Rage 2 im Test: Mit Vulkan zu hohen FPS und überraschenden Benchmarks

Wolfgang Andermahr (+1)
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Rage 2 im Test: Mit Vulkan zu hohen FPS und überraschenden Benchmarks

tl;dr: Das durchgedrehte Rage 2, das in Kooperation der Avalanche Studios und id Software entwickelt wurde, nutzt auf dem PC ausschließlich die API Vulkan. GPU-Benchmarks zeigen eine ordentliche Leistung bei guter Grafik. Nvidia Turing und insbesondere AMD Radeon schlagen sich gut, Pascal hingegen schwächelt.

Nachdem für Rage (2011) mit id Software „nur“ ein Entwicklerstudio zuständig war, wurde Rage 2 von zwei Studios entwickelt: Die Hauptarbeit wurde von den Avalanche Studios übernommen, die Ende letzten Jahres mit Just Cause 4 ein eher durchschnittliches Spiel abgeliefert haben. Als zweiter Entwickler blieb id Software im Boot und kümmerte sich hauptsächlich um das „Waffengefühl“.

APEX-Engine immer mit Vulkan

Beide Entwicklerstudios haben hauseigene Grafik-Engines im Portfolio. Davon ist id Softwares id Tech klar die beeindruckendere, die für Doom Eternal auf die Version id Tech 7 gebracht wird. Avalanches APEX-Engine hatte und hat in Just Cause 4 hingegen mit einigen Schwachstellen zu kämpfen, kann dafür aber mit einer Open World umgehen – und ist daher die in Rage 2 genutzte Engine. Doch gleich an diesem Punkt kann Entwarnung gegeben werden: Rage 2 sieht grafisch deutlich besser aus als Just Cause 4 und größere Probleme gab es im Test auch nicht.

Rage 2 sieht auf dem PC zwar nicht bombastisch, aber durchaus gut aus. Das Spiel weiß mit einer schicken Beleuchtung zu gefallen und erzeugt aufgrund der teils sehr bunten Optik eine eigene und zum Endzeitszenario passende Atmosphäre. Im Gegensatz zu Just Cause 4 wurde in Rage 2 die Kantenglättung deutlich aufgebohrt. Zudem fallen die Ladezeiten geringer aus und es kommt auch nicht mehr DirectX 11 zum Einsatz. Rage 2 nutzt stattdessen die Low-Level-API Vulkan – bei dessen Umsetzung sicherlich auch id Software geholfen hat. Eine andere API gibt es nicht.

Rage 2 scheint nicht an einem Spiele-Programm von AMD oder Nvidia teilzunehmen. Zumindest gibt es kein Logo der Radeon- oder GeForce-Entwickler zu sehen und auch entsprechende Grafik-Effekte zeigen sich nicht.

Wie sich Rage 2 genau auf dem PC schlägt, klärt der Technik-Test. Neben einem Blick auf das Grafik-Menü und der Kantenglättung stehen vor allem Grafikkarten-Benchmarks im Fokus.

Das Grafikmenü ist unspektakulär

Das Grafikmenü von Rage 2 ist auf dem PC zwar ziemlich umfangreich, spannende Optionen gibt es schlussendlich aber nur eine: Die an- und abschaltbare dynamische Auflösung, die durch Reduzieren der genutzten Auflösung die Framerate auf einem ebenso einstellbaren Niveau hält. Die gewünschte Framerate lässt sich frei zwischen 20 FPS und 240 FPS konfigurieren, die Auflösung ebenso frei zwischen 10 Prozent und 100 Prozent der eingestellten Auflösung.

Sind zum Beispiel 60 FPS und 50 Prozent Auflösung eingestellt, bedeutet dies, dass das Spiel selbstständig die Auflösung auf maximal 50 Prozent der eingestellten Auflösung reduziert, um die 60 FPS zu halten. Neben einer manuellen Konfiguration gibt es auch eine Automatik-Funktion.

Abseits vom Standard lässt sich VSync in Rage 2 nicht nur an- oder ausschalten, sondern ebenso in einen „Mix-Modus“ stellen. Dieser hört auf die Bezeichnung „weich“ und deaktiviert VSync automatisch, wenn die gerenderte Framerate unter die Bildwiederholfrequenz des Monitors fällt. In dem Fall gibt es zwar Tearing, allerdings sinkt der Input-Lag und die Framerate an sich kann etwas höher ausfallen. Kann die Grafikkarte dagegen mehr FPS als die Bildwiederholfrequenz rendern, bleibt VSync ganz klassisch aktiviert.

Davon abgesehen gibt es in dem Grafikmenü noch viele weitere Optionen, um die Performance auf Kosten der Grafik zu verbessern. Komfortfunktionen wie Beispielscreenshots, einen FPS-Limiter oder weitere Funktionen gibt es dagegen keine.

Bedingtes Tuning-Potenzial mit vier Grafik-Presets

Mit „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“ und „Ultra“ gibt es in Rage 2 vier verschiedene Grafik-Presets. Wer mehr Performance auf Kosten der Grafik haben möchte, muss mit jeder jeweils kleineren Stufe allerdings sichtbar an Qualität einbüßen. Hoch anstatt Ultra nutzt offenbar weniger Tessellation, was zur Folge hat, dass mehrere Objekte eckiger werden. Das viel größere Problem ist aber, dass das auch auf Ultra ziemlich aggressive LOD noch aggressiver wird. Manche Objekte tauchen deshalb schon bei Hoch erst recht kurz vor dem Spieler aus dem Nichts auf. Das ist auf Screenshots schwer zu erkennen und fällt erst in Bewegung so richtig auf.

Die mittlere Stufe lässt dann einige Details verschwinden, sodass einige Objekte weniger dreidimensional wirken. Darüber hinaus fallen die Schatten einfacher aus und das LOD-System arbeitet noch aggressiver. Mittel ist dann auch die letzte akzeptable Stufe. Das Niedrig-Preset setzt an denselben Stellschrauben weiter an, mit dem Ergebnis, dass die Schatten teilweise schon Grafikfehler zeigen. In Verbindung mit der noch flacher wirkenden Welt und dem nun extrem aggressiven LOD sieht Rage 2 so nicht mehr gut aus.

Grafik-Presets in Rage 2
  • AMD Radeon RX Vega 64:
    • Niedrig-Preset
      93,3
    • Mittel-Preset
      76,7
    • Hoch-Preset
      62,4
    • Ultra-Preset
      58,7
  • Nvidia GeForce RTX 2070:
    • Niedrig-Preset
      103,1
    • Mittel-Preset
      80,8
    • Hoch-Preset
      64,2
    • Ultra-Preset
      62,3
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Mit der Grafikeinstellung Hoch läuft Rage 2 kaum schneller als Ultra. Die Radeon RX Vega 64 legt gerade einmal um sechs Prozent zu, die GeForce RTX 2070 um gar nur drei Prozent. Mittel ist dagegen ein ordentlicher Schritt, dann verbessert sich die Framerate um 23 beziehungsweise 26 Prozent. Das Niedrig-Preset bringt auf einer Radeon dann noch einmal ein Plus von 22 Prozent FPS, auf einer GeForce sind es 28 Prozent. Das sinnvolle Tuning-Potenzial (Mittel-Preset) bei Rage 2 hält sich mit 30 Prozent damit in Grenzen.

Die Kantenglättung ist besser, aber nicht gut

Just Cause 4 hat eine schlechte Kantenglättung und das Pendant in Rage 2 ist zwar auch keine Offenbarung, arbeitet aber besser. Zur Auswahl stehen die Post-Processing-Varianten FXAA, TAA sowie eine Mischung aus beiden. Empfehlenswert ist schlussendlich nur der Hybrid-Modus „FXAA + TAA“, da dieser klar die beste Glättung bietet. Das bedeutet aber nicht, dass das Bild flimmerfrei ist: Es flimmert vor allem in niedrigen Auflösungen wie Full HD immer noch gut sichtbar. In Ultra HD ist das Bild dagegen sehr ruhig. Alle Modi erzeugen eine Unschärfe. Auch hier gilt, dass der störende Effekt in Full HD gut sichtbar ist, in höheren Auflösungen aber kaum noch (WQHD) bis gar nicht mehr (Ultra HD) auffällt.

Unabhängig von der eingesetzten Grafikkarte kostet das beste Anti-Aliasing in Rage 2 acht Prozent an Performance. FXAA reduziert die Framerate auf einer Radeon RX Vega 64 um ein Prozent, auf einer GeForce RTX 2070 sind es drei Prozent. TAA kostet mit vier beziehungsweise sechs Prozent dagegen etwas mehr FPS.

Anti-Aliasing in Rage 2
  • AMD Radeon RX Vega 64:
    • Aus
      63,4
    • FXAA
      62,7
    • TAA
      60,6
    • FXAA + TAA
      58,7
  • Nvidia GeForce RTX 2070:
    • Aus
      67,1
    • FXAA
      65,2
    • TAA
      62,8
    • FXAA + TAA
      62,3
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
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