be quiet! S9 und EVGA B3 im Test: 80Plus-Bronze-Netzteile mit Minimal- und Vollausstattung

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Nico Schleippmann
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Testergebnisse

Für die Netzteile kamen während der Tests folgende selbstkalkulierten Lasten zum Einsatz. Die prozentualen Auslastungen stellen dabei die Lastverteilung nach, wie sie die 80Plus-Organisation verwendet. Die festen Lasten sollen typische Lastverteilungen aktueller Hardware-Konfigurationen nachstellen.

Die im Test verwendeten Lasten im Detail

Die einzelnen Ergebnisse jeder Kategorie können anhand der Schaltflächen über den Diagrammen durchgeschaltet werden.

Effizienz

Das EVGA B3 550W ist nach dem Standard-80Plus-Zertifizierungsverfahren mit 115-Volt-Eingangsspannung getestet worden, wonach es den Anforderungen von 80Plus Bronze entspricht. Mit einem Wirkungsgrad von bis zu 88 Prozent erfüllt es nach eigenen Messungen sogar die Voraussetzungen von 80Plus Silber. Mit den Lasten nach 80Plus, aber einer Eingangsspannung von 230 V kann auch das be quiet! System Power 9 400W vermessen werden, das sich knapp oberhalb von 80Plus Bronze EU ansiedelt – das B3 550W ist aber stets in Führung.

Diagramme
Effizienz bei 115 Volt Eingangsspannung
707580859095Prozent 10 %20 %50 %100 %110 %

Mit dem Vergleich bei „festen Lasten“ werden beide Netzteile mit demselben Betriebspunkt ausgelastet. Bis zu einer Auslastung von 80 W können keine Unterschiede festgestellt werden, erst darüber geht das B3 550W in Führung. Wegen seiner geringeren Nennleistung erreicht das System Power 9 400W bereits bei 210 W sein Effizienzmaximum, für das B3 550W liegt dieses mit stolzen 90,8 Prozent bei 290 W. Damit spielt das B3 550W sogar in der nächsthöheren Liga von be quiet!, nämlich dem Pure Power 10 500W CM.

Leistungsfaktorkorrektur (PFC)

Die Leistungsfaktorkorrektur funktioniert beim System Power 9 400W äußerst gut. Das B3 550W schneidet hier für ein Netzteil mit aktiver PFC nur unterdurchschnittlich ab, wobei mit einem Leistungsfaktor von über 0,95 ab Halblast immer noch sehr gute Werte erreicht werden.

Leistungsfaktor
66,27073,01679,76286,50893,254100,000Prozent 10 %20 %50 %100 %110 %

Spannungsregulation

Die Ausgangsspannungen regelt das B3 550W über seinen kompletten Lastbereich nahezu ideal. Auf der 12-V-Schiene treten nur Abweichungen um 60 mV auf, beim System Power 9 400W sind es immerhin noch gute 120 mV. Die Regelung der Minor-Rails gelingt dem B3 550W ebenso deutlich besser.

Diagramme
Spannungsregulation +12 Volt
11,011,411,812,212,613,0Volt 10 %20 %50 %100 %110 %Crossload 12 VCrossload Minor

Erst bei einem höheren Anteil der Lastverteilung auf der 12-V-Schiene zeigen die Messungen mit „festen Lasten“ beim B3 550W, dass es vom quasi lastfreien bis zum Volllastbetrieb eine etwas größere Differenz von 110 mV gibt.

Restwelligkeit

Die Filterung der Restwelligkeit erweist sich als weitere Stärke des B3 550W. Mit einem Wechselanteil von 15 mV auf der 12-V-Schiene und 11 mV auf den Minor-Rails kann EVGA Spitzenleistungen einfahren. 46 mV auf der 12-V- und 28 mV auf der 5-V-Schiene des System Power 9 400W sind zwar noch klar unbedenklich, können aber im Jahre 2018 nicht mehr beeindrucken. Die Messungen mit „festen Lasten“ kommen auf dasselbe Ergebnis.

Diagramme
Restwelligkeit +12 Volt
0306090120150Millivolt 10 %20 %50 %100 %110 %Crossload 12 VCrossload Minor

Schutzschaltungen

Die Überstromsicherungen (OCP) beider Probanden funktionieren korrekt. Da EVGA auf eine erweiterte 12-V-Absicherung verzichtet hat, wurde der Überstromschutz der 12-Volt-Schiene auch nur indirekt über den Überlastschutz (OPP) umgesetzt, der aber mit 840 W relativ spät auslöst. Effektiver funktioniert die Implementierung von be quiet!, mit der schon Überströme von 38 beziehungsweise 34 A abgeschaltet werden können. Die Überlastsicherung des System Power 9 400W funktioniert wiederum nicht korrekt, weil die Ausgangsspannung die Spezifikation verlässt, bevor der Schutz greift. Aufgrund der umfangreichen Schutzmaßnahmen gegen Überströme nimmt die OPP aber nur die Funktion als Schutz gegen mutwillige Überlastung ein. Der Überhitzungsschutz (OTP) soll Schäden bei Blockade oder Ausfall des Lüfters vermeiden. Mit 115 °C am Kühlkörper auf Sekundärseite des System Power 9 400W greift dieser Schutz aber etwas spät.

be quiet! System Power 9 400W
Sicherung Nennstrom / Nennleistung Auslösepunkt der Schutzschaltung
3,3 V OCP 24 A 31 A
5 V OCP 15 A 27 A
12 V1 OCP 22 A 38 A
12 V2 OCP 18 A 34 A
OPP 400 W >480 W (Abschaltung bedingt durch UVP bei unter 10 V auf der 12-V-Schiene)
OTP 115 °C (an Kühlkörper auf Sekundärseite)
EVGA B3 550W
Sicherung Nennstrom / Nennleistung Auslösepunkt der Schutzschaltung
3,3 V OCP 20 A 33 A
5 V OCP 20 A 30 A
12 V OCP 45,8 A 70 A (Abschaltung bedingt durch OPP)
OPP 550 W 840 W
OTP 100 °C (an Kühlkörper auf Sekundärseite)

Die Kurzschlusssicherung (SCP) wird anhand zweier Messmethoden überprüft. Zum einen wird ein niederohmiger Kurzschluss auf den zusammengelegten Leitungen einer Spannungsschiene und zum anderen auf einem SATA-Stecker eingefügt. Beide Netzteile erkennen diese Fehlerfälle korrekt.

Wärmekammer

Für die Netzteile wird versprochen, dass die volle Nennleistung auch bei hohen Umgebungstemperaturen von 40 °C abgegeben werden kann. Wenn das Netzteil mit zur Entlüftung des Systems genutzt wird, können solch hohe Temperaturen auftreten. Viele Gehäuse erlauben mittlerweile aber einen getrennten Luftstrom, was der Lautstärke und Performance des Netzteils zugutekommt. Die folgenden Messungen wurden mit anderem Mess-Equipment, abweichender Lastverteilung bei einer noch höheren Umgebungstemperatur von 50 °C und Volllast durchgeführt.

Die Messungen in der Wärmekammer lassen keine Verschlechterung der Messergebnisse von den DC-Ausgangsspannungen und der Restwelligkeit erkennen. Das B3 550W kann erneut exzellente Werte vorweisen, das System Power 9 400W besitzt wieder eine etwas höhere Restwelligkeit auf der 5-V-Schiene.

Ausgangsspannungen System Power 9 400W B3 550W
12 V 12,08 V 12,10 V
5 V 4,95 V 5,00 V
3,3 V 3,30 V 3,29 V
5 VSB 5,01 V 5,01 V
‑12 V ‑12,22 V ‑12,38 V

Die Lüfterdrehzahl musste deutlich angehoben werden, um für eine ausreichende Kühlung der Bauteile zu sorgen. Für das B3 550W liegen 1.780 und für das System Power 9 400W 1.480 Umdrehungen pro Minute an. Am sekundärseitigen Kühlkörper können in diesem Szenario 70 °C gemessen werden, sodass sich auch benachbarte Bauteile wie die Elkos entsprechend aufheizen. Wird das Netzteil außerhalb der Temperaturspezifikation betrieben, verringert sich die Lebensdauer insbesondere bei lang anhaltender hoher Auslastung enorm, weshalb auf die Temperatur der Zuluft unbedingt geachtet werden sollte.

Stützzeit & ErP

Gerade für günstige Netzteile wird gern am Stützkondensator gespart, weil ein ordnungsgemäßer Betrieb in einem stabilen Niederspannungsnetz wie dem deutschen auch für geringere Stützzeiten sichergestellt werden kann. Diese Vorgabe erfüllen die Netzteile exakt.

Stützzeit
  • AC_loss bis PWR_OK-Ende:
    • Zalman ZM500-TX
      6,5
    • Corsair TX550M
      11,9
    • Inter-Tech Sama Armor 550W
      12,4
    • Cougar VTX 450W
      14,0
    • Xilence Performance X 550W
      14,2
    • XFX XT500 (zweite Revision)
      14,8
    • Cooler Master MasterWatt Lite 500W
      15,2
    • Enermax RevoBron 500W
      15,8
    • Cooler Master MasterWatt 450W
      15,9
    • Minimum
      16,0
    • EVGA B3 550W
      16,9
    • be quiet! System Power 9 400W
      17,5
    • BitFenix Formula Gold 550W
      17,6
    • XFX XT500 (erste Revision)
      18,2
    • Sea Sonic Focus Plus Gold 550W
      22,0
  • PWR_OK-Ende bis DC_loss:
    • Inter-Tech Sama Armor 550W
      0,0
      tatsächlicher Wert: -0,7
    • Minimum
      1,0
    • XFX XT500 (erste Revision)
      1,4
    • EVGA B3 550W
      1,8
    • BitFenix Formula Gold 550W
      3,5
    • Cooler Master MasterWatt Lite 500W
      3,8
    • Cooler Master MasterWatt 450W
      3,9
    • Corsair TX550M
      3,9
    • XFX XT500 (zweite Revision)
      3,9
    • Xilence Performance X 550W
      4,5
    • Enermax RevoBron 500W
      4,8
    • be quiet! System Power 9 400W
      5,1
    • Zalman ZM500-TX
      5,1
    • Sea Sonic Focus Plus Gold 550W
      6,2
    • Cougar VTX 450W
      7,1
Einheit: Millisekunden

Aber nicht nur die Stützzeit selbst ist ein relevantes Messergebnis, sondern auch der Zeitpunkt, wenn das Netzteil das PWR_OK-Signal fallen lässt, bevor die Spezifikationen der Spannungsschienen verlassen werden (DC_loss). Diese Zeit soll mindestens 1 ms betragen, wobei eine möglichst kurze Zeitspanne bevorzugt wird, weil dadurch die Stützzeit verlängert werden kann – mit 2 bis 5 ms erfüllen die Testprobanden diese Vorgabe klar.

ErP Lot 6 2013 System Power 9 400W B3 550W
Keine Last 0,23 0,24
45 mA auf 5 VSB 0,49 0,53
Maximum 0,50
Aufgenommene Leistung in Watt

Im lastfreien Standby-Modus sind die Netzteile mit ungefähr 0,2 W Leistungsaufnahme relativ sparsam. Mit einer Belastung von 45 mA können die Probanden die EU-Norm mit dem Grenzwert von 0,5 W nur knapp einhalten.