Facebook: Nutzer dürfen Kriegsfoto trotz Nacktheit teilen

Andreas Frischholz
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Facebook: Nutzer dürfen Kriegsfoto trotz Nacktheit teilen

Dass Facebook ein ikonisches Kriegsfoto aus dem Vietnam-Krieg mit Verweis auf die Gemeinschaftsrichtlinien mehrfach entfernte, sorgte am Freitag für erhebliches Aufsehen. Nach lautstarkem Protest und Zensurvorwürfen zog das soziale Netzwerk aber die Reißleine.

So erklärte ein Facebook-Sprecher laut einem Bericht der Welt: Auf dem Bild sei zwar ein unbekleidetes Mädchen zu sehen, man erkenne aber die historische Bedeutung des Fotos an. Und diese habe einen höheren Stellenwert als der Schutz der Gemeinschaft. Deswegen soll das Bild auch in Zukunft nicht mehr entfernt werden, wenn Nutzer es teilen.

Die entsprechenden Lösch-Systeme will Facebook nun anpassen. Bis die Umstellung wirkt, könne es allerdings noch einige Tage dauern.

Zensur-Vorwürfe nach Löschung der berühmten Kriegsfotografie

Hintergrund des Vorfalls ist das als The Terror of War bekannte Foto von 1972. Zu sehen ist das 9-jährige Mädchens Kim Phúc, sie floh infolge eines Napalm-Angriffs nackt und mit schwersten Verbrennungen aus einem Dorf. Die norwegische Zeitung Aftenposten teilte es vergangenen Mittwoch in einem Facebook-Beitrag. Nun löschte Facebook den Eintrag und weitere mit dem Bild aber mit einem Verweis auf die Gemeinschaftsrichtlinien. Die Darstellung von nackten Kindern sei untersagt, deswegen wurde die Aftenposten-Redaktion zuvor schon aufgefordert, dass Bild entweder selber zu löschen oder zu verpixeln.

Dieses Vorgehen sorgte allerdings für erheblichen Protest, Zensur-Vorwürfe machten die Runde. Aftenposten-Chefredakteur Espen Egil Hansen bezeichnete das Löschen des Bildes als „Machtmissbrauch“. Es sei enttäuschend, wenn Facebook Regeln durchdrücke, die nicht zwischen „Kinderpornographie und berühmten Kriegsfotografien“ unterscheiden. Zudem ist es laut Hansen besorgniserregend, wenn das „wichtigste Medium der Welt“ die Freiheit nicht ausweite, sondern diese auf eine bisweilen „autoritäre Weise“ einschränke.

Selbst Justizminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich zu dem Streit. „Strafbare Inhalte sollten aus dem Netz verschwinden, nicht Fotos, die die ganze Welt bewegen“, sagte er auf Anfrage der Bild. Wenn nun solche Fotos gelöscht werden, treffe „es genau die Falschen“.

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