Cloud-Gaming & Streaming: Xbox-Chef spielt auf eigenen Konkurrenten zu Stadia an

Volker Rißka
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Cloud-Gaming & Streaming: Xbox-Chef spielt auf eigenen Konkurrenten zu Stadia an
Bild: Microsoft

Heute war Googles großer Tag, zur E3 wird es unser sein“, kommentierte Phil Spencer von Microsoft die Vorstellung von Google Stadia am Dienstagabend. Mit Projekt xCloud plant Microsoft schon länger einen Streaming-Dienst noch für dieses Jahr, mit Googles Angebot gibt es noch vor dessen Start einen ganz neuen Konkurrenten.

Spiele aus der Cloud – quasi überall

Die Ideen sind dabei sehr ähnlich. Mit xCloud will Microsoft das bestehende Portfolio an Xbox-Spielen für weitere Endgeräte bereitstellen. Damit sind nicht nur Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablets, sondern auch Notebooks oder Desktop-Computer gemeint, denen einige Xbox-exklusive Titel verwehrt blieben. Die Berechnungen erfolgen in Microsofts Azure-Rechenzentren, spezielle neue Blades wurden dafür entworfen, die die Arbeit mehrerer Xbox-One-X-Konsolen verrichten sollen können. Einen ähnlichen Weg geht auch Google, eine Custom-x86-Lösung soll in den eigenen Rechenzentren für hohe Spieleleistung sorgen, da die Rechenzentren „überall“ stehen, soll der Dienst auch fast überall verfügbar werden.

Microsoft zeigte sich dennoch vom Gesamtpaket der Google-Vorstellung beeindruckt, wenngleich dieses in ähnlicher Form erwartet worden war. Doch die Integration von YouTube, dem Google Assistant und dem neuen WiFi-Controller hinterließen einen bleibenden Eindruck. Beim Controller dürfte Microsoft aber kaum echte Konkurrenz befürchten, die Xbox-Controller zählen auch unter PC-Spielern zu den favorisierten. Anders sieht es bei YouTube aus, da hat Microsoft nichts entgegenzusetzen, Cortana zieht gegenüber dem Google Assistant bisher ebenfalls in vielen Bereichen den Kürzeren. Für Microsoft spricht aber das bereits vorhandene Gaming-Ökosystem.

We just wrapped up watching the Google announcement of Stadia as team here at GDC. Their announcement is validation of the path we embarked on two years ago..

Today we saw a big tech competitor enter the gaming market, and frame the necessary ingredients for success as Content, Community and Cloud. There were no big surprises in their announcement although I was impressed by their leveraging of YouTube, the use of Google Assistant and the new WiFi controller.

But I want get back to us, there has been really good work to get us to the position where we are poised to compete for 2 billion gamers across the planet. Google went big today and we have a couple of months until E3 when we will go big.

We have to stay agile and continue to build with our customer at the center. We have the content, community, cloud team and strategy, and as I’ve been saying for a while, it’s all about execution. This is even more true today.

Energizing times. Phil

Eine Frage des Komplettpakets und der Latenz

Am Ende wird es auf das Komplettpaket ankommen – und natürlich die Preisgestaltung. Auf Seiten der Technik zählt beim Thema Streaming auch die Frage der Latenz, allen voran wird diese vom PC-Spieler gestellt. Erste Messungen von Digitalfoundry zeigen eine vor allem gegenüber dem PC tendenziell deutlich zu hohe Latenz, im Vergleich zur Xbox One X liegt sie aber nur zwölf Prozent höher und fällt damit in den vernachlässigbaren Bereich.

Latenzmessungen
Latenzmessungen (Bild: Digitalfoundry)

Gegenüber dem Project Stream aus dem Oktober des letzten Jahres hat Google die Latenz insgesamt bereits verbessert, weitere Fortschritte sind zu erwarten. Google hat explizit Konsolenspieler im Blick, fast alle Aussagen am gestrigen Tag richteten sich in diese Richtung. Ohnehin liegt vorrangig der Casual-Spieler im Fokus, dem könnte die Frage der Latenz eher zweitrangig erscheinen, merken weitere Tester vor Ort an.

Die E3 2019 verspricht in dieser Hinsicht Spannung. Microsoft will groß auffahren, Google wird dies beobachten und darauf eventuell noch einmal reagieren – Preise für Stadia gibt es aktuell noch nicht. Spätestens zum Ende des Jahres sollen beide Dienste (in den Beta-Test) starten. Nvidia hat mit GeForce Now ebenfalls einen Dienst in der Planung, der großes Interesse weckt, aktuell aber vielen Testern noch zu teuer wäre.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.