Google Assistant: Mitarbeiter können intime Gespräche anhören

Michael Günsch
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Google Assistant: Mitarbeiter können intime Gespräche anhören
Bild: Pixabay | CC0 1.0

Laut Recherchen von VRT News hören sich Google-Mitarbeiter einen Teil der mit Google Home und Google Assistant aufgenommenen Audiodaten an. Dies geschehe, um die eigenen Dienste zu verbessern. Da die Sprachassistenten auch unbeabsichtigt Aufnahmen erstellen, haben Mitarbeiter teils Zugriff auf sehr private Gespräche.

VRT News, der Nachrichtendienst des flämischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Belgien, sei über einen Google-Subunternehmer an mehr als 1.000 solcher Aufnahmen, die über die Smartphone-App Google Assistant erstellt wurden, gelangt und habe hineingehört. Da nicht nur bewusst mit dem Sprachbefehl „Okay Google“ initiierte Sprachaufzeichnungen, sondern auch 153 durch eine Fehlinterpretation der Spracherkennung unbewusst erfolgte Audioaufnahmen darunter waren, konnten teils sehr vertrauliche Gespräche mitgehört werden. VRT News spricht unter anderem von Gesprächen im Schlafzimmer, aber auch geschäftlichen Telefonaten mit vertraulichen Informationen. Teils waren so auch die persönlichen Adressen der Gesprächsteilnehmer zu erfahren. Einige davon habe VRT daraufhin ausfindig gemacht, mit den Aufnahmen konfrontiert und diese hätten bestätigt, dass es ihre Stimmen seien, die dort zu hören sind.

Dass Google Assistant und der smarte Lautsprecher Google Home Konversationen aufzeichnen, sei Teil der Nutzungsbedingungen, die Anwender mit der Nutzung akzeptieren. Unbekannt sei jedoch bisher gewesen, dass Mitarbeiter eines Subunternehmens Zugriff auf diese Aufnahmen haben.

Laut dem Google-Subunternehmer würden weltweit tausende Mitarbeiter ein System nutzen, das Zugriff auf die Audioaufnahmen des Google Assistant erlaubt. In einer Stellungnahme hat ein Google-Sprecher in Belgien erklärt, dass lediglich „etwa 0,2 Prozent aller Audio-Fragmente“ von den Mitarbeitern ausgewertet würden. Dies sei wichtig, um die Spracherkennung zu verbessern. Daher würden von einer „kleinen Anzahl von Audiodateien“ Transkripts erstellt, die zudem „nicht mit persönlichen oder identifizierbaren Informationen verknüpft“ seien.

Auch bei Amazon und Apple hören Mitarbeiter mit

Ein ähnliches Vorgehen wurde bereits im April beim Konkurrenzprodukt Alexa von Amazon bekannt. Amazon hatte bestätigt, dass sich Mitarbeiter des Unternehmens einen sehr kleinen Teil der Audioaufnahmen anhören würden. Auch hier lautete die Begründung, dass auf diese Weise die Spracherkennung verbessert werden solle.

Apple speichert die Audioaufnahmen von Siri mit Zuordnung zu einem Nutzer für sechs Monate, um das System zu trainieren. Nach diesen sechs Monaten werden die Zuordnungen zum Nutzer entfernt und die Aufnahmen für maximal weitere zwei Jahre gespeichert, um Siri zu verbessern – auch unter menschlicher Mitarbeit.