Aqua Computer Dr. Delid: Köpfende Konkurrenz für den Delid Die Mate

Thomas Böhm
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Aqua Computer Dr. Delid: Köpfende Konkurrenz für den Delid Die Mate
Bild: Aqua Computer

Der „Dr. Delid“ von Aqua Computer ist ein Werkzeug, das speziell zum gefahrlosen Entfernen des Heatspreaders von Intel-Prozessoren der Generationen Skylake und Kaby Lake entwickelt wurde. Das Produkt richtet sich an Übertakter und stellt Konkurrenz für den bislang einzigartigen Delid Die Mate von Roman „der8auer“ Hartung dar.

Der Wärmeübergang als Schwachpunkt

Hintergrund der Werkzeuge zum Entfernen des Heatspreaders aktueller Sockel-115x-CPUs von Intel ist das eingesetzte Wärmeleitmittel zwischen der eigentlichen CPU (Die) und dem metallenen „Kopf“, auf welchem Kühler aufsitzen. Zwischen beiden Bauteilen wurde bis zur Generation Sandy Bridge auf Sockel 1150 Lot als Verbindung eingesetzt. Die Enthusiasten-Plattform X99 nutzt ebenfalls verlötete Heatspreader – die aktuellen Sockel-115x-Prozessoren verzichten jedoch darauf. Stattdessen kommt Wärmeleitpaste als „Thermal Interface Material“ (TIM) zum Einsatz.

Diese verschlechtert den Wärmeübergang zwischen Chip und Heatspreader, weshalb aktuelle Kaby-Lake-Prozessoren bereits ohne Übertaktung unter Last trotz guter CPU-Kühler sehr hohe Temperaturen erreichen. Um dieses Manko aufzuheben, bedienen sich Übertakter seit der Ivy-Bridge-Generation des sogenannten „Köpfens“, womit das Ablösen des Heatspreaders von der CPU gemeint ist. Im Anschluss wird eine hochwertigere Wärmeleitpaste zwischen Die und Heatspreader verteilt, um höhere Taktfrequenzen dank niedrigerer Kerntemperaturen erreichen zu können.

Werkzeug für den Garantieverlust

Anstelle von brachialem Köpfen per klassischem Schraubstock gibt es seit 2015 als eigens für diesen Zweck vorgesehenes Hilfsmittel den Delid Die Mate, welcher demnächst in einer zweiten Version erhältlich ist. Nun legt auch Aqua Computer nach und bietet mit dem „Dr. Delid“ ein Konkurrenzprodukt an. Das CNC-gefräste Werkzeug aus Kunststoff (POM) nimmt einen Skylake- oder Kaby-Lake-Prozessor auf, ohne dessen Goldkontakte an der Unterseite zu berühren. Per Drehung einer Schraube wird der Heatspreader anschließend entfernt – ein fester Anschlag verhindert, dass der darunter liegende Chip beschädigt wird.

Nach dem „Köpfen“ hilft der Dr. Delid auch bei der erneuten Montage des Heatspreaders: Sobald das neue Wärmeleitmittel aufgetragen worden ist, kann der Heatspreader über einen Rahmen in der richtigen Position fixiert werden, um die Befestigung mittels eines geeigneten Klebers zu erlauben. Auch wenn mit einem solchen Werkzeug die Gefahr, den Prozessor zu beschädigen, sehr gering ist, gilt nach wie vor, dass das „Köpfen“ mit dem Verlust jeglicher Garantieansprüche einhergeht.

Mit sehr guten (Flüssigmetall-)Wärmeleitpasten konnte ComputerBase durch das Köpfen eines Intel i7-6700K die CPU-Temperatur unter Last um fast 20 Kelvin senken, wobei das Intervall beim Übertakten noch höher ausfällt.

Köpfen für 30 Euro

Aqua Computer wird den „Dr. Delid“ zum Preis von 29,90 Euro anbieten. Das Werkzeug soll ab Ende der Woche erhältlich sein. Damit steht es in direkter Konkurrenz zur zweiten Version des Delid Die Mate von Roman „der8auer“ Hartung, welcher zum gleichen Preis bei Caseking ab dem 22. Februar lieferbar sein soll. Der „Dr. Delid“ ist ab Werk ausschließlich für Skylake- und Kaby-Lake-Prozessoren ausgelegt. Wer auch ältere Ivy-Bridge- und Haswell-CPUs köpfen möchte, muss Plastiknasen, die die richtige Ausrichtung der neueren Prozessoren sicherstellen, nachträglich entfernen.

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