klassenprimus iPhone 6 Plus sogar deutlich schneller. Die Basis stimmt aber, sodass HTC mit Software-Optimierungen nachlegen könnte, um den verlorenen Boden aufzuholen.

HTC One M9 im Test

Beim Snapdragon 810 ist das bereits geschehen. Die ersten anderthalb Wochen des Tests sorgten die hohen Temperaturen des Chips für Stirnrunzeln. Die Gerüchteküche schien bestätigt, bis HTC kurz vor Testende noch ein Software-Update nachreichte, um die Temperaturen im Zaum zu halten. Die Lösung des Problems war einfach: Takt runter, Temperaturen runter. Fesseln legt HTC dem M9 damit nicht an, das sogenannte Throttling ist bei High-End-Smartphones mit Android ein probates Mittel, um ohne aktive Kühlung den stabilen Betrieb zu gewährleisten – das macht nicht nur HTC. Von der Hand zu weisen ist aber nicht, dass der Snapdragon 810 früher warm wird und deshalb früher an der Taktschraube drehen muss. Dennoch ist das M9 im Alltag auch bei langer Spielzeit kein Opfer des Throttling. Die Leistung im Alltag liegt auf sehr hohem Niveau und gibt keinen Anlass für Kritik. Unter normalen Bedingungen ist der Snapdragon 810 ein sehr schnelles System-on-a-Chip.

Schnell ist im Gegenzug aber auch der Akku leer. Alle drei Benchmark-Tests beendete das M9 trotz höherer Nennladung des Akkus mit einer kürzeren Laufzeit als das M8. Weil die Testbedingungen und auch die restliche Hardware gleich sind, bleibt als Verusacher der Snapdragon 810. Zum „befriedigend“ in der abschließenden Wertung helfen dem M9 nur die Laufzeiten im Alltagsgebrauch, die zufriedenstellend sind.

Zehn Tage nach Marktstart des M9 wird sich bei Samsung und dem Galaxy S6/edge zeigen, ob Revolution besser als Evolution ist. Genau dann könnte sich für das One M9 aber auch exakt das wiederholen, was bereits auf dem MWC passierte: Der Untergang im Trubel um das Galaxy S6/edge. Gegen Samsungs Marketing-Maschine hat HTC kein Eisen im Feuer. Im High-End-Segment der Android-Smartphones sollte das One M9 bei einer Neuanschaffung trotzdem definitiv in den engsten Kreis der Kandidaten aufgenommen werden. Es muss aber auch jedem potenziellen Käufer bewusst sein, dass die viel versprechende Konkurrenz um die Ecke lauert.

HTC One M9
Produktgruppe Smartphones, 23.03.2015
  • Display
    ++
  • Leistung Produktiv
    ++
  • Leistung Unterhaltung
    ++
  • Laufzeit
    O
  • Verarbeitung
    ++
  • auch mit Full HD noch ein Top-Display
  • schönes Aluminium-Gehäuse
  • sehr gute Verarbeitung
  • im Alltag sehr hohe Performance
  • Kamera endlich mit hoher Auflösung und ohne störenden Blaustich
  • für ein Smartphone immer noch gute, aber heller klingende Lautsprecher
  • alle aktuellen Übertragungsstandards
  • interner Speicher erweiterbar
  • Laufzeiten kürzer als beim One (M8)
  • wird mit Qualcomm Snapdragon 810 bei Dauerbelastung schneller warm und taktet früher runter als die Konkurrenz
  • Autofokus ist langsamer geworden
  • Akku fest verbaut

Verfügbarkeit

Das HTC One M9 ist in Deutschland ab dem 31. März in der getesteten Farbe „gold on silver“ sowie in dem vom One M8 bekannten „gun-metal gray“ erhältlich. Sechs bis acht Wochen später soll eine komplett goldene Variante folgen. Die unverbindliche Preisempfehlung mit 32 GB Speicher liegt für alle drei Varianten bei 749 Euro.

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